Werke und Komponisten, die ihr nicht mögt

  • Ersteller des Themas St. Francois de Paola
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das habe ich auch nicht geschrieben in meinem letzten Beitrag! Den Ausdruck "komplex" habe ich nicht erwähnt, allerdings schon den Ausdruck "fremd".

Das war auch nicht als Vorwurf gemeint, aber oft meint man, man könnte das so herauslesen.

Was Chopin angeht, finde ich nicht, dass der in seinen 39 Lebensjahren wenig komponiert hat! Bach hat natürlich wahnsinnig viel komponiert, ist aber auch sehr viel älter geworden.

Mozart und Schubert haben in 35 bzw. 31 Jahren allerdings auch deutlich mehr hinterlassen als Chopin in 39 Jahren.
Chopins Gesamtwerk passt auf 17 CDs, für Mozart braucht man 99 und für Schubert 69 bei kurzer Google-Recherche.
Ich möchte jetzt auch nicht Quantität und Qualität gleichsetzen, nur einen Grund für die besonders häufige Wiederholung einiger Werke nennen.
 
Die Qualität einer Schwarzwälder Kirschtorte ist sicher hoch unter den Torten, dennoch mag ich dergleichen nicht, esse das nicht

Kann ich gut verstehen ;-)

Mich würde interessieren, wie oft ein Musikprofessor, er Aufnahmeprüfungen abnimmt und vielleicht noch in irgendeiner Jugend musiziert die Ballade in g-Moll oder das Scherzo in b-Moll zu Gehör bekommt.

Ich schätze nicht so oft. Da in Aufnahmeprüfungen normalerweise eine Etüde von Chopin oder Liszt verlangt wird, ist zweimal Chopin doch nicht so prickelnd.

Ein weiteres Problem ist, was ist wenn ein Komponist selbst der Überzeugung ist, dass eines seiner Werke besser ist, als ein anderes?

Wieso soll das ein Problem sein?
 
Zuletzt bearbeitet:
stop - wo keine ist, kann man auch keine absprechen; wo sie vorhanden ist, wird sie plumpe Absprechversuche überstehen.

Aber der von dir konstruierte Fall:
(1) Nicht selten maßt der Profimusiker oder manchmal auch Amateur sich auch zu Recht oder nicht an, alles, was Qualität hat zu mögen /// (2) und gleichzeitig allem, was er nicht mag, zu Recht oder nicht zu Recht die Qualität abzusprechen.
ist logisch nicht so ganz korrekt: in (1) ist Qualität eine objektive Größe - in (2) wird Qualität zur Folge davon, dass irgendwer irgendwas mag (und falls er´s nicht mag, soll´s keine Qualität haben...)

Es sieht doch ganz anders aus:
1. man kann mögen, was Qualität hat
2. man kann mögen, was kaum oder keine Qualität hat
Beides kann mit und ohne "Doktorhut in Musik" geschehen
3. man kann mit "Argumenten" aus drittrangigem nichts erstklassiges machen, auch nicht umgekehrt

...und irgendwer, der trompetet "alles was mir nicht gefällt, hat keine Qualität", ist einfach nicht ernst zu nehmen.

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Mich langweilt die meiste Barockmusik. Ganz egal ob sie kompositorisch und musikästhetisch spitze ist oder ob sie einfach nur als Gebrauchsmusik plätschert: das meiste gefällt mir nicht, finde ich langweilig. Und ja, so halte ich es auch mit der Matthäuspassion: gut 80% davon mag ich nicht. Allerdings hindert mich das nicht, die Qualität zu erkennen und z.B. die Aria "mache dich, mein Herze, rein" zum Besten und Schönsten in der Musik zu zählen. -- Wo ist das Problem? Richtig, da ist keines. Erkennen und mögen sind nicht zwangsläufig immer deckungsgleich.
 
Die Vorbehalte gegenüber dem Finale von Beethovens Neunter kann ich nachvollziehen. Aber es gibt schon "Stellen" darin... Ja, ich bekenne: Auch wenn es unter echten Profis und Bescheidwissern verpönt ist, stehe ich manchmal total auf "Stellen". In besagtem Satz ist es zum Beispiel das Orchesterzwischenspiel nach "... wie ein Held zum Siegen". Das flasht mich jedesmal total!

Was mag ich sonst so nicht?

Verdi (jedenfalls sehr vieles). Mir zu "humta" - mäßig.

Sehr vieles aus dem Barock. Meist langweilige Mucke für so Ökotypen, die Barockgeige oder Laute spielen. Nicht meine Welt.
Bach finde ich aber unglaublich gut. Auch Scarlatti. Und Zelenka hat auch Supersachen geschrieben.

TEY natürlich :-)

Chansons. Jene "Welt" erschließt sich mir nicht. Je ne regrette rien - in der Tat bedaure ich bislang nicht, keine Chansons zu spielen oder zu hören.

Free Jazz von der Sorte Musikern, die ihre Mucke als "zeitgenössisch" oder besonders kreativ bezeichnen, obwohl sie in Wirklichkeit genauso wie z.B. Bebopper eine jahrzehntealte Stilrichtung spielen. Free Jazz ist ja nur 15 Jahre jünger als Bebop. Nur wenige Sachen aus dem Bereich mag ich wirklich, z.B. Ornette Coleman oder Paul Bley.

Pseudo-Weltschmerz-Pop für Instagram-Kiddies, wie er aus Starbucks-Lautsprechern dringt. Bah, was für eine unehrliche und zudem unendlich langweilige Kacke.

Frühklassiker - Stamitz, Wagenseil, Monn etc. Das ist oft so "themenlose", aus immergleichen Klischeefiguren zusammengebastelte Musik... erreicht manchmal wirklich TEY-artige Levels an Inhaltslosigkeit.
CPE Bach hingegen großartig, völlig anderes Niveau.
 
Ich finde es immer sehr spannend: Gewissermaßen habe ich oft das Gefühl, dass die Komponistenvorlieben von Menschen (falls sie was von der Materie verstehen) auch ein bisschen was über den Charakter aussagen.

Ich bin ganz großer Haydn-Fan (und mag z.B. auch Schwarzwälder Kirschtorte) und die Klavierstücke von Stockhausen finde ich auch ziemlich gut. Mit vielem von Chopin kann ich allerdings weniger anfangen (auch wenn ich manches - wie die dritte Sonate - sehr gern hab). Früher Beethoven stößt mir oft etwas sauer auf, denn auch wenn es da wirklich ganz viel Großartiges (z.B. den langsamen Satz aus op. 10/3) gibt, sehe ich an einigen Stellen immer einen dicken, bärtigen Mann vor mir, der in die Kneipe läuft und das Bierglas mit einem plumpen Lachen auf den Tisch haut. Soll heißen: Mir ist die Musik stellenweise etwas zu..."haudruff" (im Gegensatz zu Haydns wunderbarer unprätentiöser Feinsinnigkeit).

Ganz furchtbar finde ich vieles von Liszt. Seine transzendentalen Etüden empfinde ich z.B. wirklich als eine Folter (lediglich Feux Follets finde ich nicht ganz uncool) und auch seine Dante-Sonate ist irgendwie... :schweigen::schweigen:... eine Qual (zumindest für mich).
 
Pseudo-Weltschmerz-Pop für Instagram-Kiddies, wie er aus Starbucks-Lautsprechern dringt. Bah, was für eine unehrliche und zudem unendlich langweilige Kacke.

Oh ja, dieses von mir so genannte Hipstergejaule verabscheue ich, obwohl ich ansonsten für ein sehr weites Specktrum der Poplärmusik zu haben bin.

Mit neuer Musik werde ich nicht wirklich warm.

Und über TEY müssen wir nicht reden ;-)
 
Ich liebe tatsächlich alles von Bach! Ich mag auch Händel und Rameau. Allgemein spiele ich ganz gern barockes.

Ich spiele auch sehr gerne Mozart, wobei ich die c-moll Fantasie tatsächlich nicht so sehr mag.

Mit Haydn kann ich einfach gar nichts anfangen! Egal ob mit Klaviermusik oder Sinfonien/Oratorien. Ich verstehe seinen Humor einfach nicht. Ich habe genau eine Sonate gespielt, das war glaube ich der größte Graus für mich...

Chopin höre ich glaube ich lieber, als dass ich ihn spiele... Die Fantasie Impromptu mag ich gar nicht, vielleicht auch weil man sich einfach daran überhört hat. Die Etüden mag ich, spiele die auch gern.

Auch Liszt ist einfach nicht meins. Ich hab immer das Gefühl, ich seh ein weißes Zirkuspferdchen, schön geschmückt, das springt schön, weit, hoch, elegant, aber einfach halt dressiert, ohne Sinn und Verstand. Mephistowalzer finde ich gut.

Debussy höre ich definitiv lieber, als dass ich ihn spiele.

Mit Wagner habe ich mich lange gequält. Hatte lange keinen Zugang zu ihm, irgendwann hats dann aber klick gemacht. Seine Opern mag ich, Verdi und Puccini weniger.

Brahms liebe ich total. Er ist mir wahnsinnig sympathisch!

Danach (nach 1900) wirds schwierig. Bartok mag ich, aber ansonsten habe ich mit der Musik des 20. Jahrhunderts nicht viel am Hut.
 

Ich hatte noch nie Lust auf ein Stück von Mendelssohn-Bartholdy am Klavier.

Das erstaunt mich selbst, weil ich einiges von ihm sehr schätze (z.B. das Oktett).
 
Zunächst mal: Den "Grand galop chromatique" lieb ich sehr, und von Cziffra ganz besonders :001: Das ist ein absolut originelles Virtuosenstück (und will auch nix anderes sein). Aber Liszt find ich eh faszinierend, Biographie wie Musik (wobei es auch ne ganze Reihe langweilige Stücke gibt wie z. B. das "Grand Allegro de concert" oder wie das heißt).

Bach ist meistens klasse, abgesehen von einigen ozlangweiligen Sätzen aus Suiten in Moll.

Fast überhaupt nix mag ich von Debussy. Ab und zu mal ein Stückchen ist ok, aber ich musste zwei Mal die "Préludes I" im Konzert hören, diese ewig gleichen Klänge warn ja zum Einschlafen. Und diese immergleichen Floskeln, wenn er auf spanisch oder orientalisch macht ... fürchterlich

Ravel mag ich ein bisschen mehr, aber der "Tombeau de Couperin" war auch eine Tortur.

Schumann mag ich sehr, eine absolut einmalige Klangsprache. Die "Geistervariationen" oder die "Gesänge der Frühe" (neben vielem anderen) gehen mir jedes Mal durch und durch. Aber seltsamerweise mit den hochverehrten "Kreisleriana", der C-Dur Fantasie und dem "Carnaval" kann ich wenig anfangen.

Von Jazz kenne ich nur relativ wenig. Einiges finde ich (teilweise) klasse (Chick Corea), anderes todlangweilig ("Misty" von Erroll Garner: Wieso ist das [angeblich] so wahnsinnig berühmt?), das meiste aber unglaublich kalt, was mich bei längerem Hören ganz krank macht.

Aber wer mich, je älter ich werde, zu immer größerer Bewunderung hinreißt, ist -sorry, nicht Bach- sondern Beethoven und seine unfassbare Fülle an Kreativität.

So, jetzt kann ich hoffentlich gut schlafen, nachdems endlich raus ist ... :müde:
 
Also zur "Qualitätsdiskussion" möchte ich nochmal anmerken, dass ich um diesen Begriff mittlerweile bewußt einen Bogen mache, nachdem ich 3 (?) mal schon versucht habe, in Sachen "Qualität von Musik" (oder Kunst) auf einen grünen Zweig zu kommen.

Wer auch immer sich über "Qualität in Sachen Musik" äußert, dem sollte bewußt sein, dass er sich ggf. auf glitschigem Untergrund bewegt (oder vielleicht gar gerade in der Mitte eines soeben zugefrorenen Sees steht).

Was ich zugegeben aber zuweilen ganz gern mal mache, ist, in Sachen Musik hier und da selbst mal ein kleines (Geschmacks- oder sogar Wert-) Urteil abzugeben. Oder allzu krass oder apodiktisch formulierten Urteilen solcher Art ein eigenes Urteil entgegenzustellen.

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@mick Du mußt, denke ich, ein wenig aufpassen, wenn Du Klassik-Hörern unterstellst, sie würden ein Werk nicht auf irgendeine Art und Weise "analysieren". In dem Moment, wo jemand sagt: "Ich mag eine bestimmte Sinfonie wirklich" (nehmen wir z.B. mal Mozarts geniales Meisterwerk Sinfonie No. 40), und wo derjenige anfängt, sich diese Sinfonie wiederholt bewußt anzuhören, und diese Sinfonie zu lieben und zu mögen, hat er bereits eine erste "intuitive Analyse" dieses Werkes hinter sich.
Und diese intuitive Analyse hat ihm gesagt: Dieses Werk ist für mich :super:

Dass ihn das erstmal weder in die Lage versetzt, eine gleichwertige Sinfonie sofort selbst zu schreiben, eine treffende formale Analyse dieser Sinfonie aus dem Ärmel zu schütteln, oder wie ein professioneller Musikkritiker detailliert über das Für und Wider verschiedener Interpretationen dieser Sinfonie zu räsonieren, steht natürlich außer Frage.

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Einen tatsächlich sehr interessanten Aspekt finde ich (es wurde schon mehrfach angesprochen), wie und ob der persönliche Charakter bzw. die persönliche Charakterstruktur den persönlichen Musikgeschmack beeinflussen.

Oder warum manche Menschen (ich gehöre z.B. selbst dazu) sowohl mit Pop als auch mit Jazz als auch mit Klassik, und innerhalb der Klassik, mit den verschiedensten Komponisten und Typen von Musikstücken warm werden können und von allem ihre speziellen Favoriten haben, die sie (je nach Laune und Stimmung) gern mal hören.
 
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In dem Thread sind mir "musikalische Qualität" vs. "Mögen" leider eng verschwistert. Man müsste erst die "musikalische Qualität" beurteilen können, um in einem zweiten Schritt zu analysieren, warum man das Werk oder gar den Komponisten selbst nicht mag. :konfus:

Ich musste schon zu viele Vorurteile revidieren. :schweigen: Daher GANZ vorsichtig: Mir ist von Debussy bislang nichts begegnet, was mich positiv angesprochen hätte (im Sinne von "Spiel mich!!!"). Spontan, Ist-Stand heute, würde ich also äußern: Ich mag Debussy nicht.

Erfahrungsgemäß kann ich aber nicht ausschließen, dass ich in einigen Jahren ein großer Debussy-Fan sein könnte, wenn ich mich intensiv damit beschäftigen würde. :denken:

Eine weitere Crux in puncto "mögen": "Mag" ich ein Stück so sehr, dass ich die Arbeit auf mich nehmen würde es einzustudieren? Ich habe es schon mehrfach erlebt, dass ich ein Stück nicht aus Begeisterung, aus dem "Mögen" heraus, sondern aus Vernunftgründen gewählt habe, weil darin Sachen vorkommen, die ich noch nicht so gut kann.

Als Beispiel nenne ich La leggierezza. Das Stück ging wirklich nicht an mich ran, und eigentlich wollte ich es nur gewissermaßen als Steinbruch nutzen für verschiedene Techniken. Sobald man sich aber täglich stundenlang damit beschäftigt, mit dem Stück kämpft, es immer und immer wieder analysiert und es peu-à-peu durchschaut, desto mehr "mag" man es. Ähnliches Beispiel: Bach. Gerade die Goldbergvariationen hört man in der Regel in einem irren Tempo vorgetragen. Viele ausgeklügelte Raffinessen gehen dadurch unter. Das Laienohr nimmt sie in ihrer genialen Konstruktion nicht mehr wahr. "Bach hören" würde ich daher ganz anders bewerten als "Bach [selbst] spielen". :007:

Gut möglich, dass es einem als Laie (!!!) grundsätzlich so ergeht... :016: Ich hätte schon jetzt in so wenigen Jahren viel musikalisch Spannendes versäumt, hätte ich mich nur auf mein eigenes spontanes Geschmacksurteil verlassen.
 

So schön Ella Fitzgerald und Louis Armstrong auch singen, ich mag ihre Stimmen wirklich, machen mich die quäkende Trompete und der Grundmove vom Schlagzeug irre. Es tut mir in den Ohren weh und ich beginne nervös und aggressiv zu reagieren.

Ich hätte schon jetzt in so wenigen Jahren viel musikalisch Spannendes versäumt, hätte ich mich nur auf mein eigenes spontanes Geschmacksurteil verlassen.

Das geht mir ähnlich bei der Auswahl von Gesangsstücken. Meine GL hat mir /uns (Ensemble) auch manches mal Stücke vorgelegt, wo ich auch erst dachte, das ist jetzt nicht ihr ernst. Während der Beschäftigung mit den Stücken habe ich mich dann mit vielen doch sehr anfreunden können. Seitdem entscheide ich von Stück zu Stück ob ich etwas mag und nicht abhängig vom Komponisten.

Nur bei gewissen Musikstilen, da kann ich rigoros sein (siehe direkt darüber, schmerzende Ohren mag ich einfach nicht :-()
 

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