Stride-Piano

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Liebe Gemeinde und insbesondere liebe Jazzer,

für höhere Tempi war ich weder im Band-Kontext noch allein am Klavier je ein Naturtalent. In den letzten Monaten hänge ich mich regelmäßig an der unten verlinkten Stride-Nummer auf. Das Tempo ist noch lange nicht halsbrecherisch aber für nackig Solo und für meine Verhältnisse doch schon ganz zünftig. Mit dem Head komme ich ganz gut zurecht, der ginge auch noch schneller, ohne das der Groove abhanden kommt, aber die Impro... Man hört es, ich bin da schon ein Stück jenseits meiner Grenzen und verstolpere mich mehrfach, es wird einfach schnell unpräzise und "schnuddelig".

Die Frage ist jetzt: Wie übt man das?

Langsam das Tempo steigern?
Phrasenweise üben?
Vorher meditieren?
Auf Wunder hoffen?

Habe ich ja alles schon probiert, aber es wird nicht besser. Oder die Finger davon lassen und langsamere Stücke spielen?

Bin für jeden Tip dankbar...

LG

TJ


https://soundcloud.com/tj76/you-took-advantage-of-me
 
Also zunächst, mir gefällt es sehr gut. Ich bin kein Jazzer, aber ich erlaube mir trotzdem, etwas dazu zu sagen. Ich finde, Du hast eine wunderbare Leichtigkeit, die linke Hand trägt die rechte sehr schön, auch Betonungen kommen locker und flockig, sehr passend zum Stück....am Anfang.
Im Improteil ist eigentlich auch alles gut, Du glaubst es Dir nur nicht und deshalb wirst Du etwas fester, die fluffige Leichtigkeit geht Dir etwas verloren, obwohl sie es gar nicht müßte, denn Du kannst Dich trauen, die Hände unabhängig zu spielen, Du kannst das, weißt es nur nicht immer:001:.
Das Geheimnis ist loslassen und ja, auf Wunder hoffen, sie passieren!
Ach, und immer wieder üben, die Linke als Basis allen Schönens stabil zu halten und mit der Rechten darüber zu tanzen.
Mir hat Deine Einspielung jedenfalls sehr gute Laune verschafft! Danke!
 
Ich habe im improvisierten Teil keine Hänger gehört. Zwei oder drei Stellen - mit Triolen rechts - waren minimal wackelig.

Das Tempo würde ich nicht als Übeziel etablieren. Du bist schnell genug.

CW
 
Du schreibst „unpräzise und schmuddelig“. So what? Solange es echt gefühlt ist, und das merke ich, ist es sehr gut! Mir hat das auch gut gefallen!
Das Einzige, was ich anders machen würde: Du könntest in der Impro in der rechten Hand mehr Pausen einbauen. Dadurch bekommst du für dich eine Dramaturgie und kannst sozusagen mal Luft holen.
 
Mir gefällt es auch sehr gut:super:. Das Tempo könnte sogar langsamer sein, so ein Medium Stride verträgt nach meinem Geschmack dieser Standard ausgezeichnet. Ich freue mich immer, wenn Du hier was veröffentlichst:-).
 
Das Einzige, was ich anders machen würde: Du könntest in der Impro in der rechten Hand mehr Pausen einbauen. Dadurch bekommst du für dich eine Dramaturgie und kannst sozusagen mal Luft holen.


...vielen Dank!

Genau da liegt (wie meistens bei mir) mal wieder der Hund begraben. Und dabei war das früher viel schlimmer. Ich kann immer nicht glauben, das (aus meiner Sicht) NOCH weniger tatsächlich mehr sein soll. Oscar Peterson nudelt doch auch durch und es klingt geil... aber gut, der ist ja auch Oscar Peterson...
 
...vielen Dank!

Genau da liegt (wie meistens bei mir) mal wieder der Hund begraben. Und dabei war das früher viel schlimmer. Ich kann immer nicht glauben, das (aus meiner Sicht) NOCH weniger tatsächlich mehr sein soll. Oscar Peterson nudelt doch auch durch und es klingt geil... aber gut, der ist ja auch Oscar Peterson...
Pausen bereichern die Musik. Das Entscheidende ist das, was zwischen den Tönen passiert.
Stelle dir die Atmosphäre eines Waldes vor. Ohne die vielen Lücken zwischen den Bäumen wäre das nur ein riesiger Haufen Holz.
 
Was mir beim Improvisieren hilft, um nicht zu viel zu spielen, ist die Verdichtung eines Motivs: Eine Phrase beginnt mit längeren Noten bzw. größeren Pausen zwischen den Tönen. Dann verengt man nach und nach die Räume zwischen den Tönen, während die Töne selbst hinsichtlich des Tonmaterials, Bewegungsrichtung und der Rhythmik einen „roten Faden“ haben. Auch Spiegelung der Bewegungsrichtung gibt Struktur.

Das haben übrigens Bach bzw. Beethoven auch so gemacht.
 
Nimm einfach etwas Tempo raus, dann hört es sich mindestens genauso gut an und Du gewinnst mehr Sicherheit im Improteil. Ansonsten gibt es nicht viel zu meckern.
 

@Tastenjunkie
:idee:Probiere mal links einfach einen Beat spielen und rechts spielst du schnell irgendwas (Impro)
Vlt kannst du das gelegentliche "Stocken" so weg trainieren.
Boogy Woogy könnte auch was für dich sein ....
 
Lieber Tastenjunkie,

ich freue mich auch immer sehr, wenn du was einstellst, vielen Dank! Das macht Laune!!! Für mich kann es gern ebenfalls ein Tickchen langsamer sein. :)

Wie du weißt, habe ich keine Ahnung von Jazz, aber mich interessiert, ob folgende Übetipps etwas für dich sind, die im klassischen Bereich hilfreich sein können:

a) über Tempo spielen - um die "Angst" vorm schnellen Tempo zu verlieren, könnte man versuchen, schneller als das erforderliche Tempo zu spielen. Effekt: das erforderliche Tempo kommt einem schon fast gemütlich vor. :D

b) Notentext reduzieren beim Spielen im originalen Tempo - so wird es leichter und man spielt trotzdem immer im Tempo. Sukzessive nimmt man später wieder was dazu. Vorschläge der Reduktion:
  • die 2 und 4 links weglassen und nur die 1 und die 3 spielen
  • die 1 und 3 weglassen und nur die 2 und die 4 spielen
  • links komplett spielen, rechts aber nur bestimmte Elemente
  • links komplett spielen und schwierige Elemente rechts in Endlosschleife wiederholen
Vielleicht bringt sowas im Jazz ja gar nichts, deshalb bitte ich ausdrücklich um ehrliches Feedback!

Liebe Grüße

chiarina
 
Bezüglich Übemethoden kann ich nichts beitragen, möchte an dieser Stelle aber auf Bram Wijnands verweisen, einen fast unbekannten, aber phantastischen Stride-Pianisten:





Auf seinem YouTube-Kanal kann man noch weitere Klassiker finden.
 
Bram Wijnands ist ein MONSTER! Reincarnation of Errol Garner meeting Fats Waller... genial! Ist der nicht sogar Professor in Kansas City... unerreichbar ;-) (auch wenn mir sein BW wie bei vielen Stride und Swing-Pianisten nicht so zusagt)

Ich finde auch, dass das Stück technisch sehr gut gespielt ist, aber wenn man das sagen darf, durch das Tempo Technik, Takt und Melodie mehr im Vordergrund stehen als das "feel". Etwas langsamer swingen und vielleicht noch ab und an ein paar mehr Akkorde (Oktaven) in der Impro klingen lassen? Aber das so einzuspielen kann schon wahrlich nicht jeder, Respekt!
 
Bram Wijnands ist ein MONSTER! Reincarnation of Errol Garner meeting Fats Waller... genial! Ist der nicht sogar Professor in Kansas City... unerreichbar ;-) (auch wenn mir sein BW wie bei vielen Stride und Swing-Pianisten nicht so zusagt)
Was bedeutet "BW"?

Etwas langsamer swingen und vielleicht noch ab und an ein paar mehr Akkorde (Oktaven) in der Impro klingen lassen?
Kann er auch:
 
BW = Boogie Woogie

Es gibt viele tolle Aufnahmen von ihm in dem langsamen Garner-Swing. Da vergisst man schnell die Zeit ...
 
Ach, da wird man ganz demütig...schön, wie er phrasiert, zwischen Fats Waller und Art Tatum.
Er hat in Hilversum Jazz studiert, damals DIE Hochschule für Jazz neben Köln und Wien (?).
 
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