COVID-19 und Klavierunterricht

Es ist dein gutes Recht, aber ich finde dieses Denken schon sehr egoistisch. Ist es nicht an der Zeit, dass in unserer Gesellschaft jeder alle anderen im Blick haben sollte? Sollten nicht auch persönliche Entscheidungen immer im Hinblick auf das Gesamtgefüge getroffen werden?
Sagen wir mal so: Wäre mir der Lockdown vorab bekannt gewesen, hätte ich den Unterricht regulär pünktlich zum Semesterende (März) gekündigt und wäre gleich zu einem im Fernunterricht erfahrenen Gitarrenlehrer gegangen - Hier geht jetzt also auch jemand leer aus.

Auf der anderen Seite kann ich deine Wut verstehen, denn die Kommunikation der Musikschule, wie du sie wiedergegeben hast, ist wirklich sehr ungeschickt und plump.
Die Handhabung ist natürlich wie bei anderen öffentlichen Schulen auch: Die Lehrer (m/w) sind weiterhin im Dienst und unterrichten die Schüler zu Hause, egal wie. Der schriftliche Hinweis ist dann halt ungefähr so formuliert wie ein Schreiben vom Schulamt an die Eltern schulpflichtiger Kinder, die sich nicht wehren können.

Daß man zum Klaviereinzelunterricht sein eigenes Instrument nicht mitbringt, habe ich halt beim Unterschreiben der Anmeldung vorausgesetzt. Ich werde jetzt auch nicht für die paar übrigen Monate noch einen Flügel anschaffen, um die restlichen Stunden per Telefon nehmen zu können.

In der Tat habe ich gerade aufgehört, meine Literatur zu üben, da ich merke, wie diese bereits unter den Umständen leidet. Ich bin leider nicht auf dem Stand, wo man "mental üben" kann und ähnliches.
 
"Ich z. B. arbeite derzeit sogar summa summarum mehr für meine Schüler als sonst."

@hasenbein. Dann machst du Vorschläge, gibst Hilfestellung, verschickst eine Tondatei, bist auf Skype, whatever. Super ! :super:
 
Dabei wird ganz vergessen, dass man selber nicht der Einzige ist, der zukünftige Existenzprobleme haben wird
Ich hätte kein Problem damit, wenn Schüler sagen würden (und das kommt vermutlich noch), sie könnten momentan nicht mehr so viel oder überhaupt bezahlen. Aber das Argument, die (temporär) geänderte Unterrichtsform wäre nicht bezahlenswert, würde zu einem Ende des Unterrichtsverhältnisses führen.
 
Ich hätte kein Problem damit, wenn Schüler sagen würden (und das kommt vermutlich noch), sie könnten momentan nicht mehr so viel oder überhaupt bezahlen. Aber das Argument, die (temporär) geänderte Unterrichtsform wäre nicht bezahlenswert, würde zu einem Ende des Unterrichtsverhältnisses führen.
Es geht doch nicht darum, daß Fernunterricht nicht bezahlenswert ist. Unter Umständen ist dieser (abhängig vom Instrument, Ausstattung und Unterrichtsziel) sogar besser und teurer. Es geht um das Grundprinzip unseres Rechtsstaates, daß Verträge einzuhalten sind und nicht einseitig geändert werden können.

Sowas muß dann immer neu verhandelt werden und bedarf einer beidseitigen Zustimmung. Das ganze nennt sich dann zum Beispiel Änderungskündigung.

Im Privatrecht sind wir da fein raus, weil bei einem staatlichen Verbot die Vertragsgrundlage beidseitig entfällt. Der Staat behält sich eben entsprechend weitreichende Eingriffsrechte in private Verträge vor.

Ich amüsiere mich eher daran, wie der Staat selbst mit seinen eigenen Verboten umgeht. Das herrscht dann sofort Finanzamts-Jargon.
 
Ich hätte kein Problem damit, wenn Schüler sagen würden (und das kommt vermutlich noch), sie könnten momentan nicht mehr so viel oder überhaupt bezahlen. Aber das Argument, die (temporär) geänderte Unterrichtsform wäre nicht bezahlenswert, würde zu einem Ende des Unterrichtsverhältnisses führen.

Die temporär geänderte Unterrichtsform ist eine nicht vertragskonforme Veränderung. Zu dessen Zustimmung gehören beide Parteien. Ein bestehen auf einseitiger Änderung gibt es nicht. Es sei denn, man hat listigerweise im Eingangsvertrag solche Klauseln vereinbart.

Man, man, man - was seit ihr für Geschäftsleute? Wie kann man die Anspruchshaltung gegenüber seiner Vertragspartner nur so ausdehnen? Meint ihr, ihr seid unersetzbar? Ihr seid systemrelevant? Ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl täte hierbei gut.

Wenn du es dir leisten kannst deinen Schülern zu kündigen, dann hast du sicherlich einen guten Stand. Ich denke, die meisten können das nicht.
 
Es geht um das Grundprinzip unseres Rechtsstaates, daß Verträge einzuhalten sind und nicht einseitig geändert werden können.
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Es geht aber doch um höhere Gewalt.

Wir stecken in einer Krise mit, für manchen Mitbürgern, katastrophalen Folgen und ich glaube, das einzige Gute, dass daraus entstehen kann, ist eine Gesellschaft, in der Solidarität, Miteinander und Menschlichkeit höher bewertet wird, als vorher. Das vermisse ich in deinem Beitrag.

Nenn es Gutmenschentum oder Sozialromantik, das ist mir schnuppe!
 
Mannmannmann, um wieviele Stunden Ausfall reden wir derzeit eigentlich? In fast allen Bundesländern sind jetzt eh erst einmal Osterferien und damit Unterrichtsfrei.
Also es geht bisher um 2/3 Wochen. Es ist mir schleierhaft, wie da manche schon Geld zurückfordern können oder bereits an Kündigung denken in einer absoluten Ausnahmesituation. Ich muss mir auch jeden Cent für den Unterricht abknapsen, aber für diese derzeitige Situation können die MusiklehrerInnen beim besten Willen nichts und die meisten bemühen sich sicherlich sehr, ihren Schülern in irgendeiner Form zu helfen. Ich denke nicht mal im Traum daran eine Rückzahlung zu fordern.

Ich z. B. arbeite derzeit sogar summa summarum mehr für meine Schüler als sonst.

Das Gefühl habe ich bei meinem KL auch.
 
In der Gebührensatzung an meiner alten Musikschule stand, dass man bei Krankheit des Lehrers erst ab 4 Ausfallstunden Gebühren erlassen bekam. Also, was das Geschrei hier soll ist mir wirklich schleierhaft.
Gar keine!?
Es geht um das Grundprinzip unseres Rechtsstaates, daß Verträge einzuhalten sind
Das ist gerade außer Betrieb.
 
Die temporär geänderte Unterrichtsform ist eine nicht vertragskonforme Veränderung.
Meine Aufgabe besteht darin, den Schülern Musik- und Klavierkenntnisse zu vermitteln. Wenn es eine Weile nicht gemeinsam am Instrument geschieht, bedeutet es nicht, dass ich meiner Aufgabe nicht nachkomme.

Am Rande: Wie oft (viel zu oft!) muss man als KL eigentlich hinnehmen, dass Schüler sich nicht an vereinbarte Regelungen halten... Wo wären wir da, wenn jeder gleich die Vertragskeule raushängen würde.
 
Ich kenne keinen Fall, bei dem Verträge geändert wurden. Es ist ja noch überhaupt nichts geklärt und wird vor dem 20. April wahrscheinlich auch nicht geklärt sein

Mein Musikschulchef (der nächstes Jahr in Rente gehen wird) hat mir vor fast 3 Wochen eine mail geschrieben, dass die Schule gesperrt ist. Das war die ganze Info.

Ich habe jetzt alle Schüler (Musikschule und privat) angemailt und Unterricht online angeboten. Ein Teil hat sich gemeldet. Diese Schüler und ihre Eltern sind sehr froh, dass ich das mache und es läuft erstaunlich gut.

Wegen Bezahlung habe ich und werde ich auch noch nichts regeln, da keiner weiß, wie (lange) das weitergehen wird


Es geht aber doch um höhere Gewalt.

Wir stecken in einer Krise mit, für manchen Mitbürgern, katastrophalen Folgen und ich glaube, das einzige Gute, dass daraus entstehen kann, ist eine Gesellschaft, in der Solidarität, Miteinander und Menschlichkeit höher bewertet wird, als vorher. Das vermisse ich in deinem Beitrag.

Nenn es Gutmenschentum oder Sozialromantik, das ist mir schnuppe!
 

Stegull, das ist Schwachsinn, denn niemand will "alimentiert" werden, sondern die Lehrer erbringen ja weiterhin Leistungen so weit es die Umstände erlauben.

Ich z. B. arbeite derzeit sogar summa summarum mehr für meine Schüler als sonst.

Ja, es gibt Lehrer die tun das. Mein KL hat sich für Skype Unterricht echt viele Gedanken gemacht und ein super Konzept, wenn's Mal nicht klappt mit der Übertragung.
Die Lehrer vom Zwerg hat sich dann gestern das erste Mal gemeldet...er überlegt!!! Ob er sich dann jetzt doch privat Internet zulegen soll...er hätte gehört, dass Kollegen über das Internet irgendwie unterrichten, aber dass es Datenschutzrechtliche Probleme gäbe..

Der gute Mann ist Mitte 50 und ein wirklich guter Gitarrist und Lehrer, aber ich hab echt gedacht ich Fall vom Glauben ab.
Kurzfristig habe ich tatsächlich in Erwägung gezogen ihm Skype zu erklären, aber das Projekt sprengt wahrscheinlich meine Geduld.
Unnötig zu erwähnen, das er kein Smartphone mit WhatsApp besitzt...

Ich Zahl trotzdem brav weiter, weil er die letzten 2 Jahre wirklich guten Unterricht gemacht hat.
 
Zitat von Ich würde daher ohne zu Zögern einen studierte Pianistin mit Interesse als Aktienanalystin auf Probe anstellen (sorry:
Wie schade! :-)
Das mit dem Quereinstieg ist nicht so einfach, erst muss der Diplom els 1. Staatsexamen annekrannt werden - dann darf es witer rollen. Bei mir hat's gerade hier gescheitert.

Aber danke @Tonsee für deine Wertschätzung, das tut gut :super:
 
Der gute Mann ist Mitte 50 und ein wirklich guter Gitarrist und Lehrer, aber ich hab echt gedacht ich Fall vom Glauben ab.
Kurzfristig habe ich tatsächlich in Erwägung gezogen ihm Skype zu erklären, aber das Projekt sprengt wahrscheinlich meine Geduld.
Unnötig zu erwähnen, das er kein Smartphone mit WhatsApp besitzt...

Meine Gesangslehrerin ist das weibliche Pendant dazu. :015::lol:
Von ihr hab ich noch gar nichts gehört, aber auch das wird sich garantiert spätestens nach den Ferien klären. Für mich noch kein Grund schon mit den Hufen zu scharren.
 
Unglaublich, wie sich manche Lehrer und offenbar auch ganze Musikschulen verhalten...
Und auch das unterschiedlich! Ich wollte mit der Kollegin von meiner Schule über diese Problematik (Digital-Unterricht ablehnen, dabei Erstellen von Aufgaben fordern) unterhalten, und habe festgestellt, dass sie das "esrtmal lieber nicht macht und wartet, weil ja diese 3 Wochen lassen sich doch nachholen, und soll es nach den Ferien gleich wie jetzt sein - dann...". Da kann ich mir vorstellen, dass manche von ihren Schülern damit unzufrieden sind, zumal dass in der kleinen Stadt sich bestimmt schon rumspricht, dass manche Kollegen es doch anbieten.

Auch für meine Kinder läuft's unterschiedlich. Die Lehrerin meiner Tochter hat Skype direkt in der ersten Woche angeboten, arbeitet fleißig, schickt Aufgaben und engagiert sich wo es nur geht (obwohl man merkt schon, dass sie sich mit der Technik nur geradeso vertraut ist), und die Lehrein meines Sohnes quakt ein mal die Woche etwas in die WA-Gruppe "Hey Leute, habt ihr Fragen? Her damit", in der zweite Woche hat sie E-Mail gesammelt und nach 4 Tagen 3 Stücke verschickt (nicht iindividuell, sondern allen die gleichen) - "schreibt mir was ihr übt", und erst diese Woche gab es zum ersten (und damit zum letzten Mal - wegen Ferien) Skype-Unterricht. Beide Lehrerin sind in der Stätdischen Schule angestellt: die eine arbeitet - die andere chillt :-)
 
er hätte gehört, dass Kollegen über das Internet irgendwie unterrichten, aber dass es Datenschutzrechtliche Probleme gäbe...
Das sind mir die Allerliebsten, die auch noch mit diesem verf.... "Datenschutz"-Schwachsinn anfangen! Mega-Augenroll + Facepalm!

(Oft die gleichen, die meinen, Whatsapp sei ganz böse und dürfe daher keinesfalls benutzt werden, aber dann wichtige Informationen wie Zugangsdaten über Gmail-Accounts verschicken! Allerorten horrende Inkompetenz!)

Dieses "Datenschutz"-Argument dient selbstverständlich nur dazu, die eigene Bocklosigkeit durch "gute Gründe" zu überdecken.

Mann ey, vor dieser Corona-Kacke kannte ich mich mit Videokonferenzsoftware und dem Drumherum auch nicht aus. Und vorher hatte ich auch lange Zeit kaum jemals gekocht. ABER DANN BESCHÄFTIGT MAN SICH HALT DAMIT UND LERNT DAS! Verdammte Kiste! Und nun kann ich bereits Kollegen in Sachen Videokonferenzsoftware und Einstellungen beraten, und mein Koch-Repertoire steigert sich gerade stark, und es schmeckt sogar lecker! Wo, bitte, ist das Problem, zumal man doch tendenziell jetzt Zeit übrig hat? "Wäääh, kann ich nicht, will ich nicht" ist eine extrem dämliche Einstellung, sorry.
 
Das Thema Datenschutz kann tatsächlich ein Problem sein für abhängig beschäftigte Lehrer, wenn sie da gegen Dienstanweisungen ihres Arbeitgebers verstoßen müssten. Nichtsdestotrotz ist beim Thema Datenschutz praktisch alles möglich, solange alle Beteiligten freiwillig und informiert einwilligen.

Wer bei Skype & Co Sorgen bzgl. Datenschutz hat, der schaue sich einmal Jitsi an. Das kann man sogar selbst hosten und hat dann 100% Kontrolle.
 
Toll, dass ihr euch euren KLs gegenüber alle so solidarisch verhaltet. Hoffentlich bezahlt ihr auch den Friseurtermin, den Zahnarzttermin, den Physiotermin etc., die alle wegen Corona abgesagt wurden und selbstverständlich auch das Flugticket und die Hotelkosten für die Reise während den Osterferien sowie die Konzerttickets für die nicht stattfindenden Konzerte. Denn denkt dran, sie alle brauchen jetzt eure Unterstützung und sind für jeden Euro dankbar.
 
@Chips

Nein, das mache ich nicht, aber dort wo es bestehende Verträge gibt, zahle ich diese weiter...
Für die Putzfrau, die grad nur ihre eigene Bude putzt
Die Bahncard fürs zu Hause bleiben
Den Kindergarten und Hort für Homeschooling
Und ach ja, unsere Osterferienurlaubswohnung durfte die Anzahlung behalten und wir machen dort Herbstferien oder was auch immer, sobald der Spuk vorbei ist...

Zahnarzt und KG zahlt bei mir die Krankenkasse...

Die Weltwirtschaft rette ich so nicht, aber mein direktes Umfeld sollte auch nach Corona noch existieren. Zumindest möchte ich nicht, dass es an mir scheitert.
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