Reise Clavichord - Beratung

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Tattertastenmann

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17. März 2016
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Ei Guude miteinand,
ich möchte mich gerne über Reiseclavichords informieren um zu prüfen ob das was für mich wäre. Ich spiele Klavier auf einem bescheidenen Hausmannskostniveau. Daneben liebe ich die gute alte Wirtshauskultur, bei der gelegentlich auch Hausmusik gemacht wird. Da es bei uns in Unterfranken noch das ein oder andere urige Wirtshaus, teilweise mit eigener Brauerei gibt, könnte ich mir gut vorstellen, mir ein paar Bachs, Telemänner und Mozarts drauf zu schaffen und dort ab und an dort zu spielen.

Meine Fragen wären:
Was kostet ein Clavichord und wo bekomme ich sowas? In Frankfurt habe ich die Webseite von Christian Fuchs gefunden. Leider finden sich dort keine Preise, was mich schon das schlimmste befürchten läßt: unbezahlbar.

Und die andere Frage: wie sieht das mit der Tourtauglichkeit aus? Eine sichere Transportkiste wird sich finden/bauen lassen, aber wie ist das mit der Stimmerei? Ich möchte das Instrument auch auf dem Fahrradanhänger transportieren.

Grüß Euch
Manfred
 
Da es bei uns in Unterfranken noch das ein oder andere urige Wirtshaus, teilweise mit eigener Brauerei gibt, könnte ich mir gut vorstellen, mir ein paar Bachs, Telemänner und Mozarts drauf zu schaffen und dort ab und an dort zu spielen.
Da müssen die Wirtshausgäste aber extrem diszipliniert, sprich mucksmäuschenstill sein, damit man vom Clavichord noch etwas hört.

Was kostet ein Clavichord und wo bekomme ich sowas? In Frankfurt habe ich die Webseite von Christian Fuchs gefunden. Leider finden sich dort keine Preise, was mich schon das schlimmste befürchten läßt: unbezahlbar.
Ein paar tausend Euro muss man schon bereithalten, je nach Ausführung.
Vielleicht kann die "Deutsche Clavichord Societät e.V." weiterhelfen: http://www.clavichord.info/

Und die andere Frage: wie sieht das mit der Tourtauglichkeit aus? Eine sichere Transportkiste wird sich finden/bauen lassen, aber wie ist das mit der Stimmerei? Ich möchte das Instrument auch auf dem Fahrradanhänger transportieren.
Stimmen muss man ein Clavichord deutlich öfter als ein Klavier. Erschütterungen (Fahrradanhänger) tun dem Instrument nicht gut.
 
Hallo, wir haben den Kabarettisten und Pianisten Sebastian Krämer mit einem Reiseclavichord erlebt, worauf er die Besonderheit dieses Instruments, die "Bebung", sehr eindrucksvoll demonstriert hat. wäre das nicht elektrisch verstärkt worden, dann hätten die Zuhörer in der vierten Reihe schon nichts mehr gehört.

PS. zu beachten ist auch: Gebunden oder ungebunden.
 
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Ob der Großteil der Wirtshausbesucher auf die Darbietung so besonders scharf ist, darf zumindest angezweifelt werden....
 
Clavichorde sind zu leise für ein Wirtshaus... außer Du möchtest nur einen kleinen Stammtisch erfreuen. ;-)Es sind aber wunderbare Instrumente zum Üben und für kleinere Räume, in denen es wirklich leise ist. Für größere Räume brauchst Du schon ein Instrument mit gezupften Saiten. Die kleine Form wäre ein Spinett, da gibt es Instrumente, die man (ohne Gestell) gut in einer Tasche transportieren kann. Oder aber ein kleines Renaissance-Cembalo (was aber für Dein angedachtes Repertoire nicht passend wäre); Corina Marti z.B. verreist oft mit diesem Italiener von Volker Platte.

CM-performance-3.jpg


Alle guten Instrumentenbauer orientieren sich heutzutage an historischen Modellen. Christian Fuchs, den Du angesprochen hast, ist ein toller Cembalobauer; ich habe ein Clavichord nach Hubert (1787) von ihm. Das ist aber z.B. für eine Zugreise schon wieder zu unhandlich. Dann habe ich noch ein kleineres Clavichord (anonym, nach "Nr. 6" aus dem Museum für Musikinstrumente Leipzig, um 1650) von Geert Karman, der auch ganz wunderbare Instrumente baut (nach traditionellen Techniken und mit traditionellem Werkzeug, ohne Schmirgelpapier usw...). Dafür habe ich eine passende gepolsterte Stofftragetasche, sehr praktisch und so nehme ich das auch manchmal (im Auto) mit, wenn ich verreise. Für einen Fahrradanhänger sind diese schönen, aufwendigen Einzelanfertigungen aber m.E. viel zu schade.

Es gibt zahlreiche weitere gute Instrumentenbauer für historische Tasteninstrumente. Zu beachten ist, dass diese alle sehr begehrt sind und man mit zwei bis drei Jahren Wartezeit für Neuinstrumente rechnen sollte. Die Spannbreite von Preisen ist groß, beginnend im oberen vierstelligen Bereich. Auf dem Gebrauchtmarkt kannst Du mit Glück vielleicht auch etwas Schönes finden und sicher auch billigere Instrumente, an die man dann nicht unbedingt dieselben Klangerwartungen stellen sollte. Stimmen lassen sich die Instrumente sehr leicht selbst (und bei gebundenen Instrumenten noch dazu ziemlich schnell) – eine Oktave z.B. mit App, der Rest dann so. Zu beachten ist natürlich, dass bei gebundenen Instrumenten die Stimmung vorgegeben ist und nicht wie bei einem ungebundenen Instrument frei gewählt werden kann.
 
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Für größere Räume brauchst Du schon ein Instrument mit gezupften Saiten. Die kleine Form wäre ein Spinett, da gibt es Instrumente, die man (ohne Gestell) gut in einer Tasche transportieren kann. Oder aber ein kleines Renaissance-Cembalo (was aber für Dein angedachtes Repertoire nicht passend wäre);
Oder ein so genanntes Clavecin brisé:
 

Genial :)

Gerade habe ich gelernt, dass auch Friedrich der Große ein Clavecin brisé besessen (bzw. von seiner Großmutter übernommen) und geschätzt hat, "so he would have a keyboard instrument available when he went to war." – sehr praktisch!

@Tattertastenmann, so ein Clavecin brisé wäre wohl das perfekte Instrument für eine Fahrradtournee durch die fränkischen Wirtshäuser! :super:
 
Da reißt jemand ein Thema an und schon erfährt man interessante Dinge, über die man sonst nicht weiter nachgedacht hätte.
So ein Clavichord ist ja ein eher zartes Instrument und es wurde bereits erwähnt, dass sich der Klang im Wirtshaus mit Sicherheit nicht entfalten wird wegen des Lärmpegels. Da gibt es bestimmt "würdigere" Örtlichkeiten auch mit dem Charme, welcher diesem Instrument eher entspräche.
Was mich interessieren würde: Wie kommt man auf die Idee, ausgerechnet ein Clavichord zum Einsatz bringen zu wollen. Verrätst Du uns das, @Tattertastenmann ?
 

Wenn @Tattertastenmann ein Anhänger der historisch informierten Aufführungspraxis ist, wird er das Victory Vertical aber nicht per Drahtesel von Wirtshaus zu Wirtshaus bewegen wollen, sondern – wie damals üblich – den Abwurf aus einer B-17 Flying Fortress oder bauähnlichem Modell bevorzugen. Vor den meisten Wirtshäusern gibt es heutzutage große Parkplätze, die wie geschaffen scheinen als Landezone für Feldklaviere.

So langsam nimmt das Projekt Konturen an, meine ich. :super:
 
Erst mal vielen Dank für die vielen Antworten.
...Abwurf aus einer B-17 Flying Fortress ...
und dann von den Gästen im Laufschritt ins Wirtshaus getragen. :021: Brauch noch ne Versicherung falls das Ding mal die Bude als Volltreffer nimmt

So ein Clavichord ist ja ein eher zartes Instrument und es wurde bereits erwähnt, dass sich der Klang im Wirtshaus mit Sicherheit nicht entfalten wird ....Wie kommt man auf die Idee, ausgerechnet ein Clavichord zum Einsatz bringen zu wollen.

Ich habe vor 30 Jahren Stromgitarre in Bands auf Jugendzentrumniveau gespielt. RocknRoll. Dann gab´s beruflich bedingt eine sehr, sehr lange Pause. Inzwischen steht bei uns ein Klavier auf dem mein Sohn seit einem halben Jahr lernt, ich mich wieder auf meinen klassik Unterricht als Kind besinne und wir gemeinsam mit riesen Spaß den Hal Leonhard durcharbeiten.

Soweit die aktuelle Ausgangslage.
Musikalisch interessieren mich auch Jazz und Soul usw. aber um hier eine gewisse Aufführungsreife zu erlangen müßte ich wohl erst wieder 1-2 Jahre Unterricht nehmen. Das ginge im klassischen Bereich schneller. Davon abgesehen, habe ich immer noch das Problem mit der Schichtarbeit die eine regelmässige Teilnahme in Musikgruppen schwierig macht.

Irgendwie kam dann diese Schnapsidee. Ich liebe diese klassischen urigen Wirtshäuser und wenn da in der Ecke einer mit der Zither oder dem Hackbrett sitzt und es ist ein Jammer, dass nirgendwo mehr ein Klavier steht. Natürlich könnte ich jetzt ein Stagepiano kaufen, den Wirt fragen ob ich spielen darf und ob er mal Strom hat, aber das wäre mir zu nah an den südamerikanischen Jay-Jay-Jay Panflötencombos der 90er und irgendwie zu aufdringlich. Das ist auch was völlig anderes. es geht mir auch nicht darum irgendwie mit dem Hut rum zu gehen.
Wenn´s für ne Brauereigaststätte zu leise ist, vielleicht dann für ne Weinstube. Da gehts oft ruhiger zu.
4K und mehr sind aber für mich schon recht viel.
Es ist vielleicht auch noch nicht so ganz ausgegoren.

Gruß
Manfred
 
Wenn´s für ne Brauereigaststätte zu leise ist, vielleicht dann für ne Weinstube. Da gehts oft ruhiger zu.
Ein Clavichord kann es von der Lautstärke nicht einmal mit einer Zither oder Gitarre aufnehmen. Selbst als Zuhörer darf man nicht allzu weit vom Instrument entfernt sitzen, um die Musik mitverfolgen zu können, schon das Knarren eines Sessels kann ein Clavichord übertönen, es sei denn, man greift zum Verstärker wie weiland Friedrich Gulda:
 
@Tattertastenmann nennt seine Idee eine Schnapsidee. Kann sein, dass es eine ist. Originell ist sie auf jeden Fall. Ich finde den Faden lustig und ich bin gespannt, ob Du es letztendlich tatsächlich machst, Manfred. Und mit welchem Erfolg; wäre dann natürlich auch interessant zu erfahren. :026::023:
 
Bleib i hald dahaam un drink ma häfala alaans :020:
 
Bleib i hald dahaam un drink ma häfala alaans :020:

Nein, das ist doch keine Lösung! :022: Da fällt uns sicher noch etwas Besseres ein.

Vielleicht ein Organetto? Ein sehr attraktives Instrument, transportabel und es lässt sich auch schön mit anderen (Sänger, Gambe, Fiedel, Flöte...) zusammen musizieren. Man könnte einmal versuchsweise schauen, wie es ankommt, Zur Guten Einkehr in Morschreuth... :007: :-)

 
In ein Wirtshaus gehört Wirtshausmusik.

Zu alter Wirtshausmusik gehören die "alten Sitten" - dass es wegen der Zensur und der Schergen keinen Klartext geben darf zu den Namen der Reichen und mächtigen, sondern dass man in Schnaderln oder Schnaderhüpferln verschlüsselt, und durchblicken lässt, hah, jetzt meint er den Bundeskanzler, den Kaufhauskönig, oder die Queen...

Und verstärken wird man müssen. Ich habe vielfach in Wirtshäusern gespielt, und komplett normal war, dass das, was man da spielte, nur als Nonvaleur-Backgroundmuik zählte, statt Jukebox..., und nicht ernstgenommen wurde, und direkt neben dem Ohr des Pianisten der eine Gast lautstark den anderen Gast über den Kopf des Pianisten anquatscht, anpöbelt, einen Witz erzählt - und das Gespiele auch mal komplett ignoriert.

Dann braucht es auch - gemäß Alten Zeiten - den tathkräftigen Raus(ch)schmeißer...

Den hätte ich auch mal gebraucht, als mein damaliger Boss zu seinem 60ten es als gute Idee befand, dass ich ihm anbot, Ragtime, Blues und Boogie Woogie zu spielen. Gutes westfälisches Landgasthaus. Meine Annahme war, da steht eh für den Kirchenchor ein Klavier...Deswegen meine Idee an Chef, ich spiele für Sie, wenn Sie mögen... Er mochte.

Zuerst war "Hochkultur", Klassik und Jazz auf dem Saxophon, und großes Redenschwingen. Dann winkte Cheffe herüber ins Nachbarzimmer, ich ans Klavier, mache einen schnellen Ragtime von Joplin..., und DIREKT neben mir RATSCHT, in erhöhter Lautstärke, weil, man muss ja das "Kneipenklavier" übertönen, einer der Ehrengäste einen anderen Pohlbörger an, und meine armen Ohren mitten dazwischen. Ich habe dann noch was zweites gespielt, aber dann ... ähh nee, ich konnte das nicht, da hatte ich die Schnauze voll, von diesen hach soo kultivierten Leuten, die bei Ragtime meinen, in der Kneipe lautstark übertönen zu wollen zu dürfen..

Cheffe war etwas baff, dass ich recht plötzloch aufhörte.

Später, viel später kam raus, öhm nee, die haben da kein Klavier..., Cheffe hatte es eigens als Gestellugnsklavier für mich, für gute Gigatalers, für seine Fete engagiert..., doch der PianHeroe ging ihm von der Fahne...

Peinsam, peinsam ...

Ich sagte ihm dann entschuldigende Worte..., es hätte leider an der Absprache zwischen uns gemangelt... Aber mit Absprache wäre es dann sein Job gewesen ..., oder von ihm an wen zu delegieren, dass er Kneipenlautsprecher während der Musikke abzufangen gehabt hätte...

Fragen entweder des Respektes für Musik, und jaaa, auch für Ragtime..., oder Frage der Kneipen-geschulten Dickfelligkeit des Pianisten, der ich zu jener Zeit ganz gewiss nicht war. Und jetzt auch nicht. Also, von mir hört man Kneipenmusik, aber wenn es "Kneipe" wird, laut und lästig und lärmig, dann muss ich passen - aufhören.

Clavichord? Ohne Verstärkung? Ohne Ankündigung? Ohne Ansage des Wirtshaus-Cheffes, dass man die Schnauze zu halten und denRespekt zu wahren habe?

Null Chance.
 
@Wiedereinaussteiger Du tust mir sooo leid, echt! :cry::cry:
 

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