Applaus bei Amateur-Konzerten

ChristineK

ChristineK

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12. Nov. 2010
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Hallo zusammen,
meine KL veranstaltet demnächst ein Vorspiel für Freunde und Familie. Ich werde auch mitmachen. Habe nun allerdings erfahren, dass sie das Publikum explizit darauf hinweisen wird, nicht zu applaudieren, um „die Magie zwischen den Stücken nicht zu stören“.

Sowohl ich als auch die Geigerin, mit der ich dort ein Duo spiele, und auch der Gast, den ich mitnehmen werde, finden das befremdlich... bei der Generalprobe war es schon komisch: der letzte Ton verklingt und man trollt sich in verkrampfter Stille wieder von der Bühne. Es ist auch so ganz gegen jede Konvention! Das Publikum kann doch dann auch Spannung abbauen, vielleicht mal husten, und natürlich seine Anerkennung ausdrücken - unabhängig von der Leistung des jeweiligen Klavierschülers (das Mitmachen und Sich trauen ist in dem Kontext ja oft schon den Applaus wert). Und: wann bekommt man als Amateur schon mal die Gelegenheit, wie ein Profi im Applaus zu baden?! ;-)

Kann jemand einen pädagogisch oder sonstwie gearteten Sinn darin erkennen? Machen das auch andere KL so?

Liebe Grüße Christine
 
Mir kommt es auch sehr merkwürdig vor, den Applaus zu vermeiden, und ich kenne das von keinem Schülervorspiel bzw. Amateurkonzert. Zu einem Konzert, egal mit wie vielen Teilnehmern, gehört, dass jeder Beitrag gewürdigt wird und eine Anerkennung bekommt. Das geschieht durch den Applaus. Und auch für die Auftretenden gehört zum Auftritt neben dem Vorspielen das Verbeugen. Ich finde es übrigens auch wichtig, dass Kinder und Jugendliche das lernen.

Bei mir entsteht der Verdacht, dass die Klavierlehrerin das Konzert zügig hinter sich bringen möchte und Applaus ihr zu viel Zeit kostet. Natürlich stehen Vorspielzeit und Applaus gerade bei jüngeren SuS mit kurzen Stücken manchmal in einem anderen Verhältnis als man es gewöhnt ist, aber Applaus und Verbeugen gehören zum Vorspiel unbedingt dazu!
 
Ich kenne es tatsächlich von einem Kollegen. Allerdings macht der sich auch immer sehr viel Mühe mit dem Programm. Allein die Programmgestaltung ist ein Kunstwerk, mit sorgfältig aufeinander abgestimmten Stücken und dazu ausgesuchten Texten oder Gedichten, die dann von einem Vorleser vorgetragen werden.
In diesem Kontext ist Applaus nach jedem Beitrag unerwünscht.
Bei zufällig zusammengestellten Stücken entsteht eigentlich keine Magie. Vielleicht hat Deine Lehrerin das Konzept nicht ganz durchgedacht.
 
Ich finde das auch sehr befremdlich und kenne es so absolut nicht. Bei meinem Chor oder den Gesangsschülerkonzerten bei denen ich singe kommt so etwas vielleicht mal zwischen 2 Stücken vor, die zusammen einen Spannungsbogen aufbauen sollen aber mehr hab ich noch nicht erlebt.
Beim Klaviervorspiel hab ich selber noch nicht teilgenommen sondern nur zugehört und da wurde immer applaudiert. Wenn ein Schüler 2 oder 3 Stücke nacheinander spielt könnte ich es zwischen den Stücken noch verstehen, aber nicht zwischen den einzelnen Schülern.
 
So ein Quatsch!

Nicht nur wegen irgendwelcher Konventionen - für jüngere Schüler oder auch nur Zuhörer finde ich es abstoßend, dass ""unsere" Musik ohne sichtbare Begeisterung und quasi mit Friedhofsstille zelebriert werden sollte.
Ich finde ein solches Gehabe keinem Menschen angemessen, geradezu unmenschlich. So gewinnt "klassische" Musik keine Freunde.
Bliebe die harmlose Rückfrage: "Worin besteht denn nun die Magie zwischen den Stücken?" Wenn ich eine CD laufen lasse, kann ich keine Magie zwischen den Stücken erkennen.

Wenn die KL so menschenunfreundlich ist und auf dem genannten Ablauf besteht - spielt das Ganze doch noch einmal in einem Altersheim, einem Gemeindehaus o.ä. Da finden sich immer dankbare Zuhörer - für jedes Niveau - ganz ohne Magie.

Seid diplomatisch mit Eurer KL, wenn sie so gut ist, dass Ihr sie halten wollt!

Liebe Grüße
Walter
 
Boah, nun lass doch mal die Kirche im Dorf!

@ChristineK: Ich finde es auch schade, auf den Applaus zu verzichten. Ich liebe Rituale und Konventionen, und bei einem Konzertbesuch gehört Applaus für mich dazu. Als Besucher wie als Vortragender.

In Kirchen ist Klatschen ja ebenfalls unerwünscht. Ich finde es immer sehr befremdlich, nach dem Verklingen der letzten Töne noch eine "angemessene" Zeit sitzen zu bleiben und dann einfach zu gehen.
 
Noch zwei Argumente zur Sache mit der Magie zwischen den Stücken:

Die Schrittgeräusche derjenigen, die zwischen den Stücken von der Bühne und auf die Bühne gehen, sind noch viel weniger als Applaus dazu geeignet, Magie zu erhalten.

Hinzu kommt: Dass man generell zwischen zwei Sätzen innerhalb eines Werks nicht applaudiert*, ist selbst bei Profi-Konzerten eine relativ neue Konvention. Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts war es üblich, nach jedem Satz z.B. einer Sinfonie Beifall zu klatschen, ohne dass da laut der Berichte der Anwesenden etwas zerstört wurde.

* ein ähnliches Ziel scheint ja deine KL zu verfolgen
 
Zuletzt bearbeitet:
Das kann einen Sinn darin haben, dass z. B. Zyklen nicht zerrissen werden. Das stärksten Beispiele sind "Die Winterreise" oder "Die Schöne Müllerin". Auch bei den "Loewe-Balladen" macht sich das nicht gut. Wenn dann aber statt des Applauses gehustet, geräuspert und sich geschnäuzt wird, dann fragt man sich in der Tat, was schlimmer ist.
Habs selbst erlebt in der Philharmonie in Köln, wo nach jedem Lied der Winterreise, kaum dass der letzte Ton veklungen war, gehustet wurde und das ganze Getöse losbrach, was den Sänger Thomas Quasthoff dazu brachte, irgendwann unwirsch den Kopf zu schütteln. Das hat aber nichts genutzt.
Am Schluss eines letzten Beitrages zu applaudieren, bevor ein anderer Künstler auftritt, sollte nicht untersagt werden. Das gehört einfach dazu.
 

Vielleicht gehört die KL ja irgend einer obskuren Sekte an:007::005:. Da muss man auch nicht nach einem tieferen Sinn suchen, das ist ganz einfach Tinnef. Die angeführten Goldberg-Variationen oder Liederzyklen werden ja mit Sicherheit nicht von den beteiligten Schülern aufgeführt:026:.
 
Sehr schade, denn da wird euch, den Vortragenden, etwas weggenommen, was euch eigentlich zusteht. Wem nützt so etwas? Euch nicht. Der Musik nicht, wenn sie querbeet gewählt wird und die Vortragenden doch eh aufstehen und gehen. Selbst wenn sie auf Zehenspitzen schleichen. Den Zuschauern nicht, denn die hocken zwischen den Stücken rum, sobald sie reden ist das letzte bißchen Magie eh futsch. Bleibt wer?..ein Schelm, wer ...

Allerdings finde ich immer eine kleine Stille nach jedem Stück schön, bevor der Applaus einsetzt.
 
Neulich bei einem Orgelkonzert, Stille nach dem ersten Stück. Moderator sagt etwas an. Zweites Stück. Stille. Moderator lädt ein, jederzeit nach Gusto zu klatschen. Tosender Beifall nach dem ersten Satz des nächsten Stücks ;-) Und ab da wurde zwischendrin immer geklatscht. Das brachte Zeit fürs Umregistrieren :-D

Ich finde es okay, wenn man sagt, bitte klatscht nicht zwischen den Sätzen, ich verstehe es aber auch, wenn die Begeisterung raus will und jemand doch zwischendurch klatscht. Aber sich den Applaus bis zum Schluss aufzusparen, wenn es verschiedene Interpreten gibt, das gefiele mir nicht. Oder hat die Organisatorin Sorge, es bekäme nicht jeder gleichviel Zuspruch?
 
was ein aufgeblasener Wichtigtuer … wäre es ihm lieber gewesen, wenn die zahlreichen Zuschauer ihrem Hustenreiz während der Lieder nachgegeben hätten …?

Sehe ich anders. Wenn ich erkältet bin und absehbar ist, dass ich husten und schnäuzen muss, gehe ich nicht in einen Liederabend. Die Winterreise ist ja kein Konzert von Rammstein, wo Erkältungserscheinungen überhaupt nicht auffallen. Ganz abgesehen davon, dass man es ja nicht darauf anlegen muss, andere Leute anzustecken.
 
Klar, wenn ich erkältet bin, bleibe ich auch zuhause.
Bei manchen Menschen scheint es so zu sein, dass sie so angespannt mitfiebern während eines Vortrags, dass sich nach dem letzten Ton die Anspannung halt in einem Husten lösen will. Ist halt schwierig zu beurteilen, wenn man da auf der Bühne steht, welcher Art Husten da nun zu hören ist.
 

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