Kommunikation im Klavierunterricht

Und? Der Spruch musste wegen der Beschränkung der Zeichenzahl in der Signatur gekürzt werden.
 
Ich muss jetzt noch mal blöd fragen. Wenn ich nach so einem kleinen Teilerfolg sage "ja, richtig! Jetzt hat es geklappt, hast du gemerkt?" Ist das dann schon ein Lob, oder noch nicht? Und wenn ich noch "gut gemacht" dazu sage? Wenn ich das erste mit der entsprechenden Geste sage, schließt es das zweite ja automatisch mit ein und dürfte auch dieselbe Freude über ein Erfolgserlebnis auslösen.
@chiarina was sagst du dazu?
 
Ich muss jetzt noch mal blöd fragen. Wenn ich nach so einem kleinen Teilerfolg sage "ja, richtig! Jetzt hat es geklappt, hast du gemerkt?" Ist das dann schon ein Lob, oder noch nicht? Und wenn ich noch "gut gemacht" dazu sage? Wenn ich das erste mit der entsprechenden Geste sage, schließt es das zweite ja automatisch mit ein und dürfte auch dieselbe Freude über ein Erfolgserlebnis auslösen.

Liebe Blüte,

mit der Kommunikation ist es wie mit dem Klavierspielen: als Klavierlehrer versuchen wir, die Wahrnehmung unserer Schüler zu verbessern, sowohl auditiv wie auch körperlich. Wir erweitern auch das musikalische Wissen unserer Schüler, aber ohne eine möglichst feinfühlige und differenzierte Wahrnehmung können wir auch nicht feinfühlig und differenziert Klavier spielen.

Wir setzen also dort an und ermuntern dann unsere Schüler zu einer persönlichen Interpretation des Stücks, das sie gerade spielen. Wir arbeiten natürlich zusammen am Stück, aber wir lassen Freiraum, der für das Musizieren extrem wichtig ist. Wir sind keine Computer, sondern brauchen Freiraum und Kreativität, um unseren eigenen Weg zu finden, der aber nicht beliebig ist.

Genauso ist es mit der Kommunikation. Wie @frosch schon sagte, ist jeder anders und jeder wird einen eigenen Kommunikationsstil entwickeln. Dabei versucht man als erstes, seine Wahrnehmung zu steigern. In Bezug auf das Lob also bewusst wahrzunehmen, wie man, warum man und was man lobt. Seine Motive zu hinterfragen, die Reaktion des Schülers wahrzunehmen.

Das vermittelte Wissen, in diesem Fall Forschungsergebnisse über das Loben sowie das Gordon-Modell u.a. hilft dabei, Kommunikationsprozesse verstehen zu lernen und die eigene Wahrnehmung erneut zu vertiefen.

Wie die individuelle Kommunikation nun aber genau aussieht und klingt, ist genauso vielfältig, wie es Menschen gibt. Bei der Interpretation eines Klavierstücks gibt es unendlich viele Möglichkeiten, bei der Kommunikation auch. Wie bei der Interpretation gibt es aber auch Falsches.

Wir haben hier Lob als etwas definiert, was eine manipulative Absicht hat: das Lob wird ausgesprochen, um jemand anderen zu etwas zu bringen. Man will ein Verhalten in erster Linie positiv durch das Lob verstärken. Nicht die gemeinsame Freude über etwas Gelungenes, sondern eine erwünschte Verhaltensänderung steht im Vordergrund!

Ein solches Lob betrachte ich als falsch (und nicht nur ich).

Ich kann leider nicht sagen, ob das Beispiel von dir in Ordnung ist. Es kann in Ordnung sein und kann es auch nicht. Es kommt auf die Situation, die Körpersprache und den Tonfall an. Ich persönlich würde das "Gut gemacht" weglassen. Deine Anerkennung und Freude geht bei angemessenem Tonfall und Körpersprache, wovon ich klar ausgehe, ja schon aus dem ersten Satz hervor. Den empfinde ich keineswegs als Lob, sondern ihr richtet eure Aufmerksamkeit auf etwas Drittes, den Klang, das Stück (s. hasenbeins Beitrag hier). Natürlich muss ein Lehrer Feedback geben.

Reicht dir das?

In meinem klavierpädagogischen Studium hieß es jedenfalls damals immer wieder jeden Teilerfolg des Schülers zu loben. Das Zitat, "jeden Teilerfolg loben" stammt ja nicht von mir, ist also nicht nur meine Meinung, oder dass ich es erfunden hätte.

Und ich in meinen Unterrichten auch die (professionelle) Kritik bekam, bei kleineren Kindern mehr zu loben.

Das waren halt auch alte Zeiten, in denen man dachte, dass bei einem Lob nur was Gutes rauskommen kann. Das ist mittlerweile widerlegt. Zur Erinnerung:

https://www.clavio.de/threads/kommunikation-im-klavierunterricht.24730/page-3#post-607744

https://www.clavio.de/threads/kommunikation-im-klavierunterricht.24730/page-4#post-607933

und der oben schon zitierte link von hasenbeins Beitrag.

Das, was du sagst, müsste dann ja auch für Kindergärten und Grundschulen gelten - es ist aber bei aller Liebe völlig unmöglich, gerecht zu loben. Schon das Fehlen eines Lobes kann als Tadel aufgefasst werden - warum muss man ein Kind loben, wenn Interesse, Aufmerksamkeit, Anteilnahme doch viel mehr wiegt und wesentlich mehr Anerkennung vermittelt. Als Lehrer ist man doch kein Holzklotz, wenn man nicht lobt! Ehrliche und authentische Freude über einen Fortschritt u.v.a. ist doch viel mehr wert.

All das, was bisher in diesem Faden geschrieben wurde, ist keine Kuschelpädagogik. Es wirkt offensichtlich auf manche so, sorgt aber für erheblich größere Klarheit im Umgang mit Menschen. Wir reden oft in "Codes" - hinter unseren Formulierungen verbergen sich oft Bedürfnisse, die wir manchmal selbst nicht kennen und die wir ungern mitteilen. Wer spricht schon gern über seine Gefühle. Aber daher gibt es auch die ewig bekannten Kräche über Zahnpastatuben u.v.a. - Loriot hat seine wunderbare Kunst genau darauf aufgebaut.

Es lohnt sich, sich mit der Wirkung der Worte auf andere Menschen und sich selbst zu beschäftigen. Besonders dann, wenn man viel mit anderen Menschen zu tun hat und ihnen sogar etwas beibringen will.

Last but not least:

Man sollte eine Klavierstunde aber nicht mit Psychotherapie verwechseln.

Schüler:
"wie lange dauert eigentlich eine Sechzehntel?"
Lehrer: "ich nehme wahr, daß du dich mit der Dauer von Sechzehnteln befasst. Ein drängendes Problem, das dich so sehr umtreibt, daß du es im Klavierunterricht ansprechen möchtest... was macht das mit dir?"

Liebste Leberwurst, leider ist das kein aktives Zuhören, weder inhaltlich noch der Situation angemessen. :lol:Aber ich bin ganz sicher: DU SCHAFFST DAS! :super:Du bist intelligent und redegewandt, deine Beträge haben Potential und du hast das bis jetzt wirklich gut gemacht! Wirklich sehr, sehr gut! :super::ballon::drink::blume:

Weiter so! (@alle: das war ein motivierendes Lob, das sicher eine überwältigende Wirkung erzielen wird! :idee:)


Liebe Grüße

chiarina
 
Wieso fällt dir das jetzt grade ein. Die Signatur hab ich schon so lange, dass es schon gar nicht mehr wahr ist. Wahrscheinlich hat sie Goethe inzwischen selber wieder geändert.
 
Ehenkes (wer soll eigentlich wen oder was henken?)
Wenn ich "frei nach" schriebe, dann hätte ich exact 9 Zeichen weniger für den Text.
Wenn du ein Problem mit dem Wahrheitsgehalt oder Ähnlichem hast, dann empfehle ich dir andere User, da wirst du wirklich fündig. Oder brauchst du nur ein Opfer zum Abreagieren?
 

Ja eben. Danke dass Du noch mal den Beitrag zitiert hast, in dem ich den Unterschied im Unterricht zwischen Tieren/Kindern und Erwachsenen und die Rolle des "Lobes" dabei dargelegt habe.


Ich glaube, dass das Kleinkinder im Klavierunterricht auch sehr motiviert. Diese Kinder üben dann auch zuhause oft mehr, weil sie vom Klavierlehrer für ihre Erfolge großen Lob bekommen haben, und kommen gerne in die Klavierstunde, anstatt zu einem Lehrer, der nur sagt: "Das war richtig" oder keinerlei Freude zeigen, wenn der Schüler etwas richtig gut gemacht hat.
"jeden Teilerfolg loben" stammt ja nicht von mir, ist also nicht nur meine Meinung, oder dass ich es erfunden hätte.
Und ich in meinen Unterrichten auch die (professionelle) Kritik bekam, bei kleineren Kindern mehr zu loben.

Hier wird es noch einmal ausführlich am Beispiel "kleine Kinder" dargelegt. Theoretisch könnte man das Spiel mit dem Lob bei Kindern/Tieren sogar bis zum Clickertraining treiben. Dabei wird mit einer Spielart des Pawlowschen Reflexes gearbeitet, um bereits während eines Bewegungsablaufs seine Richtigkeit zu loben bzw. zu belohnen (das Lob ist ein Äquivalent zur Belohnung).

Bevor das "Alter der Vernunft" erreicht ist (bei manchen früh, bei manchen nie einsetzend), muss mit Lob gearbeitet werden. Die Handlung wird zunächst um des Lobes willen ausgeführt.

In einem reiferen Entwicklungsstadium ist die erfolgreich ausgeführte Handlung selbstreferenziell, also das Gelingen ist das Ziel. Man muss dafür aber ein intrinsisches Motiv für das Gelingen der Handlung haben, also mindestens den Sinn verstehen und wollen.
 

Tja, wenn @Peter ein Arschloch für etwas positives hält ist es wirklich schwierig, die Begriffe zu trennen.
;-):dizzy:

Wie auch immer man es nennt: Wichtig ist doch, dass dem Schüler vermittelt wird, dass es Fortschritte gibt, dass etwas besonders gut gelaufen ist, gut phrasiert bzw. etwas verstanden wurde etc.

Die Rückmeldungen meines Ex-KL habe ich eher nonverbal wahrgenommen, denn in dieser Hinsicht war er kein Mann der großen Worte. Aber gerade deshalb war seine Anerkennung meiner Fortschritte immer authentisch.
 
Ja eben. Danke dass Du noch mal den Beitrag zitiert hast, in dem ich den Unterschied im Unterricht zwischen Tieren/Kindern und Erwachsenen und die Rolle des "Lobes" dabei dargelegt habe.

Hier wird es noch einmal ausführlich am Beispiel "kleine Kinder" dargelegt. Theoretisch könnte man das Spiel mit dem Lob bei Kindern/Tieren sogar bis zum Clickertraining treiben. Dabei wird mit einer Spielart des Pawlowschen Reflexes gearbeitet, um bereits während eines Bewegungsablaufs seine Richtigkeit zu loben bzw. zu belohnen (das Lob ist ein Äquivalent zur Belohnung).

Bevor das "Alter der Vernunft" erreicht ist (bei manchen früh, bei manchen nie einsetzend), muss mit Lob gearbeitet werden. Die Handlung wird zunächst um des Lobes willen ausgeführt.

In einem reiferen Entwicklungsstadium ist die erfolgreich ausgeführte Handlung selbstreferenziell, also das Gelingen ist das Ziel. Man muss dafür aber ein intrinsisches Motiv für das Gelingen der Handlung haben, also mindestens den Sinn verstehen und wollen.

Mich stört gewaltig dass kleine Kinder und Tiere gleich gesetzt werden.
Kinder sind kleine Menschen, deren Erfahrungshorizont noch beschränkt ist, denen aber genauso ernst und respektvoll begegnet werden muss wie allen anderen Menschen! Kinder kann (darf!) man nicht mit Klickertraining abrichten.

Auch kleine Kinder erfassen ein übertriebenes Lob, gerade Kinder brauchen eigentlich kein Lob weil der Antrieb von Kindern durch die Erfahrung: *Das hab ich alleine geschafft!* kommt. Mitfreuen über einen Erfolg freut die Kinder mehr als falsches Lob.

Was das Loben/Tadeln betrifft bin ich derselben Überzeugung wie @chiaraina, und das im täglichen Leben im Umgang mit jedem.
 
Tja, wenn @Peter ein Arschloch für etwas positives hält ist es wirklich schwierig, die Begriffe zu trennen.
Finde die Wortklauberei auch etwas übertrieben. Lob, Anerkennung...beides kann man richtig oder falsch kommunizieren. In meinem "Fallbeispiel" bekam ich das größte Lob / die größte Anerkennung (es macht manchmal wirklich keinen Unterschied) in Form eines riesigen Anschisses. Authentisch und ehrlich muss es kommuniziert werden.

Wir haben hier Lob als etwas definiert, was eine manipulative Absicht hat: das Lob wird ausgesprochen, um jemand anderen zu etwas zu bringen. Man will ein Verhalten in erster Linie positiv durch das Lob verstärken. Nicht die gemeinsame Freude über etwas Gelungenes, sondern eine erwünschte Verhaltensänderung steht im Vordergrund!

Ein solches Lob betrachte ich als falsch (und nicht nur ich).
Jetzt muss ich auch noch mal blöd nachfragen:

Ist es nicht ein großer Bestandteil der Pädagogik, zu manipulieren? Soll und muss das Verhalten eines Schülers gerade in der Kunst nicht verändert werden?
 
Ist es nicht ein großer Bestandteil der Pädagogik, zu manipulieren? Soll und muss das Verhalten eines Schülers gerade in der Kunst nicht verändert werden?

Die Pädagogen würden aufjaulen und die Mistgabeln anspitzen. :lol: Was genau sie machen, lässt sich unter Verzicht auf Metaphysik nicht formulieren. Meine beste Freundin ist Dozentin an der Uni MZ im FB Pädagogik. (Vermutlich) Deshalb forscht sie im griffigeren Bereich Erwachsenenpädagogik. Da müssen vor allem blockierende Selbstkonzepte überwunden werden; bei Erwachsenen gibt es bereits solide Appellationsebenen des Bewusstseins. Jedenfalls bei denen, die sich im erwachsenen Alter noch weiterbilden. ;-)

De facto ist es selbstverständlich eine Manipulation. Auch die sokratische Methode ist eine "Manipulation". Dieser Begriff hat heutzutage leider eine negative Assoziation.
 
Liebste Leberwurst, leider ist das kein aktives Zuhören
Ah..., hattest du es nicht so beschrieben? Man spiegelt die Aussage des Delinquenten und wirft ihn so auf sich selbst zurück. Bitte mach mir ein besseres Beispiel. Bisher hast du ja ausschließlich mitgeteilt, was aktives Zuhören nicht ist. Sicherlich verstehst du, daß mich diese Negationskultur sehr traurig macht (Ich-Botschaft!).

Aber ich bin ganz sicher: DU SCHAFFST DAS! :super:Du bist intelligent und redegewandt, deine Beträge haben Potential und du hast das bis jetzt wirklich gut gemacht! Wirklich sehr, sehr gut
Mein Eigenlob ist besser. Mehr hast du nicht anzubieten?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Lob ist natürlich nicht die einzige Quelle, um Schüler dazu zu bewegen zuhause mehr zu üben, sprich sie zu motivieren und dass sie gerne in die Klavierstunde gehen. Da sind natürlich andere Faktoren viel dominanter: Stückauswahl, 4 händige Stücke spielen, Vorspiele organsieren, wo Kinder vor Eltern ihr Können zeigen können, zur Adventszeit Weihnachtslieder spielen lassen, und vieles mehr. Ich möchte jetzt nicht vom Thema abweichen, wie ich Schüler motiviere, da es hier ja um Lob geht.

Lob tut den Schülern nun mal unheimlich gut, meiner Meinung nach, und gibt dem Schüler das Gefühl "ich bin gut", "ich kann was", vorallem wen er es von seinem Klavierlehrer bestätigt bekommt, nachdem er etwas außerordentliches geleistet hat.
 
@Leberwurst: aktives Stänkern, so empfinde ich Deine Beiträge
 
???
Da musst du mich wohl aktiv missverstanden haben.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

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