Kauf von Restaurierungsbedürftigem Pleyel Flügel

  • Ersteller des Themas TingelTangelBob
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Pleyel – interessant! Liest sich sehr spannend, habe mal, weil ich keine Ahnung habe, auch noch 1 Frage:

Wie würde denn diese bzw. eine solche Restauration „im Groben“ vor sich gehen? Ich stelle es mir so vor, man nimmt z.B. das ganze „Innenleben“ raus bis er leer ist, verkauft Einzelteile die noch tauglich wären, und baut Mechanik, Saiten, Rahmen usw. z.B. von einem modernen Flügel ( z.B. einem Steinway oder Bösendorfer ) ein ?

Oder ginge das gar nicht ? Passt das überhaupt da rein ? Würde der ältere Flügel die modernen Belastungen aushalten? Oder würde er dadurch zermalmt?

LG, Olli

PS.: Einen hatte ich nämlich auch mal gesehen und erwähnt, nämlich bei Clayderman auf einem Plattencover, er ist wunderschön!!:herz::herz::herz:

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Oder ginge das gar nicht ? Passt das überhaupt da rein ? Würde der ältere Flügel die modernen Belastungen aushalten? Oder würde er dadurch zermalmt?

Nein. Nein. Nein. Erübrigt sich.

Heißer Tip:

https://www.clavio.de/threads/claviotreffen-in-wien-29-11-1-12-2019.26377/

Da gibt's zwei Werkstätten zu besichtigen, die einen internationalen Ruf als großartige Restauratoren von historisch wertvollen Instrumenten genießen. Da bekommt man Expertenantworten auf solche Fragen.
 
Aber Wien ist so weit weg :-( - trotzdem aber Danke für Antwort, muss mich da wohl mal irgendwie informieren, denn die "Hardware", da gibt's bestimmt viele Aspekte, die nur Experten überblicken können. mkay - da muss ich wohl aktiv werden :super: ( aber wie gesagt Wien ist zu weit weg für mich ).

thx und LG, Olli! :-)
 
Pleyel – interessant! Liest sich sehr spannend, habe mal, weil ich keine Ahnung habe, auch noch 1 Frage:

Wie würde denn diese bzw. eine solche Restauration „im Groben“ vor sich gehen? Ich stelle es mir so vor, man nimmt z.B. das ganze „Innenleben“ raus bis er leer ist, verkauft Einzelteile die noch tauglich wären, und baut Mechanik, Saiten, Rahmen usw. z.B. von einem modernen Flügel ( z.B. einem Steinway oder Bösendorfer ) ein ?

Oder ginge das gar nicht ? Passt das überhaupt da rein ? Würde der ältere Flügel die modernen Belastungen aushalten? Oder würde er dadurch zermalmt?

LG, Olli

PS.: Einen hatte ich nämlich auch mal gesehen und erwähnt, nämlich bei Clayderman auf einem Plattencover, er ist wunderschön!!:herz::herz::herz:

für sowas sind die hier spezialisiert, ob man so was unbedingt möchte ist eine andere Frage, dann vielleicht doch lieber einen modernen Flügel.

http://www.pianova.de/fluegel/
 
Über ein paar hilfreiche Kommentare würde ich mich sehr freuen.

Ich weiß nicht, ob Du es als hilfreich empfindest, aber ich würde folgendermaßen vorgehen:

1. Schick einen Fachmenschen vorbei. Während der begutachtet, kannst Du Dich am anderen Ende der Welt aufhalten, das spielt keine Rolle.
2. Wenn der Fachmensch meint "Jo, keine Schäden, die mit dem Leben unvereinbar sind", lass das Stück aus der Wohnung holen und in die Werkstatt Deines Vertrauens einliefern. Die bestimmt notwendigen Arbeiten würden einen Aufenthalt dort ohnehin erforderlich machen.
3. Dein guter Bekannter weiß mittlerweile, was mit seinem Schätzchen los ist. Auf dieser Basis könntest Du beim Preis nachverhandeln (oder auch nicht).
4. Wenn Du aus dem Urlaub zurück bist, läuft das Projekt schon. Oder ist komplett abgeblasen.

Möchtest Du den Flügel als zusätzliche Alternative zu einem bereits vorhandenen Instrument?
 
Die Mechanik kann man sicher vernünftig herrichten, obwohl die Qualität der Mechanik erfahrungsgemäss eher mässig ist. Das Problem bei den alten Franzosen ist konstruktionsbedingt fast immer ein gebrochener Stimmstock (=Totalrevision). Wenn der erneuert ist oder noch tiptop kannst du den Flügel nehmen.
 
Ich würde auf das Baujahr ca. 1895 tippen. Der Flügel ist wohl mal restauriert worden. Das sehr gute äußere Erscheinungsbild, also Furnier von außen, alle Filze im Inneren sind noch recht sauber und leuchten rot. Saiten scheinen mal alle neu gekommen zu sein. Der Flügel hat eine englische Pleyelmechanik drin, d.h. sie ist wesentlich unterentwickelter als eine Steinway-Mechanik (oder vergleichbare Klavierbauer zu der Zeit, Doppelrepititionsmechanik) zu gleicher Zeit. Kein Wunder, dass die Firma Pleyel den Anschluss verloren hat, wenn die zwischen 1890 un 1900 noch so etwas gebaut hat. Sollte es nur an den oben erwähnten aufgequollenen Bleigewichten handeln, dann lohnt sich das noch. Nur dann wenn du Flügel magst, dich in ihn verguckt hast und du ihn als dekoratives Hausinstrument haben willst und du ihn für "kostnix" bekommst. Bitte jetzt keine Fragen danach, was eine unterentwickelte Mechanik zu der Zeit ist. Also: Englische Mechanik ohne doppelte Auslösung, gusseiserne Anhangplatte mit fünf Spreizen, also kein "moderner, vollständiger" Gussrahmen; die drei linken Spreizen mit Sicherungsstrebe an der Basswand fixiert; Bassbezug leicht strahlenförmig gespreizt. Wenn es nur an den aufgequollenen Bleigewichten liegen sollte, dann sind keinesfalls 10000-Eur fällig, um alles zu richten (ohne Gewähr) Bilder Pleyel-Mechanik 1895 unten. 1894_Pleyel07.jpg 1894_Pleyel08.jpg
 

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Pro:
- einer der letzten je noch gebauten Geradsaiter vermutlich (m.w. hat Pleyel erst gegen oder nach 1900 beigedreht und dann auch bassüberkreuzt, daher also "klang-eigen").
- zusammen mit Erard ein Umgang mit dem Resonanzboden, der komplett anders ist als Steinway et alii das ab den 1860er Jahren machten, um die Flügel "stärker klingen" zu machen - was im Privatumfeld unnötig ist. Meines Wissens haben sowohl Pleyel als auch Erard kaum mit Überwölbung des Reso-Bodens gearbeitet, nur mit dem Saitenlauf ("Stegdruck"). Das schafft einen GANZ anderen Ton - ich persönlich finde den Klang spielbereiter Pleyel aus der 2. Hälfte 19. Jhd. einfach nur faszinos.

- die Marke, die Chopin gespielt hat ...

- wahrscheinlich relativ wenig Arbeit, dieTastenlage zu richten

Contra:
- WENN was an inneren Mechanikteilen dran ist, dann heißt es selber schnitzen... Meines Wissens sind die spezifischen Innereien für Pleyel nicht am Markt erhältlich.
- unklar, ob noch das originale Saitenmaterial am Start ist...
- gewöhnungsbedürftige Optik, die Holzfarben usw. usf. passen kaum in halbwegs moderne Wohnungseinrichtungen.

Unsicher:
- Welcher Art die Hammerausführung ist, und ob original... Die war ab den 1830er Jahren mal hoch speziell (nach den Patenten von Henri Pape und Henri Herz) und ist heute kaum noch wo originalgetreu mit den mehrlagigen Streifen erneuerbar - die Arbeiten von Patrick Desfougeres müssen in einer Größenordnung teurer sein als eine übliche Neubehämmerung (mit Dolge-Steinway-Hämmern).

Ich habe die Literatur zur Genealogie der Flügeltypen von Erard und Pleyel hier, jedoch weder durchgelesen (hunderte Seiten Fach-Französisch) noch gar sie verstanden und verinnerlicht.

Ich würde allerdings EINES tun: WENN ich gerade Urlaub hätte und mir ein Bekannter oder Freund einen Pleyel anböte, wüsste ich, wo ich meinen Urlaub verbrächte... Den Urlaub sonstwo verbringen zu wollen liefert Aufschlüsse darüber, a- wie wichtig es dem TE ist, solch einen Flügel eventuell zu nutzen, b- welchen Kenntnisstand er von Chancen und Risiken hierzu hat.

Jetzt bitte ich um die obligate Steinigung ...
 

Noch eine Ergänzung. Abseits von "Werten" ...

Preise von alten Pleyel rangieren wohl zwischen
- nahe Null - für Bastelware mit verfummelten Innereien
- über paar Tausis, wenn man Glück hat mit altem Saitenmaterial und alten Hämmerchen
- bis hin zu hoch fünfstelligem Geld für einwandfrei spielbereite Pleyel zwecks "historischer Aufführungspraxis".

Man sollte sowas uU. auch mal mit Eric Maene in Belgien und oder mit Edwin Beunk in Enschede konferieren.

Herankommen an alte Pleyel kann man auch hier. ;-) Der Kollege Destenay dürfte Tips haben oder gelegentlich "petzen" können. ... ;-)
 
Die paar wenigen Pleyel, die ich habe spielen können, gehören zu meinen ganz wenigen musikalischen Erinnerungen, von denen ich mir sehr sicher bin, dass sie mich den Rest meines Lebens begleiten werden.
 

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