Steinway wird chinesisch (?)

Die Steinway Gruppe (dazu gehören u.a. Selmer) befindet sich seit 2013 im Besitz eines Hedge Fonds (Paulson & Co) …. sollte dieser alle oder einen Teil seiner Aktien an einen chinesischen Interessenten verkaufen, sagt dies noch lange nichts über die dann verfolgte Geschäftspolitik aus. Da die Chinesen nicht dumm sind, würden sie nicht viel Geld für eine Marke ausgeben um deren Wert dann durch mindere Qualität und Image-Verlust zu mindern. Das würde vielleicht in das Blümchen-Muster vom bösen Chinesen - wie es in einigen der hier veröffentlichten Beiträge verbreitet wird - passen, hat aber mit der Realität der globalen Wirtschaft wenig zu tun.

Die meisten hier können sich eh keinen Steinway (keinen deutschen, keinen amerikanischen und auch keinen chinesischen) leisten. Also wen juckts?

Grüße
Hyp
 
Das verstehe ich nicht. Steinway ist doch die Übermarke in den Köpfen der Pianisten. Steht in alle Konzertsälen und Musikschulen.

Und genau das ist ist nicht mehr in Stein gemeißelt. Gerade Musikschulen und Hochschulen schauen seit Jahren nach Alternativen und kaufen diese auch, unter anderem, weil die meisten Hersteller ein deutlich besseres Händlernetz hat, das die Betreuung von großen Kontingenten an Instrumenten sauber übernehmen kann.

Die Wiener Musikhochschule hat gerade in einer Ausschreibung das Lot für Flügel in der 1,88m Größenordnung an Fazioli vergeben.

Was noch gar nicht bedacht wurde: Sollte Steinway tatsächlich an einen chinesischen Investor gehen, wird der sicherlich einen noch stärkeren Bick auf den chinesischen Markt werfen. Die können zwar jetzt schon die in ihrem Lande gefertigten Zweitmarken von Steinway kaufen, aber eigentlich sollen sie das "Real Thing", also ein in Hamburg gefertigtes Instrument. Die Kapazität in Hamburg ist aber kein skalierbares Objekt und je mehr Instrumente nach China gehen, desto weniger werden für Europa verfügbar sein. Damit einher gehen dann deutlich längere Wartezeiten und auch höhere Preise.

Bis dann irgendwann mal "der Markt" die Nase voll hat und diese Daumenschraube nicht mehr mitmacht - Und genau das wird anderen Premium-Herstellern wie Yamaha, Kawai, Fazioli, Bösendorfer und in eingeschränktem Maß vielleicht auch Bechstein und Blüthner durchaus in die Karten spielen.
 
Mein Kommentar dazu stammt aus einem 2016 Interview mit Stefan Freymuth, dem Firmenvertreter von C. Bechstein, die 2016 ihre Börsennotierung zurückgenommen hat. Wie teuer so etwas ist....k.A.? Vielleicht weiß das hier jemand?

Wenn ich heute Nacht von der Arbeit komme suche ich das Interview. In Erinnerung habe ich 9600 Klaviere/Flügel damals von allen Herstellern verkauft in Deutschland.

vielleicht könnt ihr mir sagen woher ich Zahlen aus China bekomme? Auch Angaben zu den Staatsfonds würden mich interessieren, allerdings ist mein Mandarin eher auf -10 (d.h. ich kann die Zahlen nicht von den Worten unterscheiden)

Englisch geht natürlich....vielen Dank!
 
Die meisten neuen Steinways werden schon jetzt in China verkauft. Das Geschäft in Deutschland: eher mau.

Quelle: Ein Steinway-Mitarbeiter.

Der Essex wird von Pearl River gefertigt. Warum die Hamburger aber schlechtere Arbeit machen sollten, weil der Eigentümer oder Mit-Eigentümer chinesisch ist, erschließt sich mir nicht.

Man sollte endlich aufhören, "China" zu unterschätzen. Die Verantwortlichen wissen sehr gut, was Qualität ist.
 
An der positiven Entwicklung von Bösendorfer in den letzten Jahren sieht man sehr gut daß Yamaha die Übernahme von Bösendorfer sehr ernst nimmt und noch einiges damit vor hat .

Ob ein chinesischer Besitzer das mit Steinway auch so sieht da habe ich meine Zweifel … siehe Seiler - Wilh.Steinberg - bei Grotrian und Schimmel muß man wohl noch abwarten wohin die Reise geht.

Seiler gehört nicht Chinesen, sondern Koreanern. Und sowohl die Qualität als auch die Anzahl der Mitarbeiter hat sich wieder gut entwickelt. Wilh. Steinberg ist da etwas ganz anderes.
 
Der Investor ist letztendlich wurscht, selbst wenn er aus Tucca Tucca stammt.

Du irrst. Es macht einen Riesenunterschied, woher der Investor kommt und mit welcher Maßgabe ein Unternemen übernommen wird. Die Bandbreite reicht von der Heuschrecke, die ein Unternehmen bis aufs Letzte ausnimmt, darauf noch Hypotheken zieht und gezielt in die Pleite treibt, bis hin zur behutsamen Übernahme, bei der alle Arbeitsplätze erhalten bleiben, der Austausch zwischen den Unternehmen gefördert wird.

Letzteres ist bei Japanern praktisch immer der Fall, weswegen Bösendorfer z.B. nichts besseres passieren konnte als die Übernahme durch Yamaha.

Und es kann einem nichts schlimmeres passieren, als durch einen amerikanischen Finanzinvestor übernommen zu werden, dem es egal ist, in welcher Sparte das Unternehmen angesiedelt ist, Hauptsache die kurzfristige Rendite stimmt. Und das steht gerade mit Steinway an. Übernahme durch den Hedgefond gab's schon und jetzt geht's nur darum, maximale Rendite aus dem Investment zu ziehen. Der Erhalt der Qualität und der Marke Steinway dürfte John Paulson sowas von egal sein, das glaubt man gar nicht.
 
Es macht einen Riesenunterschied, woher der Investor kommt und mit welcher Maßgabe ein Unternemen übernommen wird.
Das ("Herkunft" und "Maßgabe") sind aber doch zwei vollkommen unterschiedliche Dinge und das eine ist von dem anderen nicht direkt abhängig.
Und es kann einem nichts schlimmeres passieren, als durch einen amerikanischen Finanzinvestor übernommen zu werden, dem es egal ist, in welcher Sparte das Unternehmen angesiedelt ist, Hauptsache die kurzfristige Rendite stimmt.
Ist es besser, von einem französichen Finanzinvestor übernommen zu werden?
Der Erhalt der Qualität und der Marke Steinway dürfte John Paulson sowas von egal sein, das glaubt man gar nicht.
Hat die Übernahme durch Paulson der Qualität und der Marke Steinway bisher geschadet?
 

Wenn alle paar Jahre andere Interessen berücksichtigt werden müssen schadet das einer Marke langfristig durchaus.
Auch die Mitarbeiter werden nicht wirklich motiviert wenn z.B. Steinway-Eigentum ( Immobilien ) verscherbelt wird, weil das eingesetzte Kapital innerhalb weniger Jahre verdoppelt werden soll und die verbliebenen Schulden und Zinsen eventuell Steinway erwirtschaften muß.
Auch ein neuer Investor will das eingesetzte Kapital möglichst schnell wieder zurück haben, außer er hat langfristig Interesse an den Produkten und investiert fleißig in Entwicklung und Produktion.
 
Auch ein zukünftiger Investor, egal aus welchem Land und mit welchen Absichten, hat kein Interesse daran, ein Premium-Produkt wie einen Steinway-Flügel schlechter zu machen. Er würde seine eigene Rendite durch negative Berichte und damit einhergehende Reduzierung der Verkaufszahlen schmälern, egal, ob er dieses Unternehmen im Portfolio behält oder nach einigen Jahren wieder verkauft.

Wenn es um reine Gewinnmaximierung geht sucht man sich mit Sicherheit Unternehmen aus anderen Branchen, die wesentlich höhere und durch klassische Sparmaßnahmen einfacher zu erzielende Renditen generieren.
 
Steinway ist auch in China ein Prestigeobjekt.
Frag mal @fisherman wie die, die es sich leisten können, auf die Sondermodelle abfahren.
 
Das ("Herkunft" und "Maßgabe") sind aber doch zwei vollkommen unterschiedliche Dinge und das eine ist von dem anderen nicht direkt abhängig.

Ist es besser, von einem französichen Finanzinvestor übernommen zu werden?

Hat die Übernahme durch Paulson der Qualität und der Marke Steinway bisher geschadet?

Und warum hast Du ausgerechnet den Teil weggekürzt, der nicht in Deine Argumentation passt? Ich habe explizit ein Beispiel für Herkunft gegeben.

Schwach, echt schwach.

Aber ich beantworte Dir Deine Fragen gerne. Ja, es ist besser, von einem französischen Finanzinvestor übernommen zu werden, weil Frankreich zur EU gehört und damit einer einigermaßen vernünftigen Regulierung der Finanzmärkte unterliegt, inklusive Wettbewerbsbehörde und Klagemöglichkeit in einem gemeinsamen Markt.

Und seit Paulson Steinway übernommen hat ist die Qualität der Instrumente deutlich schlechter geworden, vor allem aber der Service.

HTH.
 
Mehrere deutsche Musikhochschulen die eigentlich seit Jahrzehnten fast ausschließlich Steinway angeschafft haben schauen sich seit wenigen Jahren vermehrt bei anderen Herstellern um ...
 
die arbeiten einfach weiter wie gehabt und interessieren sich nicht für die Eigentumsverhältnisse.
@Barratt
klingt nach spätantiker provinzrömischer Verhaltensweise (piepegal ob der Boss Syagrius, Chlodwig oder sonstwie heisst) ;-) ...wobei die Geschichte lehrt, dass die Eigentumsverhältnisse im Fall von häufigem Wechsel halt doch allerlei Ungemach bewirken können ;-)
 

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