Gottesdienst als Organist

Mir bekannter Kantor:
"Bei Pfarrer X nicke ich regelmäßig ein, der ist so laaaangweilig. Und was macht der? Hält eine Predigt über das Wort 'Amen', ich dauernd für nix aufgezuckt!"

Anderer bekannter Kantor hatte immer zwei GoDis zu spielen. Beim ersten lernte er italienisch, beim zweiten französisch. Hatte immer das Lehrbuch auf dem Orgelpult.

Grüße
Häretiker
 

Damit hatte ich nie ein Problem, sofern der Pfarrer nach seinem Amen die obligate kleine Absackpause einlegte, denn das Ersterben des kontinuierlichen Murmelstroms ließ mich zuverlässig hochschrecken.

Die katholische Kirche hingegen erwartet schon daß die Organisten auch konfessionell hinter ihrer Berufsausübung stehen

Bei nebenamtlichen sicher nicht. Ich hab auch schon "'katholisch" gespielt und der Pfarrer (übrigens ein prachtvoll bodenständiges Exemplar seiner Gattung und keine jetzt marktgängigen Kümmerformen) war über mein Ketzertum voll im Bilde.
 
Die evangelische Kirche sieht des ned so streng mit der Konfession ihrer Kantoren/Organisten, hauptsache er kann spielen.

Aus evangelischen Stellenanzeigen:

Anstellungsvoraussetzung ist das ev.-luth. Bekenntnis bzw. die Mitgliedschaft in einer Gliedkirche der EKD.
http://www.musikundkirche.de/anzeigen/stellenanzeigen/

Wir freuen uns auf Sie, wenn Sie
  • Ihr Kirchenmusikstudium mit der B-Prüfung / Bachelor Ev. Kirchenmusik erfolgreich abgeschlossen haben und Mitglied einer der Gliedkirchen der EKD sind
Voraussetzung für die Anstellung ist die Mitgliedschaft in einer der Gliedkirchen der EKD.
http://www.ekkw.de/stellendb_ekvw/angebot.php?id=118888

Erwartet wird die Mitgliedschaft in einer der Gliedkirchen der ACK (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen).
https://www.gemeinde.voehringen.elk-wue.de/stellenangebote/


Aus katholischen Stellenanzeigen:
Anstellungsvoraussetzung:

Übereinstimmung der persönlichen Lebensführung mit der „Grundordnung des kirchlichen Dienstes im Rahmen kirchlicher Arbeitsverhältnisse"
https://bistum-augsburg.de/Gottesdi...in-Aystetten-Dekanat-Augsburg-Land-_id_270064

Eine Anstellungsvoraussetzung ist die Übereinstimmung der persönli-chen Lebensführung mit der „Grundordnung des kirchlichen Dienstes im Rahmen kirchlicher Arbeitsverhältnisse"
https://bistum-augsburg.de/Gottesdi...in-in-Herrsching-Dekanat-Starnberg-_id_269153

Die Grundordnung gilt anscheinend auch für Nichtkatholiken:

Von nicht katholischen christlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird erwartet, dass
sie die Wahrheiten und Werte des Evangeliums achten und dazu beitragen, sie in der Einrichtung zur Geltung zu bringen.
https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/VDD/Grundordnung_GO-30-04-2015_final.pdf
 

kein Problem, zur Ende der Predigt kommt immer die selbe Floskel, die wirkt wie ein Wecker.

Mal im Ernst: schon mal drüber nachgedacht, dass es Organisten gibt, die glauben? sicher, ist die Predigt nicht immer gut. Bei schlechten Predigten schaltet man halt ab oder übt in Gedanken das nächste Lied oder irgendein Stück mental. Ansonsten kann man der (guten) Predigt ja bei Doppeldiensten auch zweimal zuhören und dabei schöne neue Impulse finden.
 
Mal im Ernst: schon mal drüber nachgedacht, dass es Organisten gibt, die glauben?

Mir ist ein Organist bekant, der gläubig ist.

Mir ist auch ein Organist bekannt, der auf der Orgel während des Gottesdienstes telefoniert hat. Bei dem Trauergottesdienst für meinen verstorben Schweigervater. Das fand ich ziemlich pietätsfrei.

Grüße
Häretiker
 
Zuletzt bearbeitet:

Mal im Ernst: schon mal drüber nachgedacht, dass es Organisten gibt, die glauben? sicher, ist die Predigt nicht immer gut. Bei schlechten Predigten schaltet man halt ab oder übt in Gedanken das nächste Lied oder irgendein Stück mental. Ansonsten kann man der (guten) Predigt ja bei Doppeldiensten auch zweimal zuhören und dabei schöne neue Impulse finden.

Da gibt es sicher eine ganze Reihe an Organisten (evtl. auch im Forum), auf die das zutrifft.

Der Eingangspost war allerdings so gehalten, dass sich eine unernste Diskussion geradezu aufdrängte.

Dabei spielt sicher die (Lese)Erfahrung einiger ForistInnen eine Rolle, die Beiträge oft ganz gut einordnen können. ;-)

Dass sich dann in die Blödeleien wieder mehr ernsthafte Beiträge mischen, ist typisch für Clavio und macht die Lektüre hier auch interessant. (Die 2. Bibelstelle, die @Stephan genannt hat, hatte ich z.B. gar nicht präsent.)
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei einem Schwiegervater könnte man das Telefonieren vielleicht noch dulden, aber bei einem Schweigervater geht das wirklich zu weit.

Warte nur, möglicherweise kommst auch Du einmal in die Situation, wo Du es begrüßt, wenn Dein Schwiegervater den Schweigevater gibt. Im Duett mit einer Schweigemutter macht er sich dann noch besser.
 
Mein (zukünftiger) Schwiegervater ist Chilene. Der tut sich - wahrscheinlich genetisch bedingt - mit dem Schweigen etwas schwer. :lol:
 
Mein (zukünftiger) Schwiegervater ist Chilene. Der tut sich - wahrscheinlich genetisch bedingt - mit dem Schweigen etwas schwer.

Da eine meiner Töchter in eine chilenischstämmige Familie eingeheiratet hat, verstehe ich diese beklemmende Aussicht gut. Besonders wenn man mit den allerengsten 60 Onkeln und Tanten in einen Raum gesperrt ist. ;)
 
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Mal ganz unabhängig davon ob die Predigt gut ist oder schnarchzapfig oder auf andere Art schlecht - der Rest vom Gottesdienst ist auf Dauer doch auch nicht so arg viel spannender, weil sich der Rest doch (mal von den Lesungen abgesehen, die man aber irgendwann auch kennt) rein textlich jeden Sonntag fast wörtlich wiederholt (solche besonderen Dinge wie die Karfreitagsliturgie mal außen vor gelassen, aber diese bezeichnet man ja dann auch nicht als Gottesdienst)... Da ist die Predigt doch eher eine willkommene Abwechslung im Geschehen, selbst wenn sie in der aktuellen Woche mal wieder nicht der große Wurf sein sollte. ;-)
 
der Rest vom Gottesdienst ist auf Dauer doch auch nicht so arg viel spannender, weil sich der Rest doch (mal von den Lesungen abgesehen, die man aber irgendwann auch kennt) rein textlich jeden Sonntag fast wörtlich wiederholt

Ein guter Katholik müsste hier unverzüglich antworten, dass der Kultvollzug, der Ritus, das primäre und die Predigt nur ein ärgerliches und überflüssiges Imitat aberranter protestantischer Gepflogenheiten ist. Dass indes der Ritus "spannend" sein sollte, ist ein unsubstantiiertes Postulat der derzeitigen Spaßgesellschaft. Denn spätestens dann, wenn sozialpädagogischer Mutwille ihn nicht mehr auf den Priester beschränkt, sondern auch die Kultgemeinschaft ins kultische Handeln einbezieht, muss der Kultvollzug langweilig sein. Wenn nämlich keiner mehr weiß, was jetzt kommen muss, geht es zu wie auf dem Jahrmarkt, was mit dem kultischen Schweigebot an den entscheidenden Stellen (sursum corda) unverträglich ist.

Zusammenfassung: auf Katholisch ist gottesdienstliche Langeweile gottgefällig. Drum, wer unter den Gläubigen es lockerer mag, der gehe zur orthodoxen Messe; da darf man auf der Platia beim Kaffee sitzen, bis das alte Weiblein, dem diese Aufgabe obliegt, unter der Kirchentür erscheint und zum Kommunionempfang winkt. Der so rasch vonstatten geht, dass der Kaffee bei der Rückkehr des Kommunikanten noch warm ist. Das absolut überlegene Modell, wie ich finde, denn die Wirkung ist dieselbe. ;)
 
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Die Kath. Kirche hätte dabei bleiben sollen und den Gottesdienst in Latein halten. Erstens geht es mal gar nicht das jeder Krethi und Plethi versteht was so ab geht und wenn dann auf deutsch gepredigt wird dann hört jeder zu :teufel:.
 

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