Behördliche Kammermusik

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28. Juli 2016
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Hallo liebe Clavioten

Ich brauche eure Hilfe.
Ich bin bei einer Landkreisverwaltung beschäftigt, wir sind also schon ein paar Leutchen (500?). Auf einer der letzten Fortbildungen bin ich mit einer Kollegin ins Gespräch gekommen, die sich als Hobby-Cellistin (seit 5-6 Jahren Unterricht) entpuppt hat. In der Pause habe ich dann die Idee gehabt, dass man doch mal einen Aufruf an die Musiker unter den Kollegen machen könnte, die Interesse daran haben, gemeinsam zu musizieren.
Lauftreff z.B. gibt es bei uns ja auch...

Momentan sieht die Planung so aus: wie wollen einen Aufruf über unser Intranet machen, dass sich alle Interessierten in den Räumlichkeiten des Landkreises zu einem Kennenlernen zusammenfinden. Dann wollte ich eine Liste erstellen mit Name/Instrument/Stilrichtung/behördl. Tel.Nr. und diese Liste jedem zur Verfügung stellen. Die Hoffnung ist, dass sich die Ensembles einfach so finden und untereinander ausmachen, was sie spielen und wo/wie oft sie sich treffen. 4 mal im Jahr könnten wir uns alle zusammen treffen und spielen. Ein Raum mit Flügel - auch zu Probezwecken - kann vom Arbeitgeber gestellt werden. Das ist soweit mal die grobe Planung.
Ich bin mal gespannt, ob die Idee außer mir noch jemand gut findet oder ob ich am Schluss allein da sitze...

Hat jemand von euch Erfahrung mit so etwas (ähnlichem)?
Wie war die Resonanz?
Worauf sollte ich achten? Was nicht tun?
Sonstige Meinungen/Ratschläge?

Danke und liebe Grüße!
 
Es gibt halt nicht so furchtbar viel Kammermusik für die Besetzung 23 Flöten, 4 Klarinetten, 3 Saxophone, Trompete, Flügelhorn, 2 Posaunen, 1 Geige, 1 Cello, 1 Mundharmonika, 15 Gitarren, 4 E-Bässe, 3 Akkordeons, 5 Klaviere, 4 Schlagzeuger und Maultrommel. :schweigen:
 
Es gibt halt nicht so furchtbar viel Kammermusik für die Besetzung 23 Flöten, 4 Klarinetten, 3 Saxophone, Trompete, Flügelhorn, 2 Posaunen, 1 Geige, 1 Cello, 1 Mundharmonika, 15 Gitarren, 4 E-Bässe, 3 Akkordeons, 5 Klaviere, 4 Schlagzeuger und Maultrommel. :schweigen:

Wenn es soweit kommt findet sich im Forum bestimmt jemand Ambitioniertes, der uns was hübsches schreibt...;-)
Aber die eigentliche Idee ist ja, dass sich mehrere Ensembles in unterschiedlicher Besetzung finden. Haltet ihr die Idee doof?
 
Warum sollte eine Idee doof sein, die als Ziel hat, das Menschen miteinander Freude haben?
Das Ergebnis kann u.U. unbefriedigend sein, aber das steht auf einem anderen Blatt.
Mir gefällt deine Initiative sehr gut!
 
Liebe Muck,

ich würde erst mal abwarten, wer sich überhaupt meldet. Ich kann mir das schon vorstellen, allerdings werden die Bedürfnisse, was wie wann in welcher Perfektion gespielt und geprobt wird, sehr auseinander gehen. Du bist ja sehr ambitioniert - wenn du Gleichgesinnte findest, hast du viel Glück gehabt. :001: Die Voraussetzungen, Fähigkeiten und Interessen werden unterschiedlich sein.

Insofern würde ich mir momentan keinen Kopf machen und erst mal abwarten, wer sich meldet. Toll, dass ihr einen Probenraum habt! Ich habe mit so etwas keine Erfahrung, habe allerdings Erfahrung mit sehr unterschiedlichen Ansprüchen. Es kann sein, dass manche nur einfach miteinander spielen wollen, dir sich bei dem Klang aber die Zehennägel hochrollen. Da gibt es sehr, sehr viele Möglichkeiten und Nuancen. Manchmal braucht man auch eine Art künstlerischen Leiter. :001:

Viel Glück und Erfolg bei deinem schönen Vorhaben!

chiarina
 
Eine hervorragende Kollegin von mir leitet einen Amateurchor. Sehr viele Akademiker da drin - Lehrer, Ärzte, Professoren (generisches Maskulinum).

Man glaubt kaum, wie undiszipliniert viele von denen sind. Neulich hat sie die versammelte Mannschaft so richtig zusammengeschissen.

Was ich damit sagen will: Gib, selbst wenn sich Leute finden, jegliche Hoffnung auf, dass eine geordnete Probenarbeit zustande kommen könnte, geschweige denn dass Leute ihre Parts zu Hause üben. Du wirst ständig nichts als Ausreden (mündlich oder WhatsApp) hören, warum das und das gerade nicht geht, sorry, blabla. Oder eben sogar den Hinweis auf "wir machen das ja nur zum SPASS".

Man sollte sich das, sofern man nicht dafür bezahlt wird, keinesfalls antun. The juice isn't worth the squeeze.
 
So die ganz egoistische Idee dahinter war eigentlich, dass sich so die Möglichkeit ergibt Stücke zu spielen, die halt allein keinen Sinn machen (hatte immer mal Kreutzer-Sonate oder 5. Brandenburgisches Konzert in der Nase). Bin jetzt ein bisschen desillusioniert. Bin aber trotzdem mal gespannt, ob die Idee angenommen wird. Es muss doch noch mehrere wie uns geben!!!
 
Auf dem Level kann sowieso keiner von Deinen Kollegen spielen.
 
Auf dem Level kann sowieso keiner von Deinen Kollegen spielen.
Es gibt mit Sicherheit auch im Amateurbereich Musiker, die imstande sind, höhere Ansprüchen zu erfüllen.
Ich kenne bspw. jemanden, die als Amateurin jahrelang in der Sinfonietta Mainz Violine gespielt hat.
Das Orchester besteht aus Profis, Musikstudenten und Amateuren und ich denke schon, dass man als Amateur nicht einfach so aufgenommen wird.
 
Liebe Muck,

mir gefällt die Idee, obwohl ich mit der Methode keine Erfahrung habe und daher auch keine konkrete Empfehlung geben kann. Ich habe nur festgestellt, dass man Musiker oft dort findet, wo man es nicht gerade erwartet; darunter auch welche, die ein Instrumentalstudium angefangen haben und dann beruflich umgesattelt haben. Teilweise ergeben sich dann auch Kontakte zu Leuten, die wiederum andere Leute kennen, z.B. weil sie in einem Orchester spielen.
Halte uns doch auf dem Laufenden und berichte, was in zwei Monaten aus Deinem Vorhaben geworden ist.
 

@hasenbein will Dich, liebe @Muck lediglich darüber aufklären, was passieren kann, durchaus nicht muß. Es gibt hervorragende Amateurensembles, die mit Leib und Seele dabei sind. Es gibt Profiensembles, für die ich mich fremdschäme, wenn ich merke, mit welcher Lieblosigkeit sie Musik begegnen.
Undisziplinierte Menschen gibt es überall.
Auf welchem Level Deine Kollegen spielen, weiß keiner von uns, Hasi auch nicht.
Einen Versuch ist es allemal wert.
 
ich denke schon, dass man als Amateur nicht einfach so aufgenommen wird.
Ich denke allerdings, dass man in so einer Muckentruppe auch nicht die Kreuzersonate oder den Solopart des 5. Brandenburgischen Konzertes anhörbar geigen können muss. Ganz sicher nicht, wenn man dort als Tuttischwein anheuert, denn wenn ein so hohes Niveau die Voraussetzung wäre, gäbe es solche Ensembles gar nicht.

Es ist deshalb noch lange nicht auszuschließen, dass es in der Behörde von @Muck einen so guten Geiger (generisches Maskulinum) gibt - aber besonders groß ist die Wahrscheinlichkeit vermutlich nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
In der NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf gibt es ein Orchester der Landesregierung. Hier eine Liveaufnahme mit einer Solistin von der Deutschen Oper am Rhein, mit der ich viel und gerne zusammenarbeite:



Vor vielen Jahren war das Orchester für ein Chorprojekt mit Haydns Schöpfung gebucht. Ich war als Korrepetitor, Probenleiter und beim Abschlusskonzert am Cembalo mit von der Partie. Traditionell mussten vor allem im Bläserbereich Musikschullehrer und Hochschulstudenten als Verstärkung dazu engagiert werden. Es blieb bei dem einen Projekt, ein paar Jahre später gab es eine Neuauflage der Schöpfung mit anderem Orchester und meiner Wenigkeit in gleichen Funktionen. Ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht.

So die ganz egoistische Idee dahinter war eigentlich, dass sich so die Möglichkeit ergibt Stücke zu spielen, die halt allein keinen Sinn machen (hatte immer mal Kreutzer-Sonate oder 5. Brandenburgisches Konzert in der Nase).
Wer so ambitioniert Kammermusik und Ensemblespiel spielen will, organisiert sich von vornherein anders. In meiner Heimatkirchengemeinde findet von Zeit zu Zeit eine "Musiknacht" statt, in der auf privater Initiative formierte Kammerensembles in der Stärke vom Duo bis etwa acht oder neun Mitwirkende durchaus anspruchsvolle Literatur vorzeigbar präsentieren. Kannst Du aus dem Schul- oder Kirchenmusikbereich weitere Kontaktpersonen rekrutieren, die Dir bei Deinem Vorhaben weiterhelfen können?

Bin aber trotzdem mal gespannt, ob die Idee angenommen wird. Es muss doch noch mehrere wie uns geben!!!
Versuch macht kluch. Es ist allerdings möglich, dass das Leistungsniveau sehr heterogen und im Gesamtkontext eher unterdurchschnittlich sein wird. Schon mal an die Alternative Chor/Vokalensemble/Singkreis gedacht? Da ist das Instrument Menschliche Singstimme manchem eher zugänglich - auch wenn die These "Singen kann jeder" eine Propagandalüge ist, mit der viele verantwortliche Personen Zugangshindernisse klein reden wollen. Tatsächlich besitzt die Mehrzahl der Menschen die geistigen und körperlichen Voraussetzungen zum Erlernen einfacher Chorstimmen für Laiensänger mit geringer Vorbildung - ob sie aber zum Zuhören und Mitwirken an regelmäßig wiederkehrenden Terminen bereit sind, ist eine ganz andere Frage. Wenn die Arbeitgeber wie bei Werkschören oder Werkskapellen ein Musizieren während der Arbeitszeit fördern, ist die Beteiligung vielfach besser als bei Proben und Auftritten nach Feierabend.

LG von Rheinkultur
 
Bei Behördenmusik muss doch bestimmt ohnehin vor Probenbeginn erstmal der Lärmschutzbeauftragte kommen. Und für zu Hause üben gibt's dann Leistungsorientierte Bezahlung :lol:
 
Bin jetzt ein bisschen desillusioniert. Bin aber trotzdem mal gespannt, ob die Idee angenommen wird. Es muss doch noch mehrere wie uns geben!!!

Nicht entmutigen lassen!!
Ich finde die Idee großartig! Wenn es ein Tübinger Ärzte Orchester gibt und fast jede Uni (auch wenn es keine musikalischen Studiengänge gibt) ein Orchester hat, dann werden sich bei Euch ganz sicher einige Leute für Kammermusik finden lassen; zumal die Melodieinstrumentalisten oft jemanden am Klavier suchen!
Ich wäre da sehr optimistisch!!
 
Bin jetzt ein bisschen desillusioniert. Bin aber trotzdem mal gespannt, ob die Idee angenommen wird. Es muss doch noch mehrere wie uns geben!!!

Neenee, lass Dich mal nicht desillusionieren!! Im Amateurbereich ist das Leistungsspektrum sehr breit gestreut - irgendwelche Kombinationen können sich da durchaus finden lassen! In der Kammermusik ist der schwierigste Part sowieso oft am Klavier.

Und wenn es nicht auf Anhieb das ist, was Du Dir vorstellst, ergibt sich vielleicht etwas ganz anderes, woran Du noch nicht denkst.

Man sollte sich nie die Chance entgehen lassen, eine Idee in die Tat umzusetzen.

Ich bin neugierig, was sich ergibt - berichte doch bitte mal im Forum.
 

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