Kommunikation im Klavierunterricht

und in unserer heutigen Kuschelgesellschaft lernen die Kleinen das Leben immer weniger aus eigener Erfahrung.
Wie sollen sie mit der immer stärkeren Verbreitung von Induktionsherden denn bloß den Unterschied zwischen "heiß" und "hoppla, aber mal richtig heiß" lernen?
:-D
 
in unserer heutigen Kuschelgesellschaft lernen die Kleinen das Leben immer weniger aus eigener Erfahrung
Dafür haben sie Youtube-Flimchen um anderen beim Leben zuzusehen.

Mich wundert das fertige Spielzeug. Lego oder Matador war in meiner Kindheit über Jahre interessant zum Spielen, Man konnte aus den Teilen verschiedenste Dinge bauen. Bei den aktuellen sehe ich eine Anleitung für ein, zwei Modelle. Meist ist man nach einem fertig und das 3D-Puzzle steht als Staubfänger im Regal.
 
Liebe Blüte,

das Thema Lob und Tadel ist zu umfassend, um hier behandelt zu werden, daher nur ein paar Überlegungen:

Wenn du möchtest, richte deine Wahrnehmung auf die Hintergründe, wenn du lobst. Warum lobst du? Wie lobst du? Was lobst du? Was ist deine Absicht, die hinter dem Lob steht?

Willst du den Schüler motivieren? Willst du ihn in eine bestimmte Richtung lenken? Möchtest du ihm Feedback geben? Freust du dich gerade sehr mit ihm, wenn er "eine Nuss geknackt" hat oder etwas war besonders schön?

Ein Lob ist immer ein positives Urteil über ein Verhalten oder eine Person. Es besteht dabei immer eine Hierarchie vom Lobenden zum Gelobten: "Nur der Herr lobt seinen Knecht" heißt es in einem Sprichwort. Umgekehrt wird es schwierig.

Nun kann man im Klavierunterricht sagen, dass ja tatsächlich eine Hierarchie besteht. Und zwar im Hinblick auf das Wissen um das Klavierspiel. Aber nicht im Hinblick auf die Stellung. Der Klavierschüler ist kein Untergebener. Wie viel man lobt, sagt also durchaus etwas über die Beziehung von Lehrer und Schüler bzw. über die Vorstellungen des Lehrers darüber aus.

Die "Schwarze Pädagogik" hat sehr mit Lob und Tadel unterrichtet, beides massiv verstärkend und manipulativ zur Verfolgung der eigenen Zwecke eingesetzt. Eine Lehrer-Schüler-Beziehung, in der beide als Team zusammenarbeiten und die von Wertschätzung geprägt ist, gab es damals (in der Regel) nicht.

Warum sollte man nun nicht loben, wenn Lob doch, wie viele denken, ein so probates Mittel zur Verstärkung positiver Eigenschaften ist?

Weil es das eben oft nicht ist!

In den letzten Jahren sind viele Studien zu diesem Thema gemacht worden und die Forschungsergebnisse gehen dahin, dass es leider nicht so ist, das ein Lob rein geschoben wird und am anderen Ende was Gutes rauskommt.

Diese Ergebnisse werden oft die "paradoxen Wirkungen von Lob und Tadel" genannt. Auch Tadel ist keineswegs nur negativ zu sehen, sondern kann bisweilen positiver wirken als Lob. Beides sind zwei Seiten der gleichen Medaille, die darin besteht, eine andere Person oder ihr Verhalten zu beurteilen und sie zu etwas zu bringen. Es steckt also immer eine Absicht dahinter, oft eine erzieherische.

Paradoxe Wirkungsweisen haben ihre Ursachen z.B. darin:

a) wenn der Gelobte (ich nenne ihn mal Schüler) seine Leistung anders sieht als der Lobende, ist das Lob schädlich. Wenn also ein Lob kommt, obwohl der Schüler seine Leistung ganz normal findet, vielleicht sogar unzufrieden ist, schädigt der Lobende (ich nenne ihn mal Lehrer) seine eigene Position. Wenn sowas öfter vorkommt, nimmt der Schüler das Lob des Lehrers und dann den Lehrer selbst nicht mehr ernst und das kann sogar nachhaltig die Beziehung schädigen.

Der Klassiker: Schüler hat nicht geübt, Lehrer sagt "Oh, das klappt ja schon viel besser als beim letzten Mal". Oder: Kindergartenkind malt Bild, Erzieher ist (aus pädagogischen Gründen) völlig verzückt und sagt "Ach, wie toll ...!" Das Kind findet aber, dass die Ohren noch nicht schön sind und der Mund zu groß und die Hände zu plump... .

Ein Lob kann bevormundend und beschämend wirken. Anstatt zu fragen, wie denn das Kind das Bild findet und mit dem Kind über das Bild in eine Beziehung zu treten, wird platt ein Lob drübergestülpt und stopft dem Kind das Maul. Es sollte motivieren, tut aber genau das Gegenteil. Das Kind wird behandelt wie jemand, der ein Lob nötig hat und das tut dem Selbstbewusstsein nicht gut.

b) Je mehr jemand dafür belohnt wird (ein Lob ist eine Belohnung), etwas zu tun, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er das Interesse an dem, was er tun musste, um die Belohnung zu bekommen, verliert. Das hört sich paradox an, liegt aber daran, dass die extrinsische Motivation die so wichtige intrinsische Motivation überlagert. Das Interesse am Inhalt geht zurück, das Interesse an der Belohnung wird geweckt. Im schlimmsten Fall werden die Gelobten abhängig von Belohnungen und Lob.

c) Lob zeugt wie andere Belohnungen gewöhnlich davon, dass der Blick auf das Verhalten gerichtet wird anstatt auf die Motive dahinter. Es gibt ganz unterschiedliche Motive, warum Kinder sich so oder so verhalten. Ein oft erwähntes Beispiel ist das perfekte Verhalten sog. gut erzogener Kinder, sobald sie unter der Beobachtung Erwachsener stehen, die sich aber, sobald die Beobachtung weg ist, ganz anders benehmen.

d) Der Lobende muss sein Lob gerecht und aufmerksam verteilen. Wenn er zu viele Fehler macht - und es ist im Alltag kaum möglich, keine Fehler zu machen -, verliert das Lob und auch der Lobende selbst seine Wirkung.

Wenn ein Schüler viel geübt hat, aber aus irgendwelchen Gründen Fehler gemacht hat beim Üben und er bekommt kein Lob für seine große Anstrengung, wird er frustriert sein. Wenn er beim nächsten Mal viel Lob bekommt für wenig Anstrengung, fragt er sich, was hier eigentlich los ist und fühlt sich nicht ernst- und wahrgenommen. Solche Fehler passieren ständig, ganz besonders in Schulklassen, wo mit Argusaugen darauf geschaut wird, wie der Lehrer auf die verschiedenen Schüler reagiert.

Ein Beispiel war z.B. in einem Kindergarten, wo Erzieher zwei Mädchen sehr dafür lobten, wie toll sie gerade die Sachen in die Schränke geräumt hatten. Sie wollten damit auch alle anderen Kinder motivieren, ihre Sachen in die Regale zu räumen. Ein Junge ist so wütend geworden, dass er alle Sachen aus den Regalen auf den Boden geschmissen hatte. Es klärte sich anschließend, dass übersehen worden war, dass er seine Sachen auch ordentlich in den Schrank geräumt hatte.

e) Ständiges Loben kann den Gelobten sehr unter Druck setzen. Denn es werden mit dem Lob hintergründig Erwartungen formuliert und das kann beim Gelobten eine Menge Bauschmerzen verursachen.

f) es gibt noch viel :D, z.B. https://www.umsetzungsberatung.de/psychologie/lob-und-tadel.php


Jetzt fragen wir uns natürlich, ja, was sollen wir denn nun machen? Feedback ist ja nun zum Lehren unerlässlich. Kann ich auch ein positives Feedback abgeben, dass nicht als Urteil von oben mit möglichen negativen Folgen aufgefasst wird?
Ja, juchhu, wir können! :-DNämlich dann, wenn wir in Beziehung treten mit dem Schüler und uns mit ihm freuen. Auch wenn wir uns überhaupt freuen! Wenn wir positive Ich-Botschaft fomulieren, die etwas über uns selbst ausssagt als über die Leistung des Schülers. "Ich freue mich sehr, dass du heute die Melodie so leuchtend und schön phrasiert spielst" ist besser als "du hast aber gut geübt".

Wenn unsere Körpersprache unsere Freude deutlich signalisiert, können wir sogar auf das "Ich" verzichten. Ein "wunderbar!" mit strahlendem Gesicht kann ein großes Geschenk an den Schüler sein. Es wirkt nicht von außen und oben herab, sondern von innen und mitempfunden.

Man sollte sich also immer fragen, ob man selbst ein Lob mit einem manipulativen Hintergedanken verwendet. Dann ist es nicht authentisch und das merken die Gelobten.

Liebe Grüße

chiarina
 
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Da muss man aber schon der Typ dafür sein, dass das authentisch rüber kommt, oder? Ich stelle mir gerade meinen Fahrschullerher vor wie er so was sagt... ich käme mir total verarscht vor. :lol:

Nun kann man im Klavierunterricht sagen, dass ja tatsächlich eine Hierarchie besteht. Und zwar im Hinblick auf das Wissen um das Klavierspiel. Aber nicht im Hinblick auf die Stellung.
Aha! Interessant! Das sehe ich z.B. komplett anders:
Das Wissen um die Sache ist ja die Stellung, die der Lehrer innehat. Er schaut zu Recht auf den Nichtwissenden herab, der Nichtwissende schaut zum Lehrer hoch. Da gibts für mich auch keine gemeinsame Augenhöhe oder "Team" oder "Partner". Das ist dann für mich wieder ein ganz anderer pädagogischer Krimskram, wo man natürlich auch viel (voneinander) lernen kann.

Vielleicht fehlt dir die notwendige Selbstdisziplin. Manche Schüler brauchen einfach eine starke Führung
Gut möglich! Kann aber auch anstatt fehlender Selbstdisziplin mit Konzentrationsschwäche zu tun haben (die wurde mir oft nachgesagt) oder einfach nur mit Dummheit. Mir muss man Dinge klipperklar und ohne Drumrum sagen, damit ich sie kapiere / mich darauf konzentriere.
Beispiel: Ein "das klingt total scheiße, phrasiere das mal so" .... "Nein!!! Mann, das ist Mozart! Sooooooooo!!!!!" kapiere ich besser als "Das Tempo ist schon gut, die Noten triffst Du auch alle sicher. Aber was wollte Mozart Deiner Meinung nach...bla...Versuche mal diese Stelle mehr zu phrasieren".... "ja schon besser aber da musste noch mehr so und so"... Letzteres muss ich für mich immer erst übersetzen in "das klingt total scheiße". :lol:
 
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Da muss man aber schon der Typ dafür sein, dass das authentisch rüber kommt, oder? Ich stelle mir gerade meinen Fahrschullerher vor wie er so was sagt... ich käme mir total verarscht vor. :lol:


Aha! Interessant! Das sehe ich z.B. komplett anders:
Das Wissen um die Sache ist ja die Stellung, die der Lehrer innehat. Er schaut zu Recht auf den Nichtwissenden herab, der Nichtwissende schaut zum Lehrer hoch. Da gibts für mich auch keine gemeinsame Augenhöhe oder "Team" oder "Partner". Das ist dann für mich wieder ein ganz anderer pädagogischer Krimskram, wo man natürlich auch viel (voneinander) lernen kann.


Gut möglich! Kann aber auch anstatt fehlender Selbstdisziplin mit Konzentrationsschwäche zu tun haben (die wurde mir oft nachgesagt) oder einfach nur mit Dummheit. Mir muss man Dinge klipperklar und ohne Drumrum sagen, damit ich sie kapiere / mich darauf konzentriere.
Beispiel: Ein "das klingt total scheiße, phrasiere das mal so" .... "Nein!!! Mann, das ist Mozart! Sooooooooo!!!!!" kapiere ich besser als "Das Tempo ist schon gut, die Noten triffst Du auch alle sicher. Aber was wollte Mozart Deiner Meinung nach...bla...Versuche mal diese Stelle mehr zu phrasieren".... "ja schon besser aber da musste noch mehr so und so"... Letzteres muss ich für mich immer erst umsetzen in "das klingt total scheiße". :lol:

Peter,
@hasenbein, dem manchmal für etwas zu harte Formulierungen kritisiert wird, wäre also als Online-Lehrer der perfekte Lehrer für dich, oder? ;-)
(Bei persönlicher Begegnung ist er ja nach eigenen Angaben sehr umgänglich und das wäre ja am Ende doch zu soft für dich.)

Scherz beiseite:
Jeder reagiert unterschiedlich sensibel auf härtere Kommunikation, bringt unterschiedliche Disziplin und Motivation mit. Da glaube ich auch, dass es eine Typ-Frage ist, bei wem man besser lernt. Dass Informationen auf allen vier Ebenen der Kommunikation möglichst klar rüberkommen und möglichst keine diesbezüglichen Kommunikationsstörungen entstehen, dürfte unabhängig vom Kommunikationsstil förderlich sein. Eine klare und sachliche Sprache ist da weniger anfällig für entsprechende Störungen.

Wer sich anschauen möchte, wie autoritärer Unterricht aussehen könnte, dem lege ich den an anderer Stelle schon genannten Film Whiplash nahe. https://de.wikipedia.org/wiki/Whiplash_(2014)
Dass der Lehrer in dem Film ein manipulativer Diktator ist, disqualifiziert ihn wohl als guten Lehrer. Nichts desto trotz wirft der Film die Frage auf, inwieweit eine gewisse Härte nicht doch förderlich ist, um beim Lernenden Potential freizusetzen, das ohne unangenehme Gefühle (Angst, Wut, Scham, etc.) möglicherweise ungenutzt bliebe, wozu in diesem Faden ja auch persönliche Beispiele geschildert wurden.

Da frage ich mich gerade, ob @Peter nicht eine tolle Autobiografie schreiben könnte mit seinen Erfahrungen beim Fahrlehrer, beim Tennisspielen, auf dem Bau... :-)
 
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Da frage ich mich gerade, ob @Peter nicht eine tolle Autobiografie schreiben könnte mit seinen Erfahrungen beim Fahrlehrer, beim Tennisspielen, auf dem Bau...
Ja, genau. Titel: "Die Welt, als sie noch männlich-herb und in Ordnung war". Ich habe ein Original da, aus dem man in diesem Buch sicher einiges zitieren könnte: "Katechismus der Preuß. Volksschulgesetzgebung ...", Essen & Leipzig, 1887.
Bummelnde Klavierschüler würden da dem KL polizeilich zugeführt. :party:
Ganz wichtig: Frage 66: "Wie weit reicht das Züchtigunsrecht der Lehrer?" :teufel:
Antwort: "Die Schulzucht darf niemals bis zu Mißhandlungen, welche der Gesundheit ... schädlich werden könnten, ausgedehnt werden. ... Das Werkzeug der Züchtigung - am geeignetsten ein dünner, biegsamer Stock ..." usw.

Leute, die Zeiten sind vorbei. :herz::ballon:
 
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Ich glaube, ich verwechsle Lob mit Anerkennung. Ein "wunderbar" ist für mich ein Lob. Gleichzeitig höre ich eine Ellipse: "Wunderbar gespielt" = "Du hast das wunderbar gespielt". Darüber freue ich mich.
Ein "Du bist wunderbar" höre ich nicht zwingend als Lob, sondern als eine positive Zuneigungsbekundung oder Bewunderung oder Wertschätzung.
Ich bin jetzt verwirrt. Vielleicht lobe ich ja auch überhaupt nicht :lol:
 

Ich bin ja der felsenfesten Meinung, dass man menschliche und fachliche Qualitäten nicht trennen kann! :)
Liebste @chiarina , ich glaube schon dass man menschliche und fachliche Qualitäten trennen kann.
Gebe dir ein Bsp.: Du hörst irgendwo einen Vortrag über ein Thema von einer unbekannten Person. Die Person hält einen Megavortrag du bist begeistert und lernst viel dabei. Später nach dem Vortrag erfährst du was dieser Mensch alles schlimmes getan hat. Klare Trennung menschlich und fachlich.

Was du vielleicht meinst ist, dass ein guter Lehrer fachliche und menschliche Kompetenzen haben soll und das ist sicher richtig.

Was das Sado-Maso-Beispiel angeht: da entstehen ja durch die Misshandlung positive Emotionen.
Oh da scheint sich jemand aber auszukennen !?:coolguy:

Es gibt einen interessanten Musikfilm "WHIPLASH" von einem Dirigenten und einem Schlagzeuger wo das thematisiert wird, dass ein Lehrer (bzw. Dirigent) seine Schüler an ihre Grenzen ihrer Belastung und Leistung bringt. Wurde mit 3 Oskars ausgezeichnet ...
 
Fachlich und menschlich zu trennen ist ganz leicht, wenn man sich Künstler der NS-Zeit anschaut. Aber selbst da: Vermutlich waren viele Nazis im persönlichen, zwischenmenschlichen Umgang sehr freundlich und hilfsbereit (...und dann ging er heim und spielte Beethoven). Es ist halt alles nicht so einfach, wie es sowieso noch nie war.
 
Lieber Peter,

Da muss man aber schon der Typ dafür sein, dass das authentisch rüber kommt, oder? Ich stelle mir gerade meinen Fahrschullerher vor wie er so was sagt... ich käme mir total verarscht vor. :lol:

1. Fahrschulunterricht lässt sich in den Anforderungen nicht mit Klavierunterricht vergleichen.
Es wäre auch völlig bescheuert, wenn du mit Augen groß wie Teetassen "wunderbar" flötest, wenn ich die Straße fege. :heilig:Ich habe mit "wunderbar" eine spontane positive Gefühlsäußerung beschrieben, die sich von einem gezielt und manipulativ eingesetzten Lob unterscheidet und der bei gesundem Menschenverstand des KL eine entsprechende Ursache zugrunde liegt.

Aha! Interessant! Das sehe ich z.B. komplett anders:
Das Wissen um die Sache ist ja die Stellung, die der Lehrer innehat. Er schaut zu Recht auf den Nichtwissenden herab, der Nichtwissende schaut zum Lehrer hoch. Da gibts für mich auch keine gemeinsame Augenhöhe oder "Team" oder "Partner".


2. Ich bin im Klavierunterricht klar für die Augenhöhe - aufschauend und abschauend kann man sich so schlecht erkennen. Wenn ich auf jemanden runtergucke, sehe ich nur den Scheitel. Sehr unbefriedigend!

Mir muss man Dinge klipperklar und ohne Drumrum sagen, damit ich sie kapiere / mich darauf konzentriere.
Beispiel: Ein "das klingt total scheiße, phrasiere das mal so" .... "Nein!!! Mann, das ist Mozart! Sooooooooo!!!!!" kapiere ich besser als "Das Tempo ist schon gut, die Noten triffst Du auch alle sicher. Aber was wollte Mozart Deiner Meinung nach...bla...Versuche mal diese Stelle mehr zu phrasieren".... "ja schon besser aber da musste noch mehr so und so"... Letzteres muss ich für mich immer erst übersetzen in "das klingt total scheiße". :lol:

3. Ehrlich, deinen Wunsch nach totaler Klarheit und schnörkelloser Sprache kann ich total gut verstehen! Ich finde Klarheit in der Kommunikation extrem wichtig. Ich bin aber absolut überzeugt, dass das auch ohne Brüllen, "Idiot" und "Scheiße" geht. Mich stört, dass du als Gegenbeispiel zumindest in diesem Faden immer Beispiele bringst, die total unklar sind. Als wäre als Gegenpol zu "Scheiße" nur Unklarheit möglich.

Wenn ich mit dir an der Phrasierung arbeiten würde, würde ich dich auffordern, dir genau zuzuhören. Ich würde dich ggf. fragen, ob das, was du hörst, deiner Intention entspricht. Wo du hinspielen, wie du die Phrase gestalten willst u.ä.. Fragen stelle ich viele - ich kaue dem Schüler ungern etwas vor, was er meiner Meinung selbst herausfinden kann. Wer das nicht will, ist bei mir falsch.

Vermutlich würde ich meinen Lehrer sofort wegen geistiger Umnachtung verlassen.

Es sollte eigentlich klar sein, dass das ein Beispiel war, das natürlich nicht jedem gefallen kann. Es kommt immer auf die Unterrichtssituation an. Das Beispiel zeigte, dass man ein positives Feedback als Ich-Botschaft formulieren kann, mit dem man vorwiegend über sich spricht und kein Urteil über den Schüler abgibt. In einer Unterrichtssituation mit dir würde ich das sicher niemals sagen! :heilig::-D

@lexel: was die menschlichen und fachlichen Qualitäten eines KL betrifft, habe ich den Satz im nächsten Beitrag ausführlich begründet. :)

Liebe Grüße

chiarina
 
Mein LKW-Fahrlehrer war ausgesprochen nett und ich habe damals die Prüfung auch auf Anhieb bestanden.
Das beweist recht wenig.

Allerdings ist Lasterfahren bei allem Spaß, das es macht, nicht einmal halb so emotional wie Musik- oder Instrumentalunterricht. Der Vergleich kann meiner Meinung nach nur hinken.
 
Meine Fahrschullehrerin war ausgesprochen nett.
Und ich habe die Prüfung beim ersten mal bestanden,
wobei das eine mit dem anderen wenig zu tun hat.

Eigentlich kann ich mich an keinen Lehrer erinnern, der mich nicht höflich behandelt hätte. In der Lehrzeit, der Meister tat anfänglich so als wolle er eine Ausnahme bilden aber das bekamen wir schnell in den Griff.

Abgesehen davon war oder bin ich jedem dankbar, der mir etwas gelernt hat.
 
@chiarina
Um jemanden etwas bei zu bringen braucht man nicht notwendigerweise eine persönliche Beziehung zum Schüler.
Gebe dir wieder ein Bsp.: Habe hier im Chat (und natürlich auch andere) von einigen schon etwas gelernt und für mich mitgenommen. Dafür brauche ich keine persönliche Beziehung. Natürlich schadet das nicht, aber es ist nicht notwendig um zu lernen. Oft lernt man sogar mehr, wenn jemand widerspricht und genauer hinterfragt.

Was noch wenig angesprochen wurde in diesem Thema ist, dass das Lernen und Lehren wohl auch vom Schüler Typus abhängen muss. Der eine braucht die Peitsche (@chiarina bitte bildlich gesprochen :coolguy:) und der andere braucht viel Zuwendung. Wie soll man sagen, der Charakter des Schülers ist unterschiedlich. Der eine wird durch Anschiss zu Höchstleistungen motiviert, der andere hört sofort auf zu spielen.
Ein guter Lehrer erkennt das und reagiert entsprechend (natürlich alles ohne Gewalt) und adaptiert seinen Stil je nach Schüler. Das ist der wäre Könner. Ein Universalstil kann gar nicht optimal sein.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
@chiarina
Um jemanden etwas bei zu bringen braucht man nicht notwendigerweise eine persönliche Beziehung zum Schüler.
Gebe dir wieder ein Bsp.: Habe hier im Chat (und natürlich auch andere) von einigen schon etwas gelernt und für mich mitgenommen. Dafür brauche ich keine persönliche Beziehung. Natürlich schadet das nicht, aber es ist nicht notwendig um zu lernen. Oft lernt man sogar mehr, wenn jemand widerspricht und genauer hinterfragt.

Lieber lexel,

in diesem Beitrag schreibe ich ausdrücklich, dass es mir um Klavierunterricht und um Lehrer geht. Also um das Lehren!

Lernen kann man natürlich ohne persönliche Beziehung zu einem Menschen! Du kannst auch mit Hilfe von Büchern lernen oder indem man seinen eigenen Grips anstrengt.... .

Im Klavierunterricht mit Instrument, Raum, Lehrer, Schüler gibt es allerdings immer eine Beziehung, ganz nach Watzlawick "man kann nicht nicht kommunizieren". Wie die Beziehung aussieht, ist natürlich völlig unterschiedlich. Aber es gibt sie.

Was noch wenig angesprochen wurde in diesem Thema ist, dass das Lernen und Lehren wohl auch vom Schüler Typus abhängen muss. Der eine braucht die Peitsche (@chiarina bitte bildlich gesprochen :coolguy:) und der andere braucht viel Zuwendung. Wie soll man sagen, der Charakter des Schülers ist unterschiedlich. Der eine wird durch Anschiss zu Höchstleistungen motiviert, der andere hört sofort auf zu spielen.
Ein guter Lehrer erkennt das und reagiert entsprechend (natürlich alles ohne Gewalt) und adaptiert seinen Stil je nach Schüler. Das ist der wäre Könner. Ein Universalstil kann gar nicht optimal sein.

Denkst du denn, ich hätte von einem Universalstil gesprochen? Doch ganz im Gegenteil:

Dieses Thema kam auf, weil ich der Meinung bin, dass man die fachlichen und menschlichen Qualitäten eines Lehrers nicht trennen sollte. Im Unterricht tritt der Lehrer mit dem Schüler in eine Beziehung und er vermittelt sein fachliches Wissen im Umgang mit dem Schüler. Wie es also um seine Qualitäten im Umgang mit Menschen bestellt ist, hat einen großen Einfluss darauf, ob und wie er seine fachlichen Kenntnisse vermitteln kann. Daher halte ich Kenntnisse in Kommunikation und Konfliktlösung für Lehrer sehr zielführend.

Und jetzt? Was tun? Ein weites Feld an Möglichkeiten tut sich auf für den Lehrer, der sich selbst reflektiert und sowohl den Schüler als auch sich selbst ernst nimmt. Je mehr er von Kommunikation weiß, umso mehr Möglichkeiten tun sich auf.

Das "Arschloch" hingegen sieht diese Möglichkeiten gar nicht, sondern bewegt sich auf einer Einbahnstraße, von der keine Wege abzweigen - er sieht allein sich selbst. Seine Kommunikationsfähigkeiten sind im Unterricht unflexibel und starr.

Jeder Unterricht ist individuell - es geht gar nicht anders. Denn jeder Schüler ist individuell und bringt eigene Fähigkeiten, Erfahrungen, Begabungen und Wünsche mit sich. Also ist auch der Umgang mit jedem Schüler individuell.

Für mich und meine Vorstellungen vom Lehren ist eine wertschätzende Haltung als Basis wichtig und notwendig. Wie die sich ausdrückt, ist aber wieder sehr unterschiedlich. Als wertschätzende Kommunikationsmittel lehne ich allerdings Beleidigungen, Anbrüllen, Lob und Tadel ab!

Im Gegensatz zu der Meinung mancher User hier sind das sogar sehr unklare Kommunikationsmittel, weil sie sehr verschiedene und für den Lehrer völlig unberechenbare Wirkungen auf Schüler haben. Ein Lehrer kann nicht hellsehen und so kann er auch nicht mit Sicherheit voraussehen, welche Wirkung z.B. das Anbrüllen auf den Schüler haben wird. Und dann ist der Schaden schon passiert.

Gordon nennt solche und viele andere Verhaltensweisen Kommunikationssperren und das sind sie auch. Das schließt nicht aus, dass manche Menschen solche Dinge positiv empfinden. Aber es gibt viele andere, sehr vielfältige und individuelle Kommunikationsmöglichkeiten, die solche Sperren ganz und gar überflüssig machen und dem Wunsch nach einem klaren Kommunikationsstil entsprechen.

Liebe Grüße

chiarina
 

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