In Kirchen orgeln als (klass.) Pianist

Ich bin klassicher Hobbypianist auf mittleren Niveau. Ich würde mittel-langfristig gern in unserer (Dorf-)Kirche (zum Gottesdienst) orgeln. Wie (schlimm) ist die Umstellung?

Sie ist überhaupt nicht "schlimm". :-):lol: Bitte doch mal Deine Gemeinde um Zugang zum Instrument und lass Dich inspirieren. Orgeln sind nach meiner Wahrnehmung freundliche, einladende und verzeihende Instrumente. :herz:

Muss man die (vielen) Pedale wirklich benutzen?

Du brauchst ja nicht mit wirbelnden Füßen loszulegen sondern gewöhnst Dich allmählich daran, die Pedale immer effektiver einzusetzen. :super: Orgelspiel ohne Pedal ist wie Autofahren ohne Gaspedal. ;-) Du wirst es lieben.

Wie lange würde eine Vorbereitung/Umschulung vom Klavier zur Orgel dauern, bis man mittelschwere (Kirchen)Stücke spielen kann? Eure Erfahrungen?

"Grundsätzlich" ist die Orgel leichter zu bedienen als das Klavier (imho). Wie lange so was dauert hängt wie immer davon ab, wie viel und wie häufig Du üben kannst und welches Niveau die Gemeinde vom Organisten erwartet. ;-) Das Üben ist ein bisschen ätzend, weil man sich dafür dislozieren muss, zur Kirche gehen, in das (i.d.R.) menschenleere Gebäude rein, im Nichtsommer friert man und "leise üben" ist nicht. :musik:
 
Ich habe im Sommer Heimaturlaub und dort will ich mich mal an die Orgel setzen, das wäre mein erstes Mal, einfach um mal einen Eindruck zu gewinnen. Meine Orgelpläne (Unterricht) sind erst für >2020 akut.

Hat jemand eine Idee, was ich da so (einfach und eindrucksvoll) ohne Pedale spielen könnte?
 
Das hier (zumindest so lange noch die Motivation da ist, Finger- und Pedalsätze tatsächlich einzutragen. Erfahrungsgemäß verfliegt dieses gerade bei Chorälen sehr schnell [musste lange suchen, bis ich ein Stück mit vielen Pedalsätzen drin gefunden hatte]:-D)

Den Anhang 18109 betrachten


Relativ schnell erklärt: o = Absatz ^ = Spitze, über der Note rechter Fuß, unter der Note linker Fuß

@LankaDivore Ich würde es ja nicht zu hoch hängen. Orgelspielen ist keine Hexerei, vor allem nicht um einen Gottesdienst zu begleiten.Mach ihm mal etwas Mut, sonst nehmen die in seiner Kirche demnächst eine Klampfe.
 
Für sinnvolle Literaturtipps müsste man wissen, wie die Orgel aussieht. Auf einem neobarocken Positiv mit angehängtem Pedal klingt der schöne Vierne vermutlich grauenhaft. Wenn Du etwas zur Orgel schreibst, gibt es gerne konkrete Tipps.

Mal ganz allgemein als nützliche Literatur, teilweise auch mit Pedal:

Frühbarock:

Chr. Erbach, Canzonen (Merseburger)

G. Frescobaldi, 2. Buch der Toccaten (BA), nicht so einfach

H. L. Haßler, Canzonen (Merseburger), sehr empfehlenswert

H. Scheidemann, Präludien und Fugen (Kistner & Siegel), mit Ped.

J. J. Froberger, Organ Works (Dover), preiswerte Ausgabe

J. P. Sweelinck, Echo Fantasien (Schott)



Barock:

Ch. Avison, Concerti 2 Hefte (BA), wie Concerti grossi von Händel

J. Christoph Bach, 44 Choräle zum Präambulieren (BA), einfach

J. M. Bach, Orgelchoräle (Carus)

J. S. Bach, Neumeister-Choräle (BA)

ders., 8 kleine Präludien und Fugen, wohl nicht von JSB, aber ein Klassiker

ders., Orgelbüchlein, auch ein Klassiker, z. T. schwierig

W. Boyce, Voluntaries (McAfee)

J. Boyvin, Orgelwerke (Schott)

L. N. Clérambault, 1. Orgelbuch (Schott u.a.)

F. Couperin, Messe pour les couvents (Schott u.a.)

F. Dandrieu, Orgelwerke (Schott)

A. Estendorffer, Orgelwerke 2 Bde. (Coppenrath), süddt. Barockvariationen

J. K. F. Fischer, Ariadne Musica, Präludien und kleine Fugen

G. F. Händel, 6 Voluntaries (Schott)

G. F. Kauffmann, Harmonische Seelenlust (BA), Choralvorspiele, meist o. Ped.

J. K. Kerll, Modulatio Organica (Coppenrath), Versetten in Kirchentonarten

Gottlieb Muffat, 72 Versetl und 12 Toccaten (BA)

J. Pachelbel, Toccaten, Choralvorspiele und Partiten, mehrere Bde. (BA)

J. C. Simon, 14 leichte Präludien und Fugen (Schott)

Ch. J. Stanley, Voluntaries (Peters u.a.)

J. G. Walther, Choralvorspiele (BA), viele o. Ped.

G. Ph. Telemann, Kleine Fantasien für Clavier

D. Zipoli, Orgelwerke (Süddt. Musikverlag W. Müller)



Klassik:

C. Ph. E. Bach, Stücke für Flöten- und Harfenuhren (Zimmermann)

J. Chr. Kittel, 50 Choralvorspiele (Möseler), z. T. nicht ganz leicht

A. Lucchesi, 10 Sonaten (Butz), kurz, ähnlich wie Scarlatti-Sonaten

F. X. Schnizer, 6 Sonaten (Carus), länger, o. Ped., aber etwas schwerer

J. Knecht, div. Orgelstücke (Forberg)



Romantik:

L. Boëllmann, Heures mystiques, mehrere Bde. (Kalmus), Harmoniumstücke zur Messe

A. Bruckner, Orgelwerke (Doblinger), leicht, klingt aber nicht unbedingt nach Bruckner

A. Chauvet, Noëls (Harmonia), frz. Weihnachtslieder mit Var.

Th. Dubois, 7 Pieces (Kalmus)

C. Franck, L’organiste (Kalmus), Harmoniumstücke zur Messe

S. Karg-Elert, 14 Interludes in various keys (Heinrichshofen)

C. Loewe, Choralvorspiele (Butz)

F. Mendelssohn Bartholdy, Sämtl. Orgelwerke 1 (BA), Band mit Einzelstücken

G. Merkel, 6 Preludes op. 23 und Choralvorspiele op. 129 & 146 (Fentone)

C. Puitti, Choralvorspiele (Forberg)

J. Rheinberger, 6 kurze Stücke WoO 26 (Butz)

M. Reger, Choralvorspiele op. 135a (Schott), in heute übliche Tonarten transponiert

ders., Choral vorspiele op. 67 (Bote&Bock), etwas umfangreicher als op. 135a

F. Silcher, Orgelwerke (pro organo)

Th. Kirchner, Orgelstücke (Amadeus)

J. Brahms, 11 Choralvorspiele (Breitkopf)

E. Elgar, Vesper Voluntaries



20. Jahrhundert:

J. Alain, 2 Chorales (Combre)

Dom P. Benoit, 50 Elevationen, kurze impressionistische Stücke

J. Bender, 30 Coralvorspiele (BA), etwas spröde

H. Distler, Spielstücke für Kleinorgel (BA)

M. Drischner, Choralvorspiele für Dorforganisten (Schultheiss), sehr konservativ

M. Dupré, Le Tombeau de Titelouze (Gray), mit greg. Themen

ders., 79 Chorales (Gray), als Vorstufe zu Bachs Orgelbüchlein gedacht

H. U. Hielscher, Mosaik (Butz), recht romantisch

J. Langlais, Organ Book (Elkan-Vogel)

F. Peeters, 60 short pieces (Gray)

E. Pepping, Kleines Orgelbuch (Schott), Choralvorpsiele

H. Schröder, Kleine Präludien und Intermezzi Werk 9 (Schott)

G. Young, div. Sammlungen, Sonatina in classic style (Flammer)



Sammlungen:

Freie Orgelmusik des 19. Jh. z. gottesdienstl. Gebrauch 2 Bde. (Carus)

Einzug-Auszug (Strube), sehr schlichte Stilkopien

Präludien und Postludien der engl. Romantik (Butz)

Vesper Melody (Butz), meditative Stücke der engl. Romantik

Old English Organ Musik for Manuals, mehrere Bde. (OUP)

Ceremonial Music for Organ (Hg. Dearnley) (OUP)

Vox humana, mehrere Bde., nach Ländern geordnet (BA)

80 Choralvorspiele (Peters), ein Klassiker

Choralvorspiele für den gottesdienstl. Gebrauch 4 Bde. (BA), empfehlenswert: 1. Bd.

Seasonal Choral Preludes 2 Bde. (OUP)

Freie Orgelstücke alter Meister 2 Bde. (BA), meist süddt. Präludien

Caecilia (B&H), romantische Stücke, z.T. ganz hübsch, mit angestaubtem Charme

Service Music for Manuals (Mayhew)

Augsburger Clavier- und Orgelmusik des 16.-19. Jh. (Böhm), meist o. Ped.

Organ Music for Manuals only (Hg. Smith) (Dover)

A Treasury of Organ Music for Manuals (Hg. Smith) (Dover)

im Butz-Verlag div. Themen-Bände zu Weihnachten, Fastenzeit, Marienfeste, Trauung und Begräbnis herausgegeben von W. Bretschneider


Im Übrigen: Bitte anständig vorbereiten, auch wenn die Gemeinde keine Hochburg des virtuosen Orgelspiels ist. Es wird kaum ein Instrument so oft öffentlich schlecht gespielt wie die Orgel. Das schadet natürlich dem Ruf des Instruments. Mir tut das immer in der Seele weh.
 
Orgelspielen ist keine Hexerei, vor allem nicht um einen Gottesdienst zu begleiten.Mach ihm mal etwas Mut, sonst nehmen die in seiner Kirche demnächst eine Klampfe.

Das habe ich auch nie behauptet und ich habe auch mit keinem Wort gesagt, dass er es nicht schaffen kann, aber um genau das hier

Es wird kaum ein Instrument so oft öffentlich schlecht gespielt wie die Orgel. Das schadet natürlich dem Ruf des Instruments. Mir tut das immer in der Seele weh.

zu vemeiden, denke ich schon, dass es angebracht ist, den Fragesteller darauf hinzuweisen, dass man nicht nur Orglel spielt, um den Ansprüchen der Gemeinden zu genügen, sondern um seine eigenen Ansprüche zu erfüllen und diese liegen im Normalfall nun einmal deutlich über denen der Gemeinde. :super:
 

Hallo kleiner Ludo,

1400 € für ein Pedal wäre mir auch zu happig, zumal das auch keine optimale Lösung ist. Wenn es Deine Platzverhältnisse hergeben, würde ich mich eher nach einer gebrauchten Sakralorgel umsehen. Wenn sie MIDI hat, kannst Du sie mit GrandOrgue (kostet nichts) oder Hauptwerk (kostet viel Geld) aufrüsten und hast damit auch einen großartigen Orgelklang zu Hause (siehe mein Avatar). da macht das Üben dann doch viel mehr Spaß. Da die Preise mittlerweile gefallen sind, kannst Du mit etwas Glück in der o.g. Preisklasse fündig werden. Du brauchst dann allerdings einen halbwegs aktuellen Rechner für die Software.
 
Hallo kleiner Ludo,

1400 € für ein Pedal wäre mir auch zu happig, zumal das auch keine optimale Lösung ist. Wenn es Deine Platzverhältnisse hergeben, würde ich mich eher nach einer gebrauchten Sakralorgel umsehen. Wenn sie MIDI hat, kannst Du sie mit GrandOrgue (kostet nichts) oder Hauptwerk (kostet viel Geld) aufrüsten und hast damit auch einen großartigen Orgelklang zu Hause (siehe mein Avatar). da macht das Üben dann doch viel mehr Spaß. Da die Preise mittlerweile gefallen sind, kannst Du mit etwas Glück in der o.g. Preisklasse fündig werden. Du brauchst dann allerdings einen halbwegs aktuellen Rechner für die Software.

Danke an dich und alle anderen für die tollen Hinweise. Naja Platz für eine zusätzliche Orgel habe ich derzeit nicht. Ein Pedal scheint mir da schon besser geeignet. Ich werde in der Zwischenzeit meine Klavierausbildung weitermachen und ein paar von den Orgelbeispielen als Sight-Reading mit einem Orgelklang ohne Pedale machen. Ich werde auch mal meine KLin diesbezüglich fragen...
 
Hallo Ludo, kennst Du den "Choral" von Robert Schumann? Übe doch den schon einmal mit Orgelregister: Setze nur die 6 Phrasen und natürlich die Tonrepetitionen ab. Dazu wirst Du möglichweise bereits feststellen, dass du andere Fingersätze benötigst, so. z.B. den ein und anderen "stummen Wechsel", um die Melodielinie binden zu können. Das Bindepedal fällt bei der Orgel ja nun einmal aus. Klavierspieler erkennt man des öfteren daran, dass ihr Orgelspiel Phrasen missachtet, weil sie bestimmte Legatolinien aus technischen Gründen unterbrechen müssen (wegen notwendigen Absetzens). So wird das gesamte Orgelspiel kurzatmig und hechelnd, abgesehen von den zerstückelten Phrasen. Später, wenn Du Pedal gespielt gerlernt hast, wirst Du feststellen, dass das Basspedal die Hände natürlich wieder entlastet, da du auf dem Manual/den Manualen Choräle nur 3stimmig hast, und der Bass i.d.R. im Bass liegt.
 
Bin ich froh, dass nach dem Afd noch ein j kam, Witz bei Seite, ja, genau den. Mit Verlaub, dann wird es auf deiner Ausbildungsstufe noch schwierig, einen Gemeindegottesdienst zu begleiten, im Ernst. Es geht ja auch noch um Vor-Zwischen-und Nachspiele. Aber bleib' mal dran, und nenn deiner KL Dein Ziel, dann kann sie von vornherein die Orgelspielerei berücksichtigen. Und viel Spaß und Erfolg!
 
Ist doch prima, 2 Jahre reichen, um auch das Pedalspiel hinreichend zu trainieren.
Zur Ergänzung von Rolf, darf ich Dir noch den Tipp geben, dass die 8 kleinen Präludien und Fugen von Bach sehr geeignet sind zum sonntäglichen Vor-und Nachspiel, oder auch die Bände "Sonntagsorgel": aus der Praxis für die Praxis: mit denen kann man auch schon etwas kultivierten Lärm machen, ohne 12 Wochen Vorbereitung....;-)
 
Ist doch prima, 2 Jahre reichen, um auch das Pedalspiel hinreichend zu trainieren.
Zur Ergänzung von Rolf, darf ich Dir noch den Tipp geben, dass die 8 kleinen Präludien und Fugen von Bach sehr geeignet sind zum sonntäglichen Vor-und Nachspiel, oder auch die Bände "Sonntagsorgel": aus der Praxis für die Praxis: mit denen kann man auch schon etwas kultivierten Lärm machen, ohne 12 Wochen Vorbereitung....;-)

"8 kleinen Präludien und Fugen von Bach" ich hab einen Henle-Band "Kleine Präludien und Fugetten" herum liegen, ist das der? Meine "Bêtes noires" Bach und Bartok...Zufall, dass die mit B anfangen?! ;-)
 

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