Armgewicht einsetzen

Ferdinand

Ferdinand

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14. Dez. 2017
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Hallo,
wie kann man selbst feststellen ob beim 'Spielen der Tasten' das Armgewicht eingesetzt wurde? Vielleicht eine triviale Frage aber ich bin mir nie sicher, ob beim Anschlag einer Note rsp. beim Spielen eines Stückes das Armgewicht mit dabei ist oder nicht.
 
Für mich habe ich festgestellt: Wenn ich im (Unter)arm nix spüre, dann kommt´s nicht aus dem Arm.
 
Ist schon merkwürdig, beim Einschlagen eines Nagels fragt keiner, ob der Impuls aus der Schulter kam und den Hammer über Arm und Hand führte und die Finger dabei nicht mehr zu tun hatten, als den Hammerstiel zu umschließen.
Bei Anschlagen von 5 Tasten gleichzeitig achtet auch noch jeder darauf (nehme ich an), zuerst die Finger zu positionieren, bevor ein Impuls aus dem Arm kommt. Aber bei einzelnen Tasten wird man sich auf einmal unsicher, ob der Arm daran beteiligt ist. Habe gerade noch einmal darauf geachtet, wenn ich eine langsame Melodie spiele, positioniere ich nur die Finger auf den Tasten und der Impuls kommt aus dem Unterarm.

Doch hatte ich einmal so eine Figur, da reagierten der 4 und 5 Finger von der linken Hand reichlich faul, obwohl Hand und Finger nicht neu positioniert werden mussten, jeweils 2mal anschlagen sollten, es aber nur einmal taten, wenn ich nicht darauf achtete. Da könnte es schon sein, dass aus dem Arm nicht wirklich ein Impuls kam. Wenn ich noch einmal so etwas bemerke, werde ich es beobachten.
 
wie kann man selbst feststellen ob beim 'Spielen der Tasten' das Armgewicht eingesetzt wurde?

Sensibilisieren für die Durchlässikeit des Handgelenks und des Unterarms!
Wenn Du normal am Klavier sitzt (am Besten etwas tiefer, also der Ellenbogen nicht über der Tastatur) und z. B. den dritten Finger in entspannter Haltung auf das c'' stellst - also so, dass Du die Taste berührst aber nicht niederdrückst - dann solltest Du spüren, dass Du, um diesen Zustand aufrecht zu erhalten, Deinen Arm ganz leicht hochhalten musst, also Muskelkraft aufwenden. Wenn Du jetzt Deinen Finger bis zum Tastengrund einsinken lässt dann hast Du Dein Armgewicht eingesetzt, mehr oder weniger gebremst!
Ausgehend von dieser Grunderfahrung (mit anderen Fingern, mit anderen Tönen) wirst Du langsam, aber sicher fühlen lernen, wie Du Deinen Arm auf die Fingerspitze stellen kannst und wie das Armgewicht und nicht nur dieses, sondern jeder Impuls aus dem 'Hinterland' in die Taste gebracht werden kann.
Der Witz und die Schwierigkeit besteht darin einerseits den tragenden Finger bis zum Knöchel zu stabilisieren (ohne Verkrampfung!) und andererseits das Handgelenk und den ganzen Unterarm flexibel zu behalten!
 
Hallo,
wie kann man selbst feststellen ob beim 'Spielen der Tasten' das Armgewicht eingesetzt wurde? Vielleicht eine triviale Frage aber ich bin mir nie sicher, ob beim Anschlag einer Note rsp. beim Spielen eines Stückes das Armgewicht mit dabei ist oder nicht.

Lieber Ferdinand,

wofür ist das denn wichtig? Du hörst doch wie es klingt. Gefällt dir der Klang so oder nicht?

Ich benutze das Wort "Armgewicht" im Unterricht so gut wie nicht. Das Wort "Arm" hingegen sehr oft! :006:

Die Priorität liegt zunächst beim Klang bzw. der Klangvorstellung. Will ich einen tragenden, vollen und singenden Ton wie bei einer cantablen Melodie? Oder will ich einen begleitenden, zarten Klangteppich zaubern, bei dem jeder Ton sehr leise klingt? Klingt das, was ich spiele, so, wie ich es mir vorstelle?

Den Fokus auf das Armgewicht zu legen und wie viel in welchen Anteilen vorhanden ist, ist falsch. Der Fokus sollte auf dem Klang liegen!

Zur Herstellung des Klangs bzw. zur Umsetzung unserer Klangvorstellung auf das Instrument (Technik) haben wir zwei Einflussgrößen, die auf die Taste einwirken: die Geschwindigkeit und die Masse.

Die Umsetzung erfolgt dabei über Impulse und Schwünge. Die Impulsübertragung erfolgt vom Körperzentrum über Oberkörper, Ober- und Unterarm, Handgelenk, Finger, Fingerkuppen auf die Taste. Dabei sind alle Gelenke gelöst, frei und beweglich, so dass nichts den Energiestrom stört.

Dazu nötig sind fließende Bewegungen und Schwünge. Wenn ich z.B. einen tragenden Melodieton spielen möchte, kann ich den Arm wie bei der Kuppelstange einer Dampflok nach vorn bewegen. Da die Fingerkuppen an Ort und Stelle der Taste bleiben, also nicht rutschen, bewegt sich durch diese Bewegung automatisch das Handgelenk nach oben.

Ich kann nun sowohl die Geschwindigkeit wie auch die Masse der Bewegung verändern, je nachdem, was ich für einen Klang haben will.

Wenn ich wie oben gesagt einen vollen Ton erzeugen möchte, werde ich diese Vorwärtsbewegung des Arms eher langsam machen, aber mehr Masse einsetzen. Wenn ich mit dieser Bewegung einen sehr leisen staccato-Ton erzeugen möchte, werde ich sie schnell und mit sehr wenig Masse umsetzen.

Es lohnt sich, mit Geschwindigkeit und Masse zu experimentieren. Welche Bewegungen erzeugen welchen Klang? Die Unterschiede in der Masse steuere ich, indem ich den Arm mehr oder weniger vom Rücken halte. Wenn ich fast loslasse - vergleichbar mit dem Fallen lassen des Arms -, habe ich viel Masse zur Verfügung. Wenn ich den Arm fast vollständig vom Rücken halte - man hebe mal den Arm hoch in Schulterhöhe - stelle ich nur wenig Masse zur Verfügung.

In einem Stück werden solche Bewegungen vom Arm zusammenfasst, oft in Ellipsen, Drehungen, Kreisen etc.. Die Armführung ist existenziell wichtig. Dabei denkt man nicht mehr darüber nach, wo bei welchem Ton wieviel Armgewicht eingesetzt wird, sondern man hört auf den Klang. Die eingesetzen Impulse verselbständigen sich wie eine Bowlingkugel, die nach dem Wurf von allein weiter rollt. So wird Klavierspielen anstrengungslos und von Leichtigkeit bestimmt.

Dazu gehört unbedingt auch, dass nach dem Anschlag Hand und Arm leicht gemacht werden und auf gar keinen Fall "rumgedrückt" wird. Der Ton ist gespielt, im Gegensatz zu Streichern, Bläsern etc. können wir ihn nicht weiter gestalten, also machen wir Hand und Arm nach dem Anschlag so leicht wie möglich.

Wenn man dann noch die Taste als eine Art "Trampolin" begreift, weil sie ja von allein wieder hoch geht, als Partner, der einem im wahrsten Sinne des Wortes entgegenkommt, hat man gewonnen! :003:

Viel Erfolg und Spaß beim Ausprobieren!

smilie_musik_064.gif
:002:

chiarina
 
Den Fokus auf das Armgewicht zu legen und wie viel in welchen Anteilen vorhanden ist, ist falsch.
Über so etwas habe ich mir auch noch nie Gedanken gemacht.

Ich lege einfach die Finger auf die Tasten und wenn ich dann laut oder leise spielen will, weiß mein Körper/ Arm schon selbst, wie er das hinbekommt.


"Denkst du noch oder spielst du schon"? :denken:
 
Über so etwas habe ich mir auch noch nie Gedanken gemacht.

Ich lege einfach die Finger auf die Tasten und wenn ich dann laut oder leise spielen will, weiß mein Körper/ Arm schon selbst, wie er das hinbekommt.


"Denkst du noch oder spielst du schon"? :denken:

Sich über die technische Umsetzung von Klang Gedanken zu machen, ist allerdings sehr sinnvoll! Ich wollte mit meinem Beitrag auf keinen Fall ausdrücken, dass das überflüssig ist! :018: :001:

P.S.: In erster Linie geht es um Wahrnehmung. Um Wahrnehmung von gewünschtem und gespieltem Klang, um Körperwahrnehmung, um Wahrnehmung der Zusammenhänge. Denken schadet dabei keinesfalls :003:, aber woran gedacht werden sollte, ist zu bedenken. :004:
 
Zuletzt bearbeitet:

Hängt wohl auch ein ganz klein wenig davon ab, wer davorsitzt.

Über so etwas habe ich mir auch noch nie Gedanken gemacht.
In dieser Form eher selten, nur darüber, dass ich hier und da allgemein mehr Gefühl in die "Knochen" bekommen müsste, damit nicht bei der vierten oder fünften Wiederholung auf einmal ein einzelner Ton zu laut angeschlagen wird. Kommt zwar selten vor, doch bisher erschrecke ich mich immer über zu laut angeschlagene Töne, weil diese nicht dem Gefühl entsprechen, mit dem ich dachte zu spielen. Bei der nächsten Wiederholung ist der Ton wieder leiser, doch solche Ausrutscher sollten eigentlich nicht passieren.
 
Sollte man das Scheiße-Lied eigentlich mit Armgewicht oder aus den Fingern spielen?

 
Es gibt auch begabtere Menschen als wir es sind!
Unbedingt! Und ich glaube es war @chiarina die woanders schon geschrieben hat, dass manche Kinder von Hause aus intuitiv alles richtig machen (gibts das auch bei Geige? Da kann ich mir das gar nicht mehr vorstellen).
Aber ich gehe halt von Otto-Normal aus und als solcher weiß ich nur zu gut, dass mein Körper nicht von alleine weiß, was er zu tun hat sondern ich mir ohne Lehrer und Anweisungen unzählige Fehler angewöhnt habe. Zumindest DAS ist mir ganz intuitiv gelungen. :-D
 
(…)
(1) Den Fokus auf das Armgewicht zu legen und wie viel in welchen Anteilen vorhanden ist, ist falsch. Der Fokus sollte auf dem Klang liegen!
(2) …[ alles vollkommen richtig!! ]...
(3)Dazu gehört unbedingt auch, dass nach dem Anschlag Hand und Arm leicht gemacht werden und auf gar keinen Fall "rumgedrückt" wird. Der Ton ist gespielt, im Gegensatz zu Streichern, Bläsern etc. können wir ihn nicht weiter gestalten, also machen wir Hand und Arm nach dem Anschlag so leicht wie möglich.
(1) ...der gewünschte Klang kommt aber nur zuverlässig durch die richtige Bewegung ;-) und bei dieser wird sehr wohl dosiertes Armgewicht (und mehr!) in Schwung versetzt - - und wer gerade dabei ist, das überhaupt erst wahrzunehmen und zu lernen, der soll ruhig vorübergehend auf die Wahrnehmung des dosierten Gewichteinsatzes achten!!!

...und genau hier (2) beschreibst du prima den Einsatz von dosiertem (Arm)Gewicht :-D:-D:-D --- wer das lernt, sollte halt beides - Klang und Bewegungsweise - "beackern"

(3) und das sollte sich jeder ausdrucken (oder noch besser: mit Schmackes in die Birne hämmern, so lange, bis es nicht nur begriffen ist (das ist einfach, ja banal) sondern bis es auch immer so gemacht wird, automatisch, ohne herum räsonieren und sonstiges bla
 

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