Fünf Jahre vergeblich geübt?

Wichtig ist aber bei aller notwendigen klaren Ansprache von mangelnden Fähigkeiten eines Klavierschülers das Aufzeigen von Perspektiven.
Jeder, und ich betone noch einmal, JEDER Klavierschüler hat irgendeine Fähigkeit, Begabung, die ein zufriedenstellendes Musikmachen ermöglicht. Manchmal ist die Begabung nicht sofort erkennbar, dies herauszufinden ist aber Aufgabe des Lehrers.
Wenn der Lehrer in dieser Hinsicht nicht weiterkommt, suche sich der Schüler bitte einen anderen Lehrer. Nicht jeder Lehrer kommt mit jedem Schüler klar.
Das ist bei Psychotherapeuten übrigens auch so. Dort gilt es gerade dann als professionell, wenn der Therapeut erkennt, dass er mit dem Patienten nicht zusammenarbeiten kann und sich dann von diesem trennt.
 
Schöne Frage!

Kreativität ist ein Geschenk. Jeder bekommt es in die Wiege gelegt, aber in unterschiedlicher Ausprägung: Es kann nicht jeder in allen möglichen Bereichen kreativ tätig sein. Der Nerd im abgedunkelten Zimmer ist auf andere Weise kreativ als der Streetworker im sozialen Brennpunkt, vom Künstler oder von künstlerischer Betätigung ganz zu schweigen.

Zur Kreativität gehört eine gewisse Offenheit, und das bedeutet: sich nicht selbst festzulegen, in welcher Form die Kreativität gefälligst in Erscheinung treten soll.

Wenn man die Kreativität als Geschenk annimmt und für ihre Erscheinungsform offen ist, kann man anfangen, sich in ihrem Wirkungsbereich zu schulen. Man schult sich prinzipiell selbst, was eine (sehr schöne) Schwerstarbeit ist. Der Lehrer assistiert dabei und gibt Hilfestellung.

Wer kreativ tätig ist, wird seiner Grenzen innewerden, die jeder Mensch hat. Nicht die Begrenzung ist das Problem, sondern die unselige Neigung, das Begrenztsein anderer zum eigenen in Relation zu setzen, d.h. sich zu vergleichen. Das ist tödlich. Es bleibt einem nichts übrig, als die eigenen Grenzen zu akzeptieren. Innerhalb dieser Grenzen hat man einen gigantischen Spielraum.

Kreativität ist Spiel. Der kindliche Spieltrieb lebt weiter im Ausleben der Kreativität. Das kindliche Spiel ist zweckfrei, lustbetont (unabhängig davon, was die instrumentelle Vernunft der Entwicklungspsychologen hineininterpretiert), und die kreative Tätigkeit sollte exakt so sein - auch wenn sie (bei Künstlern nur in seltenen Fällen) in einem Brotberuf aufgeht.

Man kann also Kreativität nicht lernen. Nur für deren Entfaltung kann man etwas tun. Man kann sich die Kreativität allerdings verderben, wenn man sie zu instrumentalisieren versucht oder mit falschen Erwartungen und Ansprüchen erstickt.

Lieber Gomez,

du hast es wunderbar auf den Punkt gebracht.:super:

Vor einigen Jahren ist mir das bewusst geworden.

Seitdem ich am Klavier das Kind in mir hervorgeholt habe, sage ich: "Ich spiele mit meinem Klavier."
und habe Freude daran, übe durchaus auch zielgerichtet, aber ohne Erfolgsdruck.

Alte Verhaltensmuster sind klebrig, daher muss ich von Zeit zu Zeit wieder das Kind in mir rufen.
Das funktioniert mit zunehmendem Lernerfolg ( im Sinne einer zunehmenden Behaglichkeit) immer besser. Dabei ist mein Bild, mit dem Klavier zu spielen äußerst hilfreich.
 
Das unterscheidet Kunst von den Naturwissenschaften, in denen es nur eine richtige Lösung gibt.

Naja, ion der Grundlagenphysik gibt es eine Vielzahl von modellen, die beretis in ihrer einfachen Form gestorben sind, eine Vilezahl von Ideen, es wird viel probiert. Es dauert halt, bis man das bestätigen kann oder nicht.

Einer meiner Physikprofs hat einen laufenden Meter Literatur produziert unter der Annahme,. dass es keine neutralen schwachen Ströme gäbe. Hochinteressant. Aber mit dem Fund des Z0-Teilchens dann Makulatur. Kann passieren.

Weiterhin erwartet und nicht gefunden: Axion, magnetischer Monopol, Susy-Teilchen, ...

Schaunmermal, was die natur noch für uns bereit hält.

Grüße
Häretiker

PS:

 
Dokumentiert durch die Aussage des Klavierlehrers: "Du darfst nicht so viel von Dir erwarten, Du musst akzeptieren, dass Du NICHTS kannst." (keine Ironie)

Liebe Orchid,

diese Bemerkung deines KL's klingt erst einmal sehr verletzend und demotivierend. Ich bin mir aber nicht sicher, ob sie wirklich so gemeint war. Denn der erste Teil des Satzes kommt so rüber, als ob dein KL dir deinen seiner Meinung nach sehr hohen Erwartungsdruck nehmen wollte. Er scheint der Ansicht zu sein, dass du dir selbst im Wege stehst mit deinen hohen Ansprüchen an dich selbst und deiner Unzufriedenheit, wenn es nicht so klappt, wie du es dir vorstellst.

Ich kann mir vorstellen und glaube, dass der zweite Teil des Satzes, der vielen hier wie auch dir verletzend und demotivierend vorkommt, nicht so gemeint war, sondern dir ebenfalls den Druck nehmen sollte.

Das ist auf jeden Fall nach hinten los gegangen und du solltest deine Gefühle in Bezug auf diesen Satz unbedingt deinem KL mitteilen. Es ist wichtig, dass er weiß, was er angerichtet hat und die Chance bekommt, das evtl. richtig zu stellen!

Als Lehrer ist man leider auch nicht perfekt und sagt schon mal Dinge, die ganz anders ankommen, als man wollte. Vielleicht stellt sich auch heraus, dass er genau das meinte, aber dann hast du die Möglichkeit, ihm ein klares Feedback zu geben über die Art und Weise und entsprechende Konsequenzen zu ziehen. Also: klär diese blöde Situation und steh zu deiner im Moment für dich so schwierigen und unbefriedigenden Lage, an der auch deine KL ihren Anteil haben.

Danke für's Mutmachen. fehlenden elementaren Grundfertigkeiten und vor allem an mangelnder Kreativität (...)Leider bisher ohne Erfolg.

Das verstehe ich nicht! Um improvisieren zu können, braucht man zunächst keine große Kreativität. Die Grundlagen kann auch jemand lernen, der nicht sonderlich oder sogar gar nicht kreativ ist. Dazu gibt man als Lehrer erst einmal viel vor. Z.B. kann man links ein festes Ostinato vorgeben, also eine sich immer wiederholende Bassfigur, und rechts einen festen Tonvorrat. Das schreibt man natürlich auf, damit der Schüler zu Hause sich erinnert. Wenn dann noch Schwierigkeiten bestehen, gibt man weitere Regeln vor, z.B. rechts immer nur einen oder zwei Töne auf einen Akkord links, rechts evtl. nur mit einem oder zwei oder drei Tönen beginnen. Es ist sehr schwer für den Schüler, sofort alles frei zu spielen, sondern er muss erst mal Muster erlernen, kennen und dann allmählich damit freier umgehen lernen. Auch Improvisationskünstler üben Patterns und Muster, die sie aneinanderreihen, variieren etc., bevor sie dann wie ein Weltmeister wirklich kreativ werden.

Hilfreich (Literaturtipps): Francis Schneider, In Tönen reden; Peter Schlimp, Impro-Mosaik-Klappbuch ...

Und dann hat man natürlich sofort ein Erfolgserlebnis und das muss auch so sein.

Krisen sind auch immer Chancen auf Veränderung und Verbesserung, also nutze sie und wirf nicht die Flinte ins Korn. Vergeblich hast du nur geübt, wenn du immer so weiter machst! :)

Liebe Grüße!

chiarina
 
Liebe Orchid,
soweit ich es überblicke, waren nicht fünf Jahre Klavierspielen vergeudete Zeit, sondern die neun Monate, in denen Dir Dein neuer Lehrer offenbar nicht annähernd die Kunst des freien Spiels näherbringen konnte. Such' Dir am besten jemand anderen, der erst mal gaaanz kleine Brötchen backt und nicht sein eigenes Unvermögen als Lehrer in dieser Form auf Dich abwälzt.
Alles Gute und viel Glück!
LG spinette
 
Ähem ... wenn ich mal editieren darf ...:007:

Muster sind wichtig, um dazwischen auswählen zu können. Das unterscheidet Kunst von den Naturwissenschaften, in denen es nur eine richtige Lösung gibt. Wer in der künstlerischen experimentellen Arbeit eine Lösung gefunden hat, sollte nach dem nächsten und übernächsten Lösungsansatz Ausschau halten.

Sonst wäre Forschung ja einfach... :002: SCNR
 
Einsehen zu müssen, dass fünf Jahre intensiven Klavierübens nichts als vergeudete Lebenszeit waren.
Das neue Stück kann ich noch nicht, die alten Stücke schon nicht mehr. Ich kann also praktisch nie irgendetwas. Ich dachte anfangs, das bessert sich mit der Zeit, aber es bleibt so.
Klingt wie 'ne ausgewachsene Klavierdepression. Da ist vielleicht eine längere Pause ganz ratsam.

CW
 
soweit ich es überblicke, waren nicht fünf Jahre Klavierspielen vergeudete Zeit, sondern die neun Monate, in denen Dir Dein neuer Lehrer offenbar nicht annähernd die Kunst des freien Spiels näherbringen konnte.
Eigentlich habe ich das so verstanden, dass es ja nun zwei Lehrer sind.
Daher lerne ich seit einem dreiviertel Jahr mit zweitem KL in diese Richtung. Leider bisher ohne Erfolg.
Und zwei KL sollten eigentlich genügen, um genug für den Aufbau eines kleinen Repertoires und etwas freiem Spielen zu lernen.

Oder sind die KL nacheinander gemeint?
Dann sieht es aber immer noch nicht richtig aus.
Wie viele mag es geben, die gar keine richtigen Lehrer sind?
Oder am Ende doch nur etwas zu hohe Erwartungen?

Ich meine, die Werke, so ohne waren die doch gar nicht, was ich sah. Und wenn es für diese gereicht hat, warum dann nicht für drei einfache, die alle 14 Tage einmal durchgespielt werden? Dann hätte man doch erst einmal etwas, was man gelegentlich zum Bestens geben kann, wenn sich die Gelegenheit bietet.

Er zeigt mir z.B. tolle Begleitungen, die ich mir bis zu Hause dummerweise nicht merken kann. Wenn ich das zu Hause üben will, weiß ich gar nicht mehr, was ich tun soll. Hoffnungslos (?).
Wenn der Dir keinen Ausdruck macht, dann würde ich an Deiner Stelle eventuell selbst ein Notiz- oder Notenheft mitnehmen, so lange es nur um Begleitungen geht.
 
Zuletzt bearbeitet:
(1) Kreativität ist ein Geschenk. Jeder bekommt es in die Wiege gelegt, aber in unterschiedlicher Ausprägung: ...
(2)Wer kreativ tätig ist, wird seiner Grenzen innewerden, die jeder Mensch hat. ... Es bleibt einem nichts übrig, als die eigenen Grenzen zu akzeptieren.
(3)Man kann also Kreativität nicht lernen. Nur für deren Entfaltung kann man etwas tun.
Lieber Gomez,

ein sehr schöner Beitrag! Ich möchte noch ein paar Ergänzungen vornehmen - vielleicht widerspreche ich dir auch. Mal sehen.

(1) Davon gehen wir mal aus. Jeder Mensch ist unterschiedlich - warum also auch nicht das Wesen der Kreativität.

(2) Ich bin nicht ganz sicher, wie du das meinst, weil du sehr allgemein formulierst. Was ist denn eine Grenze, und woran merkt man, dass man sie erreicht hat? Ich glaube ehrlich gesagt nicht an "harte" bzw. "absolute" Grenzen. Sondern ich stelle sie mir vor, wie das Weltall:
Nach unserer bescheidenen Vorstellung muss das irgendwo aufhören, so ganz grundsätzlich. Fliegen wir aber in eine Richtung, kommen wir an dieser Grenze nie an.
Das ist ein Paradox - und genauso sehe ich es mit der Kreativität! Die wenigsten unter uns werden eine Kreativität und Schöpfungsgabe besitzen, die der eines Monet oder Van Gogh, Rachmaninov oder Debussy gleichkommt. In diesem Punkt gibt es also eine Grenze, die uns in bescheidenerem Rahmen hält.

(3) Gleichzeitig, und hier bin ich beim dritten Punkt, erlebe ich aber, dass man üben kann, kreativ zu sein. "Kreativität lernen" - falls du damit neu erwerben meinst - vielleicht nicht. "Lernen" per se im Sinne von "aneignen einer Fertigkeit" kann man sie sich auch nicht. Aber je öfter man dem Gehirn kreative Aufgaben gibt, desto lieber, selbstverständlicher und öfter - auch ganz unerwartet - wird es sie lösen. Wenn wir uns einen Kreis vorstellen, in dessen Mitte wir stehen, wird der Radius also immer größer. Das, was nah bei uns ist, ist dort immer, aber es kommt mehr und mehr dazu.

Stellt euch vor, ihr würdet von nun an eine Kolumne über verärgerte Radfahrer schreiben. Bei der ersten, zweiten, vielleicht dritten, müsstet ihr überlegen, planen, worüber man da schreiben könnte. Aber wenn das Gehirn mal verstanden hat, dass alles, was mit "Radfahren, Ärger" zu tun hat, interessant ist, wird es mit der Zeit ständig neue Ideen dazu ausspucken. Auf dem Weg zum Einkaufen fällt euch plötzlich die nicht abgesenkte Bürgersteigkante auf. Die Straßenbahnschienen, in denen man festhängen kann. Die Autos, die nicht blinken, obwohl sie euch gesehen haben. Der Mangel an Fahradständern, blablabla.
Genauso ist es auch mit dem Ausdenken von Melodien, dem Sehen von Fotomotiven, dem entwerfen von Gegenständen,...

In diesem Sinne kann Kreativität also doch als Fähigkeit "erworben" (?) oder zumindest gestärkt werden. Ob sie nun schon schlummerte und nun frei wird, oder ob tatsächlich etwas Neues entsteht, spielt gar nicht so eine Rolle.
 
Oder festgestellt, dass G7 und Des7 zwei gleiche Töne haben ... vielleicht kann amn den einen Akkord durch den anderen erseten? Ja, kann man. (Erst 15 Jahre später habe ich in einem Jazzharmonielehrebuch gelesen, dass sich das 'Tritonussubstitution' nennt.) Und so weiter ...
@Häretiker dasselbe hättest du gehäuft bei Mussorgski, Liszt, Wagner entdecken können, vereinzelt auch bei Beethoven und Chopin :-)
Nur so nebenbei bemerkt
 
Öhm, Rolf, mir ist schon klar, dass Du ein 19.-Jahrhundert-Typ bist, aber dass Du nicht auf dem Schirm hast, dass der erste wichtige "Tritonussubstituteur" Mozart war (sogar die Bezeichnung "Mozart-Akkord" existiert dafür), verwundert mich dann doch...
 

Leider lag's nicht an einem zu schweren Stück (ich liebe schwere Stücke), sondern an fehlenden elementaren Grundfertigkeiten
Einfache Stücke langweilen mich meist recht schnell. Aber erstaunlicherweise muss ich mir auch einfache Stücke erst erarbeiten.

Diese beiden Zitate von Dir ergeben zusammengenommen einen Sinn. :001: Man kann doch realistischerweise nicht erwarten, dass man alles auf einmal "kann" und noch dazu auf annähernd gleichem Niveau. Ich wäre da an Deiner Stelle ganz ruhig und würde gezielt die Defizite aufarbeiten, die Du selbst festgestellt hast. "Kleinere Brötchen backen" wurde hier schon genannt. Du hast zu hohe Erwartungen, sonst würdest Du nicht ent-täuscht.

Ich weiß nicht, ob Deine zeitlichen Kapazitäten ausreichen, aber ich fahre ganz gut mit der Mischung: Ein Stück, das meine aktuellen Fähigkeiten um ein kleines Bisschen übersteigt (zum Vorwärtskommen), ein Stück, das meinen aktuellen Fähigkeiten entspricht, und eines, das eigentlich "zu leicht" ist, und mit dem dann "rumspielen" (transponieren, variieren, and so on).

Ohne so eine konkrete Vorlage, von der ich mich ein bisschen entferne, könnte ich (derzeit) an ein freieres Spiel noch gar nicht sinnvoll denken. Ich akzeptiere dieses Defizit als existent und versuche es mit gezielten Übungen zu überwinden. Allerdings, das gebe ich zu, leide ich nicht darunter, denn mein Ziel und mein Hobby ist: "Üben". Mein Bedürfnis nach Kreativität wird bereits befriedigt, indem ich "kreativ übe". Damit hängt mein Anspruch deutlich niedriger als Deiner, aber dafür bin ich auch nicht frustriert. :005:

Aber je öfter man dem Gehirn kreative Aufgaben gibt, desto lieber, selbstverständlicher und öfter - auch ganz unerwartet - wird es sie lösen.

Wenn man nun mal zunächst einfachste Patterns erlernen muss, dann widme man sich diesen von ganzem Herzen und tue sie nicht ab als notwendiges Übel oder doof oder Babykram. Wenn Du es nicht verstehst, was der Lehrer Dir "aufgibt", dann frag halt so lange, bis Du es verstehst oder der Lehrer versteht, dass Du es noch nicht verstehst. Besser man versteht nur ganz wenig, aber das versteht man wirklich, als wenn man ganz viel will und die Grundlage nicht ganz verstanden hat.

Also: Reset-Knopf drücken und mit neuer und positiver Einstellung ein paar Schritte zurück gehen, neu Anlauf nehmen, anpacken.
 
@Häretiker dasselbe hättest du gehäuft bei Mussorgski, Liszt, Wagner entdecken können, vereinzelt auch bei Beethoven und Chopin :-)
Nur so nebenbei bemerkt

Ja, aber nach 1,5 Jahr Klavier war ich einfach noch nicht so weit, sorry.
Und meine Eltern hatten eine 'übersichtliche' Plattensammlung und WWW gab es damals noch nicht.

Deine Bemerkung ist mal wieder vollkommen korrekt und geht am Kern der Sache vorbei ...


Grüße
häretiker
 
Ich könnte mich damit zufrieden geben, weiter nach Noten zu spielen, wenn es nicht so wäre: Das neue Stück kann ich noch nicht, die alten Stücke schon nicht mehr. Ich kann also praktisch nie irgendetwas. Ich dachte anfangs, das bessert sich mit der Zeit, aber es bleibt so. LG
Ich kann auch nicht begleiten, improvisieren, frei spielen. Ich hab beschlossen, dass es reichen muss, nach Noten zu spielen, schon dafür ist die Zeit neben Beruf und Kindern knapp bemessen. Dein Problem nichts zu können, das alte nicht mehr, das neue noch nicht, kenne ich auch. Und ja, natürlich stört es mich auch.

Ich hab vor zwei Jahren mit dem Klavierspiel angefangen. Ich erfreue mich zunächst mal an der Tatsache, dass ich heute deutlich mehr kann, als vor zwei Jahren. Was ich heute anfange, wäre damals unmöglich gewesen, also muss irgendein Fortschritt da sein. Das was ich damals ganz zu Anfang geübt habe, hab ich heute binnen 10min wieder drauf. Ich erkenne mittlerweile Muster und Akkorde en block, statt jede Note einzeln zu entziffern. Ich kann einiges mit Blick auf die Noten spielen, ohne dass ich meine Finger mit dem Auge zu jeder Taste führen muss. Man muss sich ab und an mal das schon erreichte klar machen, das hilft.

Das alte zu vergessen wird immer ein Problem sein, was schade ist, denn da sind viele schöne Stücke dabei, in die unendlich viel Arbeit geflossen ist. Wenn mal jemand kommt und man will was vorspielen geht da nichts. Das alte nicht mehr, das neue noch nicht... Das das alte nicht mehr geht, liegt auch daran, dass ich nicht nur nicht Prima Vista spielen kann sondern auch bei geübten Stücken immer noch Probleme habe, so viele Noten auf einmal im Tempo zu lesen und noch den Blick auf die Finger zu richten. Also baut viel vom flüssig spielen darauf, dass ich große Teile auswendig kann und das schwindet halt schnell wieder.

Ich hab irgendwann angefangen, wenigstens ein Stück dauerhaft zu pflegen. Bei mir ist das der Walzer in a-moll von Chopin. Dem muss man dann nur bewusst hin und wieder Zeit widmen, sonst geht der auch verloren. Vor allem ein Stück, was man gerade eben fertig erarbeitet hat, sofort beiseite zu legen, wenn man das neue anfängt, lässt viel verblassen. Ich glaub, da ist man gut beraten, statt nur an neuem zu arbeiten auch hin und wieder mal altes aufzufrischen. Vielleicht nehm ich irgendwann ein zweites Stück auf Dauer dazu, es wird aber immer ein Zeitproblem bleiben. Ich hab mir vor einigen Monaten mit sehr viel Mühe den Maple Leaf Rag erarbeitet, der ist schon wieder weg, den zu erhalten würde sehr viel Arbeit kosten, denn der ist lang und komplex. Also warte ich mal geduldig, bis mir wieder rmal ein Stück über den Weg läuft, was da in Frage kommt.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Um die "alten" Stücke nicht zu vergessen habe ich mir folgendes angewöhnt: Ich spiele mich mit den alten Stücken warm, das heißt ich spiele 5 - 10 Minuten alte Stücke, dann nehme ich mir das Stück, an dem ich gerade arbeite vor. So mache ich das mehrmals täglich. Dadurch werden die Stücke aus dem Repertoire mindestens einmal pro Woche wiederholt. Außerdem macht es mir mehr Freude als stur nur das neue Stück zu üben.
 
Daran sieht man eben die Tatsachen.

Ihr übt falsch und/oder nicht genug.

Könnt ihr natürlich machen, wenn Ihr meint, es geht nicht anders, aber dann isses halt kacke, und bitte nicht beschweren oder lamentieren.

Eure Stücke sind ZU SCHWIERIG, zudem übt Ihr die noch mit falschen Methoden und falscher Technik ein. Außerdem spielt Ihr NICHT GENUG Stücke und macht den Kardinalfehler, immer nur aktuelle Stücke zu spielen, statt die tägliche Klavierzeit in Neuerarbeitungszeit, Einfach-Spiel-Zeit (bereits vorhandener Stücke oder auch Prima Vista) und Kreativ-Rumprobier-Zeit aufzuteilen.

Ja, das nimmt Zeit in Anspruch.

Ja, wenn man Klavier so lernen will, dass man ein bisschen was drauf hat, muss man so viel üben und spielen.

Und wenn man das nicht schafft, dann muss man entweder den Klavierspielplan aufgeben oder sich wesentlich tiefere Ziele setzen, z.B. dass man die Stücke, die einen interessieren, halt nicht wirklich kann, sondern quasi "kennengelernt", "reingeschnuppert" hat.

Sorry, aber das ist die Realität.
 
Wie in meiner anderen Antwort verstehe ich das nicht spielen von alten Stücken irgendwie garnicht.

Meistens sucht man sich die doch in Zusammenarbeit mit dem Lehrer aus (Kompromiss aus gefällt dem Schüler und passt in das Konzept vom Lehrer). Wieso spielt man die danach nicht mehr?

Vorallem wird man ja besser, da geht dann auch bei dem alten Stück plötzlich viel mehr. Wenn man dann nicht mehr zu 90% mit der Technik beschäftigt ist dann kann man sich selber auch mal genau zuhören, dann merkt man plötzlich was da musikalisch möglich ist.

Irgendwie passt hier der Spruch:"Der Weg ist das Ziel".
 
Wie in meiner anderen Antwort verstehe ich das nicht spielen von alten Stücken irgendwie garnicht.

Meistens sucht man sich die doch in Zusammenarbeit mit dem Lehrer aus (Kompromiss aus gefällt dem Schüler und passt in das Konzept vom Lehrer). Wieso spielt man die danach nicht mehr?

Vorallem wird man ja besser, da geht dann auch bei dem alten Stück plötzlich viel mehr. Wenn man dann nicht mehr zu 90% mit der Technik beschäftigt ist dann kann man sich selber auch mal genau zuhören, dann merkt man plötzlich was da musikalisch möglich ist.

Irgendwie passt hier der Spruch:"Der Weg ist das Ziel".
Ist bei erwachsenen Schülern oft eine Zeitfrage. Manche haben nur 20 min. jeden zweiten Tag, da können dann nur die neuen Ziele verfolgt werden.
 
Ist bei erwachsenen Schülern oft eine Zeitfrage. Manche haben nur 20 min. jeden zweiten Tag, da können dann nur die neuen Ziele verfolgt werden.


Ich kenne das Problem, habe dafür vor Jahren meinen Alltag komplett umgeplant damit die Zeit irgendwie da ist. Da mussten dann ein paar andere "Freiheiten" gerade an Arbeitstagen halt der Musik weichen.

Das kann natürich nicht jeder und das ist natürlich schade, aber dann muss man sich auch realistischere Ziele setzen.

Ich bezog mich aber auch direkt auf Orchids Situation. Bei 2 Lehrern und der Schilderung scheint ja der Faktor Zeit zumindest kein absolutes Problem zu sein wenn dann wirklich nur 20min jeden zweiten Tag möglich sind.
 
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