Auflösung von D7-Akkorden

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weber18

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Hallo!

Ich bin gerade dabei und frische meine Satzlehre-Kenntnisse etwas auf. Brauche nur einmal eure Hilfe, ob ich alles richtig gemacht habe. Und zwar geht es um einen Dominantseptakkord in all seinen Erscheinungsformen (Grundstellung und alle drei Umkehrungen, jeweils in enger Lage), der regelkonform zur Tonika aufgelöst werden soll. Sind meine Auflösungen so korrekt? Hier mein Ergebnis:

d7.JPG

Freue mich über eine kurze "Kontrolle" =)

Liebe Grüße,
weber18
 
Lieber @hasenbein, ja, der Hinweis auf das Durterzverdopplungverbot ist soo wichtig.
Wie bei vielen Dingen, wenn man das Handwerk gelernt hat, darf man sich auch bewusst gegen die Regeln wenden. Im Popularmusikbereich erlebe ich es gruselnd oft, daß solche Durterzverdoppelungen einfach nicht wahrgenommen werden und manchmal ein ganzes Lied versaut wird, weil genau eine harmonische Wendung zum Fußnägelhochrollen klingt.
Darum kann man nicht müde werden, den Menschen klarzumachen, daß eine Durterz im Baß ein äußerst fragiler Baustein ist, den man auf seine Stabilität unbedingt untersuchen muß.
Als Durchgang ist eine Durterz oft sehr schön (und beim Septakkord, wenn man dann weiß, wie man ihn lösen muß, wie Du sagtest, auch schonmal sinnvoll).
Ich weiß, ich verdoppele jetzt Deine Aussage, aber s.o., man kann nicht oft genug darauf aufmerksam machen. :puh:
 
Die Auflösungen sind richtig und erfreuen jeden Musiktheoretiker, aber nicht unbedingt den Praktiker. Wenn man sich z.B. Werke von Bach ansieht, wird man feststellen, dass er ziemlich oft vom Leitton abspringt - ganz besonders dann, wenn dieser in einer Mittelstimme liegt und die Auflösung in einer anderen Stimme erfolgen kann. Eine vollständige Tonika war ihm fast immer wichtiger als die starre Befolgung fixierter Stimmführungsregeln.

OT: Was die Terzverdoppelung angeht, stimme ich @hasenbein und @Tastatula absolut zu. Man muss sich nur mal die ganzen vereinfachten Arrangements klassischer Melodien oder diverser Pop- oder Filmtranskriptionen ansehen, die hier von vielen verlinkt werden. Da wimmelt es nur so von gruseligen Terzverdoppelungen, bei denen man schon vom Lesen eitrige Pickel bekommt.
 
Die Terz ist nun mal ein "aufdringlicher Ton, von dem im Klang nicht zu viel drin sein darf". Es ist ja interessant: Grundton und Quinte kann man ruhig z.T. mehrfach spielen, aber es reicht schon eine Terz vollkommen aus, auch in mehr als 4stimmigen Akkorden.

Das pädagogische Problem ist, wie man die Leute dahin bringt, einen Sinn dafür zu entwickeln, dass "zu viel Terz drin ist". Ist vielleicht ähnlich wie das Problem, Leuten beizubringen, wann ein Voicing im Jazzkontext zu tief und "matschig" klingt. Besonders schwierig, wenn derjenige vorher dauernd Beethoven gespielt hat :005:
 
Bevor alle das gleiche nachsagen:
Die Terzverdoppelung ist nur dann zu vermeiden, wenn Stimmführungsregeln dadurch verletzt werden.
 
Liebe "Fachkräfte"! Ich übe mich seit einiger Zeit im Generalbaß und zwar ausschließlich nach Originalqellen und mit fachkundiger Anleitung. Ihr glaubt ja nicht, wie oft Terzen verdoppelt werden. Es gibt dafür nicht zufällig einen eigenen Begriff: sixte simple im Unterschied zur sixte doublée, wie sie im obigen Beispiel angewandt wurde. Hängt also immer von der Situation, besonders aber von der Musik ab. Die Scheißhausregel vom angeblichen Verdopplungsverbot hat nie existiert -- außer im Harmonielehre-Nebenfach Unterricht. Sie erscheint mir von einem Wiener-Klassik-Ideal abgeleitet. Ist ja auch schöne Musik. Aber wichtig ist, daß man immer dazu sagt, welche Regel zu welcher Musik gehört. Sonst dürfte es weder Organa, noch Popmusik mit all den Quintparallelen geben.

Übrigens hält diese Erkenntnis gaaanz langsam auch im Theorieunterricht Einzug. Daß Regeln also stilgebunden sind. Solange aber Regeln als bibelartige Ge- und Verbote verkündet werden, darf man sich nicht wundern, daß die Musiktheorie das unbeliebteste Fach an den MuHos ist.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Liebe "Fachkräfte"! Ich übe mich seit einiger Zeit im Generalbaß und zwar ausschließlich nach Originalqellen und mit fachkundiger Anleitung. Ihr glaubt ja nicht, wie oft Terzen verdoppelt werden.

Zum einen sind Terzverdoppelungen im Generalbassspiel klanglich sehr viel unproblematischer als im Klaviersatz, zum anderen hat ja niemand geschrieben, dass sie grundsätzlich verboten sind. Aber es gibt eben viele Situationen, in denen sie - gerade am Klavier - nicht gut klingen, ganz besonders, wenn es sich um Sextakkorde handelt. Das hängt mit der Inharmonizität der dicken Basssaiten zusammen, und dazu können deine Originalquellen nichts beitragen - denn die stammen aus einer Zeit, als man auf "dünnsaitigen" Instrumenten (Cembalo, Laute) gespielt hat. Im Generalbass gilt die grobe Faustregel, dass man den Basston verdoppelt, egal, ob es sich um einen Grundakkord oder um einen Sextakkord handelt. Ausnahme ist die 5. Stufe (Dur) und die 4. Stufe (Moll) - die korrekte Auflösung des Leittons würde da zu unerwünschten Parallelen führen.

Solange Regeln als bibelartige Ge- und Verbote verkündet werden, darf man sich nicht wundern, daß die Musiktheorie das unbeliebteste Fach an den MuHos ist.

Ich weiß nicht, ob du nicht einfach irgendein Klischee bedienst. Ich habe solchen Theorieunterricht nirgendwo erlebt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber es gibt eben viele Situationen, in denen sie - gerade am Klavier - nicht gut klingen, ganz besonders, wenn es sich um Sextakkorde handelt. Das hängt mit der Inharmonizität der dicken Basssaiten zusammen
Das ist zwar richtig, aber es ging hier nirgends ausdrücklich um Klavier. Bekanntlich kann man die obigen Beispiele ja auch singen. Wie schon erwähnt, kommt es sehr drauf an...
 
Ist aber methodisch-didaktisch nicht sinnvoll, dies den Anfänger gleich so - also mit einem "naja, man kann's durchaus mal so, mal so machen" - zu lehren.

Erstmal müssen die Einsteiger ihre Sorgfalt und ihren Klangsinn schärfen, indem sie sich "praxisfern" genau an zunächst einfache, klare Regeln halten und auch lernen, zu hören, wenn etwas diesen genauen Regeln nicht entspricht.

Ich persönlich sage stets von Anfang an, dass das in der Praxis nicht so streng bzw. variabler und situationsabhängiger gehandhabt wird, dass das Ohr immer die Oberhand gegenüber "Regelbefolgung" haben muss, dass es aber zweckmäßig ist, erstmal so anzufangen.

Darauf aufbauend lehrt man dann Beispiele, wo es anders auch (oder sogar zweckmäßiger) funktioniert.

Alles andere führt erfahrungsgemäß nur zu Schlampereien und zu blöden Diskussionen mit dem Lehrer "wieso, ich finde, es klingt so doch auch gut, ich verstehe nicht, was Sie immer haben und warum das hier ein Fehler sein soll".
 

Ich habe solchen Theorieunterricht nirgendwo erlebt.
Studiert ja nicht jeder am Curtis Institute. I.d.R. wird Theorie an den Hochschulen und Unis von Lehrbeauftragten wiedergekäut, die das selbst mal als Nebenfach hatten. Das erscheint halt als leichter Nebenerwerb. In den Klausuren muss man nur die Quintparallelen und Terzverdopplungen zählen und danach benoten: 0-1 Parallelen = 1; 2-4 Parallelen = 2 etc. :-D

Das ist erwerbstechnisch viel effizienter, als sich wirklich mit den Sätzen der Studenten und überhaupt mit der Materie zu befassen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Diskussionen mit dem Lehrer "wieso, ich finde, es klingt so doch auch gut, ich verstehe nicht, was Sie immer haben und warum das hier ein Fehler sein soll".
Diese entstehen wenn Lehrer/innen Dinge unvollständig/falsch lehren. Der Schüler hat recht wenn er diese anzweifelt. Sein Gefühl sein Bauch liegt richtig, er sagt ihm dass da etwas nicht richtig ist, da kann was nicht stimmen.
Es wird aber versucht ihm mit "Gewalt" eine unvollständige falsch gelernte Regel einzuflößen.
Der Fehler liegt beim Lehrer nicht beim Schüler. So einfach ist das.

Musiktheorie - Harmonielehre
 
Du hältst Dich bitte als Nicht-Fachmann raus und sprichst nicht in belehrendem Ton mit Profis, OK?

Außerdem weiß jeder, dass man das "Gefühl" des unerfahrenen Schülers in der Regel nur begrenzt ernst nehmen kann, überdies kennen wir alle den besserwisserischen bzw. vom Relativismus und Equalismus infizierten Schüler, der nicht die seinem Ausbildungsstand entsprechende Demut besitzt.
 
Diese entstehen wenn Lehrer/innen Dinge unvollständig/falsch lehren. Der Schüler hat recht wenn er diese anzweifelt. Sein Gefühl sein Bauch liegt richtig, er sagt ihm dass da etwas nicht richtig ist, da kann was nicht stimmen.
Ich würde eher vermuten, dass mindestens 99% der Schüler Unrecht haben. Genies vom Schlage eines Junker Stolzing, die von Beginn an nach selbst aufgestellten Regeln vorgehen können, sind leider die Ausnahme. Und selbst dann gilt:
Zitat von Hans Sachs:
Die Meisterregeln lernt beizeiten,
daß sie getreulich Euch geleiten
und helfen wohl bewahren
was in der Jugend Jahren
mit holdem Triebe
Lenz und Liebe
Euch unbewußt ins Herz gelegt,
daß Ihr das unverloren hegt!


Und zu
hier ein Beispiel:
beispiel.png

Zwei Fragen an dich:

1. Ist die Stimmführung fehlerhaft?
2. Klingt das gut?
 
Zuletzt bearbeitet:

Natürlich. Das sind ungünstige Terzverdoppelungen in ungünstiger Ballung. Ich wollte nur zeigen, dass der Spruch

Die Terzverdoppelung ist nur dann zu vermeiden, wenn Stimmführungsregeln dadurch verletzt werden.

Unsinn ist. Terzverdoppelungen sind nicht selten reichlich unschön, obwohl keine offensichtlichen Regeln verletzt wurden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Als unvermeidlich ( in Sachen Terzverdoppelung) gilt ja nun auch die Folge Sekundakkord-Sextakkord, wenn die Terz im Sopran nach der Quint der Dominante vorgegeben ist. (In C-Dur folglich f2-e6)
 
Die coolste Auflösung (Original aus einem Harmonielehrekurs!) geht so: man schiebt die Septime f einfach hoch zum g. Es verbleibt ein sauberer G-Dur Akkord und schon ist die Septime "aufgelöst". :005:
 
Freud würde das als "Verdrängung" bezeichnen...;-)
 

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