Restauration als Laie, geht das?

HJA

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16. März 2018
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Guten Tag,
Klaviere faszinieren mich, habe aber fast keine Ahnung über sie. Konnte nicht widerstehen, mir ein altes Schiedmayer & Söhne bringen zu lassen, um eine Restaurierung zu versuchen. Was ich säubern und demontieren konnte, habe ich gemacht. Aber dann war Schluss. Ich sehe, daß das linke Pedal nicht funktioniert, der Stahldraht ist nicht gekontert, aber wo. Das rechte Pedal funktionniert, aber die "Dämpfleiste"?
geht nur in der linken, nicht in der rechten Seite zurück. 3 mit x markierte Tasten klemmen und gehen nicht in die Ausgangsstellung zurück.
Habe aus Neugier mal versucht, zu stimmen, aber das lasse ich besser ganz sein. Meine Frage an die Experten, die Fachleute, lohnt es sich, einen Klavierbauer zu suchen, der mir den Zustand aufzeigen und falls dieser es rechtfertigt, einen Kostenvoranschlag machen zu lassen?
(Klasse Forum, nimmt die Bilder, so wie sie sind).
Danke vorab für erste Einschätzungen.
Sers
Achim
1. Schiedmaer & Söhne, Stuttgart.jpg 2. Schiedmayer.jpg 3. Schiedmayer, London.jpg 4. Schiedmayer Paris, x = klemmt.jpg 5. Schiedmayer.jpg
 

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Oha, ein Geradsaiter? Laut Atlas Bj. 1873/74.
Und warum betitelst Du das eine Foto mit Oberdämpfung? Auch der Stimmstock sitzt mehr auf der gegenüberliegenden Seite. :-)
Der Kasten scheint vor nicht all zu langer Zeit schon mal überholt worden zu sein.

Zu Deiner Frage: Grundsätzlich geht alles. Du musst Dich aber wirklich in das Thema vertiefen. Ein Klavierbauer vor Ort kann natürlich sehr gut helfen. Aber auch wenn nicht, gibt es hier im Forum viele hilfreiche Tipps der Klavierbauer. Wegen eines Kostenvoranschlages wird vermutlich nichts anderes dabei herauskommen als dass es sich wirtschaftlich auf keinen Fall lohnt.

Ich befinde mich selbst gerade mitten drin in so einem Projekt. Es macht Spaß, dauert jetzt aber auch schon 2,5 Jahre. Ob was Gutes am Ende dabei heraus kommt ist eigentlich nebensächlich. Man lernst so viel dabei dass es sich (für mich) auf jeden Fall rechnet.
 
Danke Peter, das ging ja schnell. Wie du richtig erkannt hast -:denken:- bin ich tatsächlich ein blutiger Laie, daher die falschen Titel der Fotos.
Ebenfalls richtig ist deine Feststellung, daß der "Kasten" schon mal in Bearbeitung war. Ich hatte nämlich gerade ein Telefonat mit einem Klavierstimmer/bauer, der dieselben Fotos erhielt und bemerkte, daß das hellere Holz von einer früheren Restaurierung stammen muss. Ich habe mit ihm vereinbart, daß er in den nächsten Wochen eine Begutachtung (50 €) vornimmt und so feststellt, was definitiv gemacht werden müsste. Ich hoffe dadurch, wenn er die Defekte beschreibt, beurteilen zu können, ob ich mir deren Behebung (oder tlw.) selber zutrauen kann. Und im Vergleich, was die Fremdleistung kosten würde.
Danke auch für das Ausgraben des wahrscheinlichen Baujahrs, ist ja somit eine Antiquität. (Dürfte für ein Klavier -wie ich hier wohl beim Lesen verstanden habe, nicht unbedingt von Vorteil sein).
Wie dem auch sei, wenn es für die Gemeinde hier von Interesse ist, kann ich gerne berichten, wie der Besuch ausgegangen ist.
Grüße :musik:
Achim
 
Unbedingt! Mich interessiert so was immer (und bestimmt auch andere).
daß das hellere Holz von einer früheren Restaurierung stammen muss
Nicht nur das. Auch Teile wie Hammerköpfe, Bändchen, Dämpfer, viele Basssaiten wurden erneuert, so dass ich mir vorstellen kann, dass die Substanz recht gut ist und für reine Spielbarkeit gar nicht so viel gemacht werden muss.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und ich dachte, daß ich in 30 Jahren eine echte Antiquität würde. :cry2: Also ist Schiedmayer eine "Massenware" (nicht im negativen Sinn), sodaß der Indikator 100 J. nicht anzuwenden ist.?!
Fein, ich sammle jetzt alle eure Tipps um sie hoffentlich im Laufe der Zeit auch, wenn sinnvoll, umsetzen zu können.
Sers
Achim
 
Und ich dachte, daß ich in 30 Jahren eine echte Antiquität würde. :cry2: Also ist Schiedmayer eine "Massenware" (nicht im negativen Sinn), sodaß der Indikator 100 J. nicht anzuwenden ist.?!
Fein, ich sammle jetzt alle eure Tipps um sie hoffentlich im Laufe der Zeit auch, wenn sinnvoll, umsetzen zu können.
Sers
Achim

Wenn Du so alt bist wie dieses Klavier, wird es wohl etwas besonderes sein. Ein Instrument diesen Altesrs ist allerdings nichts weltbewegendes - da gibt es wesentlich ältere Exemplare.

LG
Henry
 
@Henry,
das schaff' ich nicht. Möchte ich auch gar nicht.
Genug OT.
Komme wieder, wenn der "Meister" Ursulescu aus D'dorf hier war.
Guts Nächtle,
Achim
 

Vorab, ein sehr netter und hilfsbereiter Mann, der Klavier-Stimmer/und -bauer, der sich heute das gute Stück angeschaut hat.
Für die notwendigen Grundarbeiten veranschlagte er ca. 1300 €. Er bestätigte die schon angesprochenen Vermutungen, daß schon sehr viel daran gearbeitet wurde und wesentliche Teile ausgetauscht wurden. Leider konnte ich mir als Laie die vielfältigen Fachausdrücke und Bezeichnungen nicht merken.
Nachdem dann aber offen klargestellt wurde, daß es nicht um eine Restaurierung für gehobene Ansprüche geht, sondern mehr um den Spass und den Ehrgeiz, es selbst zu versuchen, eine leidliche, passable Spielbarkeit wiederherzustellen, blieb sein Interesse an dem alten Teil ungebrochen. Es folgten nun Tipps, in welcher Reihenfolge ich welche Probleme lösen sollte. Zuerst muss ich die Dämpferleiste ausbauen und ein paar mm nach vorne versetzen, also in Richtung des Spielers. Dies sei notwendig, weil die neuen Filze dicker wären und so die Saiten nicht kpl. freigeben. Sollte das nicht funktionieren, müssten alle XY (weiss nicht, wie sie heissen - sind gebogene Drähte) nach hinten gekröpft werden, also vom Spieler weg. Und so ging es mehr als eine Stunde weiter, Abstände messen,
Fluchten nachprüfen, die minimale Risse im Resonanzboden aufzeigen und feststellen, daß dessen notwendige Biegung (und der Stege) leider nicht durch Anziehen der Schrauben an der Gussplatte zu erreichen ist, da diese nur im unteren Bereich frei zugänglich sind. Die dazu notwendigen kpl. Demontage aller Teile traue ich mir zwar zu, keineswegs aber die ordnungsgemäße Remontage.
Ich werde euch nun aber nicht weiter langweilen, weil ich eben die Bezeichnungen nicht kenne, sondern werde einfach mal beginnen, Schritt für Schritt nach seiner Prioritäten-Setzung. Darf ihn auch jederzeit anrufen, wenn ich Probleme sehe oder nicht weiterkomme. Etliche technische Bauteile und deren Funktionsweisen waren ihm tatsächlich neu und er hat sich dazu eifrig Notizen gemacht. Er gestand, daß er alte Klaviere früher nur naserümpfend betrachtet hat, Seite geraumer Zeit aber sehr daran interessiert ist, diese alten Techniken/Materialien Kennenlernen und die ausschließlich handwerkliche Gestaltung aufzuzeichnen und zu bewahren.
Auch für das 'selbst' Stimmen hat er mir Mut gemacht, sodass ich es doch versuchen werde. Für ihn selbst ist eine bessere Biegung des Resonanzboden so wichtig, dass er sich dafür bei anderen Kollegen schlau machen will; Tenor, alle alten Klaviere klingen irgendwann zu dumpf. Fand ich gar nicht.
Das oben von Peter benannte Baujahr 1873/74 ist absolut korrekt lt. seinen Aufzeichnungen.
Genug für's erste,
Sers
Achim
 
Für ihn selbst ist eine bessere Biegung des Resonanzboden so wichtig, dass er sich dafür bei anderen Kollegen schlau machen will
Das Problem hatte ich auch habe mich schlau gemacht und selbst von bekannten und seriösen Klavierbauern, die sich mit alten Kisten auskennen, erhielt ich gegenteilige Ratschläge (von "da machste nix dran" bis "da musste unbedingt"). :-)
Grundsätzlich hat er absolut Recht: Der Reso ist gespannt (wie ein Flitzebogen) und diese Spannung ist nach über 100 Jahren meist hinüber und zudem ist der Stegdruck weg. Der Aufwand, den Reso neu zu wölben, ist halt relativ groß.
 
Ja, aber das Ding ist auch ne Ausnahme und ob es sich dabei wirklich um "Einstell"-Schrauben handelt wage ich zu bezweifeln. Wenn ich da einfach dran drehe, könnte sich bei null Wölbung der Reso auch in die falsche Richtung wölben.
Aber klar, durchaus möglich dass das Nachstellen das Konzept war.
 
Ja klar. Aber das ist ja dann schon recht aufwändig (Reso raus, wässern, wölben, trocken, wieder rein wäre natürlich um etliches aufwändiger).
 
Ja klar. Aber das ist ja dann schon recht aufwändig (Reso raus, wässern, wölben, trocken, wieder rein wäre natürlich um etliches aufwändiger).

Welcher Kollege macht denn so etwas? Damit wäre ja eine Überholung unbezahlbar. I Normalerweis wird der Reso augekeilt, aufgeschlitzt und gespänt - das ist alles kein Hexenwerk ;-)

LG
Henry
 
Einige. Googlet man Videos danach scheint das die Standardprozedur zu sein.

Notwendig ist das aber in den wenigsten Fällen. Das ein Reso mitunter auch mal künstlich runtergetrocknet werden muß, weil das Instrument jahrelang zu feucht stand, kommt vor - allerdings sind feuchtigkeitsgeplagte Resos nur selten gerissen.....den zerreißt es erst in trockener Umgebung.

LG
Henry
 
Ähh, Missverständnis? So wie ich das verstehe sind die Dinger feucht weil sie extra zum Wölben gewässert wurden.
 

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