Absolutes Gehör

@Tastatula : kannst Du in Bayern „rauchende Schwefelsäure“ akzentfrei aussprechen?
(Vitrioiey)
:015: I woas nua wos vomm Oachkatzerlschwoaf, der imm Kanoidecki verschwinnt.....

Die Geschichte mit dem Inder kann ich nur zu gut nachfühlen!
Wenn ich ein paar Tage in Kanada bin und dann in die USA rüber fahre, fragen mich die Leute, ob ich Kanadierin sei...Es ist zum Gruseln...:008:
 
Heute habe ich das Freizeichen meines Telefons etwas matt empfunden. Mein Stimmcomputer hat es mir bestätigt. Er flattert zwischen - 1 und - 2 Cent unter 440 Herz beim a'.

Gauf! :017:
 
Fassen wir zusammen:
Absoluthörer sind keine mehr, wenn sie zu alt werden, können nicht leichter als andere Chinesisch lernen, sind unfähig zu transponieren, als Pianisten unterfordert, sollten lieber Geige spielen und lieber eMails schreiben, weil sie das Freizeichen des Telefons aus der Fassung bringt.
Ist das so richtig?
 
:konfus: Wie muss man es sich eigentlich vorstellen, ein "absolutes Gehör" zu haben?
 
Das Hören stelle ich mir so vor: Man hört einen Ton und weiß genau in diesem Moment (also ohne zu relativieren), das es ein H ist und nichts anderes.
Oder man singt den gewünschten Ton ohne weitere Hilfsmittel.
 
Wirklich? Du stehst am Morgen auf, nimmst Dir vor, einen bestimmten Ton zu singen und triffst ihn genau?
 
Und beim Hören?
 

Normalerweise treffe ich den richtigen (Einzel!)Ton auf dem Klavier, um einen gehörten Ton wiederzugeben.

Hundegebell zum Beispiel. Sie bellen in unterschiedlichen Tonhöhen, abhängig vom Grund des Bellens.

Aber das ist eine antrainierte Kompetenz. :022: Man weiß ja aus Erfahrung, wie Töne sich anhören. Ich bin kein "Absoluthörer".
 

Wie kann man das aber unterscheiden - antrainiert oder "angeboren" ? Und gibt es Abstufungen? Könntest Du genauer beschreiben: was bedeutet "normalerweise"?
Wo meinst Du, endet Deine Fähigkeit? Bei Akkorden? Bei ungewöhnlichen Lagen (Baß - Diskant)? Bei welchen Instrumenten geht´s gut, bei welchen schlecht?
Könntest du ein verstimmtes 'a' erkennen - so wie @altermann oben? Und könntest Du - ohne Hilfsmittel - die gewünschte Frequenz einstellen?
Ich glaube, je ausgeprägter diese Fähigkeiten sind, desto mehr kann man von absolutem Gehör ausgehen.
Da kein Mensch mit einem Frequenzzähler auf die Welt kommt, muß auch der Absoluthörer irgendwann einmal den entsprechenden Ton gehört haben und sich auf mehr oder weniger geheimnisvolle Weise daran erinnern.
 
:konfus: Wie muss man es sich eigentlich vorstellen, ein "absolutes Gehör" zu haben?
Du hörst z. B. die Orchestersuite in C von J. S. Bach im Radio und kannst unmittelbar sagen, ob es sich um eine "historisch informierte" oder "moderne" Aufnahme handelt. In ersterem Fall hörst du das Werk nämlich in H-Dur, vorausgesetzt, du bis auf 440 Hertz für a' "eingehört".
Nein, es muss etwas anders sein. Was Du beschreibst, lernt man z. B. im Gesangsunterricht.
Dort wird das relative Gehör geschult. Am Klavier schlägt der Lehrer einen Ton an und benennt ihn. Nun ist es bei entsprechender Übung möglich, von diesem bekannten Ausgangston alle weiteren gespielten Töne zu erkennen, indem man sie in Bezug zu diesem setzt, was man relatives Hören nennt.
Karl Richter zeigt es vor (ab Minute 2:30):


Normalerweise treffe ich den richtigen (Einzel!)Ton auf dem Klavier, um einen gehörten Ton wiederzugeben.

Hundegebell zum Beispiel. Sie bellen in unterschiedlichen Tonhöhen, abhängig vom Grund des Bellens.

Aber das ist eine antrainierte Kompetenz. :022: Man weiß ja aus Erfahrung, wie Töne sich anhören. Ich bin kein "Absoluthörer".
Kannst du, wenn jemand einen Ton am Klavier anschlägt, ohne dass du es siehst, diesen richtig benennen, ohne zuvor einen Referenzton gehört zu haben? Wenn ja, hörst du absolut. Antrainieren kann man sich das kaum.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hey, das kann ich auch, bin aber deswegen noch lange kein Absoluthörer.
 
Hey, das kann ich auch, bin aber deswegen noch lange kein Absoluthörer.
Warum nicht?
Hier die Definition:
"Als absolutes Gehör oder Tonhöhengedächtnis bezeichnet man die Fähigkeit eines Menschen, die Höhe eines beliebigen gehörten Tons zu bestimmen, d. h. seine Tonklasse innerhalb eines Tonsystems (wie C, C#, D, D# usw.) zu benennen, ohne dabei einen bestimmten Bezugston zu hören." (https://de.wikipedia.org/wiki/Absolutes_Gehör)
 
Ich glaube, dass meine Klavierlehrerin, die oben behauptet hat, nicht absolut zu hören, aber als Musikerin hochtrainiert ist, mich bei jedem Vergleichstest signifikant schlägt - eben weil die Intensität, mit der wir uns mit Musik beschäftigen, entsprechend unterschiedlich ist.
Ich glaube, dass der Begriff "Tonhöhengedächtnis" diese Fähigkeit besser beschreibt. Denn er läßt Abstufungen zu, eben wie manche Leute gerade noch einen Satz im Kopf behalten können, während andere ein so gutes Gedächtnis haben, dass sie sich vollgeschriebene DIN A4 in kurzer Zeit merken zu können. Ich habe mal einen Bericht von einer Firma gesehen, die viele Autisten beschäftigt, weil nur solche Leute ganze Stadtpläne blltzschnell verinnerlichen und wiedergeben können.
So meint man mit dem Begriff 'Absolutes Gehör' doch eher eine sehr stark ausgeprägte Fähigkeit in Richtung der - sagen wir - entsprechenden fotografischen Merkfähigkeit von Stadtplänen.
 
Das sollte dann eigentlich kein Problem sein.
 
Ich stelle es mir so vor: ein Absoluthörer hört Kirchenglocken und hört g-e oder er hört eine Autohupe und weiß, dass sie in fis tutet. :konfus:

Hier habe ich einen Artikel gefunden, in dem auch die Nachteile beschrieben stehen, auch in Bezug auf Mozart und Gould.

https://uni.de/redaktion/das-absolute-gehoer

Ich hab dunkel in Erinnerung, dass Mick Absoluthörer und Synästhetiker ist. Vielleicht äußert er sich hierzu noch.
 
Danke, @Klein wild Vögelein! Der Artikel ist hochinteressant.
Kannst Du Dich noch erinnern, wie ich auf Deinem historischen Feurich ohne Noten irgendetwas Bekanntes angespielt habe. Das Klavier hatte damals der Georg absichtlich einen Ganzton tiefer gestimmt. Das hat mich nicht gestört. Als ich dann später ein anderes Stück mit Noten spielen wollte, war ich verwirrt, weil die Noten (!) "nicht stimmten" - also verkehrt herum.

Dass Mozart eine ganze Messe aus dem Gehör Ton für Ton nachschreiben konnte, geht über die bloße Fähigkeit, Tonhöhen absolut zu bestimmen, weit hinaus. Das geht schon in Richtung des "sich Stadtpläne bis ins Detail merken können".

Absolut hören ist möglicherweise keine digitale Eigenschaft (also nicht: "man hat´s oder man hat´s nicht"), sondern es gibt offensichtlich Abstufungen in allen Schattierungen (zeitlich, Präzision, Abhängigkeit von körperlicher Disposition). Und das Phänomen dürfte auch nicht auf den Sinn "Hören" beschränkt sein (siehe dazu den Kinofilm "Das Parfüm").
 

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