Jetzt mal langsam

Wenn man historisch nachbohrt dann bekommt man schon eine Idee welches Tempo gemeint sein kann.
Eher: welcher Tempo-Bereich gemeint ist.
Was die Frage aber jetzt nicht beantwortet was unter "langsam" jeder versteht ...
Frage dich selbst: Bei welchem langsameren Tempo merkst du, dass du mehr Kontrolle über die Finger hast als vorher? Das ist dann ein langsames Tempo, das zum Üben geeignet ist.
 
Bei welchem langsameren Tempo merkst du, dass du mehr Kontrolle über die Finger hast als vorher?
Das wäre eine Definition davon, aber ungenau.
Kann ich antworten : je langsamer umso mehr Kontrolle habe ich. Und dann?
Jeder meint aber eventuell etwas anderes mit dem Begriff langsam.

Was ist langsam?
Der Begriff ist schon sehr relativ, das muss man ordentlich definieren speziell ein Lehrer sollte dies auch klar beschreiben ...

VLV
 
Was ist langsam?
Der Begriff ist schon sehr relativ, das muss man ordentlich definieren speziell ein Lehrer sollte dies auch klar beschreiben ...
Ich habe es so klar umrissen, wie es bei diesem subjektiven Thema im Rahmen dieses Forums möglich ist.

Ein Lehrer kann das natürlich noch konkreter fassen. Dann müsste ich aber das konkrete Stück im konkreten Tempo hören.
 
Eine BPM Angabe hilft da nicht weiter. Dazu sind die Stücke zu verschieden. Auch ist die Frage was du erreichen willst.

Einige für mich schwere Stellen übe ich im Schneckentempo, also extrem langsam. Das bedeutet ich spiele so, dass die Melodie gerade noch zu erkennen ist. Dabei ist es für mich nicht leicht, den richtigen Rhythmus, den Takt zu halten. Doch genau das ist das Ziel. Schneller zu spielen wäre viel einfacher...
 
Zuletzt bearbeitet:
Jo, prima, danke für die Antworten.

Ich habe bei einer Reihe von Stücken gemerkt, dass ich sie überhaupt nicht beherrsche, wenn ich mal daran gehe, sie langsam zu spielen. Die Erklärung ist einfach: Sie dienten mir als Blattspielübungen, die sich aber ziemlich schnell ins motorische Gedächtnis eingeprägt hatten, Langsam gespielt und ohne Noten steh ich bei den Dingern jetzt an einigen Stellen, über die man sonst husch husch hinwegspielen musste, wie der Ochs vorm Berg. Also besser das Blattspiel mit wirklich unbekannten Sachen üben :-;
 
Es ist sozusagen eine Automatisierung, die jedoch, wie Klimperline beschrieben hat, sehr störanfällig ist.

Noch schlimmer: bei jungen Menschen ist das motorische Gedächtnis oft ziemlich sicher, schnell wirkend und verlässlich. Es lässt dann aber mit zunehmendem Alter dramatisch nach. Gerade motorisch sehr begabte Schnelllerner kriegen dann mit 18 oder 20 oder auch einige Jährchen später die ganz große Krise, wenn man dann - bevorzugt bei wichtigen Gelegenheiten - regelmäßig aussteigt.
Dann wird es psychisch und dann ist ein Umsteigen auf andere Methoden des Auswendiglernens oft schon recht schwierig!
 
Umsteigen auf andere Methoden des Auswendiglernens oft schon recht schwierig
KKL?
Da sollte ja schon der Lehrer acht geben bzw. geeignete Methoden einführen. Aber wie ich das hier sehe, wird im Allgemeinen zu viel Blattspiel gefordert und das Auswendiglernen ist dem Schüler überlassen. Das kommt von das.:007:
Im vielgeschassten Chang kommt das sehr ausführlich vor (alternativ bei KKLU).
 
Die beste Methode ist es, Stücke auswendig aufzuschreiben. Man lernt wahnsinnig viel dabei! Wenn man das gut beherrscht, reicht es irgendwann, sich neue Stücke auswendig vorzustellen - aber man muss aufpassen, dass man sich dabei nicht selbst betrügt. Die Gefahr ist groß, dass man über kleine Unsicherheiten einfach hinweg geht.

Kleiner Exkurs:
Im Dirigierunterricht stand vor einiger Zeit die erste Sinfonie von Brahms auf dem Programm. Wir hatten die Aufgabe, zur nächsten Stunde die Einleitung so vorzubereiten, dass wir sie auswendig proben konnten. In der nächsten Stunde gab es dann aber keine Proben, sondern Papier und Bleistift - jeder sollte die ersten 8 Takte der Partitur auswendig notieren. Die Ergebnisse waren erstaunlich - aber nicht unbedingt im positiven Sinn... :lol:
 

wenn da KKU stünde, würde ich es auch so verstehen...:konfus:
 
Das automatisierte Fingergedächtnis ist bekanntlich das anfälligste Gedächtnis beim Klavierspiel.
das mag bei einigen der Fall sein, bei anderen nicht: ich habe kein derartiges "Fingergedächtnis" - wenn ich nicht weiter weiß, wissen´s die Finger auch nicht (in solchen Fällen hilft nur paar Takte improvisieren) - - - der Unterschied dürfte bei den beiden fiktiven Gruppen (die eine mit anfälligem Fingergedächtnis, die andere ohne eine eingebildete Chimäre) darin bestehen, dass die einen ihr Musikstück begriffen haben und wirklich en detail kennen (und können, auch aus dem Gedächtnis notieren können - Ugorski hat da mal was schönes erzählt) während die andere Gruppe da ein paar kleine Defizite hat.
 
Nochmal zur Langsamkeit:
Ich stelle in meinen Schülerkreisen fest, daß es Menschen gibt - vor allem Erwachsene - , die sich auf Langsamkeit nicht gut einlassen können. Sehr häufig fehlt es diesen Menschen an innigster Empfindung, bzw. sie wissen nicht, wie sie da dran kommen.
Oft erlebe ich folgendes Szenario:
Lehrer: So, und jetzt spiele diese Phrase mal langsam.
Schüler: spielt die Phrase exakt im gleichen Tempo wie vorher
Lehrer: Nein, ich meine wirklich LANGSAM
Schüler: s.o.
Lehrer: Langsam heißt, weniger Töne pro Zeit, also hintereinander
Schüler: lacht

Das ist jetzt etwas überspitzt, aber leider doch sehr real...
Die meisten Schnellspieler rasen über die Musik hinweg und lassen sich in Wirklichkeit überhaupt nicht auf sie ein.
Also, für mich bedeutet langsam spielen, den Abstand zwischen den Tönen mit dem Klang der Vorstellung füllen zu können.
Und das tut sehr gut.
 
@Tastatula wer die Geduld nicht aufbringen mag, die Zeit zwischen den Tönen nutzen zu lernen, der geht halt immer ein hohes Risiko ein.
 
Ok damit kann ich etwas anfangen.
Weil wenn man langsamer und langsamer spielt reißt irgendwann die Musik ab sozusagen ...

VLV
Trotzdem ist es wichtig, im Fluss zu bleiben. So langsam dies eben möglich ist.

Sowieso ist das, was zwischen den Tönen passiert, das eigentlich Entscheidende. Irgendwo habe ich mal den Vergleich mit einem Wald gelesen: Das, was wir als Wald bezeichnen, und auch dessen Atmosphäre entstehen nur durch den Platz zwischen den Bäumen. Ohne diese „Leer-Räume“ wäre es nur ein großer Haufen Holz...

Ganz ähnlich ist es auch in der Musik.
 
Also, für mich bedeutet langsam spielen, den Abstand zwischen den Tönen mit dem Klang der Vorstellung füllen zu können.
Und das tut sehr gut.

Ich spiele derzeit u.a. den Choral von Schumann (Album für die Jugend) und je langsamer man diesen spielt, desto schöner wird das kleine Stück. Natürlich gibt's da eine Grenze nach unten, die Zusammenhänge der Akkorde müssen musikalisch noch gut rüberkommen
 
Ok damit kann ich etwas anfangen.
Weil wenn man langsamer und langsamer spielt reißt irgendwann die Musik ab sozusagen ...
@Viva La Vida mit langsam beim klavierüben ist normalerweise kein Unsinn gemeint wie "vier Sechzehntel in meditativen 20 (zwanzig!) Minuten" - in diesem idiotischen Fall kann auch keine Gummizelle mehr helfen :-D

ebenso ist äußerer Ticktack-Zwang (z.B. Metronom auf Sechzehntel = 40 in irgendeinem normal "schnellen" Stück wie Finale Sturmsonate) untauglich, weil er nur Hektik produziert (die Leute achten ängstlich aufs ticken)

Wenn du eine schwierige Stelle en Detail langsam üben willst, dann orientiere dich versuchsweise mal am atmen (je Ton ruhig ein- und ausatmen: beim einatmen den Folgeton vorausdenken/vorausfassen, ins ausatmen hinein dann den Folgeton spielen usw - später gruppenweise zusammenfassen je Atemzug) ---- allerdings ist das nur sinnvoll, wenn alles gewusst ist, wenn es kein stocherndes suchen nach Tönen und Tasten gibt.
 

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