Es reicht! Es reicht wirklich!

Oh, dann hatte ich mindestens eine unzutreffende Definition im Kopf.
Bei Harmonisieren denke ich an eine Festlegung, evtl. mit Aufschreiben, bei Improvisieren an spontanes Spielen, was sich an etwas Bestehendem orientieren kann.

LankaDivore, schreibst Du Deine Harmonien erst auf oder spielst Du direkt?
 
Harmonisation gehört schon zur Improvisation.

Kann sein, für mich sind es irgendwie zwei verschiedene Sachen, sowie @slow es schon beschrieben hat.

LankaDivore, schreibst Du Deine Harmonien erst auf oder spielst Du direkt?


Unterschiedlich, kommt darauf an, wieviel Zeit ich zum Vorbereiten habe. Tendenziell aber eher schon, gibt mir mehr Sicherheit.
 
Hymne der Kirchenmusikanten:

Was helfen uns die schönsten Pfeifen,
was hilft uns unser Weh und Ach?
Was hilft es, dass wir´s nicht begreifen,
beseufzen unser Ungemach?
Wir machen unser Kreuz und Leid
nur größer durch die Traurigkeit.

Man spiele nur ein wenig stille
und sei doch in sich selbst vergnügt,
wie unser's Gottes Gnadenwille,
wie sein Allwissenheit es fügt;
Gott, der uns sich hat auserwählt,
der weiß auch sehr wohl, was uns fehlt.

Zu singen nach der Melodie "Wer nur den lieben Gott lässt walten"
 
Leider wird erwartet, dass ich 5 Minuten vor dem GD die Lieder zu wissen bekommen und sie dann auch auch tadellos spielen kann:-(.
Das gestern in den Abendstunden bei einer Christmette Erlebte toppt das bislang hier Geschilderte mühelos.

Eine E-Mail an den aus einem westafrikanischen Land stammenden Priester blieb unbeantwortet - sicherheitshalber begab ich mich eine Stunde vorher in die katholische Vorortskirche, um genügend Zeit für etwaige Absprachen zu haben. Eine brauchbare Literaturauswahl zum Ein- und Auszug hatte ich dabei. Orgeldienste in dieser seltener als früher genutzten Kirche waren angesichts einer mit etlichen technischen Defekten behafteten elektronischen Uraltorgel ohnehin kein Vergnügen. Die konnte schon mal unvermittelt während des Spielens ausgehen und man durfte dann nach dem Wiederanschalten schnell neu registrieren - die Gemeinde war das gewöhnt und pflegte trotzdem weiter zu singen. Bei der Rückgabe des Orgelschlüssels erzählte die Küsterin beiläufig, dass sich die Orgel beim diesjährigen Pfingstgottesdienst mit einem knalligen Kurzschluss zwischenzeitlich für den Rest der Messfeier verabschiedet hatte.

Bei einem aus dem gleichen Land stammenden Vorgänger hatte ich es schon mal bei einem Gottesdienst in einer Krankenhauskapelle erlebt, dass dieser den für den Anlass vorgesehenen Liedzettel nicht dabei hatte. Also waren auf die Schnelle ein paar geeignete Lieder zusammenzusuchen - und die Liednummern musste ich von der Orgelbank aus den Besuchern zubrüllen und viel Zeit zum Suchen im Gotteslob lassen. Einen elektronischen Liedanzeiger gab es nicht und zum Liednummern Aufstecken war keine Zeit mehr.

Gestern wiederholte sich das Szenario. Der Pfarrer traf eine halbe Stunde vor dem Beginn der Christmette ein und erkundigte sich, was man denn gleich so alles singen könnte. Normalerweise gibt es einen Gemeindeausschuss zum Bereich Liturgie, in dem die hauptamtlichen Kräfte (darunter die Kirchenmusikerin) den Gottesdienstablauf festlegen. Würde ich als Vertreter einfach mal so eigenes Liedgut vorgeben und die bestehenden Vorgaben ignorieren, müsste ich mir andernorts zu Recht ein paar deutliche Worte gefallen lassen und wäre für Vertretungsjobs künftig ganz sicherlich nicht mehr so gefragt... .

Sicherheitshalber betone ich, dass ich keine persönlichen Abneigungen gegen Priester vom Schwarzen Kontinent oder aus anderen außereuropäischen Ländern habe und akzeptiere, dass bei der Kommunikation Besonderheiten zu beachten sind. Aber fehlende Organisation und Vorbereitung in einer so extremen Ausprägung ist schon eine recht heikle Angelegenheit, zumal man dann selbst auch unvorbereitet musizieren muss. Dieser Umstand wird auch nicht besser durch die weit verbreitete Ansicht, @Rheinkultur sei äußerst versiert und gar nicht auf Vorbereitungsmöglichkeiten angewiesen. Der agiert schon entspannter und zufriedener, wenn er vorher weiß, was ihn bei seinem Job erwartet... .

Trotzdem schöne Weihnachten allerseits.
Auch und gerade den Kollegen, die noch Dienste spielen müssen.

LG von Rheinkultur
 
Langsam bekomme ich den Eindruck, denen ist das egal in welcher Qualität die Orgel gespielt wird. So lange es so halbwegs funktioniert, wird sich auch nichts ändern. Und wenn's nicht passt, fällt das auf den Organisten zurück. Am Ende weiß ich als Besucher von der ganzen Prozedur nichts, sondern höre nur das Ergebnis.

Bei ungenügender Vorbereitungszeit könnte ich mir eine, vom Organisten vorgegebene, Auswahlliste an Liedern vorstellen. Eventuell sollte es ein Standard-Repertoire geben. Als Besucher erkennt man dann am Programm auch das fehlende Interesse des Priesters, die Lieder rechtzeitig auszuwählen.
 
So lange es so halbwegs funktioniert, wird sich auch nichts ändern. Und wenn's nicht passt, fällt das auf den Organisten zurück.
Das ist ja gerade das Ärgerliche an der ganzen Sache. Die einen lehnen sich gelangweilt zurück und die anderen sollen ihnen gewissermaßen den Arsch retten... .

Bei ungenügender Vorbereitungszeit könnte ich mir eine, vom Organisten vorgegebene, Auswahlliste an Liedern vorstellen. Eventuell sollte es ein Standard-Repertoire geben.
Wenn man genügend Repertoire für das komplette Kirchenjahr und alle liturgischen Anlässe vorhalten soll, umfasst eine solche Liste immer noch hunderte von Einzelnummern. Da ist man als Nebenberuflicher schon ein Weilchen beschäftigt. Wer nicht alles vom Blatt fegen kann, benötigt wohl eine Trial-And-Error-Methode: Kenne ich nicht, bekomme ich aber hin - kann ich - kann ich auch - das hier nicht, noch nie gehört...!

das fehlende Interesse des Priesters, die Lieder rechtzeitig auszuwählen
In der Anonymität des Netzes kann man das Kind beim Namen nennen: Die Stimmung unter den Hauptamtlichen in der Kirchengemeinde ist seit Jahren eher schlecht und etliche arbeiten geradezu im Zustand der inneren Kündigung, die Fluktuation unter den Ehrenamtlichen ist hoch. Auch der Kantorin scheint vieles so ziemlich egal zu sein - andere Kollegen mit B- oder A-Examen würden mich ganz schön zur Schnecke machen, wenn ich mich als Seiteneinsteiger ohne Schein bei Orgelvertretungen in die Auswahl der Gemeindelieder einmischen und die Vorgaben ignorieren würde. Wenn freilich alle Vorgaben fehlen, besteht Handlungsbedarf, denn irgendwas sollte ja an der richtigen Stelle innerhalb der Liturgie stattfinden. Jetzt höre ich manchen im Geiste die Frage stellen, warum ich mir dann die Dienste noch aufs Auge drücken lasse. Meine ganz subjektive Antwort darauf: Grundsätzlich mache ich im Rahmen meiner Möglichkeiten diesen Job ganz gerne - und muss man das Schlechte in der Welt noch vergrößern, indem man sich einfach solchen Aufgaben verweigert? Vermutlich ist für das Abliefern von Dienst nach Vorschrift eine entsprechend gleichgültige Lebenseinstellung vonnöten - meines Vaters Sohn ist wohl für eine solche Mentalität nicht geschaffen. Dumm aber auch.

LG von Rheinkultur
 
Bei ungenügender Vorbereitungszeit könnte ich mir eine, vom Organisten vorgegebene, Auswahlliste an Liedern vorstellen.

Ja, vorstellen können wir uns das schon. Aber da treffen wir auf das Faktum, dass in vielen ev. Landeskirchen und in den kath. Bistümern sowieso der Pfarrer juristisch das letzte Wort bei der Liedauswahl hat (vielleicht geht es bei Euch in Österreich da ein wenig liberaler zu?). Und Gebrauch machen tun davon nach meiner Erfahrung am ehesten die unsichere Kantonisten unter Geistlichen, denen die Kirchenmusik zwar herzlich gleichgültig ist, die aber keinerlei Zweifel an der Hierarchie und den damit verbundenen Befugnissen aufkommen lassen wollen.
 
Hm, meine Mama ist auch nebenberufliche Organistin und da wird es eigentlich immer so gemacht, dass der Pfarrer vor der ersten Messe den Zettel für die beiden Gottesdienste rauslegt.
Kann mich nicht erinnern, dass das jemals ein Problem gewesen wäre.
Allerdings hat meine Mutter echt Routine.
Lieder hat sie noch nie daheim geübt.
LG,
NaMu
 

Hm, meine Mama ist auch nebenberufliche Organistin und da wird es eigentlich immer so gemacht, dass der Pfarrer vor der ersten Messe den Zettel für die beiden Gottesdienste rauslegt.
Kann mich nicht erinnern, dass das jemals ein Problem gewesen wäre.
Es kommt eben auf den Einzelfall an. Wenn die Pfarrer erfahren, wer für den Orgeldienst eingeteilt ist und klar ist, dass die musikalischen Aufgaben souverän erledigt werden, ist das natürlich kein Problem. Allerdings weiß ich von den hauptamtlichen Kirchenmusiker(inne)n, dass sie mitunter stattliche Listen abtelefonieren müssen, bis alle vakanten Dienste besetzt sind. Und wenn von den Vertretungen jemand abspringt, geht die Sucherei wieder von vorne los. In meinen überregionalen berufsmusikalischen Bekanntenkreisen ist das eigentlich der Regelfall. Zwischen soundsovielen Vertretungskandidaten wählen können die wenigsten - mancherorts wird alles auf die Orgelbank gelassen, was nicht bei Drei auf den Bäumen und irgendwie wenigstens manualiter zum Orgelspiel befähigt ist. Dafür gibt es doch wohl plausible Erklärungen, warum es so ist, wie es ist...!

LG von Rheinkultur
 
Meine Mama spielt jeden Sonntag beide Gottesdienste (plus abends die Andacht). Du könntest recht haben, Rheinkultur, daran liegt es wohl. Für die Pfarrer eigentlich sehr praktisch...
Weil ich es nicht anders kenne, dachte ich, das sei überall so.
 
Meine Mama spielt jeden Sonntag beide Gottesdienste (plus abends die Andacht).
Die dazu erforderlichen Fertigkeiten muss sie irgendwo her haben. Musikfachliche Kompetenz erlangt man durchaus auch ohne ein ausgesprochenes Kirchenmusikstudium, das ich selber auch nie absolviert habe. Deshalb habe ich mehreren A- und B-Stelleninhabern im Bekanntenkreis zu verschiedenen Gelegenheiten meine Situation geschildert und gefragt, ob der Erwerb irgendwelcher Kirchenmusik-Zertifikate und -Abschlüsse meiner Wenigkeit beruflichen Rückenwind geben könne. Von meiner Seite aus gibt es Diplomabschlüsse und sonstige Hochschulgrade in den Studienrichtungen Komposition, Musiktheorie und Klavier in schriftlicher Form und jahrzehntelange Berufserfahrung in allen diesen Disziplinen plus Ensembleleitung, wissenschaftliche Veröffentlichungen und vieles andere im belegbaren Angebot. Reaktion meiner Ansprechpartner ohne Ausnahme, diese Qualifikation sei in den meisten Disziplinen einem A-Musiker vergleichbar oder höher - sich für einen zusätzlichen C-Schein nochmals hinten anzustellen sei schlicht und ergreifend lächerlich, auch wenn logischerweise bei Orgelliteraturspiel, Kirchenmusikgeschichte und religionswissenschaftlichen Kenntnissen genügend Luft nach oben sei, was ich nie bestreiten würde. Dazulernen und sich weiter entwickeln dürfte bis ans Ende von Musiziertätigkeit und/oder Lebenszeit nicht verkehrt sein.

@Nachtmusikerin: Hat Deine Mama Musik oder musikverwandte Fächer studiert und/oder sich in entsprechender Eigenschaft neben der Übernahme ihrer Organistendienste betätigt?

LG von Rheinkultur
 
Natürlich meine ich Mariazell. :-)
Allerdings wird das keine Wallfahrt,
sondern ein Besuch bei meinen Eltern.
 
Sie hat die C-Prüfung abgelegt und davor schon länger im Gottesdienst gespielt. Ich glaube, sie war 14, als sie damit angefangen hat.
B-Prüfung hätte sie auch noch gerne gemacht, aber dann kam ich dazwischen....
 
Sie hat die C-Prüfung abgelegt und davor schon länger im Gottesdienst gespielt. Ich glaube, sie war 14, als sie damit angefangen hat.
B-Prüfung hätte sie auch noch gerne gemacht, aber dann kam ich dazwischen....
Habe ich mir gedacht. Bei den meisten hauptamtlichen Kirchenmusikern sah der berufliche Werdegang bis zu den frühen Zwanziger-Lebensjahren in etwa so aus. Entweder war die fachliche Eignung für höhere Kirchenmusik-Abschlüsse bei ihr gegeben oder sie hat sich ihre entsprechend guten Kenntnisse und Fertigkeiten durch langjährige Berufspraxis angeeignet. Da käme wohl kaum einer auf die lächerliche Idee, an irgendwelchen nicht mehr abgelegten Prüfungen Jahre später noch Anstoß zu nehmen. Sicheres Begleiten des Gemeindegesangs dürfte da selbstverständlich sein.

LG von Rheinkultur
 

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