Was genau bedeutet Repertoire bei einem Pianisten?

pawa

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Wenn so mancher Pianist von seinem Repertoire spricht oder auf seiner Webseite schreibt, dann findet man umfangreiche, zum Teils erschlagende Listen von Werken, für man als Nicht-Professional jahrelang üben müsste. Bei einem Pianisten habe ich neulich gelesen, dass er sämtliche Gershwin-Werke und alle Beethoven-Werke in seinem Repertoire hat. Kann denn das sein?

Und falls ja, was heißt das denn, wenn so ein Pianist von seinem Repertoire spricht. Kann er die Stücke jederzeit auswändig vortragen? Oder kann er diese Stück nach ein paar Tagen Wiederauffrischen konzertreif vortragen? Oder heißt das nur, dass er die Stücke mal gespielt hat und sie somit schnell wieder einüben könnte?
 
Normalerweise versteht man unter dem Repertoire alle Stücke, die man je ernsthaft gespielt hat, also mal konzertreif konnte. In der Regel heißt das, dass der Pianist sie deutlich schneller wieder bühnenreif bekommt als neue Stücke, was z.B. bei Kammermusik und Klavierkonzerten interessant ist. So eine Liste kann auch einen Überblick darüber bieten, wo jemand mögliche Schwerpunkte gesetzt hat.

"Nur" das Gesamtwerk Beethoven und Gershwin ist, je nach Pianist, gar nicht so viel. Manche Schnelllerner haben das Gesamtwerk der ganzen interessanten Komponisten drauf; Ashkenazy dürfte so jemand sein. Ich habe keinen genauen Überblick und bin zu faul nachzusehen, aber ich glaube, er hat ungefähr das Gesamtwerk von Beethoven, Chopin, Rachmaninov, Mozart und vermutlich noch einigen anderen drauf.
Das kann nicht jeder Pianist, auch nicht jeder Weltklassepianist, muss auch nicht sein. Trotzdem ist es beeindruckend.
Gleichzeitig vermutlich auch irgendwie schade... Denn wenn man etwas gespielt hat, hat man es gespielt und muss nach etwas Neuem suchen, das genauso interessant ist.
 
Normalerweise versteht man unter dem Repertoire alle Stücke, die man je ernsthaft gespielt hat, also mal konzertreif konnte.
Dann gehört Tschaikovskys Klavierkonzert also in dein Repertoire. Zählst du es dazu auch noch in 5 Jahren, wenn du es bis dahin nie wieder angefasst hast? Oder sollte man sich sein Repertoire warm halten indem man es immer wieder auffrischt? Gruß Patrick
 
Alles warmhalten kann ich nicht, das wäre viel zu viel. Bei Bedarf wärme ich es wieder auf. Und ja, ich würde es auch in 5 Jahren noch zum Repertoire zählen, wenn ich es bis dahin nicht brauche.
 
Dann gehört Tschaikovskys Klavierkonzert also in dein Repertoire. Zählst du es dazu auch noch in 5 Jahren, wenn du es bis dahin nie wieder angefasst hast? Oder sollte man sich sein Repertoire warm halten indem man es immer wieder auffrischt?
Letzteres wird möglicherweise aufgrund der immer weiter anwachsenden Anzahl von Repertoirestücken irgendwann nicht mehr funktionieren.

Allerdings wird das auch nicht mehr wirklich erforderlich sein, da bei einem ständig auf hohem künstlerischem Niveau agierenden Solisten musikalische Gestaltung und technisches Können in großem Umfang abgerufen werden, so dass früher erlangte Fertigkeiten im Bezug auf bestimmte Werke auch nach mehreren Jahren nicht verloren gehen dürften.

Aus organisatorischen Gründen ist es üblich, Konzerte und Studioproduktionen langfristig zu terminieren - also Monate oder sogar Jahre im voraus. Entsprechend langfristig wird sich der Künstler auch auf die jeweiligen Auftritte vorbereiten können. Demnach spricht wohl nichts dagegen, Stücke aufzulisten, die man innerhalb von wenigen Wochen erfahrungsgemäß in podiumstauglicher Form reaktiviert bekommt.

LG von Rheinkultur
 

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