Kinder zum Üben motivieren

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Chrisvont

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23. Juli 2014
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Hallo, ich bin relativ neu in dem Forum und auch relativ neu im Kontakt mit dem Klavier. Ich bin auf der Suche nach Möglichkeiten seine Kinder zu Hause für das Üben, besser Trainieren, zu motivieren.

Nun Kurz zu mir: Erst durch meinen acht Jahre alten Sohn habe ich mich mit dem Klavierspielen beschäftigt. Ich höre sehr gern und viel klassische Musik und irgendwann ist dadurch der Wunsch bei meinen Sohn entstanden, dass er Klavierspielen lernen will. Dann ging alles relativ schnell. Wir sind zur Musikschule gegangen. Er hat auch noch andere Instrumente ausprobiert, aber das Klavier hat Ihm am besten gefallen. Seitdem ist er in der Musikschule und hat großen Spaß am Spielen und Lernen. Damit mein Sohn auch zu Hause üben kann, haben die Großeltern ein Klavier springen lassen. Gerade weil die Klavierlehrerin uns darauf hingewiesen hat, dass ohne häusliches Üben langfristig keine „ Erfolge“ entstehen und deswegen auch die Motivation des Kindes verloren geht. Das leuchtete uns ein und deswegen haben wir ein Klavier gekauft, bzw. seine Großeltern.

Die Klavierlehrerin hat uns empfohlen, dass mein Sohn am besten jeden Tag etwas üben soll. Nach einigen Monaten ist die anfängliche Begeisterung durch das neue Klavier merklich abgeflaut und das freiwillige, tägliche Üben hat sich eher in ein unfreiwilliges Üben gewandelt. Mein Sohn geht nach wie vor gern zur Musikschule und mag die Lehrerin auch gern, aber das häusliche Üben wird zunehmend schwerer. Seine Großeltern sind leider auch vom „ alten Schlag“ und würden das Klavier wieder veräußern, wenn es nicht mehr genutzt wird. Da ich einen Konflikt kommen sehe, möchte ich gern meinen Sohn für das häusliche Üben motivieren und ihm da einen angenehmen Rahmen geben und Ihn unterstützen. Dennoch wird das motivieren für das Üben immer anstrengender, besonders wenn er keine Lust hat. Da kann mir das Motivieren schon Mal sehr viel Zeit kosten. Ich halte nicht viel vom Drohen und Zwängen. Ich habe jetzt im Netzt auch schon ein wenig recherchiert und folgende Methoden gefunden:

Feste Übungszeiten werden vereinbart

Erstellung eines Übungsplans mit unterschiedlichen Übungszeiten

Belohnungen

Zusammen üben

Auf Konzerte gehen

youtube Filme, in denen andere Kinder Klavier spielen

Vorspielen

Durch eigenes üben (Mein Sohn sieht mich am Klavier üben)

Mich würde interessieren, ob es hier Eltern gibt, die vor ähnlichen Problemen stehen und Lösungen gefunden haben oder ähnliche Erfahrungen machen. Nach einiger Recherche ist mir aufgefallen, dass es viele Ansätze hier gibt, die sich mit der Motivation für das Üben beschäftigen, aber keine Ideen bestehen, die sich mit der Motivation beim Üben beschäftigen.
 
Herzlich willkommen bei uns!

Das Interesse nicht nur wecken, sondern es auch erhalten, das ist ein Diskussionsgegenstand vielfältiger Art hier im Forum, erkennbar an ähnlichen Fäden wie unten am Seitenende aufgeführt. Um Dir weiterhelfen zu können, benötigt man als Leser(in) etliche weitere Informationen, die dem Startbeitrag nicht zu entnehmen sind. Denn Klavierspielen ist ja nicht nur eine Art Beschäftigungstherapie, sondern es ist auch entscheidend, was gespielt wird und wie es gespielt wird. Dazu kommt die Frage, ob Dein Sohn weitere Hobbys hat und auch in anderen Lebenslagen (Schule) Belastbarkeit, Ausdauer und Durchhaltevermögen an den Tag legt.

Wer das Spiel eines Musikinstruments wirklich fundiert erlernen will, hat schon eine anspruchsvolle Aufgabe zu bewältigen, da nicht nur in feinmotorischer, sondern auch in kognitiver Hinsicht allerhand verlangt wird. Da bleiben auch bei begabten Kandidat(inn)en Rückschläge und Krisen nicht aus, die mittelfristig zu bewältigen sein sollten. Das Stichwort "Vorspielen" ist bereits gefallen: Hat Dein Sohn auch die Möglichkeit, das Gelernte vorzuführen? Hat er Ziele, auf die es sich hinzuarbeiten lohnt? Macht er Fortschritte, stehen Aufwand und Ergebnis in einem günstigen Verhältnis? Welche Musik hört er sonst? Beschäftigt er sich aufgrund der Unterrichtsinhalte nur mit klassischer Literatur, würde aber gerne mal etwas anderes kennen lernen? Auf zwischenmenschlicher Basis gut mit der Lehrerin auskommen ist nicht dasselbe wie exzellente Musikvermittlung: Idealerweise begeistert die Lehrkraft durch fachlich und didaktisch hochwertigen Unterricht und auf der Schülerseite sollten Begabung, Begeisterungsfähigkeit und Lernbereitschaft gleichermaßen gegeben sein. Um herauszufinden, an welcher Stelle welche Defizite aufzuarbeiten sind, müsste man im genannten Sinne mehr über das Spiel und den Unterricht als solches erfahren.

LG von Rheinkultur
 
Typische, gute Anreize sind zuallererst das eigene Interesse des Kindes, manchmal unterstützt davon, wie es im Freundeskreis aussieht, d.h. spielen die Freunde auch ein Instrument, üben die auch und haben die auch einen gewissen Ehrgeiz, etc. Schwächephasen gibts dann auch mal, die gehen wieder vorüber. Aber wenn das Kind auf Dauer wenig Lust und Freude zeigt, war es vielleicht einfach nicht das richtige ? Wohnen denn die Großeltern im Haus und überwachen die tägliche Übezeit ?

Gruß
Rubato
 
...man kann vom Hundertsten ins Taudendste kommen...
und manche Reibereien scheinen bei der Sozialisation des Nachwuchses unvermeidlich:
- ich will Saxophon spielen aber nicht üben
- ich will aber keine Hausaufgaben machen
- och Männo das ist mein Zimmer, da räum ich auf wenn ich will
- ich will aber Wurstverkäufer werden und kein Abi machen
- ich lauf rum wie ich will und mein Piercing geht dich gar nichts an
- warum muss ausgerechnet ich bei Spießbürgern aufwachsen
usw
usw
usw

@Chrisvont ich meine, dass du da am Beispiel des Klavierübens ein anz normales, alltägliches, in vielen Lebenbereichen sich wiederholendes Problem der Kindererziehung ansprichst, d.h. eine ganz spezielle "Klavierspiel-Lösung" gibt es nicht. Der Nachwuchs hat zu lernen, für die eigenen Entscheidungen die Verantwortung auch zu tragen: wer "ich will Klavier" tutet, der übt, wer "ich will ein Karnickel" tutet, der füttert das Tier und macht den Stall sauber usw usw.
Es ist eine grundsätzliche und allgemeine Erziehungsfrage. Viel Glück und Erfolg dabei, es ist eine lange und aufreibende Aufgabe. So isses halt mit Kindern.
 
Fetten Taschengeldzuschlag gibt es immer erst nach dem Üben.

CW
 
Ich meinte das eigentlich als Belohnung, nicht aber Üben als Überlebensvoraussetzung.

CW
 
das bedeutet, dass die Eltern den Lehrer und den Schüler entlohnen ...
Ja, so kann man das sarkastisch formulieren.

Ich habe als Kind das Üben gehasst. Ich habe mir einen Wecker auf das Klavier gestellt und wenn der nach einer halben Stunde klingelte, habe ich mitten im Takt aufgehört. Und wenn ich pro Übesitzung etwas bekommen hätte, ja, dann hätte ich zwar genauso widerwillig, aber totsicher öfter geübt.

CW
 
Wenn es pädagogisch in Ordnung ist, ein Kind mit Gummibärchen oder Ipadspielen zu bestechen, kann auch Taschengeld nicht verboten sein. Solche "Deals" finde ich völlig normal. Sie kommen in jeder Familie vor. Hauptsache, alle Beteiligten sind zufrieden. Und das sind sie immer dann, wenn jeder profitiert.

CW
 

Meine Eltern wären im Leben nicht auf die Idee gekommen, mich fürs Üben zu "entlohnen".

Man hat sich für das Instrument entschieden, man wollte das, also muss auf A auch B (üben) folgen. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es da eine gemeinsame Abmachung über eine festgelegte Übezeit.

Ohne jeden Firlefanz.

Zuerst war man noch stolz darauf, überhaupt ein Klavier zu besitzen und spielen zu lernen. Später im Gymnasium hat sich das alles ein bisschen relativiert, denn fast jeder hat damals Klavier gespielt. Da wollte man natürlich nicht wie der Depp dastehen ("Was, Du spielst erst XY? :müde:Ich kann aber schon ZY!":super:)
 
Warum nicht mal das Naheliegendste versuchen: Den Filius fragen, warum er früher Lust hatte und jetzt nicht mehr.
Oft liegt die Ursache des Nicht-Üben-Wollens auch darin, dass das Kind nicht weiß, wie / was es genau üben soll. Das ist wie beim Zimmeraufräumen. Man weiß nicht, welches Teil man zuerst in die Hand nehmen soll und nimmt deshalb gar keins in die Hand.
Wenn er aber weiß: Erste Zeile, Rechte Hand, täglich 10 Mal spielen; E-Dur-Tonleiter über zwei Oktaven langsam spielen; Eine Pentatonische Melodie ausdenken - das sind doch Dinge, unter denen man sich etwas vorstellen kann, und die tut man dann auch eher.
 
Das WIE und WAS muss aber von der Lehrerin ausgehen. (Schul-) Hausaufgaben werden ja auch erledigt, ohne dass man die Kids mit Bonbons bestechen muss.
 

Bei uns wird auch regelmässig geübt. Ich will aber diktatorische Verhältnisse auf jedem Fall vermeiden. Das bringt niemand etwas.
Es bringt viel mehr, wenn das Kind aus eigenen Antrieb mit dem Instrument übt. Die Frage ist, wie man diese eigene Motivation kitzeln kann, da aus meiner Sicht ein „Du wolltest ein Klavier, jetzt übst du!!!“ nur abschreckt.
Mit dem Kind sprechen, finde ich eminent wichtig. Realisiert es, dass er in eine Übe-Krise steckt? Ist es zufrieden, dass seine Eltern ständig reklamieren, wegen des Übe-Mankos? Was würde es selber machen, um die Durststrecke zu überwinden? Wie sieht seine Lösung aus? Wenn das Kind selber an die Lösung arbeitet, umso mehr ist es gewilligt, sie einzusetzen.
Bestechung ist nicht gut, aber man muss es auch pragmatisch angehen. Wenn externe – angemessene - Motivatoren helfen, nur zugreifen. Belohnung und Lob sind aber auch Motivatoren, und können mächtig helfen. Vielleicht nicht für das Erledigen einer Übe-Einheit, sondern eher für das Gelingen eines schweren Taktes, oder so.
Um unsere Durststrecke zu überwinden hatte ich damals ein Lego in Aussicht gestellt, was gewaltig geholfen hatte. Jetzt, 2 Monate nach der Krise, ist alles wieder in Ordnung. Mein Sohn übt wieder zufrieden. Käme jetzt eine neue Übe-Krise (und die kommt bestimmt!) würde ich nicht mehr auf solche Methoden zugreifen (oder nur im Extremfall), sondern eher probieren, seine eigene Motivation zu wecken.
Kinder (und das habe ich auch vor einigen Monaten lernen müssen) haben übrigens keine regelmässig steigende Lernkurve, sondern eine Lern-Treppe. Steil aufwärts, Pause, wieder steil aufwärts und so weiter. Vielleicht steckt dein Kind in der ersten Pause und in einigen Wochen/Monaten sieht es dann besser aus. Für eine noch relativ kurze und frische Lernpause fände ich es sehr schade schon aufzugeben.

Viele Grüsse und viel Glück!
fl
 
Ich will aber diktatorische Verhältnisse auf jedem Fall vermeiden. Das bringt niemand etwas.

"Diktatorische Verhältnisse"? Nein!!! Hilfe!
Aber es gibt Pflichten, und wenn meinen Eltern irgendwas in der Erziehung gelungen ist, dann die Herausbildung von Pflichtbewusstsein. Ich weiß, heutzutage ist das ein ganz schlimmes Wort. :dizzy:

Allerdings finde ich persönlich fragwürdig, die Krämermentalität ("Do ut des") schon in den Kindern zu wecken. Bei uns wurde nie (materiell) belohnt, aber gelobt und auf anderem Weg Anerkennung gezeigt.

Nota bene, ich bin kinderlos und hab gut schwadronieren.
 
Solche "Deals" finde ich völlig normal. Sie kommen in jeder Familie vor.
Finde ich nicht und solche Deals kommen in meiner Familie (und in anderen Familien die ich kenne) nicht vor. Wo kommen wir denn da hin, wenn ich meine Kinder für Dinge bezahle, die selbstverständlich sind (Schneeräumen, Rasenmähen, Zimmer aufräumen etc ...). Dabei sollte natürlich eine gewisse Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben. Wer Klavier lernen will muss üben. Wer nicht üben will, kann nicht Klavier lernen ... ich denke mal, das muss ein Kind begreifen ... manchmal hilft auch leichter Druck um über gewisse "Motivationslöcher" zu helfen. Und wenns nicht geht, dann einfach mal eine Pause machen lassen.

Nett übrigens der Satz des Threadstarters: "Ich höre sehr gern und viel klassische Musik und irgendwann ist dadurch der Wunsch bei meinen Sohn entstanden, dass er Klavierspielen lernen will." Beim 8-jährigen Sohn? Weil der Vater gerne klassische Musik hört? Vielleicht sollte man erstmal hinterfragen, was die Wünsche des Sohns wirklich sind und welche Motivation hinter all dem steckt.

Gruss

Hyp
 
Wer Klavier lernen will muss üben. Wer nicht üben will, kann nicht Klavier lernen ... ich denke mal, das muss ein Kind begreifen ...
Da liegt des Pudels Kern: Du weißt das, weil du es in deinem mehrere Jahrzehnte andauernden Leben schon zigfach erfahren, erlebt, ausprobiert hast. Ein Achtjähriger hat das vielleicht noch nie in seinem Leben bemerkt - dass es Durststrecken gibt, die auch enden, dass sich ein tolles Gefühl einstellt, wenn man sie überwindet, dass sich die Gefühle und die Lust verändern, dass Erfolg keine y=x-Gerade ist (oder gar eine Parabel), etc.
Und wie soll man das lernen, wenn nicht durch positive Erfahrung? Die kommt bestimmt nicht durch ein lasches "dann lässt du es eben", denn viele Kinder lassen es dann wirklich.
 
Hi all,

ich würde den Faktor "Instrument selbst" nicht unbeachtet lassen.

Wenn vom ersten Augenblick an, vom allerersten Betätigen einer Taste durch das Kind der Funke überspringt, die lodernde Glut in ihm entfacht wird, und ein unsichtbares, fast unzerreißbares Band zwischen Kind und diesem Instrument geknüpft wird, dann....
ja, dann klappt es m.E. auch mit dem Üben.

Wenn nicht, könnte Verdruss die Folge sein, und Hinwendung zu anderen Tätigkeiten.

Es ist ja auch so : Klavierspielen für sich betrachtet gehört eigentlich nicht zu den überlebenswichtigen Tätigkeiten, wie Essen, Trinken, und einige Schulfächer - denn sonst müssten es ja alle Menschen tun, sonst stürben sie. Es ist ja daher auch einem Kinde zuzugestehen, sich eben NICHT für Klavier entschieden zu haben - sondern beispielsweise fürs Reiten.

Kinder sollte man genau beobachten, Interessen und Lieben fördern, nichts behindern, und ihnen zugestehen, Ungeliebtes aus dem Bereich der nichtlebensnotwendigen Aktivitäten nach Belieben zu entfernen.

LG, Olli!
 
Kinder sollte man genau beobachten, Interessen und Lieben fördern, nichts behindern, und ihnen zugestehen, Ungeliebtes aus dem Bereich der nichtlebensnotwendigen Aktivitäten nach Belieben zu entfernen.

LG, Olli!

Das läuft im dümmsten Fall, der meiner Erfahrung nach gar nicht so selten vorkommt, allerdings darauf hinaus, dass man einen Haufen Geld für zig angefangene Instrumente, Sportgeräte und Unterricht ausgibt, die alle mit Feuereifer begonnen wurden und beim ersten "au Mist, ich kanns ja gar nicht auf Anhieb perfekt" wieder hingeklatscht werden. Am Ende kann das liebe Kind dann gar nichts und hat nur gelernt das es egal ist wenn man nichts durchhält.
 

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