Literatur spielen - kein Fortschritt erkennbar?

backstein123

backstein123

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Hallo Leute,

Mich quält seit ein paar Wochen das Klavier spielen.
Genauer gesagt sehe ich keinen Sinn mehr in meinen Übungsstücken.
Auch wenn mein KL recht schöne Stücke aussucht und ich die meisten gerne spiele, fehlt mir doch das Verständnis warum ich gerade Stück X, Y oder Z üben soll.

Im Gegensatz zur Zeit als Anfänger übe ich kaum noch technische Übungen sondern eigentlich nur noch Stücke.
Das wiederum bringt mich dazu das mein Gefühl mir sagt "es geht nicht weiter" weil das Schema immer gleich ist :

Neues Stück kommt auf den Ständer, ich stocher wie ein Anfänger die Noten ab, übe meine Teile bis die sitzen, arbeite dann an Klang und Tempo während ich den nächsten Teil angehen. Das geht so lange bis irgendwann das Stück durch ist und das nächste Stück beginnt.
Und dann startet das gleiche Schema wieder :
Ich suche nach den Noten, übe meine Abschnitte.....

Ich fühle mich bei jedem neuen Stück als total Anfänger der gar nichts kann, auch wenn ich weiß das es gar nicht so ist.

Irgendwie glaube ich das ich aus den Stücken des letzten Jahres gar nichts mit genommen habe außer das ich halt einige Stücke gespielt und kennen gelernt habe.
Aber ich verstehe nicht warum ich gerade dieses Stück spielen soll, was es mir bringt und was ich daraus mit nehmen soll.
Ich selbst würde vielleicht "Routine" als antwort geben, aber wieviel Routine hab ich, wenn ich jedes Stück wieder bei Null anfange und mich gefühlt wieder zum Anfänger mache?

Das frustrierende dabei ist, ich weiß das ich jedes Stück irgendwann hin bekommen werde.
Das wiederum macht es in meinen Augen gleichgültig ob ich nun im nächsten Jahr 100 kleine Stücke spielen werde oder mich das ganze Jahr durch ein großes /schweres Stück quäle.

Greif ich jetzt mal hoch und nehme zb den Marsch der Zwerge von Edvard Grieg.
Das Stück ist weit über meinen können und stand jetzt würde ich es wohl nicht hin bekommen.
Aber da ich in den ganzen anderen Stücken auch "keinen Sinn" sehe und auch dabei das o.g. Schema zu tragen kommen würde, denke ich mir halt :

Ich könnte mir auch etwas Bock schweres auf den Ständer legen und die nächsten Monate /Jahre nur dieses eine Stück üben. Irgendwann wird es sitzen und das hätte genauso viel oder wenig gebracht wie wenn ich in der Zeit 10,20 oder 50 andere Stücke geübt hätte.

Wieso fühlt es sich an als würde ich nicht weiter kommen:denken:

Und nein, Lehrer wechseln ist keine Option. Das Problem liegt bei mir und meinen Verständnis, nicht bei meinem KL und seinem Unterricht.
 
Neues Stück kommt auf den Ständer, ich stocher wie ein Anfänger die Noten ab....

Ich fühle mich bei jedem neuen Stück als total Anfänger der gar nichts kann, auch wenn ich weiß das es gar nicht so ist.

Und nein, Lehrer wechseln ist keine Option. Das Problem liegt bei mir und meinen Verständnis, nicht bei meinem KL und seinem Unterricht.

Das hört sich aber ganz danach an, als sollte das doch eine Option sein.
Woran liegt's, dass du "wie ein Anfänger die Noten abstocherst"?

Ich könnte mir auch etwas Bock schweres auf den Ständer legen und die nächsten Monate /Jahre nur dieses eine Stück üben. Irgendwann wird es sitzen und das hätte genauso viel oder wenig gebracht wie wenn ich in der Zeit 10,20 oder 50 andere Stücke geübt hätte.

Das halte ich für einen Trugschluss. Ein bockschweres Stück bringt sicher nicht genauso viel wie 10, 20 oder 50 leichtere Stücke.
Und mal ganz ehrlich: Wenn du gerade dermassen lustlos bist, wie lange denkst du, könntest du dich – realistisch eingeschätz – mit einem extrem schweren Stück befassen?

Irgendwie glaube ich das ich aus den Stücken des letzten Jahres gar nichts mit genommen habe außer das ich halt einige Stücke gespielt und kennen gelernt habe.
Aber ich verstehe nicht warum ich gerade dieses Stück spielen soll, was es mir bringt und was ich daraus mit nehmen soll.

Das deutet wiederum auf einen doch nicht so tollen Unterricht hin.
Dein KL sollte dir eigentlich bei jedem Stück vermitteln, wozu es gut ist (Arpeggien, Stimführung, Lagenwechsel, Phrasierung etc.) und die Auswahl der Stücke sollte aufeinander aufbauen bzw. gelerntes vertiefen.
 
Zur Einschätzung: Was sind denn deine aktuellen, vom KL vorgeschlagenen Stücke und was wären realistische Wunschstücke?
 
Auch wenn mein KL recht schöne Stücke aussucht und ich die meisten gerne spiele, fehlt mir doch das Verständnis warum ich gerade Stück X, Y oder Z üben soll.

Naja, man spielt halt Klavier, weil man Stücke, die einem gefallen spielen möchte. Einen höheren Sinn habe ich bislang nicht gesucht. Und wie ich dich verstehe ist das Kriterium doch erfüllt.

Im Gegensatz zur Zeit als Anfänger übe ich kaum noch technische Übungen sondern eigentlich nur noch Stücke.

Technische Übungen losgelöst von Stücken machen auch nur sehr bedingt Sinn! Möchtest du Sonaten oder Tonleitern spielen??

Irgendwie glaube ich das ich aus den Stücken des letzten Jahres gar nichts mit genommen habe außer das ich halt einige Stücke gespielt und kennen gelernt habe.

Das täuscht. Ich glaube wir alle haben regelmäßig das Gefühl auf der Stelle zu treten. Bei mir kommt die Erkenntnis der Weiterentwicklung in "Schüben".

Ich könnte mir auch etwas Bock schweres auf den Ständer legen und die nächsten Monate /Jahre nur dieses eine Stück üben.

Wer will denn sowas?????
Abgesehen davon bringt das nicht so viel. Am besten du spielst immer mehrere (3-4) Stücke gleichzeitig, wobei eins davon an der oberen Grenze oder leicht über deinem Können liegt, die anderen aber nicht!

Mach dir nicht so viele Gedanken ;-)
 
ich weiß das ich jedes Stück irgendwann hin bekommen werde.

Wenn das so wäre, wüsste ich dein Problem nicht. Ich unterstelle mal, dass das nicht so ist, auch dann, wenn du sehr talentiert bist.

Das Problem klingt für mich, als hättest du vor allem im Blattspiel Schwächen. Ich bin bis heute auch nicht gut darin. Vielleicht hast du auch die falsche Erwartungshaltung, dass du irgendwann übertrieben ausgedrückt immer nach 2-3 mal Üben das spielen kannst, worauf du gerade Lust hast. Ich merke das oft bei Leuten, die nicht näher mit dem Klavierspielen zu tun haben, dass diese unterschätzen, dass man nicht nur das Klavierspiel an sich erlernen, sondern auch in das einzelne Stück viel Arbeit investieren muss.

Bestes Mittel gegen Schwäche beim Blattspiel ist meiner Meinung nach, ohne lange dran zu üben zwischendurch Sachen spielen, die du sehr einfach findest, dann bessert sich das.
Verschiedene Schwierigkeitsgrade üben ist auch immer gut.
 
Vor allem fehlt Dir ein ZIEL, wegen dem Du überhaupt übst. Ist doch eigentlich ne einfache und sonnenklare Sache.

Ziele können z.B. sein:

- ich möchte Stücke bei einer bestimmten Gelegenheit vorspielen können.
- ich möchte vorankommen, um so gut zu werden, dass ich in einem Ensemble mitspielen kann (z.B. Band)
- mir macht das Spielen des Stücks AN SICH (also quasi als Selbstzweck) Spaß, vielleicht sogar das Üben an sich
usw.

Nur irgendwie Stücke, die man halt so ganz OK findet und die der KL vorgibt, vor sich hindudeln, weil "man ja Unterricht hat", ohne dass man für sich Zweck, Ziel und Vergnügung dabei sieht, ist in der Tat hochgradiger Schwachsinn und Zeitverschwendung.

Fallen Dir keine Ziele ein (bzw. müsstest Du die erst mühsam an den Haaren herbeiziehen), ist Klavierunterricht einfach nicht das Richtige für Dich, und ich würde an Deiner Stelle aufhören.
 
Manchmal ist das kurzfristige Ziel auch einfach nur der Unterrichtstermin. Wenn der jetzt wegfällt, kann man schonmal in ein Loch fallen.
 
Irgendwann wird es sitzen und das hätte genauso viel oder wenig gebracht wie wenn ich in der Zeit 10,20 oder 50 andere Stücke geübt hätte.

Ich kenne die Methode und wage die Prognose, dass es auch bei dir nicht funktionieren wird. Ein adäquater Vortrag setzt eine technische Souveränität voraus, die sich anhand eines einzelnen Stücks nicht erwerben lässt.

Wenn man über seinem Niveau übt, hat man keinen festen Grund. Man baut nicht nach oben auf, sondern arbeitet an den Fundamenten, auf denen man stehen will. Wenn du keine Sprungbässe beherrschst, kannst du dir das nicht aneignen, indem du den Maple Leaf Rag auswendig lernst. Die Lektion ist viel zu klein, das kann nur der Anfang sein.
 
Schon mal mit einem anderen Hobby versucht? Klavier macht Dir ja offensichtlich keine Freude. Fussballspielen, Malen, Apnoetauchen ... es gibt so viele Möglichkeiten ... warum sich an den Tasten quälen?
 

Ich kann deine Gedankengänge eins zu eins nachvollziehen, backstein. Mir ist aber irgendwann klar geworden, ein Problem ist nicht, dass ich keine Fortschritte mache, sondern dass ich sie nicht wahrnehme - weil sie schleichend passieren. Merken würdest du deine Fortschritte, z.B. im Ausdruck, im zusammenhängenderen Spiel von Phrasen etc. wenn du regelmäßig dein Spiel aufnehmen würdest. Ich bin sicher, da hat sich in den letzten drei Jahren etwas getan. Es gibt ein geniales YouTube-Video, in dem ein Pianist die Fortschritte von Anfänger*innen aufs Korn nimmt und die Entwicklung des Spiels im ersten Jahr, nach drei Jahren, sieben Jahren etc. auf dem Flügel vorspielt. Ich finde es leider gerade nicht. Es wurde in diesem Forum auch schon verlinkt. Vielleicht erinnert sich jemand und verlinkt es hier noch einmal, dann wird deutlicher, was ich meine.
 
Mir ist es zum Schluss ganz genauso gegangen. Zum Schluss deshalb, weil ich meinen Lehrer im September um eine Pause vom Unterricht gebeten habe. Zur fehlenden Motivation, ein Stück nach dem anderen "abzuüben", kam auch noch, dass ich zeitgleich angefangen hatte, Cello zu lernen und sich dadurch - vielleicht auch, weil die Erfolge (noch) spürbarer sind - die Prioritäten geändert haben. Leider fehlt mir zudem die Zeit, für zwei Instrumente immer gleich gut zu üben, bevor ich jeweils einmal die Woche in den Unterricht gehe. Jetzt mit nur einem bin ich doch entspannter. Ich hoffe, dass ich irgendwann mal wieder mehr Zeit und Motivation fürs Klavier haben werde...

LG,
Babs
 
Mich quält seit ein paar Wochen das Klavier spielen. Genauer gesagt sehe ich keinen Sinn mehr in meinen Übungsstücke
Das ist deutlich. Dann lass' es doch einfach sein.

Genauso wie man auf einmal im Leben Interesse an etwas entwickelt - Klavierspielen zum Beispiel - kann man auch das Interesse an etwas auch wieder verlieren. Das ist ein normaler Vorgang und keine Charakterschwäche.

CW
 
Ich würde mir an Deiner Stelle ein etwas schwereres Stück aussuchen,@backstein123 , was leicht über deine jetztigen Fähigkeiten liegt und du immer wieder daran arbeitest. Ohne Herausforderungen und vielleicht gezielte Übungen kommst du technisch nicht wirklich weiter.
 
Vor allem fehlt Dir ein ZIEL, wegen dem Du überhaupt übst. Ist doch eigentlich ne einfache und sonnenklare Sache.

Ziele können z.B. sein:

- ich möchte Stücke bei einer bestimmten Gelegenheit vorspielen können.
- ich möchte vorankommen, um so gut zu werden, dass ich in einem Ensemble mitspielen kann (z.B. Band)
- mir macht das Spielen des Stücks AN SICH (also quasi als Selbstzweck) Spaß, vielleicht sogar das Üben an sich
usw.

Nur irgendwie Stücke, die man halt so ganz OK findet und die der KL vorgibt, vor sich hindudeln, weil "man ja Unterricht hat", ohne dass man für sich Zweck, Ziel und Vergnügung dabei sieht, ist in der Tat hochgradiger Schwachsinn und Zeitverschwendung.

Fallen Dir keine Ziele ein (bzw. müsstest Du die erst mühsam an den Haaren herbeiziehen), ist Klavierunterricht einfach nicht das Richtige für Dich, und ich würde an Deiner Stelle aufhören.


Hallo!
Dem stimme ich voll und ganz zu.
Warum hast du denn angefangen, Klavier zu spielen?
Um Klavier zu spielen? Dann hat man Lust zu spielen und zu üben, ziemlich egal was... dabei geht es um Musik.
Um es wissenschaftlich auseinander zu nehmen? Dann solltest du vielleicht Musikwissenschaften studieren.

Vielleicht würde dir aber Unterricht in Musiktheorie weiterhelfen. Mir zumindest hilft das nicht nur sehr beim Spiel, es fordert mein Köpfchen auch auf andere Art und Weise und ich liebe es, wenn mein KL und ich ein neues Stück auseinander nehmen und er mir dann plötzlich eine theoretische Frage stellt (sowas wie, welche Umkehrung ist das jetzt? Und wir dann zB über Dominantseptakkorde sprechen). Natürlich ist das für das reine „ich will einfach nur spielen“ unwichtig, aber jeder Mensch ist anders.
 

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