Goldberg Variation 18

  • Ersteller des Themas SilverBullet
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BWV 865 ist am Pedal-Cembalo ohne Probleme spielbar. Solch ein Instrument war wohl zur Bach-Zeit durchaus häufiger anzutreffen, da alleine spielbar, während für das Orgelspiel immer ein(ige) Kalkant(en) erforderlich war(en).
Bei Begüterten ja, aber wohl eher nicht bei der "lehrbegierigen musicalischen Jugend", für die schon ein Clavichord (ohne Pedalteil) das höchste der Gefühle war.
 
Bei Begüterten ja, aber wohl eher nicht bei der "lehrbegierigen musicalischen Jugend", für die schon ein Clavichord (ohne Pedalteil) das höchste der Gefühle war.

Ein häusliches Musizieren in bürgerlichen Kreisen gab es im 18. Jahrhundert kaum. Solche Instrumente besaßen Höfe oder Kantoren/Organisten, allerdings auch das Zimmermannische Caffe-Hauß, in dem ja Bach oft spielte.

"Eigentlich sind die sechs Sonaten und die Passacaille für ein Clavicord mit zwei Manualen und dem Pedal geschrieben, ein Instrument, das damals jeder angehende Organist besass, um darauf vorher zu Hause Hände und Füsse einzuüben und zu freiem Gebrauch auf der Orgel geschickt zu machen ..."
F.C.Griepenkerl 1844 in der Vorrede zur Peters-Edition der Orgelwerke
 
Zuletzt bearbeitet:
"Eigentlich sind die sechs Sonaten und die Passacaille für ein Clavicord mit zwei Manualen und dem Pedal geschrieben, ein Instrument, das damals jeder angehende Organist besass, um darauf vorher zu Hause Hände und Füsse einzuüben und zu freiem Gebrauch auf der Orgel geschickt zu machen ..."
F.C.Griepenkerl 1844 in der Vorrede zur Peters-Edition der Orgelwerke
Ja, ziemlich rätselhaft, wie Griepenkerl darauf kommt, die Werke seien für Pedalclavichord bestimmt. Das Autograph der Triosonaten bzw. die erhaltenen Abschriften der Passacaglia und Fuge in c-Moll enthalten keine expliziten Hinweise einer Bestimmung für das Pedalclavichord.
 
:-D
Gibt es eigentlich vollständige Bearbeitungen aller sechs Triosonaten für Klavier? Ich denke nicht, oder?

Doch, gibt es. August Stradal hat meines Wissens alle 6 Sonaten für Klavier bearbeitet, und von Isidore Philipp gibt es alle Sonaten in einer Fassung für 2 Klaviere. Darüber hinaus gibt es etliche Transkriptionen einzelner Sonaten bzw. einzelner Sätze. Die 6. Sonate hat beispielsweise Bela Bartók für zweihändiges Klavier übertragen. Höllisch schwierig und trotzdem ziemlich unbefriedigend...


View: https://www.youtube.com/watch?v=stPyPcEKGo0
 
So, die zweite Hälfte der 19 ist jetzt auch einigermassen langsam spielbar. Irgendwie hab ich noch den Eindruck, ich verstehe die Aufteilung der Stimmen in den Takten 27-31 nicht so, wie in der ersten Hälfte. Die war mir irgendwie klarer und eingängiger. Jetzt gehts an die Feinheiten und Geläufigkeit.
 
Ja, ziemlich rätselhaft, wie Griepenkerl darauf kommt, die Werke seien für Pedalclavichord bestimmt. Das Autograph der Triosonaten bzw. die erhaltenen Abschriften der Passacaglia und Fuge in c-Moll enthalten keine expliziten Hinweise einer Bestimmung für das Pedalclavichord.

Vermutlich gibt es kein einziges barockes Werk, das explizit für Pedalclavichord gedacht ist. Der Schluss liegt allerdings manchmal nah.
 
Irgendwie hab ich noch den Eindruck, ich verstehe die Aufteilung der Stimmen in den Takten 27-31 nicht so, wie in der ersten Hälfte. Die war mir irgendwie klarer und eingängiger. Jetzt gehts an die Feinheiten und Geläufigkeit.
Wenn bezüglich der Stimmenaufteilung Unklarheiten vorliegen kann man notfalls die Transkription der Goldberg Variationen für Streichtrio (von Sitkovetsky ) zu Rate ziehen. Erschienen bei Doblingers Studienpartituren.
 
Von guzen Klängen wunderbar geborgen.
Im Vorab-Höhepunkt beim Klavierfestival Ruhr hat Lang Lang die Goldbergvariationen gespielt. Der allseits im Konzertbetrieb bekannte und auch gefürchtete Musik-Rezensent "Wolfram Goertz" von der Rheinischen Post, hat in dieser Zeitung heute in einer langen Kritik den "Neuen Lang Lang" in hohem Maße als Interpreten gerade dieses Bach-Werkes herausgehoben.
Zu lesen auf der Kulturseite A 7
 

Hier Zitate aus dieser Kritik:

"Der Zyklus klingt jetzt, also wolle Lang Lang dokumentieren, wie viel Musikgeschichte von ihm abgeleitet wurde. Manche Moll-Variationen tönt sehnsuchtsvoll romantisch wie eine Chopin-Mazurka, dann wieder jagt Lang ein Allegro gleichsam durch einen Eierschneider aus Cembalosaiten."

und

" ...dass er Perlen in Mittelstimmen so enthusiastisch entdeckt und hochhält wie weiland Dagobert Duck seine ersten Goldnuggets aus dem Klondike River."

das beweist, dass es nicht nur manche genialen Pianisten mit der Theatralik halten ...
 
Hier Zitate aus dieser Kritik:

"Manche Moll-Variationen tönt sehnsuchtsvoll romantisch wie eine Chopin-Mazurka, dann wieder jagt Lang ein Allegro gleichsam durch einen Eierschneider aus Cembalosaiten."

und

" ...dass er Perlen in Mittelstimmen so enthusiastisch entdeckt und hochhält wie weiland Dagobert Duck seine ersten Goldnuggets aus dem Klondike River."
...
:lol::lol:
Herrlich !
Man kann ja über LL geteilter Meinung sein, aber langweilig ist er nicht.
 
Hier Zitate aus dieser Kritik:

"Der Zyklus klingt jetzt, also wolle Lang Lang dokumentieren, wie viel Musikgeschichte von ihm abgeleitet wurde. Manche Moll-Variationen tönt sehnsuchtsvoll romantisch wie eine Chopin-Mazurka, dann wieder jagt Lang ein Allegro gleichsam durch einen Eierschneider aus Cembalosaiten."

und

" ...dass er Perlen in Mittelstimmen so enthusiastisch entdeckt und hochhält wie weiland Dagobert Duck seine ersten Goldnuggets aus dem Klondike River."

das beweist, dass es nicht nur manche genialen Pianisten mit der Theatralik halten ...
Klingt nicht gerade wohlwollend.
 
Davon würde ich gerne mal einen Mitschnitt hören.
Es wird wohl der pianistischen Zwangspause zu verdanken sein, dass er sich neu orientiert hat. :016::015:
 
Da kann nur jemand antworten, der es aktuell gehört hat. War jemand dort?
Aber die alten Ressentiments, auch wenn sie begründet waren, sollten dann das Urteil über sein heutiges Spiel nicht beeinflussen.
In Wiesbaden hat er jedenfalls Standing Ovations bekommen:

https://www.allgemeine-zeitung.de/f...iesbaden-premiere-packt-das-publikum_21342384

Für die Erarbeitung hat er sich Andreas Staier als Coach geholt.
 

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