Zumindest in München unterscheiden sich die Eintrittspreise der subventionierten Veranstaltungen (z.B. der Münchener Philharmoniker) nicht gravierend von den Eintrittspreisen der freien Veranstalter (Winderstein, Lenz, Bell'Arte etc.)
Es ist aber dann so, dass sich die Preise der "Freien Szene" an denen der subventionierten Veranstalter orientieren, weil man sonst befürchten muss, Marktanteile zu verlieren aufgrund der fehlenden Bereitschaft, eben mehr für die Eintrittskarten zu bezahlen. Eine vergleichbare Konstellation erwartet diejenigen Personen, die Musikunterricht erteilen. Nicht subventionierte Anbieter (Freie Musikschulen) müssten drastisch höhere Gebühren als eine (subventionierte) städtische oder kommunale Einrichtung erheben, um in vergleichbarem Umfang kostendeckend oder gar gewinnbringend arbeiten zu können. In der Praxis trauen sich das aber allenfalls die bestens etablierten Anbieter, die es sich leisten können, manche "Kunden" wegen ungenügender "Leistungsbereitschaft" abzulehnen. Viele andere hingegen stimmen zähneknirschend prekären Arbeitsbedingungen zu, weil sie nicht noch weitere Marktanteile an jene Billiganbieter verlieren möchte, die den Job für noch weniger Geld erledigen.
Das System krankt also nicht immer am "bösen" Willen des Veranstalters, sondern vor allem auch an der mangelnden Bereitschaft des Publikums, für die Kunst einen angemessenen Beitrag zu leisten.
Eine sehr wichtige These.
Die sehr begrenzte Bereitschaft, für Kultur angemessen Geld auszugeben, findet man auch in Kreisen, die sich durchaus selbst mit dem Musizieren befassen. Da könnte ich zum wiederholten Male das Gesangvereins-Beispiel bemühen: Etablierte Chöre und Gesangvereine marschieren mit kopierten Notenblättern auf das Konzertpodium, weil man nicht bereit ist, die Notenausgaben käuflich zu erwerben. Wer wie in meinem Falle seit vielen Jahren solche Chöre leitet, kennt sehr bald die wirtschaftliche Verfassung der meisten Chormitglieder. Es handelt sich größtenteils um bürgerliche bis mehr als gutbürgerliche Kreise, die in ihrem sonstigen Leben wahrlich keine Not leiden. Einerseits aufgrund der fünften Urlaubsreise im laufenden Jahr kurz vor dem Konzert den Proben fernbleiben und wegen fünf Euro Unkostenbeteiligung bei einem auswärtigen Chorfest ein Riesengeschrei veranstalten - das passt zwar nicht zusammen, aber sehr wohl ins Bild: Es genügt die Androhung des Vereinsaustritts, damit einem keiner an die "Besitzstände" geht.
Auftraggeber sind nicht gleich Auftraggeber: Auffallend oft gestalten sich Honorarverhandlungen gerade mit zahlungskräftigen Geschäftspartnern (oft der "neureichen Sorte" zugehörig) ziemlich mühsam. Im Zweifelsfall wird dann schon mal auf die Kontakte zu preisgünstigeren Kollegen verwiesen... - denn wie heißt es in rheinischen Landen so schön: "Häwwe kütt von halde", da man ja vom Geldausgeben nicht reich wird. Und kirchlichen Auftraggebern sollte man auch nicht zu forsch begegnen, wenn man nicht an das zwanzigste Kapitel der Apostelgeschichte erinnert werden will, wonach Geben seliger denn Nehmen sei.
LG von Rheinkultur