Blickmanagement

Hallo,

mein Beitrag ist eher OT im Zusammenhang mit dem blind Treffen. Im Notenbeispiel bei debösis Blickrichtungsstudie fehlen mir noch die vorher auseinander laufenden Oktaven in weitem Abstand, da schaue ich komplett nach rechts und überlasse links dem Tastsinn. (Blind - aber Chopin sei Dank keine Sprünge)

Noch zum Unisono-Triller: Vergleiche Altmeister Rubinstein mit dem Scherzo Nr. 2


View: https://www.youtube.com/watch?v=ETH8NA-_zXw


bei 2:10. Er nimmt die unteren Töne des Doppeltrillers als Oktave und den oberen Ton nur einfach. So klingt es meines Erachtens auf unseren eher dumpfen Flügeln durchsichtiger und tut der Musik keinen Abbruch. – Dieselbe Vorgehensweise habe ich für die „Trommelwirbelstelle“ in der Polonaise übernommen, den Triller wie bei Rubinstein, die Übergänge zu den nächsten Takten spiele ich so, wie sie gedruckt sind.

Als Variante erlaube ich mir, im ersten Durchgang diese Trillerstellen und den Rest wie ausgedruckt zu spielen, mit Rolfs Fingersatz bei den Unisono-Trillern, bei der Wiederholung spiele ich Rubinsteins Variante und nehme für die „Einzeltöne“ B, H, C usw. der nächsten Takte die untere Oktave dazu, die Oktaven unter der Trillerkette spiele ich eine Oktave tiefer. Dieses Verfahren halte ich für legitim. – Das gibt einfach mehr her, schon Liszt hatte alles in diese Polonaise hinein gelegt (Polens Glanz – Anton Rubinstein). Hätten Chopins Flügel schon den Tonumfang der unsrigen gehabt, hätte er bestimmt ebenfalls die unteren Oktaven dazu genommen.

Begeisterte Grüße

Walter
 
Genau zu der Frage, wie man mit "affenartiger" Geschwindigkeit eine Taste zielsicher trifft, habe ich kürzlich Kit Armstrong befragt. Seine Antwort war so einfach wie lapidar: "ich versuche bei solchen Passagen immer, die eine Taste zu treffen und die andere nicht zu treffen..." ;-)) So einfach ist das also :-)
 
Gut, dass hier mal - u.a. von Rolf - das Thema "Blick-Management" angesprochen wird.

Das kommt nämlich meines Erachtens oft im Klavierunterricht zu kurz.

Ich sehe es genauso und bringe es meinen Schülern auch so bei: Man sollte nicht versuchen, das, was man treffen will, scharf zu sehen (wodurch man bei vielen Stücken dann entweder nur eine Hand mitkriegt und die andere "im Schatten" liegt oder ein furchtbares "Augen-Pingpong" veranstaltet), sondern man muss gewahr werden, dass man irgendwo in die Mitte der Tastatur blicken kann und dann das Blickfeld mühelos einen weiten Bereich hinreichend abdeckt - zwar natürlich unscharf, aber vollkommen ausreichend, um zu treffen (oder auch, um weite beidhändige Akkorde problemlos "auf einmal zu sehen"). Das muss man üben, dass man gar nicht mehr diesen "Trieb" zum Scharfsehenwollen hat, sondern mit diesem unscharfen Überblick vollkommen zufrieden ist und gut arbeiten kann.
 
Kleiner Einwurf, der kurze Anvisierblick ist nur eine weitere Hilfe, eigentlich sollte das Tongedächtnis steuern.....Also Blickmanagement ist immer dem nach Gehörspielen untergeordnet. Sprich motorische Bewegungen sollen nicht an sich eingeremst werden, sondern die innere Vorstellung des Klanges spult die Umsetzung durch Muskelarbeit ab. Der Hinweis von tastatula auf Streichinstrumente ist wichtig, allerdings nicht in Hinsicht auf eingeremste Abstände beim Lagenspiel, sondern der Führung desselben durch die Klangvorstellung. (Ein Geiger kann zwischen Instrumentgrößen springen, etwa halber und 3/4 Größe ohne sich neu sortieren zu müssen.)
 

Halbe und 3/4 Größe? Das kenne ich nur von Kindern. Die fangen damit an und wechseln später auf eine ganze Geige.
Erwachsene, die wieder eine halbe oder 3/4-Geige spielen, kenne ich nicht.

Violino piccolo, z. B. im 1. Brandenburgischen Konzert, in den Kantaten BWV 140 Wachet auf, ruft uns die Stimme und BWV 96 Herr Christ, der einge Gottessohn.


View: https://www.youtube.com/watch?v=_B9eGXDKae0&feature=emb_title
 
Erwachsene, die wieder eine halbe oder 3/4-Geige spielen, kenne ich nicht.
Mamas zum Beispiel, die Mal kurz dem Übenden Kindchen eine Stelle vorspielen wollen, ohne die eigene gerade griffbereit zu haben, oder Kinder , die beim Geigenbauer die nächste Größe anspielen, um sich für ein Instrument zu entscheiden und sofort sich umstellen können (sollten).
 
Hallo zusammen :)

Ich bin seit ca. 40 Jahren Anfänger, ein paar davon mit Lehrer. Sprünge mit der Linken schaffte ich bislang nur mit Blicklenkung in diesen Bereich. Vom Blatt abspielen ging gar nicht, nur auswendig übers motorische Gedächtnis - mit dem üblichen Ergebnis, dass ich von 25 Stücken die ersten 8 Takte kann.
Habs nie anders gelernt und es führt vielleicht schneller zu einer guten Lernkurve, hat aber bald seine Grenzen.

Jetzt fange ich wieder an - und zwar richtig. Automatische Koordination Blick-Hand trainieren. Satie vom Blatt.

Nun stolpere ich über die Treffsicherheit. Auswendig konnte ich auf die Tasten schauen, vom Blatt nicht mehr. Ich erkunde gerade 2 Strategien: Lagen der Tasten er-tasten (klappt bei linke-Hand-Sprüngen schon halbwegs), aber auch den peripheren Blick zur Punktlandung.

Fragen:
Ergänzen sich die zwei Strategien oder schaden sie sich eher gegenseitig?
Wie kann ich den peripheren Blick trainieren? Derzeit habe ich im unscharfen Bereich eine Trefferquote von 20%, wobei es besser wird, je weiter unten ich im Notenblatt bin - logisch. Näher an den Tasten.

Danke schon mal für eure Ideen :)
 
Du hast schlicht nie genug bzw. nie konzentriert und systematisch geübt.
Deswegen ist Deine Bilanz nach 40 Jahren so erschütternd.
Und natürlich ist klar, dass sich das nicht ändern wird. Du denkst vielmehr, dass Du hier "Tricks" verraten bekommst, so dass Du trotz Deiner unzureichenden Übeweise doch noch besser werden kannst.
Vergiss es. Sorry.
Wenn Du ähnlich fragen würdest nach insgesamt ein paar Monaten oder so, hätte eine Antwort Sinn. Aber nicht vor dem Hintergrund, dass Du schon seit 40 Jahren Dich immer mal wieder am Klavier versuchst. Da ist Hopfen und Malz verloren.
 
Und natürlich ist klar, dass sich das nicht ändern wird
Für Dich ist das klar? Für mich nicht - immerhin mache ich seit 40 Jahren das erste Mal was Neues.
Erfahrene Propheten warten die Ereignisse ab.

Ich habe nicht nach "Tricks" gefragt, sondern nach Didaktik. Ein Lehrer sollte das erkennen.
Und die Diadaktik entscheidet über den Fortschritt. Unter anderem.
Ich weiss das, weil ich in anderen Bereichen lehre.
Ich hoffe nur, Du kanzelst Deine Schüler nicht auch so ab.

Aber danke für die schnelle Antwort. Immerhin.
 
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