Stück perfektionieren oder neues Stück lernen

HIrnfreund

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1. März 2018
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Hallo.

Zu mir hatte ich ja schon geschrieben: https://www.clavio.de/threads/musikalisch-verwirrt-klavieramnesie.24294/

Nun frage ich mich, ob es besser ist, ein auswendig gelerntes Stück zu perfektionieren, oder schnell besser sofort zum nächsten neuen Stück überzugehen, wenn man an dem alten Stück nicht sonderlich hängt. Was wäre lerntechnisch besser? Das alte, gelernte Stück kann ich spielen, auch wenn man es noch deutlich verbessern kann. Allerdings hängt mir das Stück schon zum Hirn heraus.

Freue mich über Antworten, vielen Dank!
 
Nun frage ich mich, ob es besser ist, ein auswendig gelerntes Stück zu perfektionieren, oder schnell besser sofort zum nächsten neuen Stück überzugehen, wenn man an dem alten Stück nicht sonderlich hängt.

Was besser ist weiß ich auch nicht.:-D
Ich gehe aber recht schnell zum nächsten Stück über. Perfekt werde ich es warscheinlich sowieso nie spielen und wenn doch dann erst viele Jahre später...
Ich denke man lernt mehr wenn man viele verschiedene Stücke spielt - ist dann auch nicht so langweilig.:denken:
 
Hallo @HIrnfreund , interessante Frage.
Da ich noch Anfänger bin kann ich nur sagen wie ich, bzw. mein KL das handhaben. Bin aber mal gespannt auf Antworten von Profis.

Ich übe ein Stück bis es einigermaßen läuft. d. h. es gibt immer mal wieder Fehler und sicher an vielen Stellen noch Verbesserungsmöglichkeiten. Danach gibt mir mein Lehrer ein neues Übestück, das alte benutzte ich dann immer mal wieder zum Aufwärmen oder zum Klimpern. Ich spiele damit etwas rum. Wenn mir mein Lehrer was Neues mitbringt sagt er immer, dass wir das jetzt reifen lassen und in einem Jahr uns nochmal vornehmen. So haben wir das mit der Klarinette auch gemacht und ein Jahr später hat man ein echtes AHA-Erlebnis, was plötzlich so möglich ist. Klavier spiele ich noch nicht so lange, denke aber dass es das gleiche ist.
 
Man kann auch an mehreren Stücken gleichzeitig arbeiten. ;-)

Ein Stück, dass mir zum Hals raus hängt würde ich aber auch zur Seite legen. Und das habe ich auch schon einige Male getan. Ich habe aber an anderen Stücken auch schon monatelang weiter rumgefeilt, parallel zu anderen, neuen Stücken. Und dann gibt es noch ein paar Stücke, an denen ich mit Unterbrechung immer mal wieder arbeite.
 
Wenn es nervt, würde ich es auf jeden Fall weg tun.
Eventuell kann man es in einem halben Jahr oder so noch mal hervor holen. Ich habe es durchaus schon gehabt, dass ich Stücke die ich leidlich spielen konnt und die mich nur noch genervt haben, nach so einer Pause dann lieben gelernt habe. Einfach mal ausprobieren.
 
Ich frag mich aber halt, ob es mir vielleicht an Durchhaltevermögen mangelt. Mag mich aber auch nicht quälen

"Üben muss sich immer gut anfühlen" - Originalspruch meines Lehrers. Mit "durchhalten" erreicht man gar nichts. Das sind so die Floskeln aus der "Arbeitswelt". Wenn der Lehrling mit der Lehrstelle zu Recht unzufrieden ist, weil er nix lernt und den ganzen Tag fegen und Steine schleppen muß, dann soll er erstmal "durchhalten". Das dient nur dem Chef.

Beharrlichkeit ist hingegen nützlich, aber dann muss man auch immer einen Sinn erkennen. Konkret übe ich neue Stücke und bleibe an den schwierigen Stellen alter Stücke dran: immer und immer wieder. Das kann Monate und Jahre dauern.
 
Das darf man nicht mißverstehen. Gut anfühlen heißt nicht faul sein. Und Fleiß muß sich nicht schlecht anfühlen. Natürlich kommt man nur mit Fleiß beim Üben weiter. Aber wenn man sich "quält", läuft was falsch. Es bringt nichts, ein Stück stur zu wiederholen, wenn es einem zum Hals raushängt.
 
Hallo,

ich persönlich folge, seit ich wieder mit klassischer Klaviermusik angefangen habe, einem bestimmten "Workflow" und habe damit mein Repertoire sehr schnell aufgebaut und in der Zwischenzeit auch einige Stücke im Kasten, die ich mich trauen würde zumindest vor Freunden und Verwandten zu spielen.

1. Orienting (Orientierung)
Ich nehme mir ein neues Stück vor, bleibe aber fern vom Instrument. Ich höre mir das Stück an, versuche auszuloten, ob der Schwierigkeitsgrad passt und ob das Stück insgesamt zum Repertoire passt, dass ich gerade aufbaue.
Anzahl der parallel bearbeiteten Stücke: Beliebig viele

2. Memorizing (Einprägen)
Ich versuche mir die Musik vorzustellen, höre mir verschiedene Interpretationen an und folge am Notenblatt, ich nehme mir einzelne Phrasen vor und versuche den Klang einer bestimmten Interpretation, die mir besonders gefällt nachzubilden und zu variieren. Dabei identifiziere ich auch die technischen Herausforderungen und fange auch schon mal an, mir passende Übungen dazu herauszusuchen. Das "Auswendiglernen" geschieht dabei fast von selbst.
Anzahl der parallel bearbeiteten Stücke: 1

3. Improving (Verbessern)
Das ist die intensivste Phase in der ich das Stück fast täglich übe, technische Übungen dazu durchführe und auch ansonsten alle mir bekannten Methoden einsetze, um die technischen Herausforderungen zu meistern.
Anzahl der parallel bearbeiteten Stücke: 1-2

4. Finalizing (Abschließen)
Hier geht es nochmal um das Klangbild und um den letzten technischen Schliff, um das gewünschte Klangbild zu erreichen.
Diese Phase kann sich immer wieder mit der nachfolgenden Reviewphase abwechseln.
Anzahl der parallel bearbeiteten Stücke: 1-2

5. Review (Wiederholen)
Hier wiederhole ich regelmäßig einmal gelernte Stücke. Mit wachsendem Repertoire, wird die Anzahl der Wiederholungen naturgemäß geringer. Ich rotiere dabei und spiele jeweils das Stück, dass ich schon am längsten nicht mehr gespielt habe.
Stelle ich Probleme fest, wandert das Stück wieder in die Finalizing oder Improving Phase.
Anzahl der parallel bearbeiteten Stücke: Beliebig

6. Archive (Archivieren)
Wenn es mir zum Halse heraus hängt kommt das Stück ins Archiv. Irgendwann packe ich es dann wieder aus.

Während einer Übungssession (oder im Laufe eines Tages / Abends) spiele ich also in etwa 4-6 Stücke in verschiedenen Zuständen, abhängig davon, wie komplex die Stücke sind und wieviel Lust ich darauf habe.

Um Deine Frage also final zu beantworten:
Es hängt davon ab, in welchem Zustand sich das Stück gerade befindet, aber meines Erachtens macht es durchaus Sinn, parallel an mehreren Stücken zu Arbeiten. Worauf aber geachtet werden sollte ist, dass nicht zu viele neue technische Herausforderungen auf einmal bewältigt werden müssen. Meiner Erfahrung nach ist das nämlich eher schädlich. Dann doch lieber verschiedene Stücke mit ähnlichen Herausforderungen.
Die Phase des Einprägens sollte an einem einzigen Stück stattfinden. Das Gehirn arbeitet ja auch nach dem Praktizieren weiter, ist aber nur bedingt Multitasking fähig. Profis sind darin wahrscheinlich besser.
Die "Pipeline" sorgt für genügend Abwechslung und hat mir geholfen, relativ zügig ein grundlegendes Repertoire aufzubauen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Ich übe ein Stück bis es einigermaßen läuft. d. h. es gibt immer mal wieder Fehler und sicher an vielen Stellen noch Verbesserungsmöglichkeiten. Danach gibt mir mein Lehrer ein neues Übestück, das alte benutzte ich dann immer mal wieder zum Aufwärmen oder zum Klimpern. Ich spiele damit etwas rum. Wenn mir mein Lehrer was Neues mitbringt sagt er immer, dass wir das jetzt reifen lassen und in einem Jahr uns nochmal vornehmen
Ich mache das auch immer so. Neues Stück gibts, wenn ich das alte eingermassen gut kann und dann wird das alte immer wieder daheim weitergespielt. Problem, erst in der letzten Stunde habe ich ein altes Stück wieder mal vorgespielt und meine Lehrerin hat die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, weil sich kleine Rhythmus-Fehler eingeschlichen haben.
Jetzt bin ich dran, die wieder rauszubügeln. Gar nicht so einfach, wenn man das lange auswendig gespielt hat.:puh:
 
Vielen Dank für die Antworten, super Forum hier. Mich wundert, dass diese meine Frage scheinbar interessant ist, ich dachte der Erstbeste schreibt: "Benutz die Suchfunktion", eben, weil diese Frage ständig gefragt wird. Scheinbar nicht der Fall.

Ich spiele gerade für Elise, und zwar aus dem Grunde, weil ich das Stück immer gemocht habe, obwohl es die ganze Menschheit abgrundtief hasst: https://www.welt.de/welt_print/kultur/article7354485/Keiner-mag-Fuer-Elise.html
Ein Nachbar hat übrigens schon von außen an meine Wohnungstür "Stirb" geschrieben, aber nun ja.

"Für Elise" ist ein leichtes Stück, ich spiele es aber, um wieder ein wenig ans Notenlesen zu kommen. Grundlegende Noten. Ich habe in all den Jahren so viel verlernt, es ist zum heulen. Aber ich denke, solche Stücke helfen mir gut, um wieder ins Notenlesen reinzukommen.
 
Ein Nachbar hat übrigens schon von außen an meine Wohnungstür "Stirb" geschrieben, aber nun ja.
Lol, was für Nachbarn hast du?
Für sowas hängt an meiner Tür dieses Schild:
https://www.amazon.de/Wir-rufen-hier-nicht-Polizei/dp/B008DWM0DC
Ich spiele gerade für Elise, und zwar aus dem Grunde, weil ich das Stück immer gemocht habe, obwohl es die ganze Menschheit abgrundtief hasst
Selten so ein Müll (in der Welt)gelesen. Für Elise kennt jetzt wirklich jeder und ist der Grund warum ich Klavier spielen lernte. Ich wollte das Stück unbedingt selber spielen.
Ich hatte schon einigen Besuch und was spielen sie am Flügel? Entweder Chopin oder eben Für Elise. Also ich kann das oben so nicht unterschreiben.
 
Ich übe seit 3 Monaten " Für Elise" mal klappt es mal nicht :blöd:Seltsamerweise kann es sein das es zwei mal hintereinander gut hinhaut und beim dritten mal ist es total daneben.
 
Ich übe seit 3 Monaten " Für Elise" mal klappt es mal nicht :blöd:Seltsamerweise kann es sein das es zwei mal hintereinander gut hinhaut und beim dritten mal ist es total daneben.

Geht mir auch so. Sicherlich lässt die Konzentration beim 3. mal auch nach. Es ist auch tagesformabhängig - manchmal flutscht alles von alleine und ich langweile mich schon...
 
Ich spiele gerade für Elise, und zwar aus dem Grunde, weil ich das Stück immer gemocht habe, obwohl es die ganze Menschheit abgrundtief hasst: https://www.welt.de/welt_print/kultur/article7354485/Keiner-mag-Fuer-Elise.html
Ein Nachbar hat übrigens schon von außen an meine Wohnungstür "Stirb" geschrieben, aber nun ja.

:lol::lol::lol:

Nein, die ganze Menschheit hasst sie nicht, die Elise.

Spaß beiseite.

"Also isch seh des so" (;-)):

1. Als Anfänger (bin selbst einer) spielt man egalwelches Stück sowieso nicht perfekt. Also gibt es bereits naturgegebene Abstriche.:cry:

2. Wo aber hört man mit den Abstrichen auf, wenn man noch nicht mal das zum gegenwärtigen Zeitpunkt Bestmögliche auf die Tasten bringt? :teufel:

3. Was macht es mit den sich vernetzenden, "einschleifenden" (Spitzer) Synapsenbahnen, lieber HIRNfreund, wenn das Hirn lernt: Du kannst ja jederzeit aufgeben, wenn´s ungemütlich wird? Du verankerst das Aufgeben und Scheitern als reale Option. Nüch gut.:-(

4. Das Stück, immerhin von Beethoven und kein musikalisches Narkoticum, hängt Dir zum Hals raus – – ist es rein theoretisch denkbar, dass Du es nach einer suboptimalen Methode übst? Spielst Du es immer wieder durch und wartest darauf, dass es besser wird, oder gehst Du systematisch ran?

5. Lernökonomisch: Du möchtest MUSIK machen. Du kannst ein Stück auswendig. Bestens! Dann mach MUSIK aus diesem Stück, ehe Du es zur Seite legst und was Neues erst auswendig lernen musst, dass Dir dann auch zum Hals raushängt etc., ehe Du je zur Musik gekommen sein wirst.

6. Homo ludens: Entdecke das Stück spaßeshalber mal neu. Spiel es in anderem Rhythmus, anderen Betonungen, mal ganz ohne Betonungen, mal abwechselnd einen Takt so langsam, den nächsten so schnell wie Du kannst, mal eine Hand in Staccato, mal die andere usw. Wie ein Ehepaar im verflixten siebten Jahr – einfach mal neue Seiten am Partner entdecken (ein Stück ist wie ein Partner).
 
Exakt. Wenn man Klavierspielen als Hobby betreibt, warum sich mit Dingen beschäftigen, die einen nerven?? Das hab ich schon auf der Arbeit genug :-D
:lol::lol::lol:... wie treffend.... :-D

Die Frage ist nur, ob man noch irgendwas erreicht, wenn man nicht mit etwas Disziplin an sein Hobby herangeht (?)
Naja - falls man nichts erreichen will, auch so etwas mag es geben, wäre auch das egal, - :konfus::-)
 

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