Bach

Monique

Monique

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20. Nov. 2018
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Frage : Warum ist Bach so wichtig in der Musik .
Ich bin vielleicht nicht nicht genug gebildet ,um das zu verstehen . Ich mag ihn nicht :020:
 
So ging es mir früher mit Stravinsky, bis ein Freund, Konzertmeister und Prof. für Musik mir den Sacre Takt für Takt erklärt hat. Seitdem bin ich ein Stravinsky Fanboy.
Will sagen, manchmal muss man sich einfach mit der Musik desjenigen beschäftigen.
 
Erklär doch bitte mal, was Du schlecht oder abstoßend findest.
Ich finde viele Stücke einfach langweilig . Ich sag dann immer : Oh wieder Geklimper . einige Sachen mag ich ja . Zb. Die Schafe
Abstoßend ist nicht der richtige Ausdruck . Einfach nur langweilig
Ich möchte ja gerne verstehen ,warum man Bach lieben soll und verstehen soll. Aber das ist es eben , was ich noch nicht schaffe. Mein Lieblingskomponist ist Chopin
 
@Monique, kennst Du - abseits der Klaviermusik - sein Weihnachtsoratorium? Seine "Hohe Messe in h-moll"? Die Matthäuspassion? Einige seiner Kantaten?

Ich würde mir die erst einmal anhören, unbedingt! Da ist - für mich - gar nichts langweilig. Aber ja: über Geschmack und Vorlieben lässt sich streiten.

Vielleicht mag ich Bach so gerne, weil ich (von früher) vom Gesang her komme.
 
Bach ist ein "Jongleur" und "Großbaumeister“. Er geht derart sicher durch sämtliche Harmonien, ist dabei oft sehr kühn, baut aus bis zu 6 eigenständigen Stimmen wunderschöne Gebäude, da stürzt nichts ein, alles ist genau da wo es hingehört. Man denkt sich wenn man es hört : ja klar ganz logisch, so muss es sein. Wenn ich Bach höre, kommen mir meine Problemchen immer nichtig vor, ich habe das Gefühl, das große Ganze zu überblicken.

Bach hat nichts minderwertiges komponiert. Die Inventionen sind bereits höchste Kunst, die Fugen im WTC sind schwieriger, aber nicht besser.

Besonders klar wird es mir auch immer, wenn ich bspw Händel, Rameau oder anderes barocke spiele. Spiele gerne, ist gut, aber immer habe ich den starken drang, dann Bach zu spielen.

Er lebte zu einer Zeit, in der die großen Formen des Barocks (Suite, Konzert) bereits vorhanden waren. Er studierte alles vorhandene gründlich und ohne jegliche Anmaßung (schön rauszufinden, wenn man sich mit dieser Literatur beschäftigt) und konnte somit das vorhandene zur Perfektion führen.

Hör dir vielleicht mal die h-moll Messe an, die ist kaum zu übertreffen. Ansonsten ist der Zugang zu Bach glaube ich einfacher, wenn man ihn spielt (als nur hört). Schnapp dir mal eine Fuge aus dem WTC und du wirst verstehen, warum Bach so wichtig ist.
 
Wenn Du Chopin liebst, dann solltest Du auf sein Urteil was geben. Chopin war ein großer Bach Verehrer und spielte und unterrichtete Bach (nicht öffentlich, weil damals niemand Bach öffentlich spielte)!
 
Liebe Moni, vermutlich hat dir noch niemand verraten, "wie" man Bach liest und spielt. Spielt man nur die Töne, kann man das tatsächlich langweilig finden. Man muss noch selbst etwas dazu tun, um die Strukturen zu zeigen, dann kann man die Musik besser verstehen und es wird absolut fantastisch. Klingt trocken - und erfordert tatsächlich einige intellektuelle Arbeit. Aber Bach ist absolut genial und wunderschön, wenn man Zutritt zu dieser Welt gefunden hat.
 

Frage : Warum ist Bach so wichtig in der Musik .
Ich bin vielleicht nicht nicht genug gebildet ,um das zu verstehen . Ich mag ihn nicht :020:

Liebe Monique,
ich habe eine interessante Antwort auf deine Frage im letzten Roman von Wolf Wondratscheck gefunden, den ich vor ein paar Tagen gelesen habe. Der Titel des Romans: Selbstbild mit russischem Klavier. Die beiden Romanfiguren, ein Schriftsteller und ein ehemailger russischer Konzertpianist unterhalten sich über ihr Leben. Darin eine Aussage zu Bach, die vielleicht deine Frage beantwortet:
"Ich kann mir keinen Pianisten vorstellen, der Bach aufgibt. Er gehört zur Hygiene unseres Berufs, also unverzichtbar. Das ist wie Zähneputzen. Er ist Gymnastik für die Ohren"..."Bach sei, sagte der Pianist, der beste Verbündete des Menschen im Kampf gegen die Verzweiflung, gegen die Ahnung, wie unermesslich groß seine Einsamkeit ist in der Unendlichkeit des Universums."
VG sadagio
 
"Bach sei, sagte der Pianist, der beste Verbündete des Menschen im Kampf gegen die Verzweiflung, gegen die Ahnung, wie unermesslich groß seine Einsamkeit ist in der Unendlichkeit des Universums."

Wunderschön. Ich wollte gerade meine Gefühlswelt zu Bachs Musik ausdrücken, aber schöner kann ich es auch nicht beschreiben.
Manchmal bin ich nur baff vor Staunen, manchmal tief berührt und manchmal könnte ich weinen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Frage : Warum ist Bach so wichtig in der Musik .
Ich bin vielleicht nicht nicht genug gebildet ,um das zu verstehen . Ich mag ihn nicht :020:

Liebe Moni,

so wie dir geht es vielen - du bist damit nicht allein. Viele Menschen finden erst nach der Beschäftigung mit Mozart, Haydn, Beethoven und der romantischen Literatur zu Bach.

Daher brauchst du dich nicht unter Druck setzen oder dich als ungebildet empfinden! Bach ist komplex und als Hörer verliert man leicht die Orientierung bei den vielen Stimmen. Wenn du dich trotzdem mit ihm beschäftigen möchtest, gibt es drei Tipps:

1) Es könnte für dich ein Weg sein, erstmal Stücke Bachs zu hören, die eine mehr melodiöse Struktur haben, z.B. dieses:



Solche Stücke, du könntest auch Sarabanden nehmen aus Suiten etc., bringen eine Melodie zum Klingen, die dem Ohr eine Art roten Faden und somit bessere Orientierung bietet.

2) Zum zweiten finden manche einen Zugang zu Bach über den Groove, also eine große Spritzigkeit und Lebensfreude, die viele Stücke Bachs besitzen:



und in einer anderen Interpretation von Schiff:

.

3) Hier sind ja schon viele Hörempfehlungen gemacht worden. Wenn dich nun ein Stück mehr als die anderen anspricht, hör dieses Stück immer wieder. Nimm die Noten dazu (imslp) und schau dir auch mal den Notentext dabei an. Es ist erwiesen, dass bei mehrmaligem Hören allmählich, Stückchen für Stückchen, Strukturen erkennbar werden. Du wirst dich in dem Stück mehr und mehr zurecht finden. Hör es über einen längeren Zeitraum immer wieder, gern auch mehrere Stücke von Bach, die dich irgendwie zwicken. Ich freue mich, wenn du hier schreibst, ob sich etwas verändert hat.

Viel Freude bei der Entdeckungsreise!

chiarina
 
Es gibt ein sehr einfaches Rezept, die Vollkommenheit Bach´scher Musik darzustellen:
Hört man ein Chopinnocturne als midi-Datei, rollen sich einem die Fußnägel hoch.
Bach klingt immer, egal, auf welchem Instrument. Das liegt daran, daß es keinen Ton gibt, der zuviel ist. Und jeder sitzt an der richtigen Stelle.
Manche Musik wird erst hörbar, wenn man sie beseelt, selbst das ist bei dieser genialen Musik nicht nötig (obwohl natürlich wünschenswert!). Sie ist so perfekt, daß sie allein durch sich wirkt.
Hier ein Beispiel der "Erbarme Dich" Arie aus der Matthäuspassion, gesungen von einer arabischen Sängerin mit arabischen Instrumenten. Da fällt Dir nix mehr ein...
Augen zu und genießen:

View: https://www.youtube.com/watch?v=SUj3LEiMEKE
 
Liebe Moni,

so wie dir geht es vielen - du bist damit nicht allein. Viele Menschen finden erst nach der Beschäftigung mit Mozart, Haydn, Beethoven und der romantischen Literatur zu Bach.

Daher brauchst du dich nicht unter Druck setzen oder dich als ungebildet empfinden! Bach ist komplex und als Hörer verliert man leicht die Orientierung bei den vielen Stimmen. Wenn du dich trotzdem mit ihm beschäftigen möchtest, gibt es drei Tipps:

1) Es könnte für dich ein Weg sein, erstmal Stücke Bachs zu hören, die eine mehr melodiöse Struktur haben, z.B. dieses:



Solche Stücke, du könntest auch Sarabanden nehmen aus Suiten etc., bringen eine Melodie zum Klingen, die dem Ohr eine Art roten Faden und somit bessere Orientierung bietet.

2) Zum zweiten finden manche einen Zugang zu Bach über den Groove, also eine große Spritzigkeit und Lebensfreude, die viele Stücke Bachs besitzen:



und in einer anderen Interpretation von Schiff:

.

3) Hier sind ja schon viele Hörempfehlungen gemacht worden. Wenn dich nun ein Stück mehr als die anderen anspricht, hör dieses Stück immer wieder. Nimm die Noten dazu (imslp) und schau dir auch mal den Notentext dabei an. Es ist erwiesen, dass bei mehrmaligem Hören allmählich, Stückchen für Stückchen, Strukturen erkennbar werden. Du wirst dich in dem Stück mehr und mehr zurecht finden. Hör es über einen längeren Zeitraum immer wieder, gern auch mehrere Stücke von Bach, die dich irgendwie zwicken. Ich freue mich, wenn du hier schreibst, ob sich etwas verändert hat.

Viel Freude bei der Entdeckungsreise!

chiarina


Liebe chiarina !
Ich habe mir jetzt mal alle Beispiele angehört . Einige gefallen mir ja auch sehr gut . Aber einige ,wie zum Beispiel Deine Beispiele , sind so Stücke ,die ich sofort wegklicke weil sie mir zu langatmig sind und ich empfinde sie als stetige Wiederholungen . Aber ich weiss ja , dass ich da vollkommen daneben bin . Abgesehen von den einzelnen Pianisten ,die wunderbar spielen , habe ich zu einigen Videos noch keinen Zugang gefunden .
Auf jeden Fall bedanke ich mich schon mal bei allen ,die mir so lieb helfen wollen einen Zugang zu diesem Komponisten zu finden Ich werde Eure Ratschläge probieren zu befolgen .
Danke an Alle
Liebe Grüsse
Moni
 
Ich möchte ja gerne verstehen ,warum man Bach lieben soll und verstehen soll. Aber das ist es eben , was ich noch nicht schaffe. Mein Lieblingskomponist ist Chopin

Und so lange ich kein Geld dafür bekomme (was nie passieren wird), werde ich keine Note von Chopin spielen. Na und?
Bachs Musik ist transzendent und mathematisch abstrakt. Nach Glenn Gould spricht aus ihr der tiefe Glaube an Gott und die Harmonie der Schöpfung. Das ist ihre große Stärke, aber eben auch ihre Schwäche. Bach war keine Hitmaschine wie Händel.
 
Es gibt ein sehr einfaches Rezept, die Vollkommenheit Bach´scher Musik darzustellen:
Hört man ein Chopinnocturne als midi-Datei, rollen sich einem die Fußnägel hoch.
Bach klingt immer, egal, auf welchem Instrument. Das liegt daran, daß es keinen Ton gibt, der zuviel ist. Und jeder sitzt an der richtigen Stelle.
Manche Musik wird erst hörbar, wenn man sie beseelt, selbst das ist bei dieser genialen Musik nicht nötig (obwohl natürlich wünschenswert!). Sie ist so perfekt, daß sie allein durch sich wirkt.
Hier ein Beispiel der "Erbarme Dich" Arie aus der Matthäuspassion, gesungen von einer arabischen Sängerin mit arabischen Instrumenten. Da fällt Dir nix mehr ein...
Augen zu und genießen:

View: https://www.youtube.com/watch?v=SUj3LEiMEKE


Du sprichst mir aus der Seele :blume:
 
Für mich ist das einfach:

Bach sive natura
( frei nach Spinoza)

( im Original: Deus sive natura)

Ein oder zwei Gedanken, die vielleicht konkreter sind: Monique findet manche Stücke zu langatmig. Ich verstehe das so, dass deren Redundanz sie stört; damit meine ich ,dass die Muster, die bei Bach alles verbinden, das heißt Thema (seltener im Plural) Kontrasubjekte etc., bei zu geringer Vertrautheit mit dieser Musik und ihrer Kompositionsweise das Gefühl der Langatmigkeit erwecken können. Das Spannende ist aber, dass Bach sein Material ständiger Transformation und Neukombination unterzieht.
Es gibt vermutlich keine zwei Fugen, die sich in ihrem Aufbau genau gleichen. ( Redundanz ist ein Merkmal jeglicher Kunst, sofern sie kommunizieren will; gewisse Spielarten der Avantgarde verweigern sich dem).
Zweitens: Bach kommt mit ganz wenigen, meist nicht langwegigen Modulationen aus. Die Hauptfunktionen der Tonart, Paralleltonarten, Verminderte ; Neapolitaner. Doppeldominante, Doppelsubdominante; und nicht sehr viel mehr. Alles perfekt ausbalanciert. (N.B.: deshalb werde ich nie, wie einer meiner Jazzlehrer empfohlen hat, Bach reharmonisieren; würde ich lieber Wagner nehmen, das Opfer...).
Ich glaube nicht, dass die spätere Musikentwicklung im eigentlichen Sinn einen Fortschritt darstellt, es wäre der falsche Begriff. Die spätere Musik ist nur anders. Die Romantiker schreien ständig "ICH", wo Bach das nicht nötig hat.
 

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