Letzte[r] Romantiker?

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Tiaoait

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21. Apr. 2019
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Guten Abend Forummitglieder!

Wie bestimmt einige Langzeitmitglieder schon erkannt haben: Ja ich bin neu in diesem Forum :023:
Ich weiß nicht, ob es schon so ein Thema hier gibt - im Netz konnte ich nichts finden, also frage ich mal die Profis: Ich schreibe derzeit eine Arbeit zur Romantikepoche der Musik. Hierbei ist mir die Frage des letzten Romantikers aufgeploppt. Ich weiß, dass es bestimmt auch noch in der Gegenwart Menschen gibt, die Musik mit starken romantischen Zügen komponieren, aber mich interessiert es, wie es nach Rachmaninow und Co. weiterging. Ich meine mal gelesen zu haben, dass er oft mit dem Letzten Romantiker in Verbindung gebracht wird. Nunja, ihr könnt mir bestimmt helfen :030::004:

MfG
 
Es steht jedem frei, in einem romantisierenden Idiom zu komponieren, wobei romantisch in diesem Kontext heißt: mit gewissen Stileigentümlichkeiten der Musikepoche von ca. 1820 bis 1910. Zu den Stilmerkmalen gehört z.B. die zunehmende Durchchromatisierung des Tonsatzes, die Vergrößerung des Orchesterapparates, die Monumentalisierung der Satzformen, die Subjektivierung des Ausdrucks.

Wenn ich Dich richtig verstehe, fragst Du nach Komponisten, die der spätromantischen Tradition treu geblieben und von den Verlockungen der Moderne fast unberührt geblieben sind. Da helfen Sterbedaten: Sergei Rachmaninow (1943), Richard Strauss und Hans Pfitzner (beide 1949), Nikolai Medtner (1951), Sergei Bortkiewicz (1952), Arnold Bax (1953, hat aber zuletzt kaum noch komponiert), Walter Braunfels (1954), Erich Wolfgang Korngold und Jean Sibelius (beide 1957, wobei Sibelius ab 1930 nix mehr komponiert bzw. die Manuskripte späterer Arbeiten verbrannt hat).
 
Ich weiß, dass es bestimmt auch noch in der Gegenwart Menschen gibt, die Musik mit starken romantischen Zügen komponieren, aber mich interessiert es, wie es nach Rachmaninow und Co. weiterging.
Die Antwort gibst Du Dir selbst. In der Gegenwart gibt es Komponist(inn)en wie Lera Auerbach, die stilistisch in einer Zeit wurzeln, in der sie noch gar nicht auf der Welt waren. Es ist legitim, sich so zu positionieren. Was Rachmaninow & Co. betrifft, wäre die Suche nach einer Antwort auf die Frage von Interesse, ob sie sich kulturpolitischen Zwängen ihres Herkunftslandes unterwarfen oder unterwerfen mussten - oder ob sie eine Affinität zu einer Art gehobenen Unterhaltungsmusik schöpferisch umgesetzt haben, etwa so:



LG von Rheinkultur
 
Wenn ich Dich richtig verstehe, fragst Du nach Komponisten, die der spätromantischen Tradition treu geblieben und von den Verlockungen der Moderne fast unberührt geblieben sind. Da helfen Sterbedaten: Sergei Rachmaninow (1943), Richard Strauss und Hans Pfitzner (beide 1949), Nikolai Medtner (1951), Sergei Bortkiewicz (1952), Arnold Bax (1953, hat aber zuletzt kaum noch komponiert), Walter Braunfels (1954), Erich Wolfgang Korngold und Jean Sibelius (beide 1957, wobei Sibelius ab 1930 nix mehr komponiert bzw. die Manuskripte späterer Arbeiten verbrannt hat).

Genau nach solch einer Information habe ich gesucht :001: ich wusste nämlich nicht, wie ich innerhalb meiner Arbeit das Ende gliedern soll. Bis auf Jean Sibelius, Strauss und eben Rachmaninow habe ich von den anderen Komponisten noch nie gehört, weswegen ich mich erstmal belesen werde :004: danke Dir!

Was Rachmaninow & Co. betrifft, wäre die Suche nach einer Antwort auf die Frage von Interesse, ob sie sich kulturpolitischen Zwängen ihres Herkunftslandes unterwarfen oder unterwerfen mussten - oder ob sie eine Affinität zu einer Art gehobenen Unterhaltungsmusik schöpferisch umgesetzt haben, etwa so:

Interessante Sinfonie Ogermans! Ich erkundige mich einmal weiter. Eure Beispiele haben es getroffen :004:

Dir danke ich auch Rheinkultur

MfG :023:
 
Auch solche Spezialfälle mag es geben:



Um 1970 gehörte dieser Komponist noch in die Avantgardekreise um Stockhausen und wandte sich kaum zehn Jahre später konsequent tonalem Komponieren zu... .

LG von Rheinkultur
 
Die Frage ist, wie berühmt die erwähnten Komponisten sein sollen bzw. wie wichtig das Oevre. Ich kenne auch Zeitgenossen, die tendenziell romantisch komponieren, aber die ziemlich unbekannt sind.
 
Einen sehr interessanten Ansatz verfolgt dieser Ost-West-Brückenschlag durch Musikalisierung einer auf zwei Kontinenten befindlichen Metropole:



Sinfonische Dichtung und Programm-Musik ein gutes Jahrhundert nach den Neudeutschen, nach Mahler oder Strauss wiederbelebt zu sehen, diese Sichtweise greift meines Erachtens zu kurz. Vielmehr ist die in der Romantik verwurzelte Orchestersinfonik niemals verschwunden und hat sich über die späten Sinfonien von Vaughan-Williams, Schostakowitsch oder Allan Pettersson stetig im kompositorischen Schaffen behauptet:



Etwa im Gegensatz zu Sibelius haben diese Komponisten das Genre während ihrer gesamten Lebenszeit weitergepflegt.

Say versteht es, horizontales Denken orientalischer Kulturen plus traditionelles Instrumentarium (das an einen anderen (mikrointervallischen) Tonvorrat als das "abendländische" Orchesterinstrumentarium geknüpft ist) mit der abendländischen Tradition so geschickt zu verschmelzen, dass tatsächlich etwas in keine Schublade Hineinpassendes herauskommt. Da haben Komponisten mit Einblicken in unterschiedliche Kulturkreise möglicherweise einen echten Wettbewerbsvorteil gegenüber denen, die "nur abendländisch" musikalisch sozialisiert worden sind. Ob das aber ausgesprochen "letztromantisch" daherkommt? Ich weiß nicht so recht.

LG von Rheinkultur
 
Ich habe in den 70ern Komposition studiert. Zu meinem großen Missvergnügen musste ich da feststellen, dass Stücke, die neu und originell waren niemand (mich eingeschlossen!) freiwillig hören wollte. Versuchte man, etwas "Schönes" zu schreiben war man sofort Eklektiker. An diesem Dilemma bin ich vollständig gescheitert.
Danach waren meine wichtigsten "Kompositionen" ein paar nette Kinderlieder für meinen Unterstufenchor nach Heinz Erhardt Texten.....
 
Einen sehr interessanten Ansatz verfolgt dieser Ost-West-Brückenschlag durch Musikalisierung einer auf zwei Kontinenten befindlichen Metropole:

Ich habe diese Symphonie gerade gehört und bin rundum fasziniert. Das ist die Musik, die ich gerne komponieren würde, wenn ich denn dazu in der Lage wäre!
Ich empfehle aber jedem, das Video bei ca. 7` zu beginnen und sich die programmatischen Erklärungen des Komponisten erst nachher anzuhören. Die Musik ist viel tiefer, als das bei der Programmatik scheinen mag!
Mich würde die Partitur interessieren. Schlagtechnisch scheint die dem Dirigenten ja so Einiges abzuverlangen!
 
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Versuchte man, etwas "Schönes" zu schreiben war man sofort Eklektiker. An diesem Dilemma bin ich vollständig gescheitert.
...jenseits des großen Teichs, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, welches sich ja auch "der gute alte Rachmaninow" (das verflixte 7. Jahr) als Domizil ausgesucht hatte, sah das anders aus. Zum einen bot und bietet die Filmindustrie mehr als genug Möglichkeiten für tonale "spätromantische" Musik (a la Harry Potter, Star Wars, Jurassic Park, Herr der Ringe) welche auch peu a peu in die Konzertsäle sickert (mit Erfolg!), zum anderen ist das ungebrochen erfolgreiche "Broadway Musical" ebenfalls dort angesiedelt (und verzichtet auf radikale Avantgarde-Experimente) und in einem solchen transatlantischen Klima konnten und wollten zahlreiche nord- und lateinamerikanische Komponisten sich entfalten ohne in die Sackgasse bizarrer Donaueschinger Kapricen zu geraten (die alle aufzuzählen erspare ich uns)
...hättest auswandern sollen @motz-art ;-):-D:drink:
 

Danke, Rheinkultur, für den Ogermann!

Ich liebe ja seine Arrangements (z.B. für Sinatra, Joao Gilberto oder Michael Brecker).

Jemand, der ganz offensichtlich sehr gerne in geilen, fetten Harmonien "badet" - eine Affinität, die ich teile :-)
 
Nochmal Say Istnbul Symphony:
Wen es interessiert: Hier gibt es eine Partiturvorschau. Zum Mitlesen reicht´s.

Oooops. Habe ich doch den Link vergessen....:019:
 
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