Oberdämpfermechanik ausbauen

st_w

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13. März 2017
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Hallo,

ich habe mir heute interessehalber ein Klavier angesehen, das in der Nähe verschenkt wird. Dabei wollte ich natürlich auch einen Blick ins Innere werfen, da die Beurteilung von außen ja nur sehr beschränkt bzw. eigentlich gar nicht möglich ist. Der Deckel, die obere und untere Frontplatte sowie die Tastenklappe und die kleine Leiste bei der Klaviatur ließen sich wie gewohnt herausnehmen und waren nur durch simple Verriegelungen gesichert und sonst gesteckt. Soweit so gut - einiges kann man da ja auch schon sehen. Ein Bild in diesem Zustand habe ich angehängt (ein besseres habe ich leider nicht). Nun zum Problem:
Ich hätte weiters auch gerne die Mechanik herausgenommen oder nach vorne gekippt um bessere Sicht auf die Hämmer, Dämpfer sowie Resonanzboden, Gussrahmen und (Diskant)Steg zu haben. So wie ich das bei Unterdämpfern kenne steht die Mechanik auf zwei Schrauben/Bolzen und ist dann oben noch mit Schrauben befestigt. Bei Oberdämpfern scheint das hingegen anders gelöst zu sein. Oben links und rechts befanden sich zwei Verriegelungen (die Rechte ist am Bild zu sehen), unten ist die Mechanik jedoch scheinbar fest verleimt. Jedenfalls bewegte sich allein durch Öffnen der oberen Verriegelungen noch nichts und ich sah keine Möglichkeit die Mechanik herauszunehmen. Meine Frage:
Wie kann man bei Oberdämpfern im Allgemeinen oder eventuell - falls man auf dem Bild etwas erkennen kann - bei diesem Modell die Mechanik ordnungsgemäß ausbauen?

Der Hersteller des Klaviers ist übrigens "Sachter & Co., Berlin" - leider konnte ich dazu nichts genaueres finden.

Vielen Dank wieder einmal für Eure Ratschläge!
 

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Normalerweise sind dann unten Holzelemente in dreieckiger Form verbaut, auf denen die Mechanik steht und positioniert wird.
Könnten aber auch Dübel sein
 
Ich kann dir zwar nicht helfen, aber für geschenkt sieht das doch sehr sauber aus:super:

Und dem geschenkten Klavier schaut man nicht hinter die Mechanik...
oder so ähnlich.
Wie immer liegt der Teufel im Detail (siehe Bilder), und da kommen schon ein paar Sachen zusammen wenn man Zeit hat sich das Instrument genauer anzuschauen (was glücklicherweise gar kein Problem war - die Eigentümer waren sehr freundlich). Da wäre z.B. der Basssteg, der einige Risse aufweist, dann die Dämpferfilze, in denen sich Motten eingenistet haben/hatten und auch im Stimmstock sind ein paar Risse, deren Bedrohlichkeit ich zwar nicht beurteilen kann, aber wohl auch nicht unbedingt ein gutes Zeichen sind. Die Stimmung hielt aber bis auf eine einzige Taste ziemlich gut für die Tatsache, dass es lt. Eigentümerin in den 90ern zuletzt gestimmt wurde, und auch bei der einen Taste saßen die Wirbel noch relativ fest, soweit ich das mit dem Stimmhammer ausprobiert habe. Und dann wären da natürlich auch noch die optischen Problemchen: die Kunststoff-Tastenbeläge sind unrettbar hinüber (viele Risse) und das Äußere wurde einmal schwarz gestrichen.
Also da wäre schon noch einiges zu tun - und außerdem ist es ein Oberdämpfer.

Normalerweise sind dann unten Holzelemente in dreieckiger Form verbaut, auf denen die Mechanik steht und positioniert wird.
Könnten aber auch Dübel sein
Danke für die Beschreibung. Mangels Erfahrung kann ich mir das zwar nur begrenzt vorstellen (ein Foto oder eine Illustration wären toll) aber dreieckige Elemente wären mir bei diesem Modell nicht aufgefallen - wie wären denn die befestigt? Es sah danach aus als ob das eine Platte wäre, die eventuell sogar unter die Tastatur reichte. Nach unten waren links und rechts zumindest jeweils eine Schraube. Die Platte/das Brett hebte sich minimal wenn man an der Mechanik oben mit leicher Kraft anzog. Links und rechts gleich hinter den Backen seitlich war noch so ein kleines Plättchen/Bäckchen angeschraubt.
Vielleicht kannst Du oder jemand anderer, der sich auskennt, mit der Beschreibung etwas anfangen :-)
 

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Hallo,

ich habe mir heute interessehalber ein Klavier angesehen, das in der Nähe verschenkt wird. Dabei wollte ich natürlich auch einen Blick ins Innere werfen, da die Beurteilung von außen ja nur sehr beschränkt bzw. eigentlich gar nicht möglich ist. Der Deckel, die obere und untere Frontplatte sowie die Tastenklappe und die kleine Leiste bei der Klaviatur ließen sich wie gewohnt herausnehmen und waren nur durch simple Verriegelungen gesichert und sonst gesteckt. Soweit so gut - einiges kann man da ja auch schon sehen. Ein Bild in diesem Zustand habe ich angehängt (ein besseres habe ich leider nicht). Nun zum Problem:
Ich hätte weiters auch gerne die Mechanik herausgenommen oder nach vorne gekippt um bessere Sicht auf die Hämmer, Dämpfer sowie Resonanzboden, Gussrahmen und (Diskant)Steg zu haben. So wie ich das bei Unterdämpfern kenne steht die Mechanik auf zwei Schrauben/Bolzen und ist dann oben noch mit Schrauben befestigt. Bei Oberdämpfern scheint das hingegen anders gelöst zu sein. Oben links und rechts befanden sich zwei Verriegelungen (die Rechte ist am Bild zu sehen), unten ist die Mechanik jedoch scheinbar fest verleimt. Jedenfalls bewegte sich allein durch Öffnen der oberen Verriegelungen noch nichts und ich sah keine Möglichkeit die Mechanik herauszunehmen. Meine Frage:
Wie kann man bei Oberdämpfern im Allgemeinen oder eventuell - falls man auf dem Bild etwas erkennen kann - bei diesem Modell die Mechanik ordnungsgemäß ausbauen?

Der Hersteller des Klaviers ist übrigens "Sachter & Co., Berlin" - leider konnte ich dazu nichts genaueres finden.

Vielen Dank wieder einmal für Eure Ratschläge!

Gute Frage.
Stand auch mal vor Jahren vor diesem Problem. Konnte es nicht lösen. Die Mechanik ging nicht raus. Habe das Gelump der alten Dame durchgestimmt und mich freundlich verabschiedet.
Gibt es hier jemand, der das Geheimnis lüften kann?
 
Das zieht man nachdem man ein paar Schrauben gelöst hat inclusive Klaviatur noch vorne raus ...
 
man nimmt unten , in der Mitte und oben ein paar Tasten heraus, schraubt die Schrauben heraus und zieht die gesamte Mechanik mit samt der tastatur heraus....ach ja, die Riegel an der Mechanik auch noch entsperren. Und, mitunter ist es auch garnicht so unvorteilhaft die Schloßleiste vorher abzuschrauben - so sie nicht gerade mit der ganzen Mechanik vereint wäre :-D

LG
Henry
 
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Und dann wären da natürlich auch noch die optischen Problemchen: die Kunststoff-Tastenbeläge sind unrettbar hinüber (viele Risse) und das Äußere wurde einmal schwarz gestrichen.

Das optische ist so nebenher - aber der Baßsteg ist schon mal im A****. Da brauchts n neuen Doppel. Jetzt schau Dir erst einmal die Gußplatte an , nachdem Du die Mechanik raus hast.....wenn die irgendwo n Riß oder Bruch hat - vergiß es, dann ist das Instrument definitif unstimmbarer Schrott.

LG
Henry
 
man nimmt unten , in der Mitte und oben ein paar Tasten heraus, schraubt die Schrauben heraus und zieht die gesamte Mechanik mit samt der tastatur heraus....ach ja, die Riegel an der Mechanik auch noch entsperren. Und, mitunter ist es auch garnicht so unvorteilhaft die Schloßleiste vorher abzuschrauben - so sie nicht gerade mit der ganzen Mechanik vereint wäre :-D
Danke für Deine Beschreibung. Tasten herausnehmen hab ich kurz versucht, aber dann bleiben lassen. Wie funktioniert das, wenn die Mechanik drauf sitzt? Dieses Klavier hatte keine Piloten, auf denen das Hebeglied quasi drauf liegt, sondern da war eine Kerbe in der Taste wo ein Verlängerungsstab drin steckte, der zum Hebeglied reichte (vielleicht kann man das am Foto im ersten Beitrag erkennen). Ich schaffte es nicht einmal diesen Stab aus der Kerbe zu bringen da die Kerbe tiefer war als sich der Stab samt Hebeglied nach oben bewegen ließ. Wie schafft man es da die Taste so weit nach oben zu bewegen, dass sie über den Waagebalkenstift (und Vorderstift) kommt? Geht sich das etwa mit der Schieflage aus wenn man vorne anhebt? Ich habe es auch nicht lange versucht. Vermutlich hatte ich aber einfach nicht den richtigen Dreh raus. :denken:

Das optische ist so nebenher - aber der Baßsteg ist schon mal im A****. Da brauchts n neuen Doppel. Jetzt schau Dir erst einmal die Gußplatte an , nachdem Du die Mechanik raus hast.....wenn die irgendwo n Riß oder Bruch hat - vergiß es, dann ist das Instrument definitif unstimmbarer Schrott.
Danke für die Einschätzung. Es war in erster Linie das Anschauen und Probieren des Instruments das mich einfach reizte - ich als interessierter Laie sehe ja nicht tagtäglich in verschiedenste Klaviere hinein so wie ihr als Profis. Wenn es gut gewesen wäre hätt ich es wohl genommen, so wohl eher nicht. Da ich die Mechanik nicht heraus bekommen habe, habe ich mir die Gussplatte leider noch nicht anschauen können.
 
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Danke für Deine Beschreibung. Tasten herausnehmen hab ich kurz versucht, aber dann bleiben lassen. Wie funktioniert das, wenn die Mechanik drauf sitzt? Dieses Klavier hatte keine Piloten, auf denen das Hebeglied quasi drauf liegt, sondern da war eine Kerbe in der Taste wo ein Verlängerungsstab drin steckte, der zum Hebeglied reichte (vielleicht kann man das am Foto im ersten Beitrag erkennen). Ich schaffte es nicht einmal diesen Stab aus der Kerbe zu bringen da die Kerbe tiefer war als sich der Stab samt Hebeglied nach oben bewegen ließ. Wie schafft man es da die Taste so weit nach oben zu bewegen, dass sie über den Waagebalkenstift (und Vorderstift) kommt? Geht sich das etwa mit der Schieflage aus wenn man vorne anhebt?.

Ja, einfach vorn hochziehen und hinten anpacken bis sie draußen ist, dann die Tangente aus der Taste entfernen - geht bei diesen Konstruktionen ned anders. Anders kimmst an die Schrauben ned ran. Wenn mal n Klavierbauer nett war, hat er die Schrauben auf den Tasten markiert - ist aber in der Mitte meist beim d1 + rechts und links. Das die Mechanik dabei bewegt wird ist normal - wichtiger ist daß man die Waageblagenstifte ned verbiegt.

LG
Henry
 

aber der Baßsteg ist schon mal im A****. Da brauchts n neuen Doppel.

Nicht unbedingt. Sieht zwar wild aus, kann aber noch jahrelang halten. Merkt man am besten,wenn man sich die betreffenden Tasten genauer anhört. Zittert der Ton oder klingt der irgendwie anders? Bei einem Oberdämpfer ein neues Stegdoppel anfertigen ist meiner Meinung nach weit über das Ziel hinaus geschossen. Das lässt man so. Oder macht eine komplette Generalüberholung. Aber die ist erst recht über das Ziel hinaus....

Mechanik raus nehmen: die beiden Backen seitlich kommen meist mit der Tastatur zusammen raus, die muss man oft nicht extra los schrauben. Sogar die Zierleiste (Schlossleiste) ist manchmal fest an der Tastatur. Aber da würde ich von unten schauen, ob man die los schrauben kann.
 
Der Hersteller des Klaviers ist übrigens "Sachter & Co., Berlin" - leider konnte ich dazu nichts genaueres finden.
Die „Pianofabrik“ „Sachter & Co“, Berlin, Friedrichstraße, später Oranienburger Straße, war keine Pianofabrik, obwohl sie sich in ihren Prospekten so bezeichnete. Die Pianohandlung, die 1909 vom Verband Deutscher Klavierhändler ermahnt wurde, der „Klavierschleuderei nach berühmten Muster“ Einhalt zu gebieten, bot ein 1,34 m hohes Pianino an, „das als Flügel-Piano Modell Germania" bezeichnet wurde.
Die Pianohandlung wurde 1900, nach anderen Angaben 1906 gegründet und bestand bis etwa 1930.
Lieber Gruß Dieter
 
man nimmt unten , in der Mitte und oben ein paar Tasten heraus, schraubt die Schrauben heraus und zieht die gesamte Mechanik mit samt der tastatur heraus....ach ja, die Riegel an der Mechanik auch noch entsperren. Und, mitunter ist es auch garnicht so unvorteilhaft die Schloßleiste vorher abzuschrauben - so sie nicht gerade mit der ganzen Mechanik vereint wäre :-D

LG
Henry

Wieder was gelernt, dank Henry
 
Ja, einfach vorn hochziehen und hinten anpacken bis sie draußen ist, dann die Tangente aus der Taste entfernen - geht bei diesen Konstruktionen ned anders. Anders kimmst an die Schrauben ned ran. Wenn mal n Klavierbauer nett war, hat er die Schrauben auf den Tasten markiert - ist aber in der Mitte meist beim d1 + rechts und links. Das die Mechanik dabei bewegt wird ist normal - wichtiger ist daß man die Waageblagenstifte ned verbiegt.

LG
Henry

Und das Alles ohne Brechstange?
Ach bin ich froh, dass mir dieser Oberdämpfer-Müll erspart wurde. Wenn jemand mit Oberdämpfer bei mir angefragt hat, dann war ich immer am Intonieren irgendwelcher Pfeifen für Wochen ausgebucht. Habe meine Kasse mit Klavier aufgefüllt, aber mein Herz gehört der Orgel. Auch da gibt es Schrotthaufen.
Welch ein Glück, dass ich Rentner bin und morgen und auch weiterhin aufstehen darf, wenn der Nachttopf randvoll ist :-D

Lieber im Stuhl eingeschlafen, als im Schlaf eingestuhlt
 
Die „Pianofabrik“ „Sachter & Co“, Berlin, Friedrichstraße, später Oranienburger Straße, war keine Pianofabrik, obwohl sie sich in ihren Prospekten so bezeichnete.

Wahrscheinlich das selbe wie Carl H.Hintze Berlin. Gibt zahlreieche OD Klaviere diesen Namens, nur eine Pianofortefabrik dessen ist mir auch auch historischer Literatur nicht bekannt. Diese sind sich vom Konstruktionsaufbau auch der Marke des TE verdammt ähnlich.

LG
Henry
 
Bei einem Oberdämpfer ein neues Stegdoppel anfertigen ist meiner Meinung nach weit über das Ziel hinaus geschossen. Das lässt man so. Oder macht eine komplette Generalüberholung. Aber die ist erst recht über das Ziel hinaus....

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Ja geh her.....genau so gut könnt man auch sagen: "Menschen welche das Rentenalter überschritten haben, bekommen keine Kassenleistungen mehr - lohnt sich nimmer, bringt nix ein" :-D

Ich meine, auch Oberdämpfer haben das Recht auf überholungen :rauchen:

LG
Henry
 
Die „Pianofabrik“ „Sachter & Co“, Berlin, Friedrichstraße, später Oranienburger Straße, war keine Pianofabrik, obwohl sie sich in ihren Prospekten so bezeichnete. Die Pianohandlung, die 1909 vom Verband Deutscher Klavierhändler ermahnt wurde, der „Klavierschleuderei nach berühmten Muster“ Einhalt zu gebieten, bot ein 1,34 m hohes Pianino an, „das als Flügel-Piano Modell Germania" bezeichnet wurde.
Die Pianohandlung wurde 1900, nach anderen Angaben 1906 gegründet und bestand bis etwa 1930.
Danke für die Recherche! Klingt also eher nach minderer Qualität, wenn ich deine Beschreibung so lese. Wer die Klaviere eigentlich gebaut hat bzw. wo sie gebaut wurden weiß man wohl nicht, nehme ich an?
Beim anschauen hatte ich übrigens mehrere (Serien?)Nummern innen gefunden:
Auf der untersten Taste der Klaviatur war "8613" eingeprägt, auf der Mechanik war "10815" eingeprägt und auf der Tastenklappe "10915". Auf dem Resonanzboden bzw. auf der Gussplatte habe ich nichts entdeckt, aber wie gesagt hatte ich da auch keine gute Sicht darauf, da ich ja die Mechanik nicht herausbrachte.
 

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