Was kostet ein "brauchbares" Cembalo?

  • Ersteller des Themas Wiedereinsteiger123
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Zur Zeit ist eines der sagenhaften Landowska-Cembali von Pleyel bei ebay eingestellt. Sitzt in der Schweiz, Raum Zürich, soll 35 TEU koste.

16 Fuß!

Ich habe eines mal spielen gehört. In Bergheim-Ohe steht noch eines. Wenn ich es recht erinnere, solle es davon nur wenige Stück auf der Welt geben.
 
Tatsächlich gehört zur Alte-Musik-Bewegung ja auch als wesentlicher Bestandteil die Wiederentdeckung der alten Instrumente, deren Renovierung und Rekonstruktion. Am Beispiel des Cembalos kann man die Entwicklung besonders gut verfolgen. Es gab beispielsweise bei der Deutschen Grammophon Abteilung Archiv-Produktion in den 50er und 60er Jahren Aufnahmen mit Karl Richter und seinen Mitstreitern. Sie benutzten moderne Instrumente und spielten darauf "modern" mit Vibrato und vielen anderen Unarten. Ich habe noch eine Aufnahme des Musikalischen Opfers dieses Ensembles. Immerhin wurde auch das 6-stimmige Ricercar bereits auf dem Cembalo gespielt, so viel musikwissenschaftliche Erkenntnis wurde umgesetzt. Aber das verwendete Cembalo war ein Rastencembalo mit schrecklichem Klang. Davon abgesehen wurde auch für heutige Ohren unerträglich musiziert, um es polemisch zu sagen: im Nähmaschinen-Modus mit häufigen Registerwechseln. Und wenn ich das Ricercar a 6 von dieser Platte höre, muss ich rasch wieder abschalten, weil dieses großartige Stück dort schlicht ausdruckslos zugrunde gerichtet wird.
Auch Wanda Landowska mag als Pionier des Cembalos gewisse Verdienste haben, ihre Aufnahmen kann ich nicht ertragen. Man höre nur einmal ihre Version der Aria der Goldbergvariationen. Sie behandelt Vorhalte wie kurze Vorschläge und anderes, das heute kein Klavierschüler mehr tun würde. Die Landowska-Periode samt der zugehörigen Instrumente wiederbeleben zu wollen, ist eine Marotte, der kein musikalischer oder intellektueller Gewinn eignet. Einzige Ausnahme: die paar Werke für Cembalo aus dem 20. Jhd. Sie müssen tatsächlich auf einem Rastencembalo gespielt werden, gerne auch auf einem von Pleyel :)
 
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Gauf

wie wäre es denn mit einem Spinett von Lindholm? Da gibt es noch eine Orgel dazu.
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Und ja, der Gerät steht wegen Platzmangel neben einem Heizkörper. Ist Technik aus der Ostzone. Die nimmt da keinen Schaden!

Gauf!
 
Sobald das Spinett verkauft ist, kommt da ein Digitalpiano mit zusätzlichen Aktivboxen und einem festinstallierten Recorder hin. Und dann wird's schon eng mit den 'Löchern von Electric'.:012::021:

Gauf,

kannst @agraffentoni glatt vergessen. Wer spielt denn heute noch Klavier, und dann auch noch digital?
Die Dosen sind besetzt. Adventsstern, Lampe neben der Orgel und Glotze, Musikanlage (nicht im Bild). Ich ziehe raus, wenn nicht gebraucht. Sicherheit geht vor, sagt meine Frau (Revisor in der Bank).

Gauf!
 

tut mir leid, wenn nun die Usancen alter Schallkasten-Cembali durch so etwas Übles wie ein Rahmen-Cembalo beschmutzt werden, und auch noch mit Eisen drin... schlimm, schlimm, Sakrileg, hm?

Aber die Geschichte, die in Bergheim-Ohe kolportiert wurde von dem jungen Kölner Musik-Verleger, die fand ich faszinos. Dass ein namentlich unbekannter Instrumentenbauer ein Cembalo-Konzept im 17. Jahrhundert verfertigte, wissend, dass die Zeit nicht reif war und dieses Instrument niemals zu seinen Ohren kommen werde, aber dennoch hat er das Konzept seiner Sehnsucht, ein einzigartiges 16-Fuß-Cembalo, niedergeschrieben, als Vermächtnis an die Nachwelt, dieses Instrumentenkonzept dermaleinstens dann zu bauen, wenn die pöhseböse Technoi dann weit genug sei.

Und dann war es soweit. Pleyel baute dann - nach jahrzehntelangem Zögern - endlich auch Eisen ein in die Klaviere, die Landowska oder wer auch immer entsann sich dieses uralten, unverwirklichten Cembalo-Konzeptes, et voila - Pleyel erbarmte sich, und baute unter Zuhilfenahme eines Gussrahmes das Cembalo, das der unbekannte Meister ersonnen, erträumt, beschrieben hatte, aber nicht zu bauen vermochte, 250 oder 300 Jahre zuvor.

Ich habe es nur mal kurz befingert. Faszinos. Nur beim Pedalieren könnte man wahne werden - SIEBEN Züge...
 
Interessante
Bauform. Gibt's die öfters?

Gauf,

das Spinett ist von unschätzbarem Wert. Man bedenke, unter Aufsicht der Stasi gefertigt. So wie auch der Trabbi unverwüstlich. Ich habe es nach langer Wartezeit 1976 erhalten. Es ist im Detail im Originalzustand und im Idealzustand.
Wie viele von diesen Eierschneidern noch existieren, ist noch nicht erforscht.

Gauf!
 
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