Unterschiedliche Lerntypen im Musikunterricht

  • Ersteller des Themas méchant village
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wegen der Ähnlichkeit der beiden romanischen Sprachen entstehen. Noch leichter passiert es zwischen Italienisch und Spanisch.
Aus diesem Grund sollte man beim Neulernen nicht zwei sehr ähnliche Sachen parallel lernen. Während einer Übeeinheit am Klavier sollte man sich also lieber z.B. mit Mozart und Piazolla statt mit Mozart und Haydn beschäftigen, wenn man sich beides leichter merken möchte.

Dafür gibt es in der Lernpsychologie den griffigen Slogan "Ähnlich gelernt ist dämlich gelernt."
(Manchmal kommt man allerdings nicht drumrum.)
 
Ich möchte in dem Zusammenhang etwas anderes ansprechen. Klavierspielen ist ein hochkomplexer Vorgang. Hand-, Fingerkoordination, Noten lesen, Rhythmus, Tempo, Akzentuierung, Phrasierung, hören...
Bewusst steuern kann ich dabei immer nur EINE Sache.
Und wenn ich mich auf eine Sache konzentiere, gehen die anderen schief. Es sei denn, ich habe sie automatisiert. Erst wenn alles von selbst läuft, kann ich mich während des Spiels auf den letzten Schliff des Vortrags konzentrieren.

Ich kann mit "Lerntypen" nicht viel anfangen. Ich bin am Übungsziel, wenn ich das Spiel komplett automatisiert habe.
 
Die ganze kategoriale Psychologie gilt ja heute als mehr falsch als richtig und als überholt.
Das fing ja schon bei den alten Griechen an, über Kretschmers Typenlehre ( Sanguiniker, Melancholiker, etc), oder Riemanns Angsttypen. Natürlich sind beim (Klavier-) Lernen fast alle Sinne beteiligt, auditive, visuelle, haptische (lokomotorische), außer vielleicht Geschmacks, und Geruchssinn (olfaktorisch), wobei ich selbst den nicht in Abrede stellen möchte, wenn man eine bestimmte Musik mit einem konkreten Geruchserlebnis konditioniert hat ( Vielleicht Orgelspiel mit Weihrauch??) Letzteres war aber nicht allzu ernst gemeint. In der heutigen Lernforschung ist deutlich geworden, dass eine gezielte Bevorzugung eines bestimmten Sinns ( und der damit verbundenen Gehirnareale) KEINEN Vorteil hat gegenüber jenen einer Kontrollgruppe, die ...ja, die einfach sinnvoll lernen..Klavier üben..zum Beispiel. Das jeder für sich selbst sensibel ermitteln muss, welche Methoden und äußeren Umstände für das Lernen am besten sind, versteht sich dabei.
 
Trotzdem habe ich krasse Unterschiede bei meinen beiden Stieftöchterchen erlebt:

A: liest sich Sachen durch, behält die schnell. Kann ein Lied 20x hören und kennt mmer noch nicht den Text.
B: Kann sich auch nach mehrfachem Abmühen vom reinen Lesen keine Vokalben merken. Hört ein Stück ein- oder zweimal und hat den Text komplett im Kopp.

Ich bin mehr so ein Strukturierter oder so: Mir hat einmal einer die Regeln von Backgammon erklärt, danach konnte ich es (weitestgehend) fehlerfrei spielen, recht schnell mit brauchbarer Spielstärke.

Meine Eltern erzählten mir, dass mein Vater sich öfters mit einem Freund traf und Schach spielte. Einmal war eine Partie zuende, der Freund meines Vaters musste mal zur Porzellanabteilung. Ich setze mich vors Schachbrett, baute die Figuren auf, mein Vater machte den ersten Zug, ich den zweiten, das ging so ein paar Züge und dann wurde ich vom Schachbrett verbannt und durfte nicht mehr zuschauen. Meine Eltern hatten Angst, ich könnte "Spieler" werden. Ich war damals höchstens drei.

Grüße
Häretiker
 
Meine Eltern erzählten mir, dass mein Vater sich öfters mit einem Freund traf und Schach spielte. Einmal war eine Partie zuende, der Freund meines Vaters musste mal zur Porzellanabteilung. Ich setze mich vors Schachbrett, baute die Figuren auf, mein Vater machte den ersten Zug, ich den zweiten, das ging so ein paar Züge und dann wurde ich vom Schachbrett verbannt und durfte nicht mehr zuschauen. Meine Eltern hatten Angst, ich könnte "Spieler" werden. Ich war damals höchstens drei.

Mit 6 Jahren hatte ich das Vergnügen, zwei Wochen in einem Krankenhaus zu verbringen.
Da spielten einige Zimmergenossen auch Schach.
Wieder zu Hause, wollte mein Großvater (Hobby-Spieler) mir nicht glauben, daß ich die Figuren richtig setzen könne.
Ungefähr 30 Züge später wußte er es dann...:lol::lol::lol:
 
hochkomplexer Vorgang. Hand-, Fingerkoordination, ...
und das alles in einem Tempo, das eine bewußte Detailsteuerung der einzelnen Muskeln nicht zuläßt. Es läuft daruf hinaus, daß man nur noch abgespeicherte "Programmblöcke" mit ein paar Parametern (z.B. Triller auf Tasten xy) bewußt ansteuern kann, den Rest muß dann der dem Bewußtsein verborgen bleibende Teil des Hirns / Rückenmarks übernehmen.
 
und das alles in einem Tempo, das eine bewußte Detailsteuerung der einzelnen Muskeln nicht zuläßt. Es läuft daruf hinaus, daß man nur noch abgespeicherte "Programmblöcke" mit ein paar Parametern (z.B. Triller auf Tasten xy) bewußt ansteuern kann, den Rest muß dann der dem Bewußtsein verborgen bleibende Teil des Hirns / Rückenmarks übernehmen.
Das Paradoxe: Du hast Recht, und trotzdem kann und sollte man jeden Ton bewusst formen.
 
Ich möchte in dem Zusammenhang etwas anderes ansprechen. Klavierspielen ist ein hochkomplexer Vorgang. Hand-, Fingerkoordination, Noten lesen, Rhythmus, Tempo, Akzentuierung, Phrasierung, hören...
Bewusst steuern kann ich dabei immer nur EINE Sache.
Und wenn ich mich auf eine Sache konzentiere, gehen die anderen schief. Es sei denn, ich habe sie automatisiert. Erst wenn alles von selbst läuft, kann ich mich während des Spiels auf den letzten Schliff des Vortrags konzentrieren.

Ich kann mit "Lerntypen" nicht viel anfangen. Ich bin am Übungsziel, wenn ich das Spiel komplett automatisiert habe.

@J. S. Schwach
@Stephan
Ich meinte wie es @Häretiker bei den Mädels beschreibt: von Mensch zu Mensch unterschiedliche Herangehensweise, wenn jemand etwas lernt. Offensichtlich ist - wie in der Fachliteratur öfter erwähnt - der Begriff „Lerntyp“ im Deutschen tatsächlich mißverständlich.
Es sollte nicht darum gehen bewußt eine Herangehensweise anderen vorzuziehen.
Ich glaube aber, nur wenige Glückliche können von vorneherein alle Sinne gleich stark einsetzen. Zu wissen, wo unsere Stärken und Schwächen beim Lernansatz sind, kann helfen, durch bewußtes Heranziehen der Stärken bewußt auszugleichen.
Und im Idealfall kommen wir dann zu dem kompletten „hochkomplexem Vorgang“ s. Zitat, nur jeder Lernende in anderer Reihenfolge.
Interessanterweise ist diese Reihenfolge eventuell beim Klavierlernen eine andere als bei anderen Lernprozessen.
 

den Rest muß dann der dem Bewußtsein verborgen bleibende Teil des Hirns / Rückenmarks übernehmen.
Das Paradoxe: Du hast Recht, und trotzdem kann und sollte man jeden Ton bewusst formen.

Gar nicht paradox. Das Bewusstsein hat erst dann die Kapazität frei, die es für die von Dir beschriebene "Einzelbehandlung" braucht. ;-)
 
@J. S. Schwach
@Stephan
Ich meinte wie es @Häretiker bei den Mädels beschreibt: von Mensch zu Mensch unterschiedliche Herangehensweise, wenn jemand etwas lernt. Offensichtlich ist - wie in der Fachliteratur öfter erwähnt - der Begriff „Lerntyp“ im Deutschen tatsächlich mißverständlich.
Es sollte nicht darum gehen bewußt eine Herangehensweise anderen vorzuziehen.
Ich glaube aber, nur wenige Glückliche können von vorneherein alle Sinne gleich stark einsetzen. Zu wissen, wo unsere Stärken und Schwächen beim Lernansatz sind, kann helfen, durch bewußtes Heranziehen der Stärken bewußt auszugleichen.
Und im Idealfall kommen wir dann zu dem kompletten „hochkomplexem Vorgang“ s. Zitat, nur jeder Lernende in anderer Reihenfolge.
Interessanterweise ist diese Reihenfolge eventuell beim Klavierlernen eine andere als bei anderen Lernprozessen.
Exakt so ist es. Wie stark sich das Erlernen eines Klavierwerks vom Verinnerlichen von Sachinhalten unterscheidet, sehe ich selbst zum Beispiel darin, das ich Inhalte von Fachbüchern, die mir wichtig sind, in eigenen Worten als Kurzschrift verfasse ( Excerpt). Das aber bringt für eine Beethoven-Sonate gar nichts, maximal, wenn man einen Notentext auswendig lernen möchte. Das aber qualifiziert nicht zum Spiel, geschweige denn zu einer guten Interpretation. ( "Schreib-Lern-Typ"...)
Noch mehr experimentieren könnten wohl viele Spieler, mich eingeschlossen, mit dem "mentalen Üben", wo man den Notentext liest, sich dabei Klang und Griffbilder möglichst plastisch vorstellt, also versucht zu visualisieren. Das aber setzt natürlich voraus, dass dieses Werk schon verinnerlicht war, und bezieht sich dabei dann schwerpunktmäßig auf Repertoirepflege.
Nur bei anspruchsloseren Werken würde ich diese Methode bei Neuliteratur verwenden.
 
Das sehe ich 100% wie Chiarina. Das Kind wird gerade besonders auf sein Defizit hingewiesen, wenn der Lehrer zunächst auch die auditive Lernfähigkeit ansprechen will (was ich im Musikunterricht naheliegend finde, daß man das tut).
Wird vorher die Lage geklärt, kann der Pädagoge sensibel damit umgehen und die auditive Schulung besonders behutsam vornehmen. So fühlt sich der Schüler eher gestärkt als geschwächt.
 
In den letzten Wochen habe ich gemerkt, an welcher Stelle die visuelle Seite eine ganz wichtige Rolle für mich beim Klavierspielen einnimmt:
Wenn ich Töne von einer Hand in die andere Hand übernehmen muss (wegen meiner recht kleinen Hände), muss ich sie mir auch im dementsprechenden Schlüssel in die Noten malen.
Okay, ein oder zwei Noten habe ich vielleicht auch so im Kopf, aber sobald es mehr werden, geht ohne Reinschreiben nichts mehr.
 
Das geht mir aehnlich, wegen meiner Arthrose kann ich meine rechte Hand nicht weit genug speizen und muss deshalb oft Noten mit der linken Hand spielen. Wenn ich sie mir dann nicht umschreibe, habe ich vor allem Probleme bei Stücken, die ich länger nicht gespielt habe.
 
Auch wenn ihr euch einfach eine "Trennlinie" über die entsprechenden Noten die mit in die linke Hand sollen zieht?
 
Bei einfachen Stücken geht das, aber je schwieriger das Stück umso mehr macht das Umschreiben Sinn.
 
Auch wenn ihr euch einfach eine "Trennlinie" über die entsprechenden Noten die mit in die linke Hand sollen zieht?

Wie gesagt, bei ein bis zwei Noten sind kein Problem.
Aber aktuell habe ich eine ganze Reihe an Noten, die in die linke Hand müssen, die wiederum dann Akkorde dreier Töne spielt, die für mich visuell gut zu erfassen sind und "Pattern" bilden.
 
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