"Gewichtspiel" und "lockere" Hand

Wird / wurde in eurem Unterricht die grob beschriebene Spieltechnik besprochen und gelehrt?


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    54
Tja, und welchen Sinn hatte dieser ach so tolle Unterrichtsinhalt dann, wenn Du es anschließend nicht umsetzen kannst?
Gute Frage. Mit entsprechend guter Anweisung ist der Effekt augenblicklich erkennbar. Das heißt aber nicht, dass man es nun gleich für jedes Stück einsetzen kann, besonders wenn man in den Grenzbereich kommt. Da muß man sich die Motorik Stück für Stück erarbeiten. Meine Erfahrung.
 
Ein weiterer, aus meiner Erfahrung ganz wichtiger Faktor beim Musizieren bzw. beim (klang)schönen Spiel: die Tagesform bzw. die Tageszeitform. Mal klappt es (besser), mal nicht/schlechter.

Gestern Abend habe ich mich an den Flügel gesetzt, in der Erwartung: Nach diesem (Arbeits)Tag wird wohl nichts Gescheites herauskommen. Interessanterweise wurde es besser als gedacht.

Insofern sollte man wohl öfter dem Ratschlag von @altermann im Beitrag 100 folgen.
 
den Einsatz von Schwung bei durchlässigen Gelenken, wobei im Schwung dosiert "Gewichte" eingesetzt werden.
dass auf jede Aktion sofort Entspannung folgen muss, sondern dass man das auch macht!
Genauso hat mir das @Stilblüte gezeigt unter Berücksichtigung der Lehren von F.M. Alexander...
Die Wirkung ist frappant und unmittelbar hörbar und spürbar. Es ist ein wunderbares Tasten/Finger-Gefühl; ein ähnliches wundervolles Gefühl der Leichtigkeit hatte ich bei Experiment 4 Stufe 3 in Rudolf Kratzerts "Technik des Klavierspiels".
Problem: Man muß lernen, so auch bei den schwierigeren Passagen zu verfahren.
(Jetzt muß ich mit knapp 60 :cry2:das lernen, was man heute 5, 10, 15-Jährigen beibringt. )

Es gibt viel zu tun:super:
 
Beide beschrieben EXTREME klingen nicht gut, oder?:denken:Ich habe verschiedene Beschreibungen präsentiert bekommen.Und meine erfahren zu haben, dass undurchlässige Gelenke keinen guten Klang produzieren, und zu wenig oder zu viel Körper- und auch Armtonus schädlich für Körper UND Klang sind. Mir hat eigentlich die Vorstellung geholfen, wie zum Beispiel eine Glocke oder Vibraphon am besten klingt. Starr draufhauen klingt hart, dämpft den Klang sogleich und führt zu keinem tragenden Ton. Unkontrolliert draufschlagen ergibt keinen gestalteten Ton.
Die Vorstellung vom Einsatz des ganzes Armes beeinhaltet für mich eine Vorstellung von Anstrengung. Schadet auch dem entspannten Spiel.:denken::-)

EDIT: Ich persönlich halte es für sehr wichtig, nicht zu sehr kognitiv ranzugehen, sondern zu erfühlen. Und ich finde rolfs Beschreibung gut. Sehr hilfreich finde ich auch Staccato üben. Und nach jedem schnellen kurzen Anschlag die kurze, schnelle Anspannung wieder herauszunehmen. Ganz toll klingt schnelles Staccato in leichtem Pedal. :-D
 
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Nö ich glaub nicht- klingt gut, funktioniert ohne Anstrengung. Vielleicht hast du es auch falsch verstanden? Was für ein Bild hast du denn von meinem Staccato? Vielleicht irritiert dich auch meine Wortwahl. Das Wort "Schwung" von Rolf ist vllt die bessere Beschreibung.
Habe es so gelernt bei einer Hochschudozentin mit 20 Jahren Erfahrung an der MuHo. Ist auch kühn, das aus der Entfernung zu beurteilen. So kenne ich das Forum:-D

EDIT: Wenn man bei sehr verschiedenen Lehrern Unterricht gehabt hat, weiß man, dass die Bandbreite an Arten, Staccato auszuführen, groß ist. Es gibt nicht nur eine Schule. Bei allen Instrumenten ist das so. Im Übrigen muss man beim Lesen daran denken, dass die Beschreibung vllt nicht ganz korrekt ist weil schwer in Worten auszudrücken. Die nächste Fehlerquelle liegt beim Leser, der versteht es eventuell wieder ganz anders. Ich habe völlig umgelernt, und das mit Erfolg. Mein Erfolg ist gute Klang, ökonomisches kraftsparendes Spiel und keine Probleme in Schnelligkeit und Dynamik.
Meine persönliche Meinung ist, das Klavierspielen mit Dosieren von Anspannung im Sinne von Tonus zu tun hat. Man kann es ökonomisch tun.

Manche Spielen mit langen Fingern, anderen machen eine schnelle "Einrollbewegung" der Finger.
Schwierig finde ich immer, etwas zu bewerten mit "falsch" oder "richtig".
 
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Auch meine Klavierlehrerin arbeitet, so, dass sie mir Arm oder Handgelenk wegschlägt. ( russische Methode). Ich finde das sehr anschaulich.
 
Schwierig finde ich immer, etwas zu bewerten mit "falsch" oder "richtig".
Das glaube ich Dir aufs Wort.

Wenn man nicht ausreichend Kenntnisse hat, um etwas fachkundig zu bewerten, findet man es schwierig, festzustellen, was falsch oder richtig ist. Ganz genau.

Um in pianotechnischer Hinsicht sagen zu können, was falsch oder richtig (ich sage stets lieber: unzweckmäßig oder zweckmäßig) ist, müsste man a) hinreichende Kenntnisse von Körperphysiologie und Physik haben und b) das, was man bei sich selber und bei anderen beobachtet, im Hinblick darauf richtig einordnen können.

Beides ist bei den allermeisten Klavierspielern, egal auf welchem Niveau, NICHT der Fall. In der Regel wird einfach nachgebetet, was man "gelernt" hat. Umso hartnäckiger, wenn derjenige, der es einem beigebracht hat, ein "Hochschuldozent" oder einer aus der "russischen Schule" ist.

Heutzutage kommt noch eine "Seuche" hinzu: Der Bullshit-Glaube, dass es "kein Falsch oder Richtig gäbe", sondern viele Wege nach Rom führten, jeder halt den für ihn individuell richtigen Weg finden müsse etc. BLAAA BLAAA BLAAA. Augenroll.
 
Ich kann dazu nur sagen, dass ich eben in Sachen Körperbewegungen/biomechanik/physiologie/Wahrnehmung einfach Expertin bin.
Deshalb kann ich das für mich sehr gut einordnen und natürlich dann auch einfacher umsetzen
 

(ich sage stets lieber: unzweckmäßig oder zweckmäßig)

Heutzutage kommt noch eine "Seuche" hinzu: Der Bullshit-Glaube, dass es "kein Falsch oder Richtig gäbe

Witzig. Im Grunde ist doch die zweite Aussage nur die Pervertierung der Ersten.
Hat man doch eigentlich oft. Einer stellt fest, dass ein Verhalten etc. zweckmäßig ist, gibt die Erkenntnis weiter und der nächste reißt es aus dem Kontext und macht eine Art Religion daraus.
 
Das stimmt!

Siehe z.B. auch Alexandertechnik und Feldenkrais.

Da haben welche empirisch was rausgefunden, was ihrer Meinung nach funktioniert.
Andere haben dann eine Religion draus gemacht.
Denn sowohl bei Alexandertechnik als auch bei Feldenkrais ist es nicht denkbar, dass vom Gründer der Methode aufgestellte Thesen von heutigen AT- oder FK-Lehrern falsifiziert werden.

Um keine "Religion" zu sein, müsste solch eine Methode einem ständigen Prozess von Revision unterworfen sein. Ist aber nicht der Fall.

Und bei Klavier-Technik-"Schulen" ist dies auch nicht selten der Fall.

Abby Whiteside beispielsweise war nicht so. Sie hat in späteren Zeiten andere Dinge gelehrt als anfangs und auch schriftlich festgehalten, was sie verworfen hat. (Ich finde dennoch einige ihrer frühen Dinge ausgesprochen interessant mal zu probieren.) Und sie hat teilweise gewagt, im Unterricht zum Schüler zu sagen: "Ja, ich erzähle Dir heute was anderes als letztes Mal, weil ich erkannt habe, dass das, was ich letztes Mal sagte, falsch war."

Egal ob nun alles "richtig" ist, was Whiteside vertreten hat oder ob man drauf "steht" - solch eine Grundhaltung finde ich großartig und vorbildlich.
 
Alexander hat über die ganzen Jahre seines Unterrichtens seine Methode ständig weiterentwickelt und verändert. Er hat mehrere Bücher und Texte im Laufe seines Lebens verfasst und einige seiner frühen Behauptungen später wieder verworfen.
 
Die guten Lehrer lernen F oder A und vermitteln dann das, was sie persönlich daraus machen. Falls du so jemanden noch nicht gefunden hast Hasenbein, musst du einfach noch weitersuchen.
 

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