Länger als 1h am Stück üben

Auf der Bühne lange durchzuhalten ist was komplett anderes, als zwei Stunden konzentriert zu üben.
Beim Üben hat man es mit z.T. Neuem bzw. Unfertigem zu tun, was eine enorme Konzentration erfordert. Bei der Aufführung ist die Konzentration eine ganz andere! Dort ist man quasi im Extremfall-Modus, in dem man bis zum Umfallen durchhält. Das macht man idR nicht täglich.
 
Bei der Aufführung ist die Konzentration eine ganz andere! Dort ist man quasi im Extremfall-Modus, in dem man bis zum Umfallen durchhält. Das macht man idR nicht täglich.

Und wie ist das bei BOs, die üblicherweise auf 3 Stunden angesetzt werden? Oder bei Durchlaufproben mit Klavier, Haupt- und Generalproben? Oder szenischen Proben, die in der Regel sogar 4 Stunden dauern? Das ist an Opernhäusern ja kein Extremfall, sondern ganz normaler Probenalltag.

Ich glaube, dass diese extreme Art des Probens nicht nur den Umständen des Bühnenbetriebs geschuldet ist, sondern zugleich eine notwendige Voraussetzung ist, um bei Aufführungen die Spannung bis zum Ende halten zu können. Mag sein, dass man bei einer Aufführung mal über sich hinauswachsen kann, aber wenn man pro Woche mehrere Vorstellungen hat, üblicherweise sogar mit unterschiedlichen Stücken, funktioniert das nicht mehr. Dann muss man sich an weit längere Konzentrationsphasen gewöhnt haben, als sie hier empfohlen wurden. Und genau das kann (und muss) man trainieren.

Ein Hobbyspieler muss das natürlich nicht. ;-)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, Mick, Du hast ja Recht, aber das Durchhalten über längere Zeiträume ist doch nicht zuletzt ne Sache der Gewöhnung. Und an stundenlanges Proben, was mir übrigens nicht unvertraut ist, muss man sich auch erst herantasten, wenn man das noch nie gemacht hat. Ob man das jetzt positiv empfindet oder nicht, ist wieder was andres. Hängt vielleicht damit zusammen, wer das Sagen hat. Und wer wieder nicht geübt hat....
 
Für einen Hobbyspieler, wie ich es bin, geht es ja auch darum seine zum Üben zur Verfügung stehende Zeit optimal einzusetzen. Und je effizienter ich übe umso besser.
Denke die Vergleiche mit Profis sind zwar möglich, aber doch irgendwie Äpfel mit Birnen vergleichen. Länger üben kann ich schon auch, aber mit wenig Lust und Konzentration zumindest mit meiner ohne Pause Technik.
Mick und Rolf seit ihr eigentlich Brüder oder so? Früher als Jugendlicher habe ich auch mal in den Ferien Tage hintereinander täglich 8h Computer gespielt,hoch fokussiert übrigens ... Die Zeiten ändern sich.
 
Also, nur mal so dahergesagt: Wenn ich in meinem Beruf nach 25 min oder meinetwegen auch nach ner Stunde schon ne Pause bräuchte, hätte ich wohl schlechte Karten. Zum Glück bin ich Nichtraucher, denn auch eine Zigarette jede Stunde würde mich nicht gerade ins beste Licht rücken. Und nein, ich sitze nicht an einem Fließband und kann den Kopf abschalten...

LG,
Babs
das Fließband kann ja gerade nicht abgeschaltet werden ;) oder wenn es doch sein muss, tritt dich dein Vorgesetzter spätestens beim 3. Mal in den Arsch..


View: https://www.youtube.com/watch?v=DfGs2Y5WJ14


aber im Büro, da ein Kaffee, da ein Plausch, da ein Telefonat, da ein Treffen, da ein Jour Fix Quaseltreffen, da facebook, twitter, whatsapp...all die kleinen Unterbrechungen, deren länge du selber mitbestimmen kannst..

kann ein Chirurg auch nicht oder auch eine durchgetaktete Altenpflegerin
 
:müde:

Ein LERNPROZESS ist etwas anderes als "nur" Konzentration.

Es gibt anatomisch eine Art Trichter. Der Hippocampus, die Schaltstelle, die Informationen ins Gedächtnis schleust. Wenn man einen Trichter mit mehr Inhalt füllt als Abfließen kann, kommt das überzählig Eingeschüttete nicht dort an, wo es hin soll.

Die Rolfs und Micks sehen in den Noten: Jo, parallele chromatische Tonleiter von x bis y, As-Dur-Kadenz mit nem Schlenker über die Mollversion der Doppeldominante, wechselt enhamonisch über gebrochene verminderte Septakkorde nach h-Moll, Polyrhythmus 5 gegen 7, das Ganze accelerando und diminuendo – alles klar, is jebongt. Die haben das schon mal gelernt, können es abrufen. Sie müssen "nur" neu sortieren/kombinieren, was an Mustern bereits abgespeichert ist.

Was der Anfänger an dieser Stelle tut, muss ich wohl nicht beschreiben. :lol: Dem raucht der Kopf beim bloßen Anblick. Wenn er so eine Stelle LERNT, sollte er Pausen einlegen. Nicht weil er doof ist oder Konzentrationsprobleme hat, sondern weil schlicht alles neu ist, es keine bereits erlernten, abrufbaren Muster gibt.

Er kann sich auch ohne Unterbrechung 2 Stunden lang einen Wolf üben. Effizienter wären Päuschen zwischendurch, damit der Trichter nicht überläuft, sd der Lernstoff eine Chance hat, dorthin zu gelangen, wohin er soll: Ins verstehende Gedächtnis.
 
@rolf und @mick, ihr habt auf eine Art Recht. Jeder nicht Profi Pianist hat nebenbei einen Beruf, in dem er auch hochkonzentriert arbeiten muss (Chirurg, Pilot, Eisenbahnführer etc.). Es kommt auf den Grad der Konzentration z.T. begleitet mit Stresssituationen an, vor allem wenn was nicht gelingt wie eigentlich gelingen soll (kommt bei mancher Übung sehr oft vor).

Ich war Militär Jetpilot und da hält man bei Tiefflug in den Schweizeralpen maximum zwanzig Minuten aus (100% Konzentration), um sich zu erholen steigt man wieder in die bequeme und hindernisfreie Höhe. Hier sich 100% zu konzentrieren ist kaum über mehrere Stunden möglich. Deswegen ist der Vergleich mit irgendwelchen Proben und Profiübungen nicht immer zutreffend. Auch Profi tauchen zwischendurch in erholsame Bereiche (= das gelernte wird unterbewusst abgespult) … somit bewegt sich die Konzentration nicht 100% sondern irgendwo zwischendurch.

Somit hat @hasenbein diesbezüglich recht …. Pause einlegen oder ich ergänze, bereits Eingeübtes spielen.
 
Es gibt eine einfachere Lösung:

maxresdefault.jpg

(kommt auf das Notenpult)

Auch das Zeitgefühl beim Spiel wird dadurch erlernt bzw kontrolliert.
 

@Steinbock44 das mit dem Pilotenjob ist interessant und nachvollziehbar (!) - die Parallelen zum Klavierspiel, wo man höchstens vom Hocker fallen kann, erkenne ich aber nicht ;-) und freilich gibt es sportive Tätigkeiten, die man nicht stundenlang üben kann, z.B. apnoetauchen ;-):-)
 
Es gibt anatomisch eine Art Trichter. Der Hippocampus, die Schaltstelle, die Informationen ins Gedächtnis schleust. Wenn man einen Trichter mit mehr Inhalt füllt als Abfließen kann, kommt das überzählig Eingeschüttete nicht dort an, wo es hin soll.
Jo. Das motorische Lernsystem scheint mir auch noch zusätzlich in anderen Zentralnervensystemregionen beheimatet zu sein. Aber auch das kann auf seine eigene Art und Weise überfordert/überlastet werden
Die Rolfs und Micks sehen in den Noten: Jo, parallele chromatische Tonleiter von x bis y, As-Dur-Kadenz mit nem Schlenker über die Mollversion der Doppeldominante, wechselt enhamonisch über gebrochene verminderte Septakkorde nach h-Moll, Polyrhythmus 5 gegen 7, das Ganze accelerando und diminuendo – alles klar, is jebongt.
Versteh' fast nur Bahnhof. Bilde mir dennoch ein Musik 'verstanden' zu haben :geheim:
Die haben das schon mal gelernt, können es abrufen. Sie müssen "nur" neu sortieren/kombinieren, was an Mustern bereits abgespeichert ist.
Was der Anfänger an dieser Stelle tut, muss ich wohl nicht beschreiben. :lol:
Auch manch' ein Fortgeschrittener... (ich) je nach Hintergund, Übung und Begabung ewig lange, um die Tasten überhaupt mal in's Gedächtnis zu bekommen, oder solche Basics wie einen Lauf erstmal klangschön auf Geschwindigkeit zu bringen...
Ich war Militär Jetpilot und da hält man bei Tiefflug in den Schweizeralpen maximum zwanzig Minuten aus (100% Konzentration)
WOW (mit Deinem Avatar haste Dich da aber gut getarnt ;-) )
@Steinbock44 das mit dem Pilotenjob ist interessant und nachvollziehbar (!) - die Parallelen zum Klavierspiel, wo man höchstens vom Hocker fallen kann, erkenne ich aber nicht ;-)
:-D;-) ... - na warte mal, bis @Steinbock44 im Extrem-Tiefflug mit seinem Tiger über Dich beim Üben hinwegbraust - dann kracht der Klavierhocker zusammen :lol::-D;-)
 
Es ist ganz einfach warum @Steinbock44 so heißt , weil er mit seinem Flieger in den Alpen im Tiefflug quasi den Steinböcken in die Augen sehen kann ...

Grüezi in die Schweiz
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Für einen Hobbyspieler, wie ich es bin, geht es ja auch darum seine zum Üben zur Verfügung stehende Zeit optimal einzusetzen. Und je effizienter ich übe umso besser.


Bei mir läuft das ungefähr so ab:

1. Wenn es irgendwie geht, übe ich zu den Zeiten, an denen meine Konzentrationskurve (Biorhythmus!) ideal ist. Das ist bei mir morgens und ungefähr um 17 Uhr. Es gibt Tage (viel zu wenige!), an denen ich zweimal an den Flügel kann, also morgens und abends.

2. Anfangs waren nie mehr als 45 Minuten drin. Jetzt komme ich allmählich auch einmal auf 60- (maximal) 75 Minuten.

3. Ich mache in diesen 45-75 Minuten immer kleine Pausen: Ich habe grundsätzlich etwas zum Trinken da stehen; alle 15-20 Minuten stehe ich auf, trinke meist etwas und mache eine kleine Dehnübung oder so. Meistens ist das mit den Weglegen von Noten und mit dem Wechsel des Stücks (45-75 Minuten: meist 3 verschiedene Stücke) verbunden.

4. Wenn ich das Gefühl habe, dass nichts mehr läuft, höre ich sofort auf.
 
Das ist bei mir morgens und ungefähr um 17 Uhr.
Ich habe vor einiger Zeit gelesen um seinen Tag zu verlängern muss man einfach früher aufstehen. Und das mache ich so seit ein paar Wochen: in der Früh 30 Minuten früher aufstehen und übe Klavier (mit Kopfhörer um niemand zu stören). So habe ich am Abend mehr Optionen und es genügt 30 Minuten am Abend damit ich auf meine Übestunde komme und wenn ich Lust habe spiele ich mehr. Meist mehr und dann den Fehler ohne Pause zu üben ...

Bin demnächst mit meinen oben beschriebenen Übe Testversuchen, nach Input von anderen, fertig und werde berichten ...
 

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