Immer zur gleichen Tageszeit üben?

  • Ersteller des Themas Tastimo
  • Erstellungsdatum

Nicht nur für Kinder. Ich erwähne die (mir eigentlich widerstrebende) Binse: "Das Gehirn ist ein Gewohnheitstier". Man kann es, falls man das Prinzip durchschaut, auf alles mögliche konditionieren, ähnlich wie @Klavirus es formulierte. Dann wird es ein "Ritual", und Rituale haben den Vorteil, dass man das Gefühl hat, man brauche es / es tue einem gut / es müsse so sein /es wird gar nicht mehr hinterfragt.

Dieses Prinzip bei Kindern mit noch unausgeprägter Selbstregulierung zu implantieren, hat den Vorteil, dass es nicht hinterfragt, sondern selbstverständlich gemacht wird.



Bei Erwachsenen nicht weniger. Zwar verfügen Erwachsene theoretisch über eine ("hirnphysiologisch") ausgereifte Selbstkontrolle, sind aber gleichzeitig ("psychologisch") erheblich mehr konkurrierenden Verpflichtungen und Verlockungen ausgesetzt.

Das Gehirn baut bei festen Abläufen bereits vor der eigentlichen Aktivität ein Aktionspotenzial auf, und sobald dann der Startschuss kommt ("Jetzt DARFST Du endlich üben"), legt es willig los, subbewusst schon eingestellt auf die Aufgabe. Es muss keine Energie in eine bewusste Entscheidung stecken. Diese Art von Selbstkonditionierung macht sich einen evolutionär primitiven (im Sinne von "lebeweslichen" / nicht intellektuell überformten) Mechanismus zunutze.


Der Nachteil von Ritualen ist, dass man außerhalb eingeschwungener Abläufe mehr Schwierigkeiten bekommt, sich auf die Tätigkeit einzulassen.

Falls das Gehirn Rituale gewöhnt ist und das abendliche Konzert bzw. Vorspiel nicht auch in ein Ritual eingebunden wird, treffen die bereits genannten Nachteile zu: Das Gehirn muss eine Zusatzleistung aufbringen, die Kapazitäten bindet. Das kann so weit gehen, dass es akzidenziell tatsächlich weniger Leistung bringt.

Aber hallo, es absolviert ja nicht jeder abends Vorspiele / Konzerte. Ich funktioniere (früh) morgens am besten, abends bin ich müde = ein fest etablierter Tagesablauf. Wäre es erforderlich, würde ich mir mehr Flexibilität ankonditionieren. :007: Das funktioniert auch (q.e.d.), kostet zunächst aber zusätzliche Energie. Junge, gesunde Menschen merken das wahrscheinlich kaum, weil sie sowieso freie Kapazitäten haben.
Danke, Barratt für die ausführliche Erläuterung und @Klavirus, was ihr geschrieben habt, geht ja in die selbe Richtung und erklärt fundiert die Sinnhaftigkeit.

Damit ist meine Frage beantwortet.
 
Wenn ich jeden Tag nach dem Frühstück üben würde, würde ich niemals üben. :lol:
 
Eigentlich frühstücke ich zuerst, dann trinke ich 1-2 Stunden Tee auf der Terrasse und lerne dabei neue Noten. Erst danach gehe ich ans Klavier und übe 3-4 Stunden. Wenn ich dann Lust und Zeit habe, nochmal Abends
 
Zuletzt bearbeitet:
Jetzt stellt sich für mich die Frage ob virtuoses Klavierspiel nur durch Auswendig lernen der Noten realisiert werden kann??
Dazu von mir ein ganz klares Ja. Denn wer ein Stück auswendig spielen kann, hat es so verinnerlicht, dass er nicht mehr über technische Probleme nachdenken muss. Man sieht das Stück im Ganzen dann sozusagen aus der Vogelperspektive.

Aber ein Stück vor dem Üben auswendig zu lernen (Arcadi Volodos macht das auch so), wäre mir zu trocken. Ich übe aber ein Stück gerne rein mental, wenn ich es schon technisch beherrsche. Und das fördert auch die Virtuosität.
 

Was ein Tag: zunächst fielen alle Bahnen aus, so dass ich mit dem Auto ins Büro fahren musste, ich war knapp 90 Minuten unterwegs. Nonstop bis 17:30 durch gearbeitet, zu Hause essen, den kleinen ins Bett bringen, der nicht schlafen wollte, noch zwei Stunden gearbeitet. Jetzt ist es 22:15 und jetzt könnte ich endlich mal ans üben denken. Anderseits wäre etwas Schlaf doch so verlockend und so richtig produktiv wird es eh nicht... da stellt sich nicht die Frage nach der Tageszeit zum üben sondern ob es sich überhaupt noch lohnt.... und so geht es seit Monaten, es ist echt frustrierend...
 
@Pianojayjay

Klar, man muss auch Ruhe und Muße zum Üben haben.
Auf der anderen Seite empfehle ich meinen erwachsenen Schülern aber auch immer, jede Gelegenheit zu nutzen, um zu üben, und selbst wenn es nur 5 Minuten zwischen Abendessen und Kind-ins-Bett-bringen ist. Man kann, ähnlich wie beim autogenen Training, sich selbst mental dahin bringen, dass schon der Anblick des Klaviers einen aus dem Alltag heraus in einen Übe-bzw. Spielmodus bringt. Das erfordert etwas Übung, macht aber flexibel und bringt einen letztlich weiter.
Und dann gibt es ja auch noch das mentale Üben...
 
Und dann gibt es ja auch noch das mentale Üben...
Naja, wenn die Zeit nicht reicht für's "haptische" Üben, und es nicht ein Problem der Nichtverfügbarkeit vom Instrument ist, ist wahrscheinlich die Muße zum mentalen Üben erst recht nicht gegeben.

Nonstop bis 17:30 durch gearbeitet, zu Hause essen, den kleinen ins Bett bringen, der nicht schlafen wollte, noch zwei Stunden gearbeitet. Jetzt ist es 22:15 und jetzt könnte ich endlich mal ans üben denken. Anderseits wäre etwas Schlaf doch so verlockend und so richtig produktiv wird es eh nicht... da stellt sich nicht die Frage nach der Tageszeit zum üben sondern ob es sich überhaupt noch lohnt.... und so geht es seit Monaten, es ist echt frustrierend...

Tja, die Einschlafrituale sind gut, aber der rechtzeitige Rückzug solange noch nicht geschlafen wird, muss auch gelernt werden -für Kind und Papa.:schlafen::schlafen:

Ansonsten gilt, alles geht vorbei! (Vorschlag two and through!!) Ein Geschwisterkind wird schnell zum Abstellen von falschen Ritualen führen und außerdem sind die Racker dann auch miteinander beschäftigt:kuscheln:, was mehr Freiraum für die Eltern bedeutet.:011:
 
Was ein Tag: zunächst fielen alle Bahnen aus, so dass ich mit dem Auto ins Büro fahren musste, ich war knapp 90 Minuten unterwegs. Nonstop bis 17:30 durch gearbeitet, zu Hause essen, den kleinen ins Bett bringen, der nicht schlafen wollte, noch zwei Stunden gearbeitet. Jetzt ist es 22:15 und jetzt könnte ich endlich mal ans üben denken. Anderseits wäre etwas Schlaf doch so verlockend und so richtig produktiv wird es eh nicht... da stellt sich nicht die Frage nach der Tageszeit zum üben sondern ob es sich überhaupt noch lohnt.... und so geht es seit Monaten, es ist echt frustrierend...

Was für ein Tag:
- ich musste heute nicht in die Arbeit fahren, da ich das alles zu Hause machen kann.
- ich musste heute keinen Kleinen ins Bett bringen
- danach musste ich nicht arbeiten
- ans Üben habe ich nicht mehr gedacht, weil ich das vormittags schon gemacht habe, und zwar in aller Ruhe, ohne Störungen
- bei dem schönen Wetter lohnt es sich evtl. noch mal raus in die Natur oder Biergarten... ;-)

Was schließt du daraus?

LG, Joh
 
Was für ein Tag:
- ich musste heute nicht in die Arbeit fahren, da ich das alles zu Hause machen kann.
- ich musste heute keinen Kleinen ins Bett bringen
- danach musste ich nicht arbeiten
- ans Üben habe ich nicht mehr gedacht, weil ich das vormittags schon gemacht habe, und zwar in aller Ruhe, ohne Störungen
- bei dem schönen Wetter lohnt es sich evtl. noch mal raus in die Natur oder Biergarten... ;-)

Was schließt du daraus?

LG, Joh

1.) Dass Du im Leben was verpasst, weil es immer noch das Schönste ist ein Kind aufwachsen zu sehen.:girl:

2.) Dass Du eigentlich kein amateur mehr im Sinne der Wettbewerbsbedingungen bist :zunge::zunge:

3.) Bin ich im Moment nunmal Alleinverdiener. Ich könnte Dir mal vorrechnen, was Büro, Haus, Versorgungswerk, Finanzamt, Krankenversicherung (wir müssen alle selber zahlen), PKW etc. kosten, und zwar jeden Monat. Da wird einem schwindelig, aber es muss jeden Monat bezahlt werden. Da Öz kein Elterngeld mehr bekommt und erst im Oktober wieder anfängt zu arbeiten, muss ich schauen dass die Kohle reinkommt. Wenn Du da die Wahl hast zwischen einem gut bezahlten Mandat, das aber viel Zeit kostet und Klavier üben, dann wirst du Dich in der Regel nicht für letzteres entscheiden. Das eigene Vergnügen tritt in solchen Phasen absolut in den Hintergrund, da muss man aus Verantwortung der Familie gegenüber einfach die Priorität ganz klar auf das Geld verdienen legen. Es kommen irgendwann auch wieder andere Zeiten. Ab Oktober geht es mir dahingehend besser, zumal dann der kleine auch in den Kindergarten kommt
 
Zuletzt bearbeitet:
Na also: im Grunde genommen weißt du ja Bescheid, woran es liegt - habe ich auch nicht anders erwartet. Dann war wohl mal wieder das Mitteilungsbedürfnis zu groß ;-)

Familie, Haus etc. ist für mich halt eher unwichtig im Leben - kostet alles nur Zeit und vor allem Geld, das man zeitintensiv verdienen muss. Alles kann man eben nicht haben, deshalb sollte man sich anschließend auch nicht beklagen...

LG
 

Zurück
Top Bottom