Notenlesen sinnvoll?

Das ist doch bei allen Sachen so, die nicht regelmäßig wiederholt werden.
Was das Gehirn nicht mehr braucht, wird hinten runtergeschoben...

In erster Linie wird das hinten runtergeschoben, was im Gehirn gar nicht richtig angekommen ist.;-)

Stücke, die ich "richtig" gelernt habe, kann ich nämlich auch nach Monaten oder Jahren noch auswendig - auch ohne sie regelmäßig zu wiederholen.
 
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Reaktionen: trm

@mick:Das ist für uns Amateure so was von frustrierend, wenn man das liest:cry2::017::007::-)

Geht so,

Ich konnte früher alles auswendig spielen, auch wenn ich es gar nicht konnte. Auswendig ging immer schnell, aber "richtig" war es deswegen lange nicht.

Ich konnte auch im Anschluss an Blitzschachturniere (ich habe viel Schach gespielt) zu Hause Abends alle Partien auswendig nachspielen und analysieren, auch wenn es 30 Partien oder mehr waren.
Das wird schlechter im Alter, definitiv.
 
Indem ich versuche, den Sinn einer jeden Note zu verstehen und dabei lerne, das Stück quasi nachzukomponieren. Am Instrument übe ich nur Stücke, die ich bereits auswendig kann.
OK, dann scheitert es bei mir definitiv daran, dass ich den Sinn nicht verstehe. Ich kann dem Stück zwar nach viel üben durchaus Leben einhauchen, es zum klingen bringen und mein Gehör funktioniert da zuverlässig als Kontrollinstanz. Aber dass ich da sinnmäßig irgendwas erkenne, wo ich mir nur noch den Namen einer Figur statt 30 einzelner Noten merken müsste, das klappt nicht.

Vielleicht bedarf es auch sehr intensiven Trainings dieses Hirnabschnittes, mehr als man als Hobbyspieler je investieren würde...

Das mit dem Vergessen eines auswendig gelernten Stückes frustriert unheimlich...
 
Jeder lernt auch die Stücke unterschiedlich auswendig.

Mein Klavierlehrer musste im Kopf quasi umblättern, sonst blieb er hängen. Sein Orgellehrer war fast blind, der konnte sich im Augenwinkel ein Notenblatt einscannen und dann spielen. Bei mir ist es eine Kombination von vagem Notenbild (ich weiß, welche Seite und wo, aber habe das Notenbild selten präzise im Kopf), ziemlich konkrete Klangvorstellung und Fingergefühl.

Grüße
Häretiker
 
Erforderlich ist in erster Linie die Bereitschaft, sich aktiv mit den verschiedenen Teilgebieten der Musiklehre auseinanderzusetzen. Kaum ein Komponist hat ja willkürlich komponiert - alle haben sich mehr oder weniger an tradierte Formen, Harmonien, Motive, Klänge gehalten, diese neu zusammengesetzt und die vorhandenen Elemente nach und nach mit Neuem ergänzt. Bis ins 20. Jahrhundert hinein basiert die Klaviermusik im Wesentlichen auf der Vokalmusik des 17. Jahrhunderts. Deshalb ist es so wichtig, sich mit den Grundlagen schreibend (sic!) auseinanderzusetzen. Das, was @Robert M. im Faden https://www.clavio.de/threads/harmonielehre-im-selbststudium-kraemer-et-al.25727/ macht, ist genau der richtige Weg - auch wenn er vielen erstmal als Umweg erscheint. Mit der Beherrschung des vierstimmigen Satzes hat man eine Basis, auf der man fast das gesamte Theoriegebäude der abenländischen Musik aufbauen kann. Wer sich diese Basis nicht aneignen will, wird vieles in der Musik niemals verstehen. So ist das halt...
 
@mick :
Hab ich Dich da richtig verstanden? Aufgrund Deines Wissens über die Musiklehre und über einzelne Komponisten erfährst Du so viel auch vom Charakter und den Stimmungen des Komponisten, dass Du, wenn Du ein Stück einübst, dieses Stück weiter komponieren könntest, quasi eine Improvisation weiter führen könntest und einem unbedarften Zuhörer fiele das gar nicht auf. Das ist echt ein Geschenk Gottes.
 
Das ist auch das Resultat (harter) Arbeit. Allein vom Talent kommt sowas nicht, wenngleich es natürlich durch Talent begünstigt wird.
natürlich ist das harte Arbeit. Er muss sich (auch schreibend) in die Musik und in den Komponisten einbringen, in die Zeitepoche, in die Neuerungen etc., um sich überhaupt dieses Wissen anzueignen und damit arbeiten zu können. Er muss quasi mit der Musik und dem Komponisten virtuell leben. Aber auch trotz dieser umfangreichen Arbeit ist es nicht Jedem gegönnt, dies alles derart zu verinnerlichen, dass er mehr oder minder mit dem Stück und dem Komponisten eins ist, denkt und fühlt. Respekt!
 
Ne. Das war auch schon so, als ich noch auf Sonatinen-Niveau war. Ein paar Sonatinen kann ich immer noch auswendig, obwohl ich sie seit mindestens 12 Jahren nicht wieder angerührt habe. Ich habe halt nie durch stupides Wiederholen gelernt.

Sachen gibt es. Ich sehe schon, wir haben unter uns ein Gedächtnis Genius. Ich habe in der Hochschule Integralrechnungen, etliche physikalische Gesetze durgekaut … ich habe sogar alle die Grundbausteine und alles was dazu gehört verstanden und das Studium mit Auszeichnung abgeschlossen.

@mick, du darfst zweimal Fragen, wieviel ist davon im Gedächtnis geblieben, ich schätze so an die 10%. Vielleich hätte ich noch einfache Integralrechnungen geschafft, aber komplexere kaum.


Dann zweites Beispiel, Sprachen. Eine von uns bekannte lebt in Kanada. Sie ist eine Deutsche und ist kurz nach dem Studium nach Kanada ausgewandert (also durchaus intelligente Person). Da sie die deutsche Sprache in Kanada kaum gebraucht hat, spricht sie mit uns lieber Englisch. Sie versteht zwar auf Deutsch fast alles aber Reden …. tja, da ist einiges weg. Selbstverständlich nehme ich an, dass sie alle die grammatikalische Regel gut beherrscht hat inklusive Satzaufbau und alles was dazu gehört (hier wird die Musiktheorie gerne mit Sprache verglichen).


Ich habe nun das Problem, meine Muttersprache ist nicht Deutsch (das merkt man sicher) und in der Muttersprache habe ich leider auch einiges vergessen. Somit bin ich in einer beschissenen Situation, ich kenne jetzt beides nicht richtig.

Dies nur zur Beruhigung für diejenige, die halt zwischendurch geübte und auch verstandene Stücke nach gewisser Zeit nicht mehr präsent haben.
 
Ich vermute, dass @mick das so kann, liegt auch daran, dass er die damit zusammenhängenden Tätigkeiten täglich nutzt und die entsprechende Denkarbeit leistet. Das ist in dem Beispiel mit der Integralrechnung und der Sprache halt nicht so. Es kommt auch vor, dass Menschen ihre Erstsprache komplett vergessen, durch jahrelange Nichtnutzung. Das hat aber mit der grundlegenden Kapazität ihres Hirns wenig zu tun.
 

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