Klavier lernen als Melodieinstrumentalist

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Es ging nicht um die Leistung, sondern ums Prinzip. Vernünftige Vorgehensweise beim Lernprozess erübrigt jedes visuelle Suchen auf der Klaviatur. Weit entfernte Einzeltöne als kleine Aufpeppung für Anfänger, sind eben die Ausnahme, sind aber im Prinzip undidaktisch. Nicht umsonst gehen seriöse Schulen vom kleinen Tonraum, langsam in den größeren über. Wenn man viel zu früh unpassende Werke spielt, kommt eben das Rumgesuche.
 
Es geht doch nicht ums visuelle Suchen auf der Klaviatur, sondern darum, dass man generell überhaupt auf die Tastatur blicken kann und das an einigen Stellen auch muss. Die Katia Buntiatishivili hat in dem Video doch auch sehr oft den Kopf gesenkt und (auch wenn man es dank der Haare nicht sieht) schaut dabei garantiert auch an vielen Stellen auf ihre Finger bzw. die Tasten, sonst würde sie das Zeugs auch nicht alles treffen. Visuelle Kontrolle ist am Klavier stellenweise eben doch sehr nötig, bzw. zumindest unglaublich hilfreich für die Treffsicherheit. Bei einem Blasinstrument, bei dem nicht umgegriffen werden muss und die Finger immer auf den gleichen Ventilen/Klappen/Löchern liegen, ist der Fall da doch ganz anders...
 

View: https://youtu.be/Rit8J6QTZSY


Der Pianist ist blind, aber es kann auch jeder Sehende. Es ist ein Irrtum zu glauben, Pianisten hätten es nötig, visuell ihre Griffe zu steuern. Kleine Kinder können z. B. vor der Einführung des Lagenspiels auf der Geige das Oktavflageolett sehr schnell lernen ohne Hinzugucken (da gibt es auch nichts sehen)
 
Und erst recht als Hobbypianist, der ja gern viel und unterschiedliche Literatur spielen will und selten so versiert ist, dass er tatsächlich ganze Sonaten zum Vergnügen für sich selbst auswendig lernt.

Auch der Ansatz jedes seriösen Klavierunterrichtes ist bestimmt nicht, die Noten nur mal kurz als schriftliche Notation zu begreifen, die man memoriert, um dann in die Tasten zu greifen.

Boah Elli, hör doch auf mit solchen Aussagen oder sag wenigstens als Disclaimer dazu, dass Du weder professionelle Pianistin noch Klavierlehrerin bist. :schweigen:
 
Der Pianist ist blind, aber es kann auch jeder Sehende. Es ist ein Irrtum zu glauben, Pianisten hätten es nötig, visuell ihre Griffe zu steuern.
Diese Behauptung wurde hier schon mehrfach vorgetragen und von ausgewiesenen Profis und studierten Klavierpädagogen als Unsinn eingestuft (und auch messbar mit Augentracking nachgewiesen). Auch das Beispiel mit Blindheit ist falsch, weil ein Blinder überhaupt der Möglichkeit und damit der Entscheidung beraubt ist, auf die Tasten zu schauen. Wenn er die Wahl hätte...

Natürlich ist es wichtig, audiomotorisch zu spielen, aber das muss das Gucken ja nicht zwangsweise ausschließen, schon gar nicht am Anfang.
Dass Du Opfer einer Schürzenpädagogik bist, macht diesen Ansatz nicht richtiger.
Eben! Beim Klavier (oder einer Gitarre) aber schon.
 
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@Ellizza
Die Anweisung "nicht auf die Tasten gucken" kenne ich auch noch. Aus meinem Anfängerunterricht, bei überschaubarem (besser: übertastbarem) Tonraum. Kann ja sein, dass das eine Zeit lang nicht vollständig sinnfrei ist. Verabsolutiert ist dieser "Tipp" einfach unsinnig, ebenso wie Deine Aussagen übers Auswendiglernen.
 
Boah Elli, hör doch auf mit solchen Aussagen oder sag wenigstens als Disclaimer dazu, dass Du weder professionelle Pianistin noch Klavierlehrerin bist. :schweigen:
Nö, du darfst aber gern meine Aussagen fundiert kritisieren.
Nur Boah oder allgemeines, wie Augentracking-Beweise sagen nichts aus. Wer beurteilt denn , dass die Augen zur Tonsuche dienen oder nur einfach begleitend hinschauen (zur Absicherung meinetwegen).

Im Übrigen habe ich nie behauptet professionell zu sein. Und auch Professionelle geben konträre Meinungen ab. Jeder Ratsuchende muss schon selber wissen, was er als für ihn nützlich einordnen kann. Wer das nicht kann, muss auf seinen Lehrer vertrauen....
 
Wer beurteilt denn , dass die Augen zur Tonsuche dienen
Du hörst und suchst Töne mit den Augen?
Andere Menschen benutzen dafür ihre Ohren und orientieren sich mit den Augen im Raum oder auf einer Klaviatur.

Eine ähnliche Antwort, wie sie von @Barratt kam, wollte ich als Frage stellen. Ich meine, hier dürfte ein jeder wissen, dass es hervorragende blinde Pianisten wie Ray Charles gibt. Eine Leistung, die wohl jeder anerkennt, ohne jedoch auf die Idee zu verfallen, nun sich selbst im Raum nur noch wie ein Blinder zu orientieren.
Nicht umsonst gehen seriöse Schulen vom kleinen Tonraum, langsam in den größeren über.
Hier im Forum dürften kaum kleine Kinder zu finden sein, die mit Klavierschulen für kleine Kinder beginnen. Das erste Liedchen, mit dem ich begann, erstreckte sich zwar auch nur über 5 Töne, doch dann klappte ich das Buch zu und die Sucherei ging los, um eine halbwegs passende Begleitung für die linke Hand zu finden. Was im Buch für die linke Hand notiert war, das erschien mir für kleine Kinder brauchbar, nur nicht für Erwachsene.

Wie nun ein erwachsener Späteinsteiger vorgehen könnte, nun ja, darauf muss jeder seine eigene Antwort finden. Die günstigste Variante wäre sich einen KL zu suchen und sich mit diesem abzusprechen.
Von mir ausgehend, es sollte weder zu leicht noch zu schwer sein, dachte ich mir und nahm mir als zweites Liedchen "Im Märzen der Bauer" in F-Dur vor. Und ja, dabei legte ich meine Hand auf die Klaviatur und probierte, wie ich am günstigsten vom niedrigsten bis zum höchsten Ton komme. Anfänglicher Fingersatz begann mit c1-f4-f1, damit die Hand richtig liegt, um bis zur ersten Pause zu kommen. Statt f4 nahm die Hand lieber f3, der Rest blieb bis zum heutigen Tag.
Ein anderer schöner Song (für meinen Geschmack) ist "Five Hundred Miles" in der Version von Justin Timberlake in G-Dur. Beginnend auf g3-a4-h5 ist die Melodie für Späteinsteiger einfach genug zu spielen. Die passende Begleitung für die linke Hand zu finden, ist nicht ganz so einfach für Anfänger, es sollte sich ähnlich wie im Video anhören. Ging dann noch einmal zurück und begann bei den zuvor geübten Liedern die die Harmonien um weitere Noten zu ergänzen.

Sollte jetzt nur ein Beispiel sein. Wer lieber klassische Musik bevorzugt, dazu gibt es hier eine Auswahl an geeigneten Werken. Wenn man die ersten 2.000 bis 3.000 Stunden hinter sich hat, dürfte vieles einfacher erscheinen und man braucht vielleicht nicht mehr jeden Fingersatz auszuprobieren, passende Harmonien lassen sich dann sicherlich leichter finden, Noten leichter vom Blatt lesen, nicht mehr so häufig auf die Klaviatur schauen und anderes, denke ich mir.


View: https://www.youtube.com/watch?v=4ExNM0RrH0o
 
Wer beurteilt denn , dass die Augen zur Tonsuche dienen oder nur einfach begleitend hinschauen (zur Absicherung meinetwegen).
Die schauen nicht begleitend sondern vorausschauend. In etwa genau so, wie man vorausschauend Notentext liest.
Die sagen nicht nur nichts aus, die beweisen sogar.
Und zudem gibt es noch "Rechtsgucker" und "Linksgucker", bei Amateuren wie bei Profis. Allein aus dieser Tatsache heraus ergeben sich mitunter unterschiedliche Übestrategien.
 
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Wie nun ein erwachsener Späteinsteiger vorgehen könnte, nun ja, darauf muss jeder seine eigene Antwort finden. [•••]
Von mir ausgehend, es sollte weder zu leicht noch zu schwer sein, dachte ich mir und nahm mir als zweites Liedchen "Im Märzen der Bauer" in F-Dur vor. Und ja, dabei legte ich meine Hand auf die Klaviatur und probierte, wie ich am günstigsten vom niedrigsten bis zum höchsten Ton komme. Anfänglicher Fingersatz begann mit c1-f4-f1, damit die Hand richtig liegt, um bis zur ersten Pause zu kommen. Statt f4 nahm die Hand lieber f3, der Rest blieb bis zum heutigen Tag.
Genau so etwas nennt man unsystematisch. Ich empfehle gerne alte Schulen z. B. die wieder erhältliche
https://www.stretta-music.com/e-schule-des-klavierspiels-nr-410847.html
Die ersten Seiten zu den Noten sind schnell abgehakt.
 
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[...]Ich meine, hier dürfte ein jeder wissen, dass es hervorragende blinde Pianisten wie Ray Charles gibt. Eine Leistung, die wohl jeder anerkennt, ohne jedoch auf die Idee zu verfallen, nun sich selbst im Raum nur noch wie ein Blinder zu orientieren.[...]

[...]

Hi all,

als Thema lese ich hier: "Klavier lernen als Melodieinstrument" :

Ich denke, dieses "blind" usw. schweifelt hier etwas ab.

Vielleicht gibts ja Peronen, die blind irgendwas spielen, aber ohne zumindest kürzere "Vorfühl" - Zeit ( so 10telsekundenmäßig ) wird's für die Kandidaten schwierig, glaube ich.

Außerdem braucht man ein Hemd oder Tuch, um die AUgen zuzubinden, damit nicht geschummelt werden kann.

Nobojuki Tsujii spielt auch blind, aber bei den ganz schweren Krachern muss er passen oder unverhältnismäßig lange Zeit zum Üben verwenden, FALLS er nicht den ultraschnellen TASTSINN zu Rate zieht, der schneller als jeder andere Sinn...egal: die Diskussion hatten wir früher mal.-:super:

Ich denke, wer diese "blind" - Erfahrung mal machen möchte, kann ja das Menuett d-Moll, das wir jüngst besprachen, mal blind probieren. Oder ne Sonatine, oder, für kranke, den Türkischen Marsch ( chrr....chrr...hüstel ) vom Wolferl. :lol:

Aber was das mit Melodieinstrumenten zu tun hat - das weiß nur Gott allein :-D:-D

Test and try before you cry oder so.

LG, - Rev. / LMG -
 
als Thema lese ich hier: "Klavier lernen als Melodieinstrument" :
Ich gehe einfach einmal davon aus, dass @rolf und @mberghoefer das eventuell auch schon ein wenig falsch verstanden haben.

"Klavier lernen als Melodieinstrument"
"Klavier lernen als Melodieinstrumentalist" ist der Titel.

Ein erfahrener Melodieinstrumentalist, der seit 25 Jahren ein Melodieinstrument spielt, möchte umsteigen auf Piano.

Das könnten andere so sehen, bestreite ich nicht. Habe aber schon eine gewisse eigene Systematik, die nur nicht gleich erkennbar wird und flexibel ist.
In der verlinkten Klavierschule sind alle Beispiele mit Ziffern für Finger notiert. In alten Liederbüchern sieht es aber nicht so aus, da muss man sich die Fingersätze allein erarbeiten, die Begleitung ebenfalls.
 
Ich gehe einfach einmal davon aus, dass @rolf und @mberghoefer das eventuell auch schon ein wenig falsch verstanden haben.

"Klavier lernen als Melodieinstrument"
"Klavier lernen als Melodieinstrumentalist" ist der Titel.

Ein erfahrener Melodieinstrumentalist, der seit 25 Jahren ein Melodieinstrument spielt, möchte umsteigen auf Piano.
und dabei wird er auf dieses elementare, grundsätzliche Problem stoßen:
...dem "Melodieinstrument" ist es ganz natürlich, einen längeren Ton crescendo oder crescendo-diminuendo oder umgekehrt zu bringen, zahllose Melodien erfordern das - am Klavier wird man da ein wenig betreten gucken, weil die melodischen Möglichkeiten anders, begrenzter sind...
...denn in der ihm gewohnten Weise wird er plötzlich seine Melodien auf dem Klavier nicht mehr gestalten können.
Und die nächste Umstellung sind dann die polyphonen Möglichkeiten des Klaviers.
 
...denn in der ihm gewohnten Weise wird er plötzlich seine Melodien auf dem Klavier nicht mehr gestalten können.
Spieltechnisch wird er wie jeder andere Späteinsteiger neu beginnen müssen. Erleichternd könnte höchsten sein, das bei den musiktheoretischen Grundlagen genügend Vorwissen vorhanden ist und dieses nicht ebenfalls völlig neu erworben werden muss.
 
@Melegrian da du schreiben kannst, unterstelle ich, dass du auch lesen kannst ;-)
Wer auf der Violine eine expressive Kantilene hinkriegt, der wird aus Gründen, die ich genannt hatte, dieselbe Kantilene auf dem Klavier eben nicht genauso gestalten können! Das ist eine Umstellung in der Gestaltung, und keine geringe.
 
Spieltechnisch wird er wie jeder andere Späteinsteiger neu beginnen müssen. Erleichternd könnte höchsten sein, das bei den musiktheoretischen Grundlagen genügend Vorwissen vorhanden ist und dieses nicht ebenfalls völlig neu erworben werden muss.
Was willst du eigentlich lernen,
a) Bekannte Lieder rechts aufs Klavier bringen und links selbst Begleitung zusammenfriemeln

oder
b) Klavierspielen lernen, so dass z. B. die Mondscheinsonate erreichbar ist.

Mit a) allein ist b) nicht erreichbar.

Unter Klavierspielen versteht man im allgemeinen nicht irgendwelche für Singstimme oder Melodieinstrumente notierte Songs irgendwie auf das Klavier zu bringen, sondern sich Techniken anzueignen, mit denen man speziell für das Klavier komponierte Werke spielen kann. Da sollte man nicht Zeit verlieren mit selbst erfundenen Fingersätzen (bei der Flöte fängt man ja auch nicht an, indem man irgendwie die Finger drauf platziert ), sondern deren Systematik sich im Laufe der Zeit aneignen. Dann kann man auch mit seiner angelegten Fingersatzerfahrung Werke ohne Fingersätze spielen. Und im Prinzip ging es darum mehrstimmig spielen zu können. Dazu braucht man eine didaktische Vorgehensweise entweder mit Lehrer oder(und) Lehrbuch (siehe meine Empfehlung z. B.))
 

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