Erfahrung mit dem Akkordeonspiel?

Rheinkultur

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Hallo zusammen,

egal, wie lange man professionell in der Welt der Tasten und verwandten Gebieten unterwegs ist - man wird immer wieder überrascht. Unter den von mir geleiteten Chören fühlt sich der eine oder andere maritimem Liedgut verpflichtet. Bei diesem gehört das gute alte Schifferklavier einfach dazu. Und was passiert, wenn es Personalengpässe bei den Akkordeonspielern gibt? Richtig, dann muss wohl der Chorleiter selber ran und das Instrument spielen lernen. In meinem Fall bedeutet das, fast alle Tasteninstrumente von mittelmäßig bis virtuos zu beherrschen - nur eben das Akkordeon nicht.

Nun ist mir ein in die Jahre gekommenes Zweitinstrument eines unserer Akkordeonspieler überlassen worden und wartet darauf, von mir in Gebrauch genommen zu werden: Ein Weltmeister-Akkordeon mit 41 Tasten und 11 Registern im Diskant und 120 Bässen mit 5 Bassregistern. Einer der Tragegurte ist verschlissen, aber es sollte ein kleines Problem sein, diesen auszutauschen. Größer wird vermutlich die Schwierigkeit sein, sich mit der linken Hand im Bassbereich zurechtzufinden. Ziel ist es, meinerseits mittelfristig mit dieser Aufgabe soweit zurechtzukommen, dass ich beispielsweise mit einem Shantychor gemeinsam musizieren kann.

Kommt diese Situation dem einen oder anderen bekannt vor? Bin gespannt auf Erfahrungsberichte, Tipps und Anregungen von Eurer Seite!

LG von Rheinkultur
 
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Kommt diese Situation dem einen oder anderen bekannt vor? Bin gespannt auf Erfahrungsberichte, Tipps und Anregungen von Eurer Seite!

Ja, kenne ich. Als uns damals der Schlagzeuger einer meiner Rockbands abhanden gekommen war, hatten wir uns entschlossen, nur noch unplugged zu spielen. Also musste ich umschulen von Keyboards auf Akkordeon. Das mit der linken Hand wirkte zuerst recht komisch, ging dann aber schneller als erwartet. Ich habe damals im Selbststudium ein Akkordeon Lehrwerk durchgearbeitet. Als Klavierspieler geht das recht schnell. Das war dieses Lehrwerk hier:
https://www.stretta-music.com/holzs...e-holzschuh-akkordeon-schule-1-nr-127139.html

Sehr old school. Und vor allem richtet sich das an totale Anfänger, die nicht mal Noten lesen können. Macht aber nix, den Teil kann man ja getrost überspringen. Auf jeden Fall hört sich das nach einigen Wochen üben schon ganz gut an, man hat sehr schnell Erfolgserlebnisse.

Mittlerweile hat sich unser Unplugged Projekt auch ganz gut weiter entwickelt und es macht ziemlich viel Spaß mit dem Akkordeon:



 
Eigentlich les ich hier ja nur, aber dazu habe ich ein paar Erfahrungen für Dich, Rheinkultur, parat.

- Ich wollte für diese und jene Gelegenheit etwas Tragbares haben, das ohne Strom Töne macht und nicht Gitarre heißt.

- vor drei Jahren erster Versuch mit Anfänger-Akkordeon, B-Stock von Thomann, zurückgegeben wegen Ventildefekt

- ein Jahr Pause

- dann was Anständiges in einem Fachgeschäft gekauft

- ein paar Wochen fleißig geübt...

- Ja, Du vermutest richtig: Größte Hürde sind die Bassknöppe, die man blind lernen muss, wenn man sich nicht vor den Spiegel stellen will. Rechte Hand läuft praktisch sofort, wenn man Klavier, Orgel, Synthesizer usw. spielt. Lediglich das Fingergedächtnis muss die geringeren Intervallabstände lernen. (Gilt natürlich nur für Akkordeons mit Pianotastatur.)

- Ein immenses Problem sind die zumeist ungewohnten Belastungen, die dieses Instrument auf die Oberkörpermuskulatur ausübt. Hohe Gefahr von Verspannungen, Zerrungen usw. im Bereich Wirbelsäule, Schulter und Handgelenk. Zu Anfang besser nicht mehr als 20min am Stück üben.

- Inzwischen setze ich das Instrument auch in einer Band ein. Ich weiß nicht warum, aber die Leute fahren drauf ab. Als wir mal zum Spaß die "Reeperbahn" als Rausschmeißer gebracht haben, blickte ich anfangs in lauter ungläubige Gesichter - oh Gott, was haben sie denn nun vor? Aber beim ersten Refrain war der ganze Raum am Schunkeln und Mitsingen. Seitdem quatschen mich gelegentlich Leute an, wann wir denn mal wieder auftreten, allein schon wegen "Reeperbahn" würden sie kommen. Dann Sachen wie "N'oubliez jamais" (Cocker); manchmal ist es durch nichts zu ersetzen, ein eigenartiger Zauber.
 
Zum erlernen der Knöpfe auf der linken Hand kann ich dir auch die Holzschuh-Lehrbücher empfehlen.
Mit denen hab ich - neben Klavierunterricht - auch Akkordeon gelernt.

In manchen Musikrichtungen - u.a. auch maritim - hat das Akkordeon auf alle Fälle seine Daseinsberechtigung.

Ich hätte mittlerweile sogar noch steirische Harmonika (Ziach) im Angebot - des ist dann nochmal ne Stufe lustiger zu lernen.
Die Noten heißen da dann Griffschrift und ein C ist kein C mehr ;-)
 

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