Stücke, die wir nicht spielen können

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Tastimo

Guest
Viel wird in diesem Forum darüber geschrieben, was man so alles kann.

Ausgehend von einem anderen Faden kam mir die Idee, das wir hier einmal darüber schreiben können, was wir eben nicht beherrschen, wo wir gekämpft haben und gescheitert sind. Stücke, mit denen wir nicht zufrieden sind, die uns vielleicht einfach auch nicht liegen.

Ich mache mal den Anfang. Bei mir sind das:

- Chopin op. 10,2:

Die drei Teile einzeln laufen für sich gut, aber in einem Stück durchspielen gelingt nie. Wirklich wie verhext.

- Scarlatti Sonsta a-moll (L 134):

Diese Trillerparallelen... nie synchron, immer undauber, immer holprig, oft lasse ich einzelne Töne unwillkürlich weg. Hinzu kommt der Stil von Scarlatti, der gleichzeitig Lebendigkeit, Nervosität, aber auch Stabilität erfordert - in diesem Stück schwerer als Mozart, finde ich.
 
Appassionata. Ich habe mich nur kurz damit beschäftigt. Um umso schneller festzustellen, dass wir zwei in diesem Leben wohl keine Freunde mehr werden.
 
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@Klavirus
Stimmt, der Begriff „Leichen im Keller“ trifft es sehr gut. Danke für den Hinweis auf den alten Faden.
 
Ja! Sehr!! Op. 10,2 habe ich übrigens auch nie im Konzert gespielt. Wozu auch. Man lernt auch viel daran, wenn man sie nur im Unterricht oder allein übt.
 
Meine "Leichen" im Keller sind vom früh verstorbenen Chopin:

Nocturne cis-Moll opus posthum KK IVa,16
Nocturne b-Moll opus 9,1

Irgendwann doch fertiggestellte Leiche (inzwischen wieder die Hälfte vergessen):

Prelude opus 28,15

Im Prinzip dreht es sich dabei weniger um technische Schwierigkeiten, als darum mal so 6-9 Monate in ein Stück reinzubuttern, bis es (nach Amateur-Ansprüchen) komplett ist. Dafür muß man sich erstmal die Zeit nehmen.
 
Appassionata. Ich habe mich nur kurz damit beschäftigt. Um umso schneller festzustellen, dass wir zwei in diesem Leben wohl keine Freunde mehr werden.

Das erwähntest du bereits. Für mich hingegen war es jahrelang ein Wunsch sie zu spielen und habe sie anlässlich meines ersten Konzerts in den USA für einen Anwalt recht ordentlich hinbekommen ;)
 
Bei mir ist op. 10/3 von Beethoven so ein Stück. Hab es recht ordentlich geübt, musste dann aber einsehen, dass früher Beethoven einfach nicht so wirklich meins ist. Das geht mir allerdings auch mit vielen anderen Stücken von Beethoven so. Bin eher der Mozart-Haydn-etc.-Mensch.
 
Musikalisch gescheitert bin ich mit der Wandererfantasie und Beethoven op 101, 1. Satz.

Aus Respekt gehe ich nicht an op 111, 2. Satz, und die Fuge aus op 106. Beides liegt technisch und musikalisch über meinen Fähigkeiten. Gleiches gilt übrigens auch für die Diabelli-Variationen, mit denen ich mich zugegebenermaßen aber recht wenig beschäftigt habe.

Nachtrag: Ich mach meinem aktuellen Frust mal gerade Luft. Seit etwa einer Woche spiele ich KV 488 und es hört sich einfach kacke an. Bekomme es nicht schön hin, obwohl ich eigentlich ganz gut Mozart spiele. Glaube langsam, dass ich eine A-Dur-Phobie habe....!!
 
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Nachtrag: Ich mach meinem aktuellen Frust mal gerade Luft. Seit etwa einer Woche spiele ich KV 488 und es hört sich einfach kacke an. Bekomme es nicht schön hin, obwohl ich eigentlich ganz gut Mozart spiele. Glaube langsam, dass ich eine A-Dur-Phobie habe....!!

Spiel's mal ein paar Tage in a-moll! :003: Danach wird es bestimmt schön! :003:
 
Aus Respekt gehe ich nicht an op 111, 2. Satz, und die Fuge aus op 106. Beides liegt technisch und musikalisch über meinen Fähigkeiten. Gleiches gilt übrigens auch für die Diabelli-Variationen, mit denen ich mich zugegebenermaßen aber recht wenig beschäftigt habe.

Wenn man Beethovens Metronom-Vorschrift ernst nimmt, ist der Kopfsatz aus op. 106 kaum leichter als die Fuge - jedemfalls für mich. Die Diabelli-Variationen sind technisch bei weitem nicht so schwierig wie op. 106, musikalisch allerdings sehr komplex und nicht gerade einfach zu verstehen. Beethovens Humor ist gerade in diesem Werk extrem schräg und speziell.

An der Wandererfantasie werde ich wohl niemals scheitern. Ich kann sie nicht ausstehen und mache einen großen Bogen darum. Was für ein hässliches Werk, wenn man es mal mit der anderen, traumhaft schönen C-Dur-Fantasie vergleicht, die Schubert komponiert hat... :lol:
 
Bei mir alles von Bach, was ich je angefasst habe, z.B Präludium C-Dur.
 
Die Französischen Suiten erfordern ja auch eine Menge Detailarbeit.
Da sollte man sich nicht vom Notenbild täuschen lassen und bis das entspannt im Tempo läuft hat man als Nichtprofi eine gute Weile zu feilen.
 
Als ich am Anfang der Reise Klavier stand, nach vielleicht ca. 18 Monaten, wollten Freunde aus irgendeinem Grund mal River Flows in You hören.

Ich glaube längerals 10min am Stück hab ich nicht ausgehalten es zu üben bis die Noten im Müll lagen.

Ist also nicht nur im Keller sondern wurde Eingemauert und das Haus dann abgerissen.

Das ist jetzt 5 Jahre her und ich bereue nichts! Wenn Freunde dann jetzt ab und zu Brahms, Beethoven, Bach, Satie etc. hören dürfen bereuen sie es auch nicht!

Ansonsten wurde ein Stück nur mal pausiert wenn der nötige Zeitaufwand zur Verbesserung der Macken zu groß wurde oder bei einer Sonate hat man zwischen den Sätzen mal an was anderem gearbeitet. Bisher ist aber alles "fertig" geworden.
 
@Sasnach
Dann ist der Keller ja ein Sinnbild für den in qualitativer Hinsicht angemessenen Aufbewahrungsort des Stücks „River flows in you“!
 

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