Bach Doodle (Künstliche Intelligenz/Komposition)

Schmickus, ich weiß wirklich nicht, was Du immer gegen Barockviolistinnen mit lila Klamotten, Friedenstaubensticker auf dem Instrumentenkasten und Halstuch oder gegen Lautenspieler mit Leinenhose und Zauselbart, die leise sprechen und Handys ablehnen, hast. Immer diese Vorurteile!
 
Oh verdammt, ich habe wieder böse böse gesündigt. Ich geh' mich jetzt züchtigen...
 
Wenn du Google als Webseite aufrufst, findest du täglich so ein Bild-Symbol oben. Das nennt sich "Doodle".
Heute ist dort dieses Bach-Doodle. Wenn du da draufklickst, auf den Start-Button, kommst du zum Programm.
(Hat bei mir nur mit Laptop geklappt, nicht mit Smartphone.)
Danke mit dem Iridium Browser hat es geklappt. Meine normalen Browser sind offenbar derart zugeriegelt, dass gar nix mehr geht. Die Harmonisierung hat mir überhaupt nicht gefallen. Das kann ich selbst besser. Ich gehe davon aus, dass die KI'ler einfach die ganze Welt zum Trainieren ihrer dummen Maschine einsetzen wollen. Kostenlose Trainer. Außerdem möchte ich ein Programm auf meinem Tisch und zwar Open Source.

Allerdings fing das mit den Schach-Computern in den 70/80 er Jahren auch so an. Da haben wir uns tot gelacht über die Kisten und sie umgemäht. Heute null Chance selbst für die besten Schachgiganten. So wird es auch bei der Musik kommen, zumindest angenähert.
 
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Allerdings fing das mit den Schach-Computern in den 70/80 er Jahren auch so an. Da haben wir uns tot gelacht über die Kisten und sie umgemäht. Heute null Chance selbst für die besten Schachgiganten. So wird es auch bei der Musik kommen, zumindest angenähert.

Das ist richtig. So wird es wahrscheinlich kommen.
Ich erinnere mich daran, dass noch Mitte der 80er Jahre Schachexperten "prognostizierten" und in Büchern publizierten, dass Computer niemals so gut spielen könnten wie Top-Großmeister.
10 Jahre später hat keiner mehr gelacht.

Und das war im Gegensatz zu heute nicht einmal echte künstliche Intelligenz.
Die selbstlernenden Programme von heute sind ein ganz anderes Kaliber.
Natürlich werden die eines Tages besser komponieren können als Menschen.
 
Nein, werden sie nicht.

Weil die Art von Kreativität, die uns berührt (wie in großer Musik oder Kunst), nicht einfach auf irgendwelchen nichttrivialen Algorithmen beruht, sondern da andere Dinge mit reinkommen müssen, die aus der "conditio humana", aus dem realen Erleben eines realen Menschen, kommen müssen. Nimm mal, als relativ einfaches Beispiel, die Entscheidung eines realen Komponisten, an einer Stelle bewusst von den Satzregeln abzuweichen, weil es "so am schönsten / stimmigsten ist". Oder eben die Tatsache, dass man anders komponiert, wenn man gerade verliebt ist, einen wichtigen Menschen verloren hat o.ä.

KI-Musik wird Ahnungslosen und Unmusikalischen (zu denen auch Musikstudierte gehören...) irgendwann in der Tat absolut erstaunlich und "ununterscheidbar" vorkommen; ein wirklich musikalischer, sensibler Mensch wird jedoch immer spüren: "Dieses Stück ist erstmal irgendwie schon sehr gut gemacht... aber irgendwas fehlt... es ist jedenfalls kein Meisterwerk."
 
Selbstredend wird KI zukünftig alles besser machen als die tumben Menschlein: besser kochen, besser Klos putzen, besser Bahnfahren, besser komponieren, besser in Volkswirtschaft promovieren, besser Zähne ziehen, besser bunga-bunga machen und bessere Forenbeiträge verfassen...
 
Nein, werden sie nicht.

Weil die Art von Kreativität, die uns berührt (wie in großer Musik oder Kunst), nicht einfach auf irgendwelchen nichttrivialen Algorithmen beruht, sondern da andere Dinge mit reinkommen müssen, die aus der "conditio humana", aus dem realen Erleben eines realen Menschen, kommen müssen. Nimm mal, als relativ einfaches Beispiel, die Entscheidung eines realen Komponisten, an einer Stelle bewusst von den Satzregeln abzuweichen, weil es "so am schönsten / stimmigsten ist". Oder eben die Tatsache, dass man anders komponiert, wenn man gerade verliebt ist, einen wichtigen Menschen verloren hat o.ä.

KI-Musik wird Ahnungslosen und Unmusikalischen (zu denen auch Musikstudierte gehören...) irgendwann in der Tat absolut erstaunlich und "ununterscheidbar" vorkommen; ein wirklich musikalischer, sensibler Mensch wird jedoch immer spüren: "Dieses Stück ist erstmal irgendwie schon sehr gut gemacht... aber irgendwas fehlt... es ist jedenfalls kein Meisterwerk."

Schon in der Vergangenheit wurde immer behauptet: "Dies und das werden Computer nie können, denn dafür ist spezifisch menschliche Kreativität nötig!"

Diese These habe ich im Laufe der letzten Jahrzehnte oft gehört - und oft genug war sie falsch.
Es kränkt eben unsere Eitelkeit, dass eine Maschine den "menschlichen Geist" und "menschliche Kreativität" (scheinbar) ersetzen kann.
Ich selbst habe das nie so empfunden: Denn es wird ja mit viel menschlicher Kreativität ein KI-System entwickelt, das ganz spezifische Teilfunktionen menschlicher Kreativität simuliert.

Und zwar so gut, dass letztlich auch musikalisch anspruchsvolle und urteilsfähige Menschen nicht mehr werden unterscheiden können, ob ein bestimmtes Werk - sagen wir - von einem Meister der Barockzeit komponiert wurde oder von einem Computer.
 
@hasenbein: es ist wirklich schwierig vorherzusehen, inwieweit KI hier raffinierte und gefällige Resultate erzeugen kann. Am Anfang waren die Schach-Programme eher Ratgeber und Trainingspartner für die Spitzenspieler, später haben sie ihre "Herren" überrundet, inzwischen durch KI auch bezüglich Kreativität. So könnte es in einigen Jahren auch bei Musik kommen, nämlich dass man die Software als Checksystem oder als einfachen Ratgeber verwendet. Manche Notationsprogramme können heute schon auf die Einhaltung der Regeln des vierstimmigen Satzes prüfen. Transponieren o.ä. kann heute schon jedes.
 
Mancher den Regeln entsprechende vierstimmige Satz ist entweder blöde zu singen oder langweilig. Regeln sind nicht alles. Ich bin, obwohl ich einen Teil meines Geldes auch mit modernem Kram verdiene und KI immer wieder Thema ist, bezüglich der Kreativität eher auf der Linie von @hasenbein.
 
Mancher den Regeln entsprechende vierstimmige Satz ist entweder blöde zu singen oder langweilig. Regeln sind nicht alles. Ich bin, obwohl ich einen Teil meines Geldes auch mit modernem Kram verdiene und KI immer wieder Thema ist, bezüglich der Kreativität eher auf der Linie von @hasenbein.
Momentan ist das auch richtig, da die Musik-Programme schlicht und einfach nicht überzeugen. Diese Programme sind allerdings keine statische, sondern hinzulernende KI-Software. Hier braucht man allerdings den Menschen als Bewerter des Ergebnisses. Daher braucht das Jahre. Der Trick mit dem Doodle ist genial, zumindest dann, wenn ein ehrliches Feedback erfolgt.
 

Der Trick mit dem Doodle ist genial, zumindest dann, wenn ein ehrliches Feedback erfolgt.

Verstehe ich nicht. Wie viele Google Nutzer sind denn dazu in der Lage, ein qualifiziertes Feedback zu den Ergebnissen zu geben? Und wie viele von denen tun das dann tatsächlich - bei dem hanebüchenen Unsinn, den die KI ausspuckt? Ich tippe mal, dass man nicht mal eine Hand braucht, um die alle abzuzählen. Das Doodle zeigt in erster Linie, wie schlecht die KI in diesem Bereich noch ist. Was einen allerdings kein bisschen wundert, wenn das Intro-Beispiel schon so peinlich fehlerhaft ist.

An dem Projekt war mit Sicherheit kein einziger Musiker beteiligt, der sich professionell mit Bach und seiner Musik beschäftigt.
 
Verstehe ich nicht. Wie viele Google Nutzer sind denn dazu in der Lage, ein qualifiziertes Feedback zu den Ergebnissen zu geben? Und wie viele von denen tun das dann tatsächlich - bei dem hanebüchenen Unsinn, den die KI ausspuckt? Ich tippe mal, dass man nicht mal eine Hand braucht, um die alle abzuzählen. Das Doodle zeigt in erster Linie, wie schlecht die KI in diesem Bereich noch ist. Was einen allerdings kein bisschen wundert, wenn das Intro-Beispiel schon so peinlich fehlerhaft ist.

An dem Projekt war mit Sicherheit kein einziger Musiker beteiligt, der sich professionell mit Bach und seiner Musik beschäftigt.

Das sehe ich ähnlich: Die Idee ist zwar im Ansatz gut, die ganze Welt zu ehrenamtlichen Mitarbeitern zu machen, die die Ergebnisse bewerten, um der lernenden Maschine ein Feedback zu geben.
Aber die Ausführung dieser Idee ist einfach zu schlecht. Und das Publikum - wie du sagst - nicht qualifiziert genug.
Außerdem ist nicht eindeutig, was die Smileys bedeuten. Ich habe beispielsweise grinsende Smileys verteilt, weil mich die Ergebnisse amüsierten, nicht weil sie gelungen waren.
 
Ich finde das Doodle witzig, egal ob das satztechnisch korrekt ist oder nicht, was es da abspielt.

Ich bin kein Googlefan - wer ist das schon? - aber allein die Tatsache, dass Google solche Mätzchen produziert, gefällt mir.

CW
 
Ich habe mir dieses JSB-Doodle doch noch mal an einem eigenen Beispiel genauer angeschaut: https://g.co/doodle/pq42nv (hier kann man die KI auch mehrmals anwerfen durch Drücken dieses Knopfes mit den zwei Pfeilen. Das erste Ergebnis war m.E. das Beste)

www.henkessoft.de/Musik/bachpiece.png
Die schwarze Melodie stammt von mir, meine spontanen Harmonien dazu wären:
C Em, Am Em.

Der obige Screenshot war das Ergebnis der ersten JSB-Doodle-Harmonisierung.

Ich habe mir das midi - dort waren die Notenlängen das Doppelte verglichen zum Doodle-Bild - gezogen und nach Forte 10 importiert. Dort sortierte ich zunächst die Stimmen auseinander (im midi war alles Stimme 1). Ich habe die Melodie zweimal wiederholt, weil das m.E. gut im Turnaround passt. Als Abschluss habe ich einen C-Akkord (Tonika bei C-Dur) angehängt:
www.henkessoft.de/Musik/bachpiece.pdf

Damit das kleine vierstimmige Lied besser klingt, wurde es via Forte 10 auf meinem Tyros 5 eingespielt:


Ich finde das Ergebnis nicht überwältigend, eher interessant. Es ist aber auch nicht schlecht.
Frage: Was hat die KI gut gemacht, was schlecht?
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist natürlich kein Bach …. wie auch? Aber stellt Euch vor, jemand hätte vor 20 Jahren gesagt, dass es so etwas für lau und jedermann geben würde … er hätte die Lacher auf seiner Seite gehabt.
We weiss wie weit wir in 20 Jahren sind ….
 

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