Klavierverkauf: Schlechte Manieren der Interessenten

Wenn sie so einfach und klar wäre, würden nicht so viele so lang nach "IHREM" Flügel suchen. Schwierig erscheint mir, den Flügel mit dem zusammenzubringen, der genau diesen Flügel sucht.

Umgekehrt würde ich mein Instrument, zu dem ich nach längerer Zeit doch einen gewissen Bezug habe, nicht irgend jemandem geben wollen. Zumindest möchte ich das Gefühl haben, es werde dem Instrument gut gehen.

In beiden Fällen hat ein Händler größere Chancen, emotionslos einen Käufer für einen seiner vielen Flügel zu finden.
 
Die Antwort ist einfach und klar: es gibt massenweise Flügel in jeder Größen-, Qualitäts- und Preiskategorie, viel, viel mehr, als es Käufer gibt. Das, wovon es eine große Menge gibt, ist nicht viel wert und das, was rar ist, ist kostbar.

Das stimmt nur bedingt. Bist du in Berlin hast du einen riesiegen Gebrauchtmarkt und auch viele Händler in der Nähe. Bist du aber in einer nicht so dicht besiedelten Gegend ist das Angebot sehr mau. Bei mir im Umkreis von 100km gibt es bei den Kleinanzeigen lediglich ca. 20 Instrumente - was ich nicht viel finde.

"Ich melde mich wieder" ist eine völlig unverbindliche Äußerung, das sollte doch nun wirklich jedem bekannt sein. Selber Schuld, wenn man das als etwas Verbindlicheres auffasst.

Wenn man das sagt, hat man das auch zu tun. Ich weiß die wenigsten machen sowas heutzutage noch. Es ist aber meiner Meinung nach ein Unterschied ob man bei einem Händler ist oder zu einem privaten Verkäufer in seinen vier Wänden ist. Wenn ich sage, dass es mir gefällt, ich eine Bekannte Klavierbauerin beim nächsten Besuch mitbringen möchte - ja, dann habe ich eine kleine Erwartungshaltung. Und wenn man sich danach stumm stellt, frage ich mich was schief gelaufen ist?
 
Wenn man das sagt, hat man das auch zu tun. Ich weiß die wenigsten machen sowas heutzutage noch. Es ist aber meiner Meinung nach ein Unterschied ob man bei einem Händler ist oder zu einem privaten Verkäufer in seinen vier Wänden ist. Wenn ich sage, dass es mir gefällt, ich eine Bekannte Klavierbauerin beim nächsten Besuch mitbringen möchte - ja, dann habe ich eine kleine Erwartungshaltung. Und wenn man sich danach stumm stellt, frage ich mich was schief gelaufen ist?

Der Fehler ist die Erwartungshaltung. Ich gebe dir Recht, dass man das tun sollte was man sagt und das gehört auch zur Lebenskurve mit dazu, dass man über die Jahre bei diesen Dingen geradliniger wird und weniger Floskeln raus haut, die man eigentlich nicht so meint. Jedoch muss man hier auf der anderen Seite auch anerkennen, dass die Gesellschaft zum Teil so funktioniert, dass man den Leuten anerzieht (geht in der Kindheit los), dass man bestimmte Dinge nicht sagen darf oder aus Höflichkeit sagen muss. In der Folge lernen diese Menschen, dass es eine gewisse sozial akzeptierte Form des Lügens gibt. Man lügt, um dem anderen ein gutes Gefühl zu geben.

Ohne das jetzt weiter ausführen zu wollen, gibt es eine einfache Lösung. Man weiß, dass Leute Floskeln der Höflichkeit äußern, die nicht so gemeint sind. "Ich melde mich wieder" ist so eine Floskel und es gibt da ja auch den entsprechenden Musiker-Witz, in dem diese Floskel vorkommt.

Ein Verkaufsangebot ist eine ganz unverbindliche Sache. Dass man den Artikel zeigt ist auch ganz unverbindlich, denn anders kann man ihn ja gar nicht verkaufen.

Und nun kann man z.B. die Leute ermutigen, gar nicht erst so eine Floskel anwenden zu müssen, weil es ihnen vielleicht zu peinlich ist, zu sagen, dass der Flügel nicht das ist, was sie suchen (was ja grundsätzlich O.K. ist), indem man z.B. sagt: "Wenn ich was für Sie tun kann, melden Sie sich bei mir." Damit kommuniziert man, dass man a) keine Entscheidung im Augenblick erzwingen möchte und b) selbst nicht nochmal aktiv wird und dem Kaufinteressenten die Entscheidung überlässt.

Wenn jemand Interesse hat, wird derjenige sich schon melden und ansonsten sind Flügel nicht wie geschnitten Brot zu verkaufen. Der Bedarf ist viel geringer als z.B. bei Autos. Vielen Leuten ist auch klar, dass sie diese Anschaffung vielleicht nur einmal im Leben machen (wollen), auch wenn diese Einstellung fragwürdig ist und sie suchen daher nach "dem" Flügel. Wenn der Preis stimmt und das Instrument gut ist, wirst du den Flügel auch verkauft bekommen. Es wird jemand kommen und dann sagt derjenige: "das ist genau was ich suche, wie können wir weiter verfahren." Und dann läuft das.

Bei den Leuten, die sich nicht nochmal melden, ist es sinnlos, nach Gründen zu suchen. Sie haben ihre Gründe und es gibt bessere Möglichkeiten seine eigene Zeit zu nutzen, als sich den Kopf über die Gründe anderer Leute zu zerbrechen.

Ich wünsche dir viel Glück, dass du den Flügel bald verkauft bekommst! Und bis dahin: nimm das Prozedere leicht!
 
@jensen1 , schöner hätte man es nicht auf den Punkt bringen können!!:011:
 
Ich möchte dem noch etwas hinzufügen. Verbindlichkeit zu suchen ist keine Sache der Höflichkeit. Wenn jemand sagt, er meldet sich wieder, dann weiß man schon, dass er genau das nicht wieder tun wird. Was man aber tun kann, das ist die Nachfrage, ob es etwas gibt, was ihn am Instrument stört, ob es etwas gibt, was man schnell aus dem Weg räumen könnte, ob das Instrument am oberen Level des Leistbaren ist etc.

Sprecht mit den potentiellen Käufern und fragt sie, nach was sie suchen, wenn es da kein Match zwischen Angebot und Nachfrage gibt, dann gibt man sich die Hand, bietet trotzdem noch einmal einen Kaffee an und läßt kundtun, dass man wohl nicht das habe, was der/diejenige sucht. Vielleicht ergibt sich da doch noch einmal etwas.

Kürzt in jedem Fall die Zeit der Unsicherheit und des bangen Wartens ab und schlimmstenfalls kauft jemand halt nicht.

Herrje.
 
Jedoch muss man hier auf der anderen Seite auch anerkennen, dass die Gesellschaft zum Teil so funktioniert, dass man den Leuten anerzieht (geht in der Kindheit los), dass man bestimmte Dinge nicht sagen darf oder aus Höflichkeit sagen muss. In der Folge lernen diese Menschen, dass es eine gewisse sozial akzeptierte Form des Lügens gibt. Man lügt, um dem anderen ein gutes Gefühl zu geben.
Das Spiel habe ich nie begriffen. Ich erinnere mich noch sehr gut an Dialoge mit meiner Mutter, die oft zu mir meinte "Das kannst Du doch so nicht sagen!". Ich: "Soll ich etwa lügen?".
Erst gestern hat mir (mal wieder) ein Auftraggeber Unfreundlichkeit vorgeworfen, nur weil ich ehrlich seine Frage beantwortet habe. :-D
 
Wenn jemand bei uns eine Stall für sein Pferd sucht und mir anschließend sagt ich melde mich, dann weis ich das ich den zu 90% nicht Wiedersehe .
 
Das Spiel habe ich nie begriffen. Ich erinnere mich noch sehr gut an Dialoge mit meiner Mutter, die oft zu mir meinte "Das kannst Du doch so nicht sagen!". Ich: "Soll ich etwa lügen?".
Erst gestern hat mir (mal wieder) ein Auftraggeber Unfreundlichkeit vorgeworfen, nur weil ich ehrlich seine Frage beantwortet habe. :-D
Bei mir ging als 4- oder 5jähriger Bub das Ganze sogar noch weiter. Einmal klingelte ich extra bei einer Nachbarin, um ihr dann mitzuteilen: "Meine Mama hat gesagt, du bist doof!"

Ganz so extrem im Exponieren von Wahrheiten bin ich heute nicht mehr, aber irgendwie war ich schon immer ein Sympathisant von "radical honesty" (Brad Blanton), von "Wahrheit wissen wollen und öffentlich machen"
 
Das Spiel habe ich nie begriffen. Ich erinnere mich noch sehr gut an Dialoge mit meiner Mutter, die oft zu mir meinte "Das kannst Du doch so nicht sagen!". Ich: "Soll ich etwa lügen?".
Ganz so extrem im Exponieren von Wahrheiten bin ich heute nicht mehr,
Beobachte es immer wieder und behaupte frech, dass viele Menschen deutlich mehr davon profitieren wenn man ihnen ehrlich die Meinung sagt.
Aber! Der Ton macht die Musik. Jemand kann die gleiche Information so oder so verpacken und Aussagen unter der Gürtellinie sind unangebracht. Speziell wenn man jemand nicht kennt ist zunächst eine feinere Klinge ratsam.

War neulich in einem Klaviergeschäft so zur Gaudi und da war quasi fast jedes Klavier/Flügel verstimmt. Dies habe ich natürlich dem Besitzer mitgeteilt worauf er antwortete „ja, aber da kommt mit Stimmen nicht mehr nach“. Denke er war trotzdem über die Info dankbar dass dies auffällt und nicht gut ankommt.

Speziell wenn mich jemand auffordert zu „urteilen“ bin ich immer ehrlich, alles andere finde ich fast lächerlich unter Erwachsenen.
 

@Curby
habe nun den Verdacht du hast das Gefühl du hast vielleicht in der Beratung etwas falsch gemacht, deshalb ruft er nicht mehr an. Liege ich richtig?
Wenn das der Fall ist kannst dich ja mal testen lassen von jemanden der dir ein Feedback gibt eines Verkaufgespräches.
 
Ich bin genau wie @hasenbein und @Peter eher ein Freund des Geradlinigen. Insofern habe ich auch Verständnis für die Erwartungshaltung von @Curby. Aber, auch hier trifft zu, was ich in den Politikfäden bereits mehrfach zitiert habe:
Zitat von Adenauer (angeblich):
Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andere gibt's nicht.
 
Ich wette, jeder behauptet von sich, immer ehrlich die Meinung zu sagen. Aber natürlich nett oder diplomatisch.
Alles Lügner und Arschkriecher (besonders die netten). Einfach nicht ernst nehmen.
 
Alles was man sagt soll wahrhaftig sein, aber man muss nicht alles sagen, was wahrhaftig ist. ;-)

(Kant, der brandgefährliche Revoluzzer, als er einen für ihn gefährlichen Streit mit der preußischen Zensurbehörde auszutragen hatte)
 
Bei uns kauft man noch immer gerne Diesel, halt in A, nicht D.

Aber wieso rufst du Interessenten nach der Besichtigung an? Auf die Idee käme ich überhaupt nicht.
Anbiedern würde ich mich auch nicht wollen.

Wer verkaufen will, muss halt auch genug Zeit haben.
Wer verkauft, um schnell Geld zu bekommen, wird halt beim Verhandeln schwach werden. Notverkauf ist immer ungünstig.
Ich habe schon so viele Dinge zu sehr guten Preisen verkaufen können, nur die Zeit musste ich dazu haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eventuell hilft es ja auch, wenn man mit dem potentiellen Käufer vereinbart, dass er sich innerhalb der nächsten 2 Wochen etc. melden kann. Tut er das nicht, weisst du nach Ablauf der Zeit, dass er oder sie kein Interesse mehr hat. Das ist immer noch besser, als jemandem hinterher zu telefonieren oder auf den "Tag X" zu warten, der sowieso nicht kommt (auf das mantraartige "ich melde mich wieder").
 

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