Interessensfrage: wie funktionieren Noten rechtlich?

  • Ersteller des Themas Dissonantix
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Da findet man eine Autorenangabe und eine Jahreszahl irgendwann vor 1850, und ich hätte dann überhaupt keine Bedenken, die Melodie dann zu verwenden.
Dann hätte ich ebenfalls keine Bedenken.
Nur mir kommt das oft nicht so leicht vor. Nehme einmal dieses La mora/hermana/cristiana cautiva, Noten in den Datenbanken fanden sich zwar genug, nur irgendwie nicht die richtigen. Aber dann unter "Una tarde de verano" als Titel, auf diesen Seiten, beides bearbeitete Versionen, doch ich habe erst einmal welche.

Weiter unter auf den Seiten, jeweils als PDF:

https://www.schoellerfamily.org/scores/
https://claudiahelenaalvarenga.jimdofree.com/música/arranjo-coral-música-judaica/

Dazu dann hier noch eine Einführung:

https://www.kammermusikfuehrer.de/werke/2545

Bei diesem "Jenseits des Tales standen ihre Zelte" weiß ich immer noch nicht, wurde es nun vor 1920 nicht oder auf einer anderen Melodie gesungen. Das Buch, welches ich mir dazu über eBay holte, enthielt nur Texte und keine Noten. Ist nicht so schlimm, doch schöner wäre es mit Noten gewesen.
 
Bei diesem "Jenseits des Tales standen ihre Zelte" weiß ich immer noch nicht, wurde es nun vor 1920 nicht oder auf einer anderen Melodie gesungen.
Ich sehe keinen Beleg, daß das Lied jemals auf eine andere Melodie gesungen worden wäre.
Auf welche Melodie hätte das denn sein sollen? Es gibt nur wenige Melodien, die zu diesem Text passen, vom Versmaß her wäre die irische Melodie "A Londonderry Air" theoretisch denkbar.
 
Auf welche Melodie hätte das denn sein sollen?
Keine Ahnung, ich könnte höchsten einmal anfragen, wie der Betreiber auf diese Angaben mit Melodie von 1818 kommt und was das für eine Sammelmappe sein soll, oder ob es sich nur um einen Tippfehler handelt. Nachdem ich das Buch erhalten hatte, habe ich mich nur nicht mehr darum gekümmert, weil es mir nicht mehr so wichtig erschien.
 
Steht da etwas, was die Frage beantwortet, ob der Text vor 1920 zu einer anderen Melodie gesungen wurde?

Gerade sehe ich, daß sich @Melegrian die Frage eigentlich schon beantwortet hat:
Ja, wird ein Fehler sein. Wandervogel wird bei dieser Jahresangabe erwähnt und der Verein wurde erst später gegründet, hätte mir gestern eigentlich auffallen müssen.
 
Gerade sehe ich, daß sich @Melegrian die Frage eigentlich schon beantwortet hat:
Ja doch, aber eine Seite weiter war ich mir doch nicht mehr so sicher.
Die Angabe mit 1818 für die Melodie braucht aber auch nicht unbedingt verkehrt sein, falls der Text auf eine ältere Melodie aufgesetzt wurde, denn entweder hatte es vor 1920 keine Melodie oder wurde zu einer anderen gesungen. Diese bezieht sich auf Robert Götz.
Im Buch von 1920 beginnt die vierte Strophe noch mit

"Ihn heilten nur zwei knabenfrische Wangen"

und seit dem ich es richtig gelesen habe, ist es mir vergangen.
Er weiß, dass ihm nur die körperliche Nähe zu diesem Knaben Linderung bringen kann, dessen ‚Mund und knabenfrischen Wangen‘. Doch versagt er sich diesem Wunsch und schaut stattdessen mit zusammengepressten Lippen „in das Abendrot“.

https://deutschelieder.wordpress.com/2015/08/03/boerries-von-muenchhausen-jenseits-des-tales/
 
Die Angabe mit 1818 für die Melodie braucht aber auch nicht unbedingt verkehrt sein
Du meinst, da hat jemand sorgfältig recherchiert, woher die Melodie stammt, hat eine Quelle aus dem Jahr 1818 gefunden und gibt dann als Komponisten an: "Wandervogel"?

und was das für eine Sammelmappe sein soll
Den Inhalt der Mappe wirst Du vielleicht schon gefunden haben:
http://www.deutscheslied.com/de/sea...Herausgeber=&Zeitalter=&MelodyYear=&TextYear=

903 Lieder, viele datierbare Melodien und Texte tragen keine Jahreszahl (darunter z. B. auch "Es klappert der Huf am Stege" von Robert Götz).
Die Sammlung ist neueren Datums.
 
Urheberrechtlich nur dann, wenn das Notenbild als solches eine künstlerische Leistung darstellt.
Ansonsten ist nur der Notentext urheberrechtlich geschützt.
Es gibt ein nur in der Bundesrepublik geltendes gewerbliches Leistungsschutzrecht für das Notenbild, begründet mit dem aufwendigen Notenstechen (was natürlich inzwischen dank Computern Humbug ist). Es führt übrigens dazu, daß der seinerzeit dafür lobbyierende Verlag alle 25 bzw. 50 Jahre neue Ausgaben gemeinfreier Werke auflegt, um sich erneut das Leistungsschutzrecht zu sichern, da die alten Ausgaben (also heutzutage die, wo tatsächlich noch Noten gestochen wurden) ihren Schutz verlieren.

Anderenorts sind Notenbilder gemeinfreier Werke grundsätzlich nicht geschützt.
 
was natürlich inzwischen dank Computern Humbug ist
Ein guter Notensatz macht auch am Computer eine Menge Arbeit und erfordert viel Wissen.

Es führt übrigens dazu, daß der seinerzeit dafür lobbyierende Verlag alle 25 bzw. 50 Jahre neue Ausgaben gemeinfreier Werke auflegt, um sich erneut das Leistungsschutzrecht zu sichern, da die alten Ausgaben (also heutzutage die, wo tatsächlich noch Noten gestochen wurden) ihren Schutz verlieren.
Das ist Quatsch. Allein wegen eines neuen Notensatzes kauft kein Mensch die neuen Ausgaben - ganz im Gegenteil - die alten haben oft das schönere Satzbild. Und wenn ein Verlag neue Ausgaben macht, hindert das einen "Kopierverlag" wie Dover ja nicht daran, die ältere Ausgabe in neuem Gewand trotzdem herauszubringen. Es muss schon eine richtige Neuedition sein, die auch einen inhaltlichen Mehrwert bietet. Alles andere bringt nicht mal die Kosten des neuen Notensatzes wieder rein.
 
Du meinst, da hat jemand sorgfältig recherchiert, woher die Melodie stammt, hat eine Quelle aus dem Jahr 1818 gefunden und gibt dann als Komponisten an: "Wandervogel"?
Ich meine es ähnlich wie bei der Pfadfindergruppe Meißner. Die sammelten Melodien und legten zumindest teilweise wohl deutsche Texte auf alte Melodien. Erwähnt wird dann kein einzelner, sondern die Gruppe.
 

Wie würdest Du dann die Jahreszahl 1818 erklären?
Wenn ich mir alles erklären könnte, brauchte ich beim nächsten Lied nicht erneut wochenlang suchen und wäre mir sicher. So denke ich aber eher, dass da noch oft eine gewisse Unsicherheit bleiben könnte. Vielleicht gab es ja einmal ein Notenblatt von 1818, von dem sie anfänglich die Melodie übernahmen und ging später verloren, vielleicht aber auch nicht und es ist nur ein Tippfehler.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es muss schon eine richtige Neuedition sein, die auch einen inhaltlichen Mehrwert bietet. Alles andere bringt nicht mal die Kosten des neuen Notensatzes wieder rein.

Jetzt ahne ich, warum Henle seinerzeit so viele Ausgaben mit den Fingersätzen des
Prof. Theopold verlegt hat.
Jede Neuausgabe bringt einen deutlichen Mehrwert.:schweigen:
 
Vielleicht gab es ja einmal ein Notenblatt von 1818, von dem sie anfänglich die Melodie übernahmen und ging später verloren, vielleicht aber auch nicht und es ist nur ein Tippfehler.
Das ist jetzt schon eine reichlich skurrile Erklärung, nicht?
Obwohl ich mir sicher war, daß das definitiv nicht stimmen kann, habe ich es inzwischen nachgeprüft - es hat nicht Wochen, sondern nur wenige Stunden gedauert:
Die angebliche Melodie von 1818 (gemeint ist natürlich 1918) ist die von Robert Götz (der selber auch als Wandervogel aktiv war).
 

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