Fremdgehen erwünscht - aber nur in der Welt der Tasten...

Rheinkultur

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Hallo zusammen,

ein Faden, der so recht in keine Kategorie passt, brachte mich auf die Idee, ein für Tastenspieler reizvolles Gegenstück auf den Weg zu bringen. "Andere Instrumente" nennt sich dieser Faden und gibt denen eine Plattform, die Streich-, Blas-, Zupf-, Schlaginstrumente als zweites Betätigungsfeld für sich entdeckt haben.

Da gibt es eine Menge zu berichten. Was ist aber mit denen, deren Zweitinstrument ebenfalls ein Tasteninstrument ist? In vielen Fällen stellt sich heraus, dass es zwischen diesen Instrumenten über das Vorhandensein von Tasten und deren Anordnung meist mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten gibt - das macht die Sache spannend. Offensichtlich besteht Interesse an dieser Thematik, ohne dass dies @Babsbaras Faden deshalb überflüssig macht - im Gegenteil. Nachdem ich als Beitrag #6 eher allgemein gehaltene Ausführungen plus die indirekte Initialzündung für diesen Faden formuliert hatte, folgten zwei Beiträge über Erfahrungen mit dem (Piano-)Akkordeon von @Tastenscherge und @Dorforganistin.

Viele Konstellationen kämen für diesen Faden hier in Frage: Da ist der Klavierstudent, der in einem Salonorchester einen Part auf einem Harmonium spielen soll. Oder ein angehender Kapellmeister hat die Celesta bei einem Orchesterwerk zu spielen. Oder der Aushilfsorganist in einer Kirchengemeinde bekommt die Aufgabe, plötzlich auf einem Klavierstuhl statt auf der Orgelbank Platz zu nehmen und dort seinen Dienst zu tun. Oder ein Projekt mit Pedalflügel (piano-pédalier) steht zur Disposition. Oder der fertig ausgebildete Kirchenmusiker und Konzertorganist hängt ein Zweitstudium für Cembalo dran und verrät uns seine Gründe für diese Entscheidung. Oder ein Continuopart ist zu besetzen und man spielt zum ersten Mal im Leben auf einem Cembalo und nicht auf dem Klavier. Oder man soll in der Friedhofskapelle bei einer Trauerfeier orgeln und das zur Verfügung stehende Instrument ist eine ausrangierte Heimorgel mit defekter Rhythmusautomatik, auf der das von den Angehörigen gewünschte Ave Maria (egal welches) die Augen der evangelischen Pfarrerin erst so richtig zum Strahlen bringt. Oder, oder, oder... .

Anekdotisch geplaudert oder mit fachspezifischen Hilfen für alle, die sich in einer ähnlichen Lage befinden können - prinzipiell alles ist diesbezüglich von Interesse. Wer macht den Anfang?

LG von Rheinkultur
 
Oh Mann,- das macht Lust auf mehr. Aber vorerst schlage ich die Einführung des 48h-Tages vor.
Konnte mir es trotzdem nicht verkneifen, mir just ein Heft mit Akkordeonnoten zu bestellen. Mal sehen, ober der Vorsatz zu etwas Gescheitem führt oder nur der Stapel meiner unerledigten Notenhefte weiter wächst.
Ich habe da ja noch so ein nettes kleines E-Schlagzeug bei mir rumstehen. Das juckt auch schon mal immer wieder in den Fingern aber ohne Unterricht ist da nichts zu machen. Soll ich wohl unser Musikschul-Budget,- was zur Zeit bei einer 4-köpfigen Familie in der Größenordnung einer satten Wohnungsmiete liegt um einen weiteren blauen Schein aufstocken? :denken:
 
Da ich schon erwähnt werde, sage ich mal was dazu.
Böse Zungen behaupten, ich könne kein Tasteninstrument ordentlich spielen, weder Klavier noch Orgel. Ordentlich spielen kann ich durchaus, aber sicher nicht herausragend :musik:

Ich sehe mich als Generalistin, das war schon immer so. Ich hatte noch nie Lust, mich auf nur ein Instrument zu konzentrieren. Wer weiß, vielleicht wäre ich eine bessere Klavierspielerin geworden, wenn ich nicht in meiner Jugend auch noch Akkordeon und Orgel gelernt hätte, aber für das, was ich an Musik machte und mache, war und ist es jedenfalls vorteilhaft, flexibel sein zu können und vor anderen Instrumenten keine Scheu zu haben.
Anders gesagt, da ich kein (Tasten)Instrument grundsätzlich als höherwertig, wertvoller oder schwieriger ansehe als das andere, gehe ich Herausforderungen an den jeweiligen Instrumenten ganz neugierig und entspannt an und freue mich über alles, was ich dabei entdecke.
Offen zu sein, sich gerne mal überraschen zu lassen, das wäre ein Tipp, den ich diesbezüglich geben könnte.

Und die eigenen Grenzen zu kennen hilft auch. Es ist nicht schlimm, nicht alles zu können, oder nach dem Ausprobieren eines Instruments zu sagen, nee, ist nicht meins. Andererseits sollte man auch nicht zu schnell aufgeben, wenn etwas nicht sofort klappt. Aber das ist eine ganz individuelle Entscheidung.

Wozu ich über das Ausprobieren hinaus aber unbedingt raten möchte, ist, für "neue" Instrumente ein paar Unterrichtsstunden zu nehmen und diese Zeit und das Geld zu investieren. Man hat so viel mehr Spaß an der Sache, wenn man ein paar Dinge gezeigt bekommt und Hinweise zur Spieltechnik aus berufenem Munde hört.

Man sollte sich jedenfalls darüber im Klaren sein, dass es unheimlich zeitaufwändig ist, auf mehr als einem Instrument versiert spielen zu können und die Charakteristik des jeweiligen Instruments aktiv zu nutzen. Es ist ein bisserl so wie mit anderen Sprachen. Die, die man am häufigsten nutzt, sind am ehesten abrufbar und "aktiv". Die anderen verschwinden im Dickicht der Gehirnwindungen und müssen da erst wieder hervorgelockt werden. Bei mir ist das im Moment das Klavier, das ein Schattendasein fristet. Das wird noch spannend, wenn ich erst mein Klavier bei mir im Haus habe und vielleicht wieder öfter spiele.
 
Ich muss nun doch einmal einen kleinen Zwischenbericht geben, denn ich habe etwas interessantes herausgefunden:

Nachdem ich mir nun einmal (möglicherweise das erste Mal) vernünftige Akkordeonnoten beschafft habe, habe ich den verstaubten Kasten aus der Vesenkung geholt und umgeschnallt (Er war etwa 20 Jahre verbannt.). Danach die Noten aufs Klavierpult gestellt und ein bisschen rumgefingert.

Erfahrung Nummer 1: So ein Akkordeon ist ja mit 10 kg nicht gerade leicht. Damit es senkrecht auf dem Schoß zum liegen kommt, ist eine akurate Haltung nötig. Nämlich: Rücken gerade, Schulter nach hinten, Nacken/Kopf gerade. Nach wenigen Minuten hat sich meine Muskulatur gemeldet aber nicht wie üblich mit Schmerzen im Trapez sondern anders. Ich denke, es ist genau die Haltung, die gesund ist und die Komplementärbewegung zu schlechter Haltung am Klavier. Nur das man hier nicht anders kann. Ergo:
Möglicherweise ist eine Abwechslung der Intrumente gar nicht so schlecht für die Muskulatur.
(Ich hör jetzt natürlich direkt die Kritiker tönen: "Wenn Du am Klavier falsch sitzt (und Du weißt es sogar), dann korrigiere das gefälligst!" OK,- das ist natürlich richtig, das lass ich jetzt aber mal außen vor. ;-) Mir scheint, Rückenschmerzen gehören zum Klavierspielen irgendwie dazu. :coolguy:)

Erfahrung Nummer 2: Wenn es gute Noten sind, kann ein Akkordeon ganz nett klingen. Es hat Spaß gemacht.
Als ich danach aber die wunderbaren Schubert-Harmonien am Flügel angeschlagen habe, war es wie eine Neugeburt,- oder wie ein Neukauf,- mein Gott,- wie toll klingt ein Flügel! Ich war so motiviert Klavier zu üben. :-D
 
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