Eine traurige Entwicklung

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23. Okt. 2019
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Der Stellenwert der Musik innerhalb der Gesellschaft droht weiter abzusinken. Eine aktuelle Offenlegung von Fakten zeigt eine erschreckende Entwicklung:
 
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Dann fragt man sich schon, warum meinem Gitarrenlehrer (Musikstudium an der Berufsakademie) mit diesem Abschluss ganz grundsätzlich der Quereinstieg als Musiklehrer verwehrt wurde. Aber Bayern ist da vielleicht speziell....
Wo bleiben die Weiterbildungsstudiengänge für Musiker, die den Quereinstieg wollen?
 
Wo bleiben die Weiterbildungsstudiengänge für Musiker, die den Quereinstieg wollen?
Als Lehrer braucht man ja schon etwas mehr als Fachkenntnisse. Da ist nochmal ein komplettes Studium angebracht. Gerade an Grundschulen arbeiten Lehrer ja auch fachübergreifend. Zumindest zu meiner Zeit gab es keinen reinen Musiklehrer so wie es keinen Chemie- oder Physiklehrer gab.
 
Eine andere Möglichkeit wäre ja auch, dass Musikschulen den Unterricht an den Schulen übernehmen.
An der Grundschule meiner Kinder hat die Musikschule das ein Jahr lang als Zusatzangebot gemacht, das hieß "musikalische Grundausbildung". Sie haben den Kindern dabei auch das Singen richtig gut beigebracht. War toller Unterricht und ein großes Abschlusskonzert in der Kongresshalle gabs auch.

Warum sollen die Grundschullehrer auch noch zu all ihren sonstigen Herausforderungen den Musikunterricht allein stemmen, wenn es eh so wenig Lehrer gibt, dass 4-Tage-Schulwochen diskutiert werden?
 
Moin!

Ich habe noch nie jemanden sagen hören: Die Partei XYZ hat damals gute Schulpolitik gemacht!

Liegt das daran, dass Schulpolitik für den Politikbetrieb uninteressant ist (Zeitversatz Umsetzung von Maßnahmen gegenüber postiven Effekten)? Oder traut sich das einfach keiner? Oder ist das - wie immer - ein Geldproblem? Warum nicht nebenbei Instrumentallehrer einen Zusatzverdienst ermöglichen? Naja, geht wahrscheinlich nicht.
"Wegen Regel"
-- Vlastimil Hort

Grüße
Häretiker
 
Als Lehrer braucht man ja schon etwas mehr als Fachkenntnisse. Da ist nochmal ein komplettes Studium angebracht. Gerade an Grundschulen arbeiten Lehrer ja auch fachübergreifend. Zumindest zu meiner Zeit gab es keinen reinen Musiklehrer so wie es keinen Chemie- oder Physiklehrer gab.
Aber das ist doch völlig unlogisch. Wenn es offensichtlich einen großen Lehrermangel gibt, könnte doch ein Lehrer, der nur Musik unterrichtet, vielleicht gerade so den Bedarf in seinem Fach abdecken. Wozu dann noch andere Fächer unterrichten?
 
Aber das ist doch völlig unlogisch. Wenn es offensichtlich einen großen Lehrermangel gibt, könnte doch ein Lehrer, der nur Musik unterrichtet, vielleicht gerade so den Bedarf in seinem Fach abdecken. Wozu dann noch andere Fächer unterrichten?
Oben im Beitrag steht Grundschulen. Jetzt stell dir mal eine typische Grundschule vor. Drei- bis vierzügig. Größer vermutlich nur in Städten. Da bräuchte es einen Musiklehrer für 4-6 Wochenstunden. Man könnte den allerdings von einer Musikschule ausleihen. So wie den Pfarrer für den Religionsunterricht.
 
Zumindest zu meiner Zeit gab es keinen reinen Musiklehrer

Bei Schulmusikern ist es üblich dass sie nur Musik unterrichten, da das Studium kaum Zeit für ein Zweitfach lässt. Allerdings sind Schulmusiker rar, deshalb unterrichten viele fachfremd Musik. Bei mir an der Schule gabs jedenfalls immer diese zwei Typen von Musiklehrern.
Der Quereinstieg ins Schul-Beamtentum war schon immer mit hohen Hürden verbunden. Deshalb unterrichtet eher ein Physik-Lehrer fachfremd Musik, als dass ein Musiker als Lehrer geholt wird. Diese Hürden werden aber bröckeln bei zunehmendem Lehrermangel.

Abgesehen davon: Ich hab von der Musiktheorie in der Schule absolut nichts mitgenommen, da ich mich erst mit Mitte 20 durchs freie Klavierspielen dafür interessierte. Unsere Lehrer haben es nie geschafft die Theorie mit Praxis zu vermitteln. Fand ich immer schade, da man mit Musik doch eigentlich jeden abholen kann. Und sei es durch Metal- oder Hip-Hop-Songs. Was die Schüler halt grad so hören.
 
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Jetzt stell dir mal eine typische Grundschule vor. Drei- bis vierzügig. Größer vermutlich nur in Städten. Da bräuchte es einen Musiklehrer für 4-6 Wochenstunden.
Drei- bis vierzügig wären 12 - 16 Klassen (bei einer vierklassigen Grundschulkonzeption).
Das wären zwischen 12 und 32 Wochenstunden, je nachdem, ob man eine oder zwei Wochenstunden ansetzt.
 
Das hätte mir als Schüler gerade noch gefehlt, meine geliebten AC/DC, Pink Floyd, Tangerine Dream und Mussorgsky im Unterricht zerquatschen zu lassen.

Sondern hast dir lieber Gelaber über Bach und gregorianische Gesänge gegeben? (oder wen oder was auch immer, ich erinnere mich schon gar nicht mehr was wir durchgenommen haben).
95 % jeder Klasse schlafen dir da doch in den ersten 5 Minuten ein.

Man muss es ja nicht "zerquatschen", aber die künstliche Trennung zwischen "U- und E-Musik" habe ich noch nie verstanden. Da kann man doch fließend drüber gehen und elegant bei Bach laden. Für die meisten meiner Musiklehrer war U-Musik aber keine richtige Musik. Die Spannung von Dominante und Auflösung einer Tonika zu hören, kann man quasi an jedem beliebigen Stück zeigen. Das hätte mir mehr gebracht als jeder Quintenzirkel.
 
Hier einmal ein paar Gedanken zum Bezug der Thematik auf die Gesellschaft und die Zukunft:
Mir scheint, Defizite bei den Grundschülern oder gar den Abstieg der traditionellen europäischen Musikkultur in unserem Land komplett auf den Lehrermangel in den Grundschulen zurückzuführen, ist kurz und einseitig gedacht. Defizite gibt es dort sowieso in allen Bereichen, die traditionellen kulturellen Errungenschaften den Zugang ermöglichen, allen voran das Lesen und Schreiben, wie man immer wieder lesen kann.
Ich glaube auch, dass an den weiterführenden Schulen das notwendige nachgeholt werden kann bzw. werden muss, denn ein Ausweg ist nicht in Sicht. Klassische Musik ist ohnehin zum größten Teil ein Privileg gehobener Bevölkerungs- und Bildungsschichten und entwickelt sich durch solche Entwicklungen noch weiter dahin, so beklagenswert das sein mag. Der vielfältige Jazz wird zwar über alle Schichten konsumiert, hat aber nicht den Stellenwert der anderen Genres. Popularmusik hat auch andere gesellschaftliche Funktionen und gewichtet sich altersabhängig unterschiedlich in allen Schichten, bevorzugt aber in den unteren. Da werden sich die Interessenlagen verschieben. Es hilft nichts, man muss den Tatsachen ins Auge sehen und den Schaden begrenzen, da das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Die Gesellschaft hat sich auch bei einem raschen erfolgreichen Eingriff in diese Bildungsmisere schon weitreichend nachhaltig verändert. Ein solcher ernsthafter Willen zur Veränderung ist auch nirgendwo für mich (ich bin allerdings kein Insider) erkennbar. Auswirkungen auf das Musikleben sind sowieso erst nach 15-20 Jahren oder später spürbar (im Bereich Popularmusik früher). Neben der Erbauung und Unterhaltung erfüllt Musik aller Genres eine ganze Palette von Funktionen in der Gesellschaft. Eine fehlende musikalische ''Grundausbildung'' wird daher die Gesellschaft insgesamt verändern - sicher nicht zu ihrem Vorteil.
Ich vermute, es beklagen sich darüber nur die ernsthaft Musikinteressierten und die sind eine vernachlässigbare Minderheit, oder etwa nicht?
Ein sehr bekannter deutscher Hochschullehrer für Klavier (inzwischen verstorben) sagte mir vor einigen Jahrzehnten ''Studieren Sie Musik, das hat Zukunft, da die Leute immer mehr Freizeit haben werden und mehr Zeit für Musik aufwenden können.'' Dass sie zunehmend die dazu nötige Bildung nicht mehr haben werden, hat er damals noch nicht einpreisen können.
Für die Musikausübenden bedeutet das: Der Markt verändert sich. Wer sich am besten anpassen kann, wird erfolgreich sein. Wer in schrumpfende Märkte investiert, muss besonders aufpassen, denn er bewegt sich auf dünnem Eis.
 
Da hab ich aber andere Erfahrungen gemacht 🤔
Ein Beispiel der Ausübenden Jazzer mit Publicity: Woody Allen, Wynton Marsalis und Jeff Goldblum kommen von ganz oben. Satchmo und viele andere schwarze Musiker von ganz unten. Bei der Hörerschaft in den Klubs verhält es sich ähnlich. Je nach Konzert trifft man dort auch ehemalige Schullehrer, Mitschüler oder leitende Angestellte, Vertriebsmitarbeiter ortsansässiger Firmen etc.etc. neben interessierten jüngeren Schülern (die noch über eine musikalische Grundausbildung verfügen) oder auch mal ein verirrter Hein Blöd.
 

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