Fluegel vs. Klavier

alibiphysiker

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Hallo allerseits,

nachdem ich nun zeitlebens Klaviere der untersten Kategorie beuebe, hatte ich letzte Woche die Moeglichkeit, wiederholt auf Yamaha-Fluegeln des Typs GC-2 zu ueben. Und nunja, es war sozusagen eine ziemliche Offenbarung. Nicht vom Klang her, sondern hauptsaechlich von der Mechanik. Die Moeglichkeiten an verschiedenen Klangfarben, das Verhalten bei Akkordrepititionen, der Dynamikumfang, das Verhalten des Daempferpedals etc. Nunja, ich war zunaechst ziemlich schockiert. Mir kam es naemlich so vor, als ob sich meine pianistischen Faehigkeiten allein durch das mehrmalige Ueben auf Fluegeln verbessert haetten. (Auch zuhause an meinem "Billig" Klavier, kam es mir so vor, als ob sich einiges verbessert haette).

Mein erster Gedanke war "Naja, das liegt wohl allein daran, dass die Klaviere, welche du gewohnt bist einfach so billig sind". Also bin ich zum Klavierhaendler meines Vertrauens diffundiert, und habe einige Klaviere verschiedenster Preiskategorien mit Fluegeln verglichen, was Spielgefuehl, Dynamikreichweite, Moeglichkeit der Erzeugung verschiedener Klangfarben, etc. angeht. Und nunja, ich war ziemlich schockiert. Das Steingraeber und Soehne Konzertklavier verlor fuer mich in allen Punkten gegen einen Yamaha-Fluegel der unteren Kategorie (bis auf den Klang, der war tatsaechlich etwas schoener). Genauso erging es mir mit vielen weiteren, Oberklasse-Klavieren.

Deswegen die Frage: Ergeht es nur mir so ? Ist es vielleicht eine Art Placebo ? Es kann doch nicht sein, dass ein Fluegel der unteren Kategorie Klaviere der obersten Kategorie einfach so "wegbasht" ? Wie sind eure Erfahrungen hiermit?

LG,

Daniel

P.S. Ich hoffe ich vergleiche nicht Aepfel mit Birnen, mich wuerden nur eure Erfahrungen interessieren...
 
Mechanik: Würde ich immer zu tendieren, da aufgrund des Anschlages und der Repititionstechnik sich eine Interpretation meist besser auf die Saiten übertragen lässt.
Klangabstrahlung: Aufgrund der Form des Flügels meist besser, besonders für den Pianisten.
Klang: Man sagt, dass (wenn von gleicher Güte) ein Flügel mit einem Pianino zu vergleichen ist, das 30 Zentimeter der Flügellänge (Pianinohöhe) einbüßt. Beispiel: Ein 160 cm langer Flügel ist mit einem Konzertklavier mit 130 cm Höhe vergleichbar. Doch oft stört bei einer solchen Länge der Bass, da die Saiten zu kurz sind und weniger Obertöne hörbar sind. Wenn man nur nach der Mechanik geht - ich würde auf jeden Fall einen Flügel nehmen, der ist da (bei gleicher Güte) immer besser! Wenn es nach dem Klang geht - Flügel ab 160 cm + bevorzugen. Wenn man auf beides achtet - Lieber einen 150 cm - Flügel nehmen, der gut ist, gibt es wohl auch, zum Beispiel von Kawai oder von Steingraeber und Söhne. Allerdings ist der Steinway-S nicht sonderlich gut.
Ich hoffe, dass ich weiterhelfen konnte,
Malte
 
Kein Klavier kann einem gut regulierten Flügel spieltechnisch das Wasser reichen!!!! Der Rest Deiner Beobachtungen bzgl. Klang ist aber schockbedingt ;-) verfärbt. Spiel nicht selbst, sondern lasse einen Könner ein BUNTES Repertoire an Spitzenklavieren (das hat erst mal nix mit dem Namen zu tun!!!) und an Mittelklasseflügeln unter 200 cm spielen. Wenn die Klaviere wirklich SPITZE sind, werden nur wenige Flügel sie klanglich übertreffen.

Als ich zum ersten Mal an einem Flügel saß, hatte ich das Gefühl, einen Synthesizer zu bespielen, weil eben soooo viel mehr möglich war.
 
Und nen 150er gibts bei Steingraber auch nicht. Malte, erst denken, dann schreiben.;-)
 
Und nen 150er gibts bei Steingraber auch nicht. Malte, erst denken, dann schreiben.;-)

Undeutlich ausgedrückt, sorry, ich meine damit eigentlich generell Flügel in der Größenordnung.
Agraffentoni: Es mag sein, dass es da riesige Unterschiede gibt, von dem B weiß ich es auch. Aber alle S-Flügel, die ich bespielt habe bzw. von denen ich gehört habe, hatten einen mittelmäßigen bis schlechten Bass, aber sicher gibt es da auch andere Modelle. Nur denke ich, dass die Steinway-S-Flügel nicht gerade zu der sonstigen Güteklasse Steinways gehören (abgesehen von Ausnahmen).
 
Und da es keinen Schall in einem luftleeren Raum gibt wird es wohl auch nicht so gut klingen :P
 
Klavier im All?

Eine der wenigen Situationen, wo ein E-Piano einen Sinn erfüllt *Sarkasmus*:
Die Tasten bleiben dank der praktischen Federmechanik zuverlässig oben und dank Kopfhöreranschluss steht dem intergalaktischen Musikgenuss nichts mehr im Weg... :D:D:D

Wer also aus Wut ein E-Piano ins All schießen möchte, macht damit vielleicht einem Astronauten eine kleine Freude! ;)
 

Geht es nur mir so, oder fällt euch auch das Spiel vom Blatt am Klavier/Pianino leichter als am Flügel? Wahrscheinlich weil die Augen von den Tasten vom Notenständer weniger weit springen müssen. Deswegen übe ich neue Stücke lieber am Pianino. Optimal ist es daher, beides zu haben ;-)
 
Bei mir ist es eigentlich aufgrund der Mechanik so, dass ich mich am Flügel seltener verspiele. Daher spielt es sich für mich auch leichter vom Blatt...
 
Mechanik: Würde ich immer zu tendieren, da aufgrund des Anschlages und der Repititionstechnik sich eine Interpretation meist besser auf die Saiten übertragen lässt.
Klangabstrahlung: Aufgrund der Form des Flügels meist besser, besonders für den Pianisten.
Seh ich genauso. Ein vernünftiger Flügel spielt sich in aller Regel besser. Es geht einfach alles leichter von der Hand, ohne dass ich jeweils genau sagen könnte, warum. Die Klangabstrahlung finde ich ebenfalls viel angenehmer als beim Klavier. Das Klavier brüllt Dich frontal an, ein Flügel regt den Raum an und badet Dich im Klang. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum viele ein Klavier als lauter empfinden.

Klang: Man sagt, dass (wenn von gleicher Güte) ein Flügel mit einem Pianino zu vergleichen ist, das 30 Zentimeter der Flügellänge (Pianinohöhe) einbüßt. Beispiel: Ein 160 cm langer Flügel ist mit einem Konzertklavier mit 130 cm Höhe vergleichbar. Doch oft stört bei einer solchen Länge der Bass, da die Saiten zu kurz sind und weniger Obertöne hörbar sind.
Das ist die gängige Formel. Und ein 130er Konzertklavier muss man ja auch erst mal stellen. Deswegen ist ein 160er Flügel durchaus eine Alternative zum Klavier, zumal zum modernen 112er oder so. Auch ein 155er kann brauchbar sein, was die Sauberkeit der Basstöne angeht. Die Klaviere haben allerdings bei der Resonanzbodenfläche die Nase vorn. Wer also brachialen Bass sucht, wird beim kleinen Flügel eher nicht fündig.

Ich erinnere mich an einen schönen 154er Blüthner und auch an mehrere Boston 156. An einen gruseligen 148er Ritmüller. Einen Steinway S hab ich mal angespielt, der hatte etwas mehr Bumms im Bass, was aber sehr zu Lasten der Präzision ging, klang halt wie 'n billiger Subwoofer, breiig. Kann aber sein, dass der einfach schlecht stand (in der Ecke).

Morgen schau ich mir einen 155er Förster an, begleitet durch geballte Forumskompetenz ... wenn der Faden dann noch lebt, werd' ich berichten.

Ciao
- Karsten
 
Ich bespiele zuhause ein Yamaha-Konzertklavier (130 cm), und der Bass ist hier schlimm. Man hört bei einigen Tasten ganz laut einen bestimmten Oberton, und bei anderen ist kein Ton mehr hörbar... Und das Klavier ist nicht gerade alt! Aber sowohl bei Klavieren als auch bei Flügeln gibt es immer Ausnahmen!
 
...Das ist die gängige Formel. Und ein 130er Konzertklavier muss man ja auch erst mal stellen. Deswegen ist ein 160er Flügel durchaus eine Alternative zum Klavier, zumal zum modernen 112er oder so. Auch ein 155er kann brauchbar sein, was die Sauberkeit der Basstöne angeht. Die Klaviere haben allerdings bei der Resonanzbodenfläche die Nase vorn....
Hmm, gängige Formel, ich habe nachgemessen. Mein 183er Flügel hat die gleiche Basssaitenlänge wie mein 125er Klavier. Der Resonanzboden des Flügels ist etwas größer als vom Klavier.
 
Zustimmung, Moderato! Ich habe auch eher 50-60 cm im Kopf + Rensonanzbodenvorteil fürs Klavier unterhalb 180. Ist nicht alles so eindeutig, wie es scheint.

Und ich darf nochmals Lotusblume frei zitieren, die m.W. als erste hier im Forum mal deutlich drauf hingewiesen hat, dass das eben wirklich unterschiedliche, eigenständige Instrumente sind. Ob man das Klavier nun als "anbrüllend" empfindet (wie Dilettant) oder den "Schalldruck auf dem Brustkorb" schätzt, wie unser Micha, das ist dann gerne subjektiv und gewiss auch von der Qualität der Instrumente abhängig. Und nochmals sei Lotusblume genannt, die zu Recht ausdrücklich drauf hinweist, dass man sehr genau zwischen Oberklasse- und Spitzenklavieren unterscheiden muss.
 
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Hmm, gängige Formel, ich habe nachgemessen. Mein 183er Flügel hat die gleiche Basssaitenlänge wie mein 125er Klavier. Der Resonanzboden des Flügels ist etwas größer als vom Klavier.
Danke, das ist sehr interessant. Also 60cm Differenz ... naja, beim 160er Flügel ist die Mechanik etwas kürzer (was auch wieder Nachteile hat), außerdem verlaufen die Bassaiten wesentlich schräger, deswegen wird die Differenz zu einem Klavier mit gleich langen Saiten hier etwas geringer sein. Aber trotzdem isses ernüchternd :(
 
Nix ernüchternd. Der Flügel hat immer noch seinen Mechanikvorteil. Aber - von zwei ;-) Ausnahmen abgesehen - unter 180/190 würde ich nicht gehen.
 

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