Rautavaara: Klavierkonzert

Marlene

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Wikipedia verrät, dass Cluster Klanggebilde - mit nahe beieinanderliegen Tönen – sind, bei denen mehrere Nachbartasten gleichzeitig angeschlagen werden. Dies könne mit fünf Fingern, der Faust, der Handfläche oder dem Unterarm bewerkstelligt werden.

Wenn ich die Anweisung richtig interpretiere, möchte Einojuhani Rautavaara, dass die Hand bei dieser Tonfolge quer auf die Tasten gesetzt wird.

Rautavaara_Tasten-Cluster_rechte _Hand.png


Diese Interpretin kommt der Anweisung nach, das Fortissimo unterstreicht sie eindrucksvoll (oder übertrieben??) mit ihrem Körper.




So weit so nachvollziehbar.

Aber weder ein Bilfinger noch ein Mensch mit Händen wie der Wallace Flugfrosch würde das mit „normal“ eingesetzter Hand schaffen, also Finger parallel zu den Tasten. Die Interpretin in nachfolgendem Video macht es aber und ich wüsste gerne, wie man das mit fünf Fingern schafft. Was übersehe ich möglicherweise bei dieser Ausführung?


 
Da ich das Konzert gerade studiere, kann ich die Antwort aus dem Stand geben: Man spielt mit dem 5. Finger das E, mit dem 4. das D und mit den übrigen Fingern jeweils zwei Tasten, die man genau an der Trennfuge erwischen muss. Also C und H mit dem 3., A und G mit dem 2., F und E mit dem Daumen. Eine riesige Pranke braucht man dazu nicht, das sollte jede ausgebildete Pianistenhand hinkriegen.
 
Da spiele ich doch lieber John Schmidt. Da haut man einfach den Ellenbogen drauf. :-)
 
Es wäre schön zu wissen, wann und wo Du es aufführen wirst. Ich werde auch nicht verraten, wer sich hinter @mick verbirgt - Ehrenwort! Ich würde es zu gerne mal live hören.

Man spielt mit dem 5. Finger das E, mit dem 4. das D und mit den übrigen Fingern jeweils zwei Tasten, die man genau an der Trennfuge erwischen muss. Also C und H mit dem 3., A und G mit dem 2., F und E mit dem Daumen. Eine riesige Pranke braucht man dazu nicht, das sollte jede ausgebildete Pianistenhand hinkriegen.

Ich habe das soeben ausprobiert und finde es recht unbequem (klar, von der ausgebildeten Pianistenhand bin ich so weit entfernt wie vom Mittelrheintal nach Helsinki). Aber mit quer gelegter Hand ist es schön bequem.

Allerdings finde ich es erheblich ansehnlicher, keinen optischen Brachialakt daraus zu machen, wie Frau Zuo.
;-)
 
Es wäre schön zu wissen, wann und wo Du es aufführen wirst. Ich werde auch nicht verraten, wer sich hinter @mick verbirgt - Ehrenwort! Ich würde es zu gerne mal live hören.
Ich werde es gar nicht aufführen; ich assistiere im nächsten März einem Dirigenten, der es 4mal aufführen wird. Da ist es von Vorteil, wenn man die Partitur (und auch den Klavierpart) halbwegs kennt. ;-)
 
ist das dann nicht zu differenziert?
Der Komponist möchte ja eigentlich, wenn ich die Spielanweisung richtig deute, eher eine 'Patschhand'
Der will da sicher nicht irgendwas Weiches. Die Akkorde haben definitiv mehr "Stahl" im Klang, wenn die Töne exakt zusammen angeschlagen werden. Das ist mit dem Griff besser hinzukriegen als mit der Patschhand. Vorausgesetzt, die Finger haben genügend Widerstandskraft für das geforderte ff.
 
Wikipedia verrät, dass Cluster Klanggebilde - mit nahe beieinanderliegen Tönen – sind, bei denen mehrere Nachbartasten gleichzeitig angeschlagen werden. Dies könne mit fünf Fingern, der Faust, der Handfläche oder dem Unterarm bewerkstelligt werden.

Wenn ich die Anweisung richtig interpretiere, möchte Einojuhani Rautavaara, dass die Hand bei dieser Tonfolge quer auf die Tasten gesetzt wird.

Den Anhang 39931 betrachten


Diese Interpretin kommt der Anweisung nach, das Fortissimo unterstreicht sie eindrucksvoll (oder übertrieben??) mit ihrem Körper.




So weit so nachvollziehbar.

Aber weder ein Bilfinger noch ein Mensch mit Händen wie der Wallace Flugfrosch würde das mit „normal“ eingesetzter Hand schaffen, also Finger parallel zu den Tasten. Die Interpretin in nachfolgendem Video macht es aber und ich wüsste gerne, wie man das mit fünf Fingern schafft. Was übersehe ich möglicherweise bei dieser Ausführung?



Gut, dass dieser Beitrag im Anfaengerfaden ist, so kann ich ganz ungeniert meine Wahrnehmungen wiedergeben und meine Frage stellen.

Die Patschhaende hatten mich neugierig gemacht, und ich habe die Aufzeichnungen angeschaut und -gehoert ... das ist ja furchtbar! Die brachiale Gewalt, mit der die Pianistin(nen) auf die Tastatur eindreschen, die jegliche Aesthetik ueberschattet. Ok, ist kein Argument, ich braeuchte ja nur meine Augen zu schliessen und mich auf die Musik zu konzentrieren.
Das Schlimmste war, dass die Musik, die Klaenge, die mein Ohr erreichten, schlichtweg nervig waren. Laenger als zwei Minuten habe ich es nicht ausgehalten zuzuhoeren. Mich schuettelt es jetzt noch, wenn ich daran denke.

Da aber irgendetwas an diesem Werk dran sein muss (sonst wuerde es ja nicht vor einem zahlenden Publikum aufgefuehrt werden) meine Frage: Was ist da dran? Was muss ich wissen, lernen, verstehen, damit ich diesen meinen absoluten Widerwillen zumindest ein bisschen ueberwinden kann?
 
Was muss ich wissen, lernen, verstehen, damit ich diesen meinen absoluten Widerwillen zumindest ein bisschen ueberwinden kann?
Ob du deinen Widerwillen überwinden wirst, kann ich natürlich nicht sagen ... aber oft hilft bei modernen Komponisten ein wenig Durchhaltevermögen.
Diese Musik erschließt sich manchmal erst, wenn man über die eigene angewöhnte Abneigung hinwegsieht.

Was wir als "schön" empfinden hängt nicht nur von der Schwingungsphysik ab, sondern hat auch sehr viel mit Gewöhnung zu tun.
 

Diese Musik erschließt sich manchmal erst, wenn man über die eigene angewöhnte Abneigung hinwegsieht.

Oder ob man den Mut und das Durchhaltevermögen (bzw. die Neugier) hat, das Stück mehrmals zu hören.

Beim ersten Hören von Rautavaaras 1. Klavierkonzert war ich auch recht erschrocken und habe weggeklickt. Aber dann war ich zu neugierig darauf.

Immer wieder wurde irgendwo "Le sacre du printemps" erwähnt. Beim ersten Hören habe ich die Musik nach wenigen Minuten kopfschüttelnd gestoppt - so erging es mir auch bei Spätwerken von Skrjabin. Beim zweiten Hören der Frühlingsweihe (ähnlich erging es mir bei Werken von Schönberg) habe ich es zehn Minuten "ausgehalten" und Monate später habe ich es ganz gehört und fand es gar nicht mehr unangenehm. Gleiches gilt für Alban Bergs Sonate op. 1. Anfangs hatte ich keinen Zugang dazu, ich habe sie aber mehrmals gehört und plötzlich habe ich sie als sehr beeindruckend wahrgenommen.

Aber mit Stockhausens Helikopter-Streichquartett würde ich keinen zweiten Versuch wagen.
 
wenn man über die eigene angewöhnte Abneigung hinwegsieht



Uppps ... jaaaaa ... jaaa ... ja! Das sind ja alles Eigenschaften, die auch im taeglichen Leben Anwendung finden (sollten)!
Ueber den Tellerrand schauen, und nicht eine neue (Hoer-)Erfahrung mit einem lapidaren
abkanzeln.

Danke, dass Ihr mich daran erinnert habt!
Cecilie
 

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