Alle Aspekte erlernbar um ein guter Klavierspieler zu sein?

Servus werte Klavierfanatiker,

abgeleitet von dem 10000 h Thema, würde mich interessieren ob ihr glaubt das alle Aspekte die es benötigt um ein guter Klavierspieler/in* zu werden, erlernbar sind??
Oder gibt es z.Bsp. einen künstlerische Aspekt der nicht erlernbar ist, wie bereits von einem User bereits angedeutet?

*Mit gutem Klavierspieler definiere ich jemanden der Stücke mit sehr hohem Schwierigkeitsgrad erlernen und passabel vorspielen kann.

SG

Gute Frage.

Ich hatte einen Nachbarn, der konnte mit Musik absolut nix anfangen, der sah keinen Sinn darin, Musik war eine Abfolge von klanglichen Ereiognissen, denen er absolut keinen Sinn entnehmen konnte. Komplett taub für Musik.

Dann gibt es einen geringen Prozentsatz an Leuten, die sind einfach nicht in der Lage, ihren inneren Puls anzupassen, wenn der äußere sich ändert. Nicht gerade förerlich, wenn man mit anderen zusammen musizieren möchte.

Ob man das durch Training oder Behandlung ändern kann, keine Ahnung.

Bei der Bundeswehr hatt ich einen vor mir, der hat sechs Wochen gebraucht, um im Gleichschritt marschieren zu können. Es gibt Feldwebel, die können das immer noch nicht.

Grüße
Häretiker

Zitat von der Wikipedia:

Etwa vier Prozent der Menschen leiden an einer angeborenen Form der Amusie.

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Also für diesen Teil der Menschheit wäre es schon einmal nicht oder kaum erlernbar.

Solche Leute sind aber auch für uns hier irrelevant.

Die Fragestellung kann nur lauten: Sind alle Aspekte für jemanden, der Musik mag und sie gerne erlernen möchte (!), erlernbar? Alles andere macht gar keinen Sinn.

Kann man erlernen, einen Sonnenuntergang schön zu finden?
Kann man erlernen, bei Mozarts "Lacrimosa" gerührt zu sein und vielleicht ein Tränchen zu verdrücken?
Kann man erlernen, den Swing von Oscar Peterson oder Ron Carter oder den Groove von Bernhard Purdie total geil zu finden?

Ausgerechnet Du kommst mit "schönem Sonnenuntergang" daher?

Und ich denke ja, das kann man "lernen". Man tut es auch bzw. sind manche Dinge von Kindheit an so positiv besetzt, so dass man es schön finden muss.
Welche Mensch assoziiert "Sonnenuntergang am Meer" mit hässlich? Doch nur der, der damit negative Erlebnisse verbinden.

Zitat von Peter:

Welche Mensch assoziiert "Sonnenuntergang am Meer" mit hässlich? Doch nur der, der damit negative Erlebnisse verbinden.

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Ich muss dabei an diese Szene denken:



Interessant ist auch die Szene mi dem Gefängsnispfarrer. Mensch sein heißt wählen zu können. Und mit dieser Behandlung hat man den Protagonisten (zumindest partiell) seines Menschseins beraubt.

Grüße
Häretiker

Zitat von Peter:

Man tut es auch bzw. sind manche Dinge von Kindheit an so positiv besetzt, so dass man es schön finden muss.

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Aber nicht alle empfinden Musik oder Sinneseindrücke gleich intensiv.

Eins ist auf jeden Fall nicht erlernbar: die Hingabe, sich jahrelang exzessiv damit zu befassen und zu üben.

Die restlichen paar Prozente: den Seinen gibt's der Herr im Schlaf....

Zitat von Klavirus:

Eins ist auf jeden Fall nicht erlernbar: die Hingabe, sich jahrelang exzessiv damit zu befassen und zu üben.

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Das halte ich für einen der wichtigsten Aspekte überhaupt, die man unter das weite Feld von "Begabung" verbuchen könnte.
Eine Mischung also aus Begeisterung und Durchhaltevermögen.

Zitat von Häretiker:

Interessant ist auch die Szene mi dem Gefängsnispfarrer.

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@Häretiker aber interessanter ist die Szene, in welcher der Gefängnispfaffe triumphal "Erkenntnis aus Visionen" trompetet (wohl eine speziell klerikale Begabung)

Zitat von playitagain:

abgeleitet von dem 10000 h Thema, würde mich interessieren ob ihr glaubt das alle Aspekte die es benötigt um ein guter Klavierspieler/in* zu werden, erlernbar sind??
Oder gibt es z.Bsp. einen künstlerische Aspekt der nicht erlernbar ist, wie bereits von einem User bereits angedeutet?

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Lieber playitagain,

mit Einsatz, Willen und Motivation ist sehr viel zu erreichen! Auch künstlerisch!

Wenn allerdings die Voraussetzungen ungünstig sind, z.B. die motorischen Fähigkeiten und die Intelligenz sehr unterdurchschnittlich ausgebildet sind, kann es sein, dass auch nach langen Jahren der Schwierigkeitsgrad der Stücke eher als leicht einzuordnen ist.

Aber ist das schlimm? Ich glaube nicht. Mein Ziel ist bei einem Schüler, dass er die Stücke, die er spielt, so schön wie möglich spielt und das geht nicht ohne Klangsinn, ein gutes Ohr und technische Grundlagen. Auch die Ziele der Schüler oder begeisterten Spieler gehen nach meiner Erfahrung in diese Richtung. Sie möchten in der Lage sein, das, was sie wollen, umzusetzen, sie wollen die Klänge und die Musik genießen, sie wollen sich in ihr ausdrücken u.v.a..

Der Schwierigkeitsgrad spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist, dass Fortschritte erkennbar sind, aber wie schnell oder wie langsam.... . Gerade viele Erwachsene möchten sich lieber Zeit nehmen, wie es auch im Forum häufig zu lesen ist. Sie haben gar nicht das Bedürfnis, wirklich schwere Werke zu spielen und spielen meistens nicht regelmäßig mehrere Stunden pro Tag.

Ich glaube also leider nicht, dass alle Aspekte erlernbar sind, die benötigt werden, um Stücke mit sehr hohem (!) Schwierigkeitsgrad passabel vorspielen zu können. Es müssen zudem gute motorische Fähigkeiten vorhanden sein, die Fähigkeit zur Problemlösung, Konzentration, zu intelligentem und kreativem Üben und entsprechender Übeeinsatz. Und, was Vorspielen angeht, einigermaßen gute Nerven.

Liebe Grüße

chiarina

Zitat von chiarina:

Und, was Vorspielen angeht, einigermaßen gute Nerven.

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Genau das kommt als Soft Skill noch dazu, on top. Da ist es mit Fleiß und Hingabe allein nicht getan, da bedarf es der Abhärtung, der Betablocker, der Routine o.ä.

Es gibt so unfassbar coole Leute...

Es gibt in Deutschland einen spezifischen Geniekult, der es gerne sieht, wenn die Geheimnisse künstlerischer Kreativität geheim sind und bleiben und sozusagen nur dem Übermenschen also dem Genie in die Wiege gelegt wurden.
In anderen Kulturen sieht man das pragmatischer und mit jedem Jahr, das ich älter werde stelle ich mehr und mehr fest wie ungeheuer viel sich auf dem Klavier lehren und übend erlernen lässt!
Aber diese Mittel dann auch zu gebrauchen und künstlerisch befriedigend einzusetzen und das damit verbundene Mitteilungsbedürfnis das lässt sich wohl nicht erlernen!

Ich glaube, wenn man soweit ist, dass man sich mit sehr schwierigen Stücken beschäftigen kann, hat man bereits so viel erarbeitet, dass der künstlerische Aspekt gegeben ist (auch einfache Stücke möchten gerne musikalisch/ausdrucksvoll gespielt werden). Was man wohl nicht erlernen kann ist, ist der Unterschied zwischen einem sehr guten Pianisten und den außergewöhnlichen Pianisten. Im Fußball heißen die dann Messi, Ronaldo und Co.

Was mich immer wundert ist, dass es Menschen gibt (so ziemlich alle meine Kollegen), die Musik nicht verstehen bzw nichts dabei spüren. Ich kann mich noch daran erinnern, als ich zum ersten Mal klassische Musik gehört habe (Nachtmusik mit 7/8 Jahren). Das Gefühl war unglaublich, endlich verstand ich mal etwas. Da sprach jemand meine Sprache

Zitat von Muck:

Ich glaube, wenn man soweit ist, dass man sich mit sehr schwierigen Stücken beschäftigen kann, hat man bereits so viel erarbeitet, dass der künstlerische Aspekt gegeben ist (

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Es gibt auch recht ausschließlich motorische Talente!
Es gibt auch einstudierte Pseudo-Musikalität!
Die Noten schwerer Stücke am Klavier drücken zu können, garantiert nichts!

Ja einen gesunden Spieler setze ich voraus

Zitat von hasenbein:

der Musik mag und sie gerne erlernen möchte (!),

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Klar. Auf alle Fälle der Musik nicht hasst und Lernwillig.

Zitat von Klavirus:

Eins ist auf jeden Fall nicht erlernbar: die Hingabe, sich jahrelang exzessiv damit zu befassen und zu üben.

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Würde sagen die Motivation über Jahre und viele Stunden aufrecht zu halten. Da spielt auch ein guter Lehrer hinein, der einem die Motivation nicht raubt.

Zitat von chiarina:

Gerade viele Erwachsene möchten sich lieber Zeit nehmen,

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Ich kenne auch Erwachsene die wollen möglichst schnell lernen, weil sie glauben nicht mehr so viel Zeit im Leben zu haben. Aber das Zeit Thema sei mal (kurz) dahingestellt, es geht ja um die Möglichkeit es zu schaffen.

Zitat von chiarina:

Es müssen zudem gute motorische Fähigkeiten vorhanden sein

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Sehe ich nicht. Die motorischen Dinge kann man doch lernen. Jeder Sportler wird dies bestätigen.

Zitat von chiarina:

Fähigkeit zur Problemlösung, Konzentration, zu intelligentem und kreativem Üben und entsprechender Übeeinsatz

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Auch hier braucht es einen Betreuer /Lehrer der Sackgassen abwendet den Schüler wieder zurück in die richtige Bahn klopft. Also dies sicher wichtig um das Ziel zu erreichen.

Zitat von chiarina:

Der Schwierigkeitsgrad spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle

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Der Schwierigkeitsgrad spielt meiner Meinung sogar sicher eine Rolle, da man musikalisch aus sehr einfachen Stücken weniger holen kann als Komplexen, deshalb sind diese leichter und daher auch leichter also früher zu erlernen.

Zitat von Muck:

Was mich immer wundert ist, dass es Menschen gibt (so ziemlich alle meine Kollegen), die Musik nicht verstehen bzw nichts dabei spüren.

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Kenne ich keinen Einzigen. Oft sehr unterschiedliche Geschmäcker. Vermute die haben das Richtige noch nicht gehört.

Zitat von playitagain:

würde mich interessieren ob ihr glaubt das alle Aspekte die es benötigt um ein guter Klavierspieler/in* zu werden, erlernbar sind??

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Es ist "ganz einfach" :

Ein GUTER Klavierspieler ist allseitig erlernbar.

Ein lebendiger leidenschaftlicher Musiker wird als solcher geboren. Da wird gegen alle Widerstände und Unwägbarkeiten gegen angespielt.
Üben muss man freillich, nein will man weil man in der Musik zum eigentlichen Leben kommt, insofern fügt sich dann Stein auf Stein.

PS: Die höchsten Weihen sind nicht erlernbar, die hat man von Gott geschenkt bekommen und manche vollenden dies Geschenk sogar durch unsterbliche Werke!


Frage: Wieviele Professoren für Komposition gibt es weltweit? Und wieviele Werke mit Ewigkeitsgarantie werden von ihnen übrigbleiben? Bösartig gesprochen , aber realistisch ein paar Hände voll!!!

Nur um mal den Wahn in der Welt zu illustriern, fragt mal Musikgeschichtler, auf welchem Platz Bach im Berufungsverfahren auf die Thomaskantorstelle zu Leipzig stand, die blasierten Ochsen von ratsbürgerlichen Amtsschimmeln haben ihn schärfster Prüfungen unterzogen und ihn, J S Bach, auf Platz 5!!!!!! gesetzt, puh,

Urteilt selbst .....

Kann es sein dass du sehr gläubig bist @maxe ?
Es geht in meinem Thema nicht darum ob jemand ein Genie werden kann, sondern ein passabler Pianist.

Zitat von playitagain:

Es geht in meinem Thema nicht darum ob jemand ein Genie werden kann, sondern ein passabler Pianist.

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Aber selbst das kann leider nicht jeder schaffen, selbst wenn man die Untergrenze recht bescheiden ansetzt!
Nicht einmal alle Musiker können gute Pianisten werden! Man schaue sich die Nebenfach Klavier Prüfungen an den Musikhochschulen Mal an!
Es gibt offenbar sogar so etwas wie eine klavierspezifische Musikalität!