Stellen, die ich nie verstehen werde

Ich meine den Takt, wo die Melodiestimme |d_ ef c a g| hat und die Bassstimme |h_c_f_|. Bis dahin wird der 6/4-Takt schon die Oberhand gewonnen haben.
Ich denke, Brahms will mit der dynamischen Steigerung auch eine rhythmische Beschleunigung erreichen. In den vorhergehenden Takten fühlt man punktierte Halbe, an dieser Stelle Halbe und ab dem Forte dann Viertel. Anschließend beruhigt sich die Bewegung wieder (keine Akzente mehr), bis sie bei Buchstabe A in ruhigen punktierten Halben weiterfließt - diesmal ohne hemiolische Verwirrungen und zum erstenmal auch ohne ständig wechselnde Tonarten. Da macht sich fast so etwas wie Erleichterung breit.

Die zeitgenössische Rezeption der Sinfonie war ziemlich durchwachsen, und wenn ein Rezensent schrieb: "Letztere besonders ist von einer Zusammenhangslosigkeit und Zerfahrenheit, wie man sie bei einem bereits so viel producirt habenden Componisten wie Brahms schier unbegreiflich finden muß...", dann kann man sich ausmalen, wie verwirrend diese rhythmische und harmonische Unbestimmtheit auf die damaligen Hörer gewirkt haben muss. Egal - ich liebe diese Sinfonie, obwohl sie sehr schwer zu dirigieren ist und der verhaltene Schluss meist auch noch für verhaltenen Beifall sorgt...
 
Für mich fühlen im 3. Satz der Appassionata-Sonate die Takte 308-325 (Anfang vom Presto) wie ein Fremdkörper an. Hat jemand eine Idee, warum er die komponiert und nicht einfach weggelassen hat?
 
Beethoven: c-moll-Variationen. Ich freue mich immer, wenn dieses Etüdenwerk endlich zu Ende gehackt ist und ich die langweilige Harmoniefolge nicht noch ein 33. Mal hören muss.

Chopin (grundsätzlich): Sein Hang zu unnötig vielen Wiederholungen, v.a. in den Scherzi und Polonaisen. Das 1. und 2. Scherzo finde ich z.B. grundsätzlich recht hübsch, aber man könnte sie ohne weiteres um 30-50% kürzen, ohne dass einer was vermissen müsste :004:

(Ähnlich geht es mir auch bei den Klavierstücken von Schubert. Wobei ich da noch mehr den Eindruck habe, die pure Länge und damit z.B. auch Unübersichtlichkeit der Form ist Teil des beinahe trancehaften Höreindrucks. Mir ist es trotzdem oft zu viel desselben. Aber das mag sich mit dem Älterwerden anders anfühlen. Bei Chopin hingegen wird es noch ziemlich sicher immer nerven, auch wenn ich 120 werde...)
 
Die Matthäus-Passion von Bach ist eine Stunde zu lang. Und generell nerven mich die Da Capo - Arien bei Bach.
 
Beethoven: c-moll-Variationen. Ich freue mich immer, wenn dieses Etüdenwerk endlich zu Ende gehackt ist und ich die langweilige Harmoniefolge nicht noch ein 33. Mal hören muss.
Diese Variationen spiele ich wirklich gerne, und mit 10 Minuten Dauer ist es ein knackiges, kurzes Stück.

Ich fremdle viel mehr mit den Eroica-Variationen. 25 Minuten lang Es-Dur ist einfach zuviel des Guten. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ich die jemals aufführe.
 
Nochmal zu Chopin: Beim e-Moll-Konzert bin ich jedesmal heilfroh, wenn die Orchesterexposition endlich vorbei ist!
 
Mendelssohn Schottische...der Moment im Finalsatz, wo der "Matrosenchor" einsetzt:


View: https://www.youtube.com/watch?v=4nP0gqKmWuY


hier bei 38:27. Das finde ich jedes mal etwas... naja :-D. Aber vielleicht stelle ja auch nur ich mir dabei ein Schiff voller grölender, besoffener Matrosen vor.

Sehr merkwürdig finde ich auch die Schlüsse der Ecksätze der ersten Klaviersonate von Jolivet. Im ersten Satz findet sich (bei 6:57) ein "Tanz der Resonanz" (kein Scherz, so steht es in den Noten). Im Finale (ab 19:38) muss ich mich beim letzten Akkord immer ganz kurz fremdschämen. Irgendwie finde ich den absolut unnötig.


View: https://www.youtube.com/watch?v=tV2feyvgr10


Ein Werk, welches in Gänze einen gewissen Kuriositätenstatus verdient ist Prokofievs Kantate zum 20. Jahrestag der Oktoberrevolution:


View: https://www.youtube.com/watch?v=7r1adsrxz5c


Besonders kurios sind hier die Passagen mit exponiertem Akkordeonorchester :-D.

Ach ja und überhaupt nicht verstehe ich im Grunde alle Klaviersonaten von Galina Ustwolskaja:


View: https://www.youtube.com/watch?v=Gw9ni9zXc7A


Da wäre ich wirklich über jemanden froh, der mir erzählen könnte, was es damit auf sich hat. Es gibt ja Leute die das gut finden...*


*) Okok... das war etwas hart ausgedrückt. Ich kann schon verstehen, dass man das auf eine bestimmte radikale Art und Weise wertschätzen kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich verstehe bei 0':34" den Laut des Geigers nicht. Wäre hier satztechnisch nicht "krawehl" angemessener?

 

Chopin (grundsätzlich): Sein Hang zu unnötig vielen Wiederholungen, v.a. in den Scherzi und Polonaisen. Das 1. und 2. Scherzo finde ich z.B. grundsätzlich recht hübsch, aber man könnte sie ohne weiteres um 30-50% kürzen, ohne dass einer was vermissen müsste :004:

Ich würde da schon was vermissen. Kompositorisch orte ich da keine Längen. Der Spieler ist eben angehalten, die Stücke nicht langweilig werden/wirken zu lassen, würde ich sagen...
 
Was ich nicht verstehe, obwohl ich es selbst gespielt habe, ist das 2. Klavierkonzert von Saint-Saëns. Es beginnt mit einer Art "Orgelfantasie", die ein wenig an Bach erinnert, und ausgerechnet dieser erschütternd ernsten Musik stellt der Komponist im 2. Satz ein geradezu operettenhaftes Seitenthema gegenüber. Ich frage mich immer, ob die Einleitung eine irgendwie witzige Parodie sein soll (die dann aber gründlich misslungen ist). Vielleicht komme ich eines Tages dahinter.
 
Halten wir doch mal fest: Beethoven und Chopin scheinen auf der Nerv-Skala ganz oben zu stehen.
Der Fadenersteller hat jedenfalls ein Thema gefunden, auf das wir hier nur gewartet haben...
 
Nein, ist sie nicht. Im Umgang mit dem Orchester war Chopin ziemlich unbeholfen

Ist mir bekannt. Ändert aber nichts an meiner Meinung in diesem Fall. Muss alles gemäß irgendwelcher kompositorischer Theoriegebilde geschaffen sein? Nö... find' ich gar nicht...
Halten wir doch mal fest: Beethoven und Chopin scheinen auf der Nerv-Skala ganz oben zu stehen.
Der Fadenersteller hat jedenfalls ein Thema gefunden, auf das wir hier nur gewartet haben...

Scheint mir auch so. Naja, dauert vielleicht nicht mehr lange, dann haben wir die grössten Werke der Klassik und die Publikumslieblinge ja durch... insbesondere solche, wo vielleicht einmal ein wenig Gefühl bei der musikalischen Gestaltung gefragt ist (?) Da wart' ich nur drauf ;-)
 

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