1. Hast Du überhaupt schon mal Solopiano-Jazz-Aufnahmen gehört? Klingt so, als ob nicht... Warum sollte man also Solo-Jazzpiano spielen wollen, wenn das etwas ist, was einem nicht geläufig ist, geschweige denn dass man eine Aussage darüber treffen könnte, ob einem das gefällt? Schau mal, das ist ungefähr so, als wenn einer ankäme und sagte: "Hallo, ich habe gehört, dass es Freeclimbing gibt. Ich weiß nicht, was das ist und was man da so machen muss, aber ich würde es gerne betreiben."
Was sagt Dir vom Hören her zu? Welche Konzerte oder Aufnahmen haben Dich dazu gebracht, Jazz interessant zu finden und darüber nachzudenken, es mal selber zu versuchen?
Ich persönlich habe zum Teil Schüler, die ohne Band nur für sich aus Interesse Jazz spielen (sie benutzen zum Teil Playalongs, z.B. von Aebersold). Ist ja OK, die Betreffenden interessieren sich halt dafür und kriegen Einblicke in die Musik.
Aber ehrlich gesagt: Sofern man nicht tatsächlich speziell auf Solopiano steht (also z.B. Art Tatum, Keith Jarrett, Fred Hersch, Michel Petrucciani, Martial Solal oder Stefano Bollani hört und feiert), macht alleine Jazz spielen wenig Sinn. Genauso wenig wie alleine Fußball spielen. Die Interaktion mit den anderen - gemeinsam einen Groove auf die Beine zu stellen, sich improvisatorisch die Bälle zuzuwerfen etc. -, DAS ist das, was das Tolle und Besondere an Jazz ausmacht, und dieses entscheidende Element kann man nicht erleben, wenn man alleine in der Bude sitzt.
Man muss dazu kein Klaviertrio haben; es reicht, irgendwie 1-2 andere Instrumentalisten (oder auch Sänger) zu haben, mit denen man zusammen was macht. Wenn Du ein bisschen spielen kannst (wäre ja zu hoffen, wenn Du jahrelang Klassik gespielt hast) und einigermaßen mit Noten umgehen kannst, sollte sich da doch jemand finden, sofern Du nicht im allerhintersten bayrischen Wald wohnst.