Es reicht! Es reicht wirklich!

Eine Gemeinschaft des Glaubens, was aber nicht zwingend eine Gleichschaltung des Denkens, zumal in organisatorischen Dingen beinhaltet, oder Angepassheit, Karrierismus fördert.
 

Denke auch, das ist der Punkt. Äpfel und Birnen. In den protestantischen Kirchen wirken Gleiche unter Gleichen. Da bildet sich niemand ein, durch Salbung, Handauflegung, apostolische Sukzession und ähnlichen Hokuspokus eine theologisch herausragende Position einzunehmen. Das Sagen hat eh der gewählte Kirchenvorstand, und das sind viele.

Ich wurde in den 80er Jahren als Jugendliche mit 14 DM pro "Einsatz" bezahlt. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es irgendwann eine Mark mehr. Die Vergütung entsprach meiner belegbaren Qualifikation (keine) und war mehr als OK. Hochzeiten wurden mit den Hochzeitenden frei verhandelt. Wenn die Pfarrerin oder der Pfarrer (Ehepaar) aus irgendwelchen Gründen die Lieder nicht rechtzeitig zum GD durchgegeben haben, nahmen sie halt gängige Choräle.

Mein Bruder war auch ewig lang Organist und mein "Onkel" (1000mal besser und mit allen Scheinen ausgestattet) ebenso. Die Erfahrung dreier nebenamtlicher Organisten in mehr als drei verschiedenen prot. Gemeinden: Die unterstellte "Frontenbildung" = Fehlanzeige. Von "Hierarchie" oder gar "Druck" keine Spur, im Gegenteil.

Die einzige Zumutung war der Wegfall der hauptamtlichen Küsterinnenstelle (die altbewährte Dame hatte wegen Eheschließung mit einem hochbetagten Katholiken gekündigt; der sah es nicht gern, dass sie sich mit den Ketzern umgab). Ihre nebenberufliche Nachfolgerin war zu schlicht gestrickt, um die Glocken rechtzeitig zu läuten/abzustellen. Bis sie es verstanden hatte, sollte die Organistin die Glocken bedienen...
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Wie das dauerhaft gelöst wurde, habe ich nicht mehr mitbekommen, ich begann eh mit dem Studium. :heilig::lol:
 
Davon hat ja nun oben kein Mensch geredet. Natürlich gibt es nebenberufliche Tätigkeit; ich kenne auch jemand, der 6 Arbeitsverhältnisse als Organist kombiniert und davon lebt. Aber sehr viele Organisten in den kleinen Gemeinden arbeiten eben ehrenamtlich und ohne Tarifvertrag. Das zu leugnen, ist "ziemlicher Quatsch".

Gesetz über die Kirchenmusik in der Evangelischen Landeskirche Bayern §2:

"Der Dienst der Kirchenmusik gliedert sich in hauptamtliche, nebenamtliche und ehrenamtliche Dienste. [...] Kirchenmusikalische Leitungsaufgaben können auch ehrenamtlich wahrgenommen werden."

(Den Begriff nebenamtlich habe ich oben kolloquial, nicht terminologisch verwendet und habe das inzwischen korrigiert)
Das sagt ja nun nichts über die tatsächlichen Verhältnisse aus. Hier oben im Norden (ich meine die ev.-luth. Landeskirchen Hannover, Oldenburg, Bremen etc.) hat so ziemlich jede Kirchengemeinde einen nach Tarif bezahlten Kirchenmusiker, mal mit weniger mal mit mehr Stunden (wenn man z.B. neben dem Orgelspiel auch noch einen Chor und ein Instrumentalensemble leitet kommen da schnell 12 oder mehr Wochenstunden zusammen). Ich kenne hier nur ganz vereinzelte Gemeinden, die keinen fest angestellten Kirchenmusiker haben - und wenn, dann liegt das eher daran, dass es nicht genügend Interessenten gibt. Die Begriffe haupt- und nebenamtlich sind auch längst durch haupt- und nebenberuflich ersetzt worden (falls das von Dir zitierte Gesetz noch aktuell ist, dann hinkt Bayern da wohl etwas hinterher).

Um auch mal eine Zahl zu nennen, was man so verdient: ein Hauptgottesdienst inklusive Vorbereitungszeit wird je nach Landeskirche und Kirchenkreis mit um die 50 € vergütet (C-Prüfung vorausgesetzt, ohne Prüfung gibt es etwas weniger). Das ist nicht viel, wenn man sich adäquat vorbereitet. Spielt man aber alles mehr oder weniger vom Blatt, ist es allerdings auch nicht gar so wenig. Man vergleiche das z.B. mal mit den Verdienstmöglichkeiten von Instrumentallehrern.
 
Um auch mal eine Zahl zu nennen, was man so verdient: ein Hauptgottesdienst inklusive Vorbereitungszeit wird je nach Landeskirche und Kirchenkreis mit um die 50 € vergütet (C-Prüfung vorausgesetzt, ohne Prüfung gibt es etwas weniger). Das ist nicht viel, wenn man sich adäquat vorbereitet. Spielt man aber alles mehr oder weniger vom Blatt, ist es allerdings auch nicht gar so wenig. Man vergleiche das z.B. mal mit den Verdienstmöglichkeiten von Instrumentallehrern.

Ich finde auch, dass man in den evangelischen Kirchen vor allem im Norden angemessen vergütet wird. (Im Gegensatz zu den Katholiken). Allerdings erst, sobald man mindestens eine D-Prüfung abgelegt hat. So ganz ohne Schein habe ich in meiner Anfangszeit die Häfte bekommen, von dem was ich jetzt mit C-Schein bekomme.

Die Erfahrung, dass viele fest angestellt sind, kann ich aber nicht teilen. Wir haben hier so einige, die immer von einer Kirche in die andere tingeln. Auch die, die jeden Sonntag in der gleichen Kirche spielen, haben meistens keinen Tarifvertrag. Anders ist das, wenn sie eben auch noch den Chor der Gemeinde leiten, aber davon haben wir hier nicht wirklich viele.
 
Man sollte meinen die gute Frau hätte mittlerweile dazugelernt. Hatte sie auch mal -- für einen begrenzten Zeitraum, der allerdings nicht sonderlich lang war. Heute morgen halb zehn habe ich Lieder bekommen, für morgen und übermorgen. Ich habe nicht einmal Lust da hinzufahren und den GD zu spielen:konfus:. Ich nerve sie seit Mittwoch damit, mal ganz davon abgesehen, dass sie weiß , dass mich so etwas nervt. Nicht dass ich's so nicht können würde, die Adventslieder sind eh jedes Jahr die selben, es geht mir um's Prinzip (mal ganz davon abgesehen, dass mein Leben nicht nur aus Orgelspielen besteht). Aber sie hatte ja soo viel zu tun und bittet dann auch noch um Verständnis:konfus:

Sorry, das muss nochmal sein.
 
Aber sie hatte ja soo viel zu tun und bittet dann auch noch um Verständnis

Wenn sie das nebenberuflich macht und eben im Hauptberuf "soo viel zu tun hat", kann sie dafür Verständnis erwarten.

Wenn die Lieder bei ihr so weit hinten auf der Prioritätenliste stehen, wird es wohl nicht so viel ausmachen, wenn die Organistin nicht auf alle Liedwünsche eingeht, sondern auch mal was anderes spielt.
 
Wenn sie das nebenberuflich macht und eben im Hauptberuf "soo viel zu tun hat", kann sie dafür Verständnis erwarten.

Wenn die Lieder bei ihr so weit hinten auf der Prioritätenliste stehen, wird es wohl nicht so viel ausmachen, wenn die Organistin nicht auf alle Liedwünsche eingeht, sondern auch mal was anderes spielt.

Wenn sie das nebenberuflich macht, hätte ich vermutlich auch Verständnis, aber sie ist nunmal hauptberuflich Pastorin und zu diesem Beruf gehört nun einmal auch, Lieder für den GD auszusuchen, wenn man diese Aufgabe nicht den Organisten überlassen will.

Ich finde es eben ziemlich anstrengend, dass sie zum einen unbedingt selbst die Lieder aussuchen will, es dann aber erst auf den letzten Drücker macht.
 
Lanka Divore, ich kann sehr gut verstehen, dass Du Dich darüber aufregst. In unserer Landeskirche ist es so geregelt, dass man als Kirchenmusiker spätestens am Donnerstagabend die Lieder haben muss. Und was ist? Heute ist Samstag und ich habe noch nicht die Lieder für morgen mitgeteilt bekommen, wo ich in 3 Gemeinden Orgel spiele (2 unterschiedliche Pastoren). Und wenn ich die Lieder heute haben will, muss ich vermutlich heute Vormittag die Pastoren anrufen. Wenn man dann ab und zu danebengreift, weil man kaum Zeit zum üben hatte, denken die Gottesdienstbesucher nicht, dass das evtl. am Pfarrer liegen könnte.
 
Auch auf die Gefahr hin, das ich mich wiederhole: wäre es nicht angebracht, sich vertieft mit der Harmonielehre zu befassen, und dabei das Neugelernte gleich intensiv auf der Orgel einzuüben, um vor "bösen Überraschungen" in jeder Hinsicht gewappnet zu sein? Wieviel Nerven kostet euch denn dieser Nebenjob, wieviel Energie, die ihr ganz sicher anders sinnvoller brauchen würdet!
Natürlich ist dieses Ziel nur mittel-und langfristig zu erreichen, aber m.E. unumgänglich, wenn man Freude haben will am Organistenjob und Zeit, vernünftige Literatur oder auch Improvisation zu üben (ja, auch die muss man zu Beginn trainieren). Nehmt euch doch jeden Tag mal 1 bis 3 fremde Lieder vor und harmonisiert die frei, nur für euch allein. Grundlage ist natürlich die Kadenz. Hauptsache ist, dass ihr glatt durchkommt, auch wenn zu Beginn die Harmonien vielleicht etwas eintönig klingen. Je mehr ihr in die Harmonielehre eingedrungen seid und euch an guten Beispielen aus dem Instant-Bereich orientiert habt, umso besser, klangvoller und schneller geht das: dann kann euch so schnell nichts mehr überraschen. Als "Stützräder" könnt ihr euch doch fix ein paar Akkordsymbole, oder was auch immer, mit Bleistift über die Noten schreiben. Nur eines würde ich mir nicht antun: Als Liedspielsklave abhängig zu sein von irgendwelchen Pastoren, die den Organistendienst so gering achten, dass sie nicht einmal einen dämlichen Liedplan rechtzeitig herausgeben, wenn sie schon meinen, selbst die Pläne schreiben zu müssen. Auch hier läge eine Zuständigkeit bei einem qualifizierten Organisten, der den theologischen Kerngedanken des Gottesdienstes mit den entsprechenden Choralstrofen beantworten kann. Dazu gibt es aber auch Werkbücher als Arbeitshilfen. Also: üben statt zittern und ärgern.
 
Auch auf die Gefahr hin, das ich mich wiederhole: wäre es nicht angebracht, sich vertieft mit der Harmonielehre zu befassen, und dabei das Neugelernte gleich intensiv auf der Orgel einzuüben, um vor "bösen Überraschungen" in jeder Hinsicht gewappnet zu sein?

Du hast schon recht: Improvisation gehört zur organistischen Grundausbildung.
(Und Orgellehrer, die beim Anfängerunterricht auf die Grundlagen der Improvisation verzichten, sind schlicht verantwortungslos.)

Aber zum Thema:
Auch wer sich vertieft mit der Harmonielehre befaßt hat, erzielt in aller Regel ein besseres Ergebnis, wenn er die Lieder vor dem Gottesdienst mal durchgefummelt hat. Es geht auch nicht nur ums Begleiten mit irgendwelchen halbwegs passenden Harmonien, sondern auch um anständig gemachte Vorspiele, die Lust aufs Singen machen.
Und auch wer in der Lage ist, sich ohne Vorbereitung durch einen Gottesdienst durchzuimprovisieren, tut gut daran, die anstehenden Lieder immer wieder mal sorgfältig vorzubereiten.

Und da würde ich dem Pastor/der Pastorin eine klare Ansage machen: Ab Mittwoch übe ich die Lieder für Sonntag. Entweder die, die mir mitgeteilt wurden, oder die, die ich für angemessen halte.
Im letzteren Fall darf der Pastor dann immerhin noch spontan aussuchen, welche Strophen er gerne hätte. (Auf Wunsch bekommt er die Lieder sogar schon vorher mitgeteilt.)

... und zu diesem Beruf gehört nun einmal auch, Lieder für den GD auszusuchen, wenn man diese Aufgabe nicht den Organisten überlassen will.
Wenn die Lieder nicht rechtzeitig ausgesucht werden, ist das auch eine klare Ansage, und die lautet: Die Lieder sind mir nicht wichtig, ich habe soo viel Wichtigeres zu tun. Ich würde also die Lieder selber aussuchen - oder mich an jemand wenden, der das für mich übernehmen kann.
 
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[Wenn man dann ab und zu danebengreift, weil man kaum Zeit zum üben hatte, denken die Gottesdienstbesucher nicht, dass das evtl. am Pfarrer liegen könnte.[/QUOTE]

Können wir uns darauf einigen, das Wort Pfarrer durch Merkwürden zu ersetzen?

Es grüßt der Pfarrersohn altermann
 

Zuletzt bearbeitet:
Ich kannte das zuerst als "Lehrers Kinder..." :konfus:, kenne auch etliche gutgeratene Pfarrerskinder. Kommt immer drauf an, was der Mund des Volkes darunter versteht...
 
Zumindest war bei meiner Prüfung Improvisation so gut wie verboten.

Kann sein, dass die das ein Jahr später geändert haben, als "Orgelbuch kreativ" als weiteres Material erlaubt wurde.
 
Wo gibt es noch C-Kurse, in denen Improvisation außen vor bleibt?

Also ich musste überhaupt nichts improvisieren. Mein Orgellehrer hat wirklich versucht, mir das beizubringen, aber das einzige was ich hinbekomme sind Intonationen für Choräle und selbst die muss ich vorher mal üben:-D. Harmonisieren dagegen ist kein Problem, das bekomme ich hin, war in der Prüfung auch gefordert.
 

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