Die perkussive Kantabilität?

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PianoPuppy

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Da ich das Thema gern weitverfolgen möchte, und es Bachopin offensichtlich nicht anders ergeht, habe ich die Beiträge in einen neuen Thread verfrachtet:

Und bevor sich jetzt wieder jemand über Schlaginstrument aufregt, Zitat von Horowitz:

Das Klavier ist ein Schlaginstrument, das man zum Singen bringen muss.

Ach, lass' doch diese Horrorwitzchen. :p

Ist das das Originalzitat?

Played percussively, the piano is a bore. If I go to a concert and someone plays like that I have two choices: go home or go to sleep. The goal is to make the piano sing, sing, sing.

Da würde nämlich die Übersetzung ein bisserl anders aussehen. ;)

Der Satz eignet sich ja richtig für ein PP Motto! :D:D

LG, PP
 
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Ach, lass' doch diese Horrorwitzchen. :p
Ist das das Originalzitat?
Da würde nämlich die Übersetzung ein bisserl anders aussehen. ;)

Sorry PP, deinen Humor verstehe ich leider nicht (Horrorwitzchen?).

Das orginal Zitat hätte ich auch gerne. Wenn du es findest, bitte mitteilen. (siehe auch inzwischen das PS)
Ich hab's von einer deutschen Zitat-Seite.

Gruß
PS: Hier ist ein englisches Zitat:
Horowitz once said, "The most important thing is to transform the piano from a percussive instrument into a singing instrument."
How to Make a Piano Sing
Es gibt mehrere Stellen, das scheint wohl das orginal Zitat zu sein.

PS: seit wann braucht man bei einer Änderung eine Mindestanzahl von Zeichen???
 
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Sorry PP, deinen Humor verstehe ich leider nicht (Horrorwitzchen?).

Tja, mein Humor ist nicht jedermanns Sache. ;)

Die Vorstellung, das Klavier wäre ein Schlaginstrument verursacht mir Unbehagen, Horowitz als Beleg dafür zu zitieren, verstärkt dieses Gefühl noch, daher habe ich mir ein kleines Wortspiel erlaubt: Horowitz - Horrorwitzchen.

Das orginal Zitat hätte ich auch gerne. Wenn du es findest, bitte mitteilen. (siehe auch inzwischen das PS)
Ich hab's von einer deutschen Zitat-Seite.

Played percussively, the piano is a bore. If I go to a concert and someone plays like that I have two choices: go home or go to sleep. The goal is to make the piano sing, sing, sing.

Ich habe obenstehendes Zitat, welches Horowitz zugeschrieben wird, ebenfalls von einer "Zitatensammlung" aus dem Internet und wie es da so üblich ist, natürlich ohne Quellenangaben.

Horowitz once said, "The most important thing is to transform the piano from a percussive instrument into a singing instrument."
How to Make a Piano Sing
Es gibt mehrere Stellen, das scheint wohl das orginal Zitat zu sein.

Tja, auch "mein" Zitat gibt es an mehreren Stellen, das sagt aber nichts über die Seriosität aus.

Auf Youtube habe ich mal ein kleines Interview mit Horowitz gesehen, da meinte er, wenn ich mich richtig erinnere, das Problem mit der neuen Pianistengeneration wäre, dass sie das Klavier zu einem Schlaginstrument machten, während doch alle namhaften Komponisten "Kantabilität" forderten. Falls ich es noch finde, werde ich es dazu verlinken.

Aber vielleicht findet sich ja noch jemand mit einer Horowitz Biographie im Regal, der genaueres berichten kann.

Wie stehen Pianisten allgemein dazu, dass ihr Instrument mehr oder weniger degradiert wird?

Gibt es Aussagen von Komponisten darüber?

LG, PP
 
Hi PP,

ich glaube es interessiert doch niemand ausser uns. ;-)

Tja, mein Humor ist nicht jedermanns Sache.

Die Vorstellung, das Klavier wäre ein Schlaginstrument verursacht mir Unbehagen, Horowitz als Beleg dafür zu zitieren, verstärkt dieses Gefühl noch, daher habe ich mir ein kleines Wortspiel erlaubt: Horowitz - Horrorwitzchen.
Du wirst lachen. Irgendwann hatte ich das selber gemerkt, dass der Witz für dich der Horror an der Schlaginstrument Bezeichnung ist. Daran hatte ich zuerst nicht gedacht.

Jetzt finde ich ihn richtig gut. ;-)


Ich habe obenstehendes Zitat, welches Horowitz zugeschrieben wird, ebenfalls von einer "Zitatensammlung" aus dem Internet und wie es da so üblich ist, natürlich ohne Quellenangaben.

Tja, auch "mein" Zitat gibt es an mehreren Stellen, das sagt aber nichts über die Seriosität aus.

Aber vielleicht findet sich ja noch jemand mit einer Horowitz Biographie im Regal, der genaueres berichten kann.
Mit den Zitaten aus dem Internet ist das wirklich eine schwierige Sache. Ein Zitat aus einer Biographie wäre sicher am besten, wobei auch Biographien natürlich falsche Zitate enthalten können. Ich glaube, bei den Wissenschaftlern gilt ein Zitat erst dann als gesichert, wenn mindestens 2 völlig unabhängige Quellen das Zitat bestätigen.

Aber für unsere Zwecke halte ich das Horowitz Zitat für korrekt. Das wahrscheinlich englische Orginal kommt auch nicht aus einer Zitatensammlung.

Wie stehen Pianisten allgemein dazu, dass ihr Instrument mehr oder weniger degradiert wird?

Warum denn degradiert?
Ich glaube, das ist das Problem, das versteckt schlummert. Da ist doch nichts schlechtes daran, auf die Idee käme ich nie. Das Klavier ist nunmal kein Instrument auf dem man ein echtes Legato spielen kann, wie es zB bei der Gesangsstimme oder den Streichinstrumenten möglich ist.

Aber dafür hat es viele andere allein stehende herausragende Eigenschaften: Polyphonie, riesiger Dynamikbereich, riesiger Tonumfang, Pedal.
Ausserdem ist es das Instrument der Komponisten.

Das Klavier ist ja auch nach meiner Lesart kein reines Schlaginstrument. Chiarina hat es gut erklärt, es ist ein Tasteninstrument bei dem klingende Saiten angeschlagen werden.

Das kantabile Spiel, das sicher zur höchsten Spielkunst am Klavier gehört, ist nicht die alleinig gewünschte höchste ästhetische Qualität am Klavier. Ganz grob betrachtet gehört sie am meisten zur Romantik.
Hier ist eine ganz grobe Bachopin'sche Einteilung von ästhetischen Hauptqualitäten in bestimmten Stilepochen: Barock -> Polyphonie, Klassik -> Harmonie/Form, Romantik -> Kantabilität, Impressionismus -> Klang-Stimmung, klassische Moderne -> Rhythmik/erweiterte Harmonie

Ist nur ein stark vereinfachender Vorschlag, ich habe jetzt keine Doktorarbeit dazu gemacht. ;-)

Und für diese vielen anderen ästhetischen Qualitäten ist das Klavier auch wunderbar geeignet.

Jetzt nochmal zurück zur gewünschten Kantabilität. Ich bleibe dabei, das Klavier ist im Kern ein Schlaginstrument. Wer sagt, man muss zB die Saiten streicheln, der soll sich den Vorgang beim Erklingen einer Saite einmal genau anschauen. Es ist immer ein Schlag des Hammers auf die Saite. Etwas anderes lässt die Klaviermechanik gar nicht zu.

Wie schaffen es aber grosse Pianisten diesen kantabilen Eindruck trotzdem zu erwirken?

Nach meiner Beobachtung gibt es ganz grob 2 Erklärungsrichtungen:

1.) Es werden zusätzliche Eigenschaften und Mechanismen hinzugezogen, die mit dem physikalischem Wissensstand der Eigenschaften des Klaviers nicht erklärt oder vereinbart werden können.

2.) Es wird als hörpsychologisches Phänomen erklärt, das durch einen ganz spezifischen künstlerischen und individuellen Einsatz der vorhandenen musikalischen Parameter des Klaviers wie Artikulation, Dynamik, Pedal, Una Corda (fehlt noch was?) erzeugt wird.

Kannst es dir ja denken, ich gehöre zu 2.

Bei 2.) ist es mM auch ganz wichtig zu erkennen, dass der Klavierklang nicht nur ein physikalischer Klang ist. Der künstlerische Klang entsteht erst im Kopf/Bewusstsein (Psychologie) des Menschen. Nur dort gibt es künstlerische Qualitäten, davor ist es nur eine Schallwelle.

Natürlich gibt es auch Mischungen aus beiden Richtungen.

Gruß
 
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Vermutlich würden Hochgeschwindigkeitsaufnahmen der Impulsübertragung eines Hammers auf die Saiten, aus mehreren Perspektiven, eine brauchbare Basis für eine weiterführende Diskussion liefern. Zumindest interessant wären solche. Gibt es solche Aufnahmen zur Einsichtnahme, bzw. kennt jemand solche?

Grüße
Thomas
 
Das Klavier ist nunmal kein Instrument auf dem man ein echtes Legato spielen kann, wie es zB bei der Gesangsstimme oder den Streichinstrumenten möglich ist.
...hoffentlich wird nie eine Zeitmaschine erfunden!!... denn... wenn sie doch erfunden würde und Du mit ihr ins Paris der 30er-40er Jahre des 19. Jhs. reisen würdest und dort dann einen gewissen Herrn Chopin aufsuchen und diesen im obigen Sinne belehren würdest - - - ich fürchte, Du behieltest in diesem Fall Deine Stippvisite in sehr schlechter Erinnerung :D:D:D:D

Wie macht das eigentlich eine Querflöte mit dem legato?

Das Klavier kann kein Crescendo auf einem Ton - aber es kann zwei Töne legato binden.
 
Hi rolf,

dir ist ja sicher bekannt, dass mit Legato (eigentlich) das nahtlose Ineinanderübergehen eines Tons in einen anderen, wie beim Singen oder beim Streicher, gemeint ist und nicht das fast Überlappen zweier unabhängiger Töne, wie beim Klavier.

Und ich glaube nicht, dass ich den Besuch in schlechter Erinnerung behalten würde, da Chopin das ja auch wusste. Ganz im Gegenteil, ich glaube Chopin war ein sehr aufgeschlossener Mensch, der jeden der das Klavier liebt mit Respekt behandelte.

Gruß
 
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dass mit Legato (eigentlich) das nahtlose Ineinanderübergehen eines Tons in einen anderen, wie beim Singen oder beim Streicher, gemeint ist und nicht das fast Überlappen zweier unabhängiger Töne, wie beim Klavier.
...seien wir froh, dass Zeitreisen noch nicht möglich sind... "das fast Überlappen zweier unabhängiger Töne wie beim Klavier" hätte Dir beim Frederic wenig Freude bereitet (was Du mit überlappen meinst, ist die gelegentlich geforderte legatissimo Spielweise)
mit legato ist nur das lückenlose Verbinden zweier Töne gemeint, und das ist auf dem Klavier realisierbar; wäre dem nicht so, müssten Tausende von legato-Anweisungen in der Klaviermusik ja falsch sein...
 
Hi rolf,

fast Überlappen = lückenlos Verbinden

(Glas halb leer/voll)

Gruß
 
Hi rolf,

fast Überlappen = lückenlos Verbinden

(Glas halb leer/voll)
...Gläser interessieren nur, wenn sie schmackhaft gefüllt sind ;)

ansonsten genügt, dass legato das lückenlose Verbinden von Tönen meint, egal ob auf einen Atem, einen Bogenstrich oder ausreichend dichten Anschlag; bzgl. des Klaviers: man hört beim pedalfreien Spiel, ob Töne verschmierend überlappen oder ob kleine Lücken zwischen ihnen sind - und man hört auch, ob ein sauberes verbinden (legato) produziert wird oder nicht.
 
Hallo Bachopin,

Aber für unsere Zwecke halte ich das Horowitz Zitat für korrekt. Das wahrscheinlich englische Orginal kommt auch nicht aus einer Zitatensammlung.

Ich glaube, du meintest deine Zwecke. ;) Meinen Zwecken kommt eher die andere Version gelegen. Hast du dir eigentlich schon Interviews mit Vladimir Horowitz angesehen? Ich finde, der von mir zitierte Satz passt so richtig zu ihm. :D

Warum denn degradiert?

Es gibt in der Musik die drei wesentlichen Komponenten Melodie, Harmonik und Rhythmik. Das Klavier ist das Instrument, das alle diese Komponenten abdecken kann und ist in seiner Vielfältigkeit unschlagbar. Dieses Instrument dann in eine Lade mit Pauke und Co. zu stecken, zeigt nur die Unzulänglichkeit, wenn nicht gar den Unsinn dieser Kategorisierung auf.

Das Klavier ist ja auch nach meiner Lesart kein reines Schlaginstrument.

Diese Lesart blieb mir im ersten Thread, wo wir darüber diskutierten, verborgen - wenn ich mich recht entsinne, meintest du, das Klavier sei nur ein Schlaginstrument. ;)


Das kantabile Spiel, das sicher zur höchsten Spielkunst am Klavier gehört, ist nicht die alleinig gewünschte höchste ästhetische Qualität am Klavier. Ganz grob betrachtet gehört sie am meisten zur Romantik.
Hier ist eine ganz grobe Bachopin'sche Einteilung von ästhetischen Hauptqualitäten in bestimmten Stilepochen: Barock -> Polyphonie, Klassik -> Harmonie/Form, Romantik -> Kantabilität, Impressionismus -> Klang-Stimmung, klassische Moderne -> Rhythmik/erweiterte Harmonie

Bei allem Respekt vor anderen ästhetischen Qualitäten, das kantable Spiel ist aus keiner Stilrichtung wegzudenken und in allen wesentlich. Was wäre ein Bach, ein Händel, Mozart, Haydn, Beethoven ohne kantables Spiel! Und auch wenn in der Moderne das Klavier als rhythmusgebendes Instrument gerne verwendet wird, so doch nicht ausschließlich.

Jetzt nochmal zurück zur gewünschten Kantabilität. Ich bleibe dabei, das Klavier ist im Kern ein Schlaginstrument. Wer sagt, man muss zB die Saiten streicheln, der soll sich den Vorgang beim Erklingen einer Saite einmal genau anschauen. Es ist immer ein Schlag des Hammers auf die Saite. Etwas anderes lässt die Klaviermechanik gar nicht zu.

D'accord, der Klang wird durch den Anschlag des Hammers auf die Seite erzeugt. Nichtsdestotrotz, kann er durch die Art des Anschlags der Tasten beeinflusst werden und ich denke, du wirst keinen grossen Pianisten auf dieser Welt finden, der nicht dieser Meinung ist - sonst wäre der nämlich nicht gross geworden.

Wie schaffen es aber grosse Pianisten diesen kantabilen Eindruck trotzdem zu erwirken?

Indem sie sich nicht einreden lassen, dass das auf einem Klavier nicht möglich ist. :D

Man kann immer nur das Mögliche realisieren und dazu gehört beim Klavierspiel nun eben auch die Kantabilität und diese erschöpft sich ja nicht im Legatospiel. Da bin ich übrigens mit Rolf einer Meinung, dass es sich beim Klavier um ein echtes Legato handelt. Auch eine Violine oder die menschliche Stimme können nichts anderes tun, als die Töne lückenlos hintereinander zu prodzuieren, um zu einem Legato zu kommen, und auch auf diesen Instrumenten dürfte die Realisierung nicht immer leicht sein (Spiel über zwei nicht benachbarte Saiten, Registerwechsel in der Stimme etc.) Abgesehen davon, denke ich, dass es auch außerhalb des Legato Bereiches ein kantables Spiel gibt, der Gesang ist ja auch nicht immer nur legato. Viel wichtiger ist hier doch die Phrasierung mit ihrer Dynamik, mit Tempoanpassung und was für Möglichkeiten auch immer da sind, um etwas melodisch und expressiv zu gestalten.

Ich finde zum Beispiel Glenn Goulds Bachinterpretationen sind trotz non legato sehr kantabel.

LG, PP
 

Hi PP,

gute Punkte, danke.

Diese Lesart blieb mir im ersten Thread, wo wir darüber diskutierten, verborgen - wenn ich mich recht entsinne, meintest du, das Klavier sei nur ein Schlaginstrument. ;)
Ob ich "nur" gesagt habe weiss ich auch nicht mehr. Wenn ja, dann nehme ich es mit Anstand zurück. ;-)

Bei allem Respekt vor anderen ästhetischen Qualitäten, das kantable Spiel ist aus keiner Stilrichtung wegzudenken und in allen wesentlich. Was wäre ein Bach, ein Händel, Mozart, Haydn, Beethoven ohne kantables Spiel! Und auch wenn in der Moderne das Klavier als rhythmusgebendes Instrument gerne verwendet wird, so doch nicht ausschließlich.
Klar.
Es war nur meine grobe Einteilung der Qualitäten, die im Vordergrund stehen oder sich die Stilepochen unterscheiden. Die anderen Qualitäten fallen dadurch selbstverständlich nicht komplett weg.

D'accord, der Klang wird durch den Anschlag des Hammers auf die Seite erzeugt. Nichtsdestotrotz, kann er durch die Art des Anschlags der Tasten beeinflusst werden
...
Bin mir nicht sicher, wie du das meinst.
Aber hier ein Zitat aus Günter Philipp, Klavierspiel und Improvisation (S. 737):

"Auf ein und demselben Instrument kann ein bestimmter Ton in einer bestimmten Lautstärke nur eine ganz bestimmte Klangfarbe haben, also nicht härter oder weicher erscheinen - ganz gleich, ob ein Gieseking ihn anschlägt oder ein Boxer oder eine Maschine (mit der Einschränkung, dass nicht Geräusche oder Pedal den Ton beeinflussen). Dieser Satz ruft immer wieder empörten Widerspruch hervor, weil über diesen Tatbestand weder im Publikum noch bei manchen Pianisten Klarheit herrscht. "

Indem sie sich nicht einreden lassen, dass das auf einem Klavier nicht möglich ist. :D
Tue ich übrigens nicht. War das nicht ersichtlich?

Man kann immer nur das Mögliche realisieren und dazu gehört beim Klavierspiel nun eben auch die Kantabilität und diese erschöpft sich ja nicht im Legatospiel.
Selbstverständlich.

Da bin ich übrigens mit Rolf einer Meinung, dass es sich beim Klavier um ein echtes Legato handelt. Auch eine Violine oder die menschliche Stimme können nichts anderes tun, als die Töne lückenlos hintereinander zu prodzuieren, um zu einem Legato zu kommen, und auch auf diesen Instrumenten dürfte die Realisierung nicht immer leicht sein
Ja, aber der mM wichtige Unterschied ist, dass beim Klavier beide Töne simultan vorhanden sind. Es wird nur erst der eine und danach der andere gespielt.
Bei den anderen Instrumenten wird der Ton durch entsprechende Manipulation des einen tonerzeugenden Mediums (Saite (ohne Saiten-Wechsel), Luftsäule, Stimmbänder) in den anderen gewandelt. Das ist zumindestens für mich (ich glaube für andere auch ;-) ) ein sehr prinzipieller Unterschied, den man auch bei entsprechenden Spieltechniken (zB Portamento) deutlich hört.

Gruß
 
Hi rolf,

ansonsten genügt, dass legato das lückenlose Verbinden von Tönen meint, egal ob auf einen Atem, einen Bogenstrich oder ausreichend dichten Anschlag; bzgl. des Klaviers: man hört beim pedalfreien Spiel, ob Töne verschmierend überlappen oder ob kleine Lücken zwischen ihnen sind - und man hört auch, ob ein sauberes verbinden (legato) produziert wird oder nicht.

da hast du absolut recht. Das ist der Kern der Definition.

Aber es gibt halt kleine instrumenten spezifische Unterschiede.

Wenn ich richtig informiert bin (auch ohne Gläser und Zeitmaschinen ;-) ), war Chopin besonders vom italienischen Belcanto und vom Spiel Paganinis beeindruckt und versuchte das auf dem Klavier nachzuahmen. Aber das ist nur bis zu einem gewissen Grad möglich (Schlaginstrument und so ;-) ), da eben zB das Legato eines Sängers oder Paganinis doch nocheinmal anderst klingt (siehe auch obige Antwort zu PP).

Gruß
 
Wenn ich richtig informiert bin (auch ohne Gläser und Zeitmaschinen ;-) ), war Chopin besonders vom italienischen Belcanto und vom Spiel Paganinis beeindruckt und versuchte das auf dem Klavier nachzuahmen. Aber das ist nur bis zu einem gewissen Grad möglich (Schlaginstrument und so ;-) ), da eben zB das Legato eines Sängers oder Paganinis doch nocheinmal anderst klingt (siehe auch obige Antwort zu PP).
...nochmals:
das Klavier kann keinen Ton anschwellen lassen wie Streicher, Bläser oder Gesang - aber es kann Töne verbinden; das nennt man legato.
... ...und bitte: anderst gibt es nicht...
 
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danke für den Hinweis, ich bin halt Süddeutscher. ;-)

PS: Mir könnet älles, ausser Hochdeutsch.
:D:D
hän sie koi Musiklexikon? woisch, dert kannsch ebbes lerne, verstohsch, des Sach da mitm legato, woisch?
...jaja.. badischer Wein, von der Sonne verhöhnt :D
 
Klar.
Es war nur meine grobe Einteilung der Qualitäten, die im Vordergrund stehen oder sich die Stilepochen unterscheiden. Die anderen Qualitäten fallen dadurch selbstverständlich nicht komplett weg.

Das ist wahrscheinlich Ansichstssache für mich hat die Kantabilität immer das Primat, ich kann mir auch keine ordentliche Interpretation eines polyphonen Stückes ohne sie vorstellen und auch die Klassiker klingen einfach nur gräßlich, wenn sie nicht cantabile gespielt werden.

Bin mir nicht sicher, wie du das meinst.
Aber hier ein Zitat aus Günter Philipp, Klavierspiel und Improvisation (S. 737):

"Auf ein und demselben Instrument kann ein bestimmter Ton in einer bestimmten Lautstärke nur eine ganz bestimmte Klangfarbe haben, also nicht härter oder weicher erscheinen - ganz gleich, ob ein Gieseking ihn anschlägt oder ein Boxer oder eine Maschine (mit der Einschränkung, dass nicht Geräusche oder Pedal den Ton beeinflussen). Dieser Satz ruft immer wieder empörten Widerspruch hervor, weil über diesen Tatbestand weder im Publikum noch bei manchen Pianisten Klarheit herrscht. "

Da frag' ich mich nur, warum meine KL selbst im Nebenzimmer noch schimpft, wenn ich Akkorde "hart" spiele, eigentlich dürft' sie's doch gar nicht mitbekommen. :p Du spielst aber schon auf einem echten Klavier oder Flügel, oder?

Ja, aber der mM wichtige Unterschied ist, dass beim Klavier beide Töne simultan vorhanden sind. Es wird nur erst der eine und danach der andere gespielt.
Bei den anderen Instrumenten wird der Ton durch entsprechende Manipulation des einen tonerzeugenden Mediums (Saite (ohne Saiten-Wechsel), Luftsäule, Stimmbänder) in den anderen gewandelt. Das ist zumindestens für mich (ich glaube für andere auch ;-) ) ein sehr prinzipieller Unterschied, den man auch bei entsprechenden Spieltechniken (zB Portamento) deutlich hört.

Legato ist möglich, portamento nicht, aber, *mezzo scherzando* das ist ja ohnehin nur ein Hilfsmittel um entweder stimmlich oder "saitlich" bequem in den richtigen Ton zu rutschen! :D

Und auf dem Klavier, bleibt uns ja noch ein wunderschönes glissando. :)

LG, PP
 
Hi PP,

Du spielst aber schon auf einem echten Klavier oder Flügel, oder?

Das wirkt auf mich aber jetzt nicht sehr freundlich. Du bist schon ein bischen voreingenommen, oder?

(Wenn du willst, kannst du ein paar Sachen von mir anhören, siehe YT-Channel in der Signatur. Der Mendelssohn ist nicht so geleungen, Kommentar beachten)

Zur Streitfrage der Klangbeeinflussung bei gleicher Anschlagstärke ist es mM besser die entsprechende Literatur darüber zu lesen und sich dann eine Meinung zu bilden.

Gruß
PS: Ich habe seit meinem 10. Lebensjahr auf einem Klavier, jetzt Flügel gespielt, inzwischen sind es einige Jahrzehnte (allerdings kein Studium oder so etwas)..
 
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Das wirkt auf mich aber jetzt nicht sehr freundlich. Du bist schon ein bischen voreingenommen, oder?

Hallo Bachopin,

Das war aber nicht unfreundlich gemeint. Es gibt genug Leute, die sich hier mit Digi herumplagen, inklusive mir - wenn ich auch hoffe, dass ich bald ein gutes Klavier finde - und ich weiss nur von wenigen Leuten hier im Forum auf welchem Instrument sie spielen. Allerdings merke ich eben auf meinem Digi keinen Unterschied und beim Klavier meiner KL schon, deswegen meine Frage. Natürlich kannst du den von mir festgestellten Klangunterschied auch meiner Einbildung zuschieben, wenn dich das fröhlicher stimmt.

Was du mit voreingenommen in diesem Kontext meinst, weiss ich nicht.

LG, PP
 
Hi,

habe gerade zufällig im Standardwerk "Gat - Die Technik das Klavierspiels" eine Ergänzung zum Legato gefunden (entspricht wohl meiner hier geäusserten Meinung ;-) ):

"Ein vollkommenes Legato entsteht dann, wenn ein schwingender Körper ohne Unterbrechung verschieden hohe Töne erzeugt." (S. 61) Also nicht das Klavier.

Weiter:
"Das Klavier kann den Erfordernissen des Legato noch weit weniger genügen als das Streich- oder Blasinstrument. " (S. 62)

oder hier:

"Obwohl das Klavier zur Wiedergabe eines echten Legatos ungeeignet ist, können wir trotzdem eine vollkommene Legatowirkung ezielen, wenn wir folgendes beachten." (S. 63)

Hier wird im Weiteren die mM unübertroffene Emulationsfähigkeit verschiedener Stimmen (Orchestrierung) des Klaviers angesprochen. MM kommt diese Fähigkeit (auch die Fähigkeit zur Kantilene) eben besonders durch die eigentlichen Unzulänglichkeiten des Klaviertones zustande, dadurch muss sehr stark mit anderen suggestiven Mitteln künstlerisch gearbeitet werden.

Noch eine Ergänzung: Das Horowitz Zitat "The most important thing is to transform the piano from a percussive instrument into a singing instrument" stammt wohl von der DGG CD "The Magic of Horowitz".

Man kann das Zitat auch auf der Steingräber Seite lesen: Steingraeber & Söhne > Instruments

Oder hier:
"The Horowitz sound is still authentic and distinctive — because he understands that the piano is a percussion instrument and can yield a magnificently ..."
(LIFE - Google Bücher)

Gruß
PS: Ich finde übrigens dieses Thema extrem wichtig, da es auf einen Kernpunkt "schönen" künsterischen Klavierspiels führt.
 
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